liegt auch vor, wenn auch bei zusammengefaltetem Stimmzettel der Name selbst, auf den er lautet, er­kenntlich ist. Auch Nummerierung der Stimmzettel ist untersagt. Der Wähler kann den Stimmzettel schreiben und dazu Tinte oder Bleistift benützen oder einen gedruckten Zettel abgeben. Druck und Schrift haben auf die Gültigkeit des Zettels nur insofern Einfluß, als der Name des Gewählten lesbar sein muß. Es muß vom Zettel gut der Name dessen, dem der Wähler seine Stimme geben will, abgelesen werden können. Dann muß der Gewählte unzweifel­haft aus dem Stimmzettel zu erkennen sein, er muß mit genügender Deutlichkeit bezeichnet sein. Es kann der Fall eintreten, daß der Name des Kandidaten, z. B. Hans Müller, öfter vorkommt. Der Umstand nun, daß noch gleichnamige Personen im Lande existieren, auf die die Bezeichnung gleichfalls paßt, kann in dem Falle kein Hindernis sein, die Stimme dem Kandidaten Hans Müller zuzuzählen, wenn von anderenHans Müller" für die Wahl gar nicht die Rede gewesen ist. Vor- und Zunahme des Kandi­daten sollen jedenfalls genannt sein. Um Zweifel zu verhüten empfiehlt es sich, die bürgerliche Stell­ung oder den Beruf des Gewählten anzugeben, also Hans Müller, Schneider. Den Wohnsitz läßt man in der Regel weg, dessen Beisetzung jedoch ist keines­wegs untersagt. Bei dem heutigen Brauch der po­litischen Parteien, gedruckte Stimmzettel auszugeben, wird es verhältnismäßig selten eintreten, daß ge­schriebene Wahlzettel abgegeben werden. Da die Wahl durch geheime Stimmabgabe der Wahlberech­tigten erfolgt, so darf der Stimmzettel von dem Wähler auch nicht unterschrieben sein. Ein gedruckter Wahlzettel z. B., der allen sonstigen Anforderungen entspricht, aber vom Wähler mit seinem Namen unterschrieben ist. ist ungültig. Zum Schutze gegen eine Kontrolle des Wählers und zur Sicherung der geheimen Wahl wurden die Wahlkouverts eingeführt und der Jsolierraum. Die Wahlkouverts sind amt­lich gestempelte Umschläge, für alle Wahlbezirke gleich und aus undurchsichtigem Papier gefertigt. In diese sind die Stimmzettel zu legen. Es darf aber nur ein Stimmzettel hineingelegt werden. Der Stimmzettel muß aber in einem amtlich gestempelten Umschlag abgegeben werden; der Umschlag darf, wie der Stimmzettel selbst, nicht mit einem Kenn­zeichen versehen sein und muß unverschlossen ab­gegeben werden. Der Wähler steckt den Stimmzettel in dem Jsolieraum, wo die amtlichen Umschläge zur Benützung aufliegen, in den Umschlag, tritt an die Wahlurne und legt den unverschlossenen Umschlag selbst hinein. Stimmzettel, die sich nicht in einem amtlich gestempelten Umschlag, oder die sich in einem verschlossenen Umschlag befinden, sind ungültig. Un­gültig sind auch weiße Wahlzelle!, d. h. solche, die weder beschrieben noch bedruckt sind. Ueber Größe und Gewicht der Stimmzettel ist nichts vorgeschrieben. Diesbezüglich und bezüglich der weißen Farbe des Papieres wurden schon von den einzelnen Parteien Vereinbarungen getroffen, was im Interesse der Sicherung des Wahlgeheimnisses zu begrüßen ist.

Stuttgart, k. Nov. Einer Zusammenstellung aus der vom K. Steuerkollegium, Abteilung für Zölle und indirekte Steuern, bearbeiteten Statistik im Gewerbeblatt über den Geschäftsumfang und den Verkehr sowie über die Ergebnisse der Zoll- und Reichssteuerverwaltung bei den württ. Zollstellen im Verwaltungsjahr 1910 entnehmen wir folgendes: Die Gesamtmenge der bei den einzelnen Zollstellen abgefertigten Waren (Zoll und zollkontrollpflichtige Güter, mit Einschluß des unter Steuerkontrolle ver­sendeten inländischen Tabaks, Salzes und Zuckers) betrug 2 783 592 äs (im Vorjahr 3 068 000 äs.) Ueber die Produktion und Besteuerung des Salzes werden folgende Mitteilungen gemacht: Es bestan­den Staatssalinen in Friedrichshall, Clemenshall, Hall, Sulz und Wilhelmshall sowie das Privatsalz­werk Heilbronn. Die produzierte Salzmenge belief sich auf 4428 257 äs, versteuertes Salz 218 776 äs, steuerfrei abgegebenes Salz 392 248 äs. Die Gefäll- einnahmen sür das Reich bei den Zollstellen be­trugen: Zölle 15 085 447 ^ (12 028 157 im Vor- jahre), Tabaksteuer 462 251 (388143 -^), Zi-

garettensteuer 750 656 (680 582 -/«). Zucker­steuer 4408 782 -/A (4 014 714 Salzsteuer

2 643 335 ^ (2 565 517 c/A), Branntweinsteuer und Essigsäureverbrauchsabgabe 1183 000 (980 005

Mark). Spielkartenstewpel 29 ---il (26 ^I),'ReichS- stempelabgabe 310 919 -4L (156 559 -4L), Leucht­mittelsteuer 180 070 -4L (168 316 Zündwaren­steuer 336 619 --/L (227 722 ^l) Insgesamt be­trugen die Gefälleinnahmen für das Reich 25261135 Mk. (gegenüber 21209 741 Mk. im Vorjahre.

Crailsheim, 6. Nov. (Schlechte Zeiten?) Es ist ein alter Brauch in unserem Bezirk, daß jeder Gastwirt im Laufe des Jahresden auf sei­nem Hause üblichen" Schlachttag abhält. Vom Juli bis November ist fast jeden Sonntag anderswo im Bