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deuten Roosevelt, daß die Statue einen hervorragen­den Platz an der Esplanade der neuen Kriegsschule erhalten soll, soll inne gehalten und Freiherr von Sternburg um seine Meinung über diesen Punkt befragt werden. Dem Kriegsdepartement ist von der deutschen Botschaft der Entwurf der Denkmals­anlage zugegangen und es wird diesen nunmehr in Verbindung mit dem Plane der neuen Kriegsschule einer Prüfung unterziehen, damit eine vollkommene Harmonie mit der Umgebung hergestellt werden kann.

Berlin, 15. Jan. Nach einer Meldung aus Hamburg wurden zwei Brüder, die verdächtig sind, als Angestellte eines Kaufmanns in Harveste­hude 87 000 veruntreut zu haben, in Bielefeld verhaftet und nach Hamburg eingeliefert.

Berlin, 15. Jan. Das Berliner Tageblatt meldet aus Chicago: Der Theaterbrand ver­anlaßt, abgesehen von dem Strafverfahren, endlose Zivilprozesse. Bisher sind schon 350000 Doll, von den Angehörigen der Toten eingeklagt worden. Ferner werden die Direktoren des Theaters von der Chicagoer Stadtverwaltung Schadenersatz verlangen, weil sie die Spiel-Licenzen bezahlten, in denen der Passus enthalten war, daß das betreffende Lokal untersucht und feuersicher befunden worden sei. Es wird von Gesetzeswegen beabsichtigt, einen besseren Schutz gegen Feuerpanik durchzusetzen.

Berlin, 15. Jan. Wie der Lokal-Anzeiger aus Rom meldet, schildern Depeschen aus Monte­video die Lage im Staate Uruguay als bedenklich. Alle Geschäfte ruhten, die Blätter unterlägen der Censur. Sämtliche Hafenarbeiter streiken. 15 000 Mann seien in Montevideo kon­zentriert, um der befürchteten Revolution vorzubeugen. Die Regisrungstruppen hätten eine Niederlage er­litten und einen Verlust von 25 Toten und 45 Verwundeten gehabt.

Berlin, 15. Jan. Wie dem Berl. Tage­blatt aus Chicago berichtet wird, sind daselbst wegen ungenügender Feuersicherheit 15 Kirchen und eine Synagoge geschlossen worden.

Berlin, 15. Jan. Eine heute in Leipzig abgehaltene Arbeitslosenversammlung, an der über 2000 Personen teilnahmen, beschloß den Stadt­rat zu ersuchen, weitere Notstandsarbeiten in An­griff zu nehmen bei angemessener Bezahlung, die mindestens den ortsüblichen Tagelohn erreicht.

Berlin, 15. Jan. Wie dieTägliche Rundschau" erfährt, gedenkt die Regierung eine Verstärkung von 500 Mann nach Südwestafrika zu senden, zur Bekämpfung des Herero- Aufstandes. Eine entsprechende Vorlage wird dem Reichstage in den nächsten Tagen unter­breitet werden.

Berlin, 15.Jan. (Deutscher Reichstag.) Ein schleuniger Antrag auf Einstellung des gegen den Abgeordneten Go Idstein beim Amtsgericht

in Crimmitschau schwebenden Strafverfahrens wird ohne Debette angenommen. Es folgt die Inter­pellation des Abg. Jänicke wegen des Zeugnis- zwangsverfahrens für die Presse. Abg. Jänicke (natl.) begründet die Interpellation und weist darauf hin, daß diese Frage die Oeffentlichkeit bereits seit 30 Jahren beschäftigte. Redner führt aus, ein besonderer Grund für die Abschaffung des Zeugniszwangsverfahren ist der, daß man es ver­meiden soll, Märtyrer zu schaffen. Der Reichstag hat sich wiederholt für die Abschaffung ausgesprochen, auch der deutsche Juristentag habe sich gegen den Zeugniszwang erklärt. Nach Aufzählung der ein­zelnen Fälle, in denen Redakteure wegen Verweiger­ung der Aussage festgenommen wurden, kommt er zu dem Schluß, daß die Regierung sich hoffentlich auf den Standpunkt Friedrichs des Großen stelle, der da sagte,Gazetten dürfen nicht geniert werden!" Staatssekretär Nieberding führt aus: Der Reichskanzler habe veranlaßt, daß diese Frage in einer Kommission einer erneuten Beratung unter­zogen würde. Wenn die Beratungen abgeschlossen sein würden, werde das Ergebnis der Oeffentlichkeit bekannt gegeben werden. Dringend sei die Frage nicht. Der Staatssekretär geht dann auf die Einzel­heiten ein und schließt, so weit er die Intentionen der verbündeten Regierungen kenne, würden die­selben niemals eine absolute Befreiung von der Zeugnispflicht zugebcn, aber wenn die Presse auch ihrerseits anerkenne, daß hierbei auch das Staats­interesse in Frage komme, werde sich Wohl eine gute Lösung finden lassen. Nach einer kurzen Bemerkung des sächsischen Kommissars vr. Beemer gibt Abg. Rören (Zentrum) zu, daß es Fälle geben könne, wo das Redaktionsgeheimnis geschützt werden müsse. Redner ist der Ansicht, ob es nicht besser sei, mit der Regelung dieser Frage zu warten, bis zu der allgemeinen Revision des Strafprozesses. Ein Erfolg dieser Interpellation sei eS aber, daß der Reichstag heute ausspreche, daß die Zustände, die sich gegen­über der Presse eingebürgert hätten, unhaltbar seien. Abg. Heine (Soz.) zieht aus den Ausführungen des Staatssekretärs den Schluß, daß derselbe eine Befreiung der Redakteure von der Zcugnispflicht nur in den Fällen wolle, wenn der Redakteur sich durch sein Zeugnis selber der Hastverfolgung aus­setze. Abg. Himburg (kons.) erklärt sich gegen die Aufhebung der Zeugnispflicht. Abg. Ablaß (freis. Vp.) tritt für die Vorlage der Interpellanten namens seiner Partei ein. Abg. v. Ger lach (wirtsch. Vgg.) bedauert, daß von der Regierung eine positive Antwort in dieser Frage nicht abge­geben worden ist. Nachdem noch Abg. Arendt (Rp.) für die Abschaffung des Zeugniszwanges ein­getreten ist, wird ein Vertagungsantrag angenommen. ES folgen persönliche Bemerkungen. Montag 1 Uhr Interpellation Pogalla von Bieberstein betr. Kün­digung der Handelsverträge. Dann Interpellation Auer betr. russische Polizeiagenten auf deutschem Gebiete.

die Gräfin ernst zurück.Und hier," sie fuhr mit der Hand in die Tasche und zog ein Briefchen heraus hier ist mein Abschiedsgeschenk an Sie!"

Sie beugte sich herab und reichte ihm den Brief einen kurzen Augen­blick sah sie ihm in die Augen. Dann schnalzte sie mit der Zunge und faßte die Zügel fester die Füchse zogen an und in leichtem Trab rollte der Wagen davon.

Klaus sah ihm verwundert nach. Dann fiel sein Blick auf den Brief in seiner Hand. Ahnungslos riß er ihn auf und las die vier Worte, die seinen ganzen Inhalt ausmachten

Verzeihen Sie mir! Käthe."

Nichts als vier armselige Worte! Und doch brachten sie den starken Mann fast zum Wanken im Taumel überflutender Glückseligkeit.

So schnell, wie an diesem Nachmittage hatten die alten Gorlitzer Braunen den steinigen Weg nach Lohme noch nie zurückgelegt! Und doch ging cs immer noch zu langsam für die Ungeduld ihres Herrn. Die wurde nun freilich auf eine harte Probe gestellt, als sie sich endlich dem Dorfe näherten. Schon lange hatte ihnen der Westwind, der jetzt stoßweise vom Meere her über das hohe Ufer strich, den Klang der Musik und den Widerhall von allerlei freudigem Lärm entgegen­gebracht, und am Eingänge des Orts sah Klaus die Unmöglichkeit ein, zu Wagen weiterzukommen. Eine frohgestimmte Menge füllte die holprigen, ungleichen Straßen, die die unregelmäßig gebauten, weit auseinander liegenden Häuser und Villen des aufblühenden Badeortes miteinander verbanden.

DasHerthafest" war in vollem Gange. Klaus sprang vom Wagen herab und schickte kurz entschlossen den Kutscher mit dem Gefährt nach Hause. Aber auch zu Fuß kam er nur langsam vorwärts im Gedränge.

DieGöttin" hielt in diesem Augenblicke ihren Umzug durch das Dorf und lud in stolzen Hexametern jede einzelne Fischerfamilie ein zum frohen Feste,

Magdeburg, 15. Jan. Aus der Erzieh­ungsanstalt Zeitz brachen 13 Zöglinge im Alter von 1120 Jahren aus. Bisher ist es nicht gelungen, die Flüchtlinge, welche Anstaltskleider trugen, zu verhaften.

Laibach, 15. Dez. Heute Morgen 3 Uhr wurde hier und in der Umgegend ein mittel­starkes Erdbeben verspürt, welches sich in der Richtung von Ost nach West bewegte. Soweit bis jetzt bekannt ist, hat es keinen Schaden angerichtet.

Paris, 15. Jan. Von allen Seiten laufen Nachrichten über Schäden ein, die der letzte Sturm angerichtet hat. In Bar le duc stürzte ein Kirch­turm ein, wodurch ein vor der Kirche haltender Kutscher mit seinem Gespann verschüttet wurde.

Washington, 15. Jan. Der japanische Gesandte erklärte, die Antwortnote Japans an Rußland komme einer Ablehnung sämtlicher russischer Forderungen gleich. Außerdem seien die japanischen Gegenvorschläge derart, daß sie in Petersburg als unannehmbar abgewiesen werden müßten. Infolgedessen werde die Lage in Tokio mit großem Pessimismus angesehen.

Wermischtes.

Handwerkskammer Reutlingen. Die Zentralstelle f. Gewerbe u. Handel gedenkt den wiri­sch aftsgenossenschaftlichen Zusammen­schluß der Handwerker dadurch zu fördern, daß sie in Stuttgart wie das schon anderwärts mehrfach geschehen einen Unterrichtskurs abhält, welchem die Verhältnisse einer Rohstoff- und einer Werkgenossenschaft zu Grunde gelegt werden sollen. In diesem ersten Kurs soll vorzugsweise Geschäftsführern, Vorstands- und Aufsichtsratsmit­gliedern bestehender eingetragener Hand­werker-, Rohstoff- und Welkgenossenschaften Gelegen­heit geboten sein, ihre Kenntnisse zu Gunsten ihrer Genossenschaft zu erweitern. In zweiter Linie werden andere geeignete Leute (tüchtige Handwerker, Verwaltungsbeamte u. dergl.) zugelassen, die dann als Gründer, Leiter, Verwalter neuer Wirtschafts­genossenschaften wirken könnten. Der Unterricht ist unentgeltlich. Den Aufwand für die Lehrer­belohnungen, Lehrmittel, Heizung, Reinigung, Be­leuchtung des Lokals und sonst etwa noch erforderliche Nebenauslagen bestreitet die Zentralstelle; auch ersetzt sie den auswärtigen Kursteilnehmern die bei ein­maliger Hin- und Rückfahrt erwachsenden Fahrtkosten. Ferner hält sie es für notwendig, den teilnehmenden Handwerkern eine Entschädigung für Zeitver­säumnis und, soweit von auswärts kommen, einen beträchtlichen Zuschuß zu ihren Unterhaltungskosten zu gewähren. Diese Leistungen hätten aber, nach Ansicht der Zentralstelle, die Handwerkskammern und die Gemeinden, denen jene Handwerker an­gehören, je zur Hälfte zu übernehmen.

Der Bankkrach in Göppingen. Zum Fall Gutmann wird demSchw. M." folgendes

zu Spiel und Tanz eine liebenswürdige Herablassung, die man nach dem früher entwickelten Charakter und der ganzen blutigen Vergangenheit der finstern Göttin kaum hätte für möglich halten sollen. Sie sah auch gar nicht schrecklich aus, diese Göttin Hertha, auf dem schilfumkränzten Leiterwagen, vor den man in Ermangelung zwei weißer Kühe des traditionellen Beförderungsmittels der Göttin die beiden alten Schimmel des Posthalters gespannt hatte. Sie war nur ein bischen blaß vor Aufregung und etwas verlegen ob all der staunenden, bewundernden, lachenden Blicke, die sie musterten. Sie trug ein weißes, wallen­des , griechisches Gewand, einen Kranz und ein Szepter aus Wasserrosen und Schilf geflochten, und war dem Badepublikum bisher als die dritte Tochter des amtsrätlichen Paares bekannt, das im vorigen Jahre vas Seebad hier mit so gutem Erfolge besucht hatte.

Der Götterwagen war von einer erklecklichen Anzahl dienender Jungfrauen umgeben, die selbstverständlich auch alle lange, weiße schleppende Gewänder, See­rosenkränze und Schilfszweige trugen. Vor dem Wagen her aber zog das spär­liche Musikkorps und spielte:Im Grunewald, im Grunewald ist Holzauktion." vielleicht eine zarte Anspielung auf de» jähen und völligen Wechsel, dem Menschen und Dinge, der Wald und seine Götter unterworfen sind!

In der Veranda vor Johanssens Strandhotel saßen die beiden Referendare Herr von Rock und Graf Brausewetter sie sahen in kühler Herablassung dem bunten Treiben zu, das sich jetzt auf dem grünen Rasenplatze vor ihnen ent­wickelte. Hier sollten die Kinder der Lahmer Fischerfamilie mit Schokolade und Kirschen bewirtet werden schon standen die langen Tafeln bereit, von einem Korps einschenkender Damen umschwärmt dort drüben sollte ein Reigen von phantastisch gekleideten Fischern und Fischerinnen getanzt werden!

(Schluß folgt.)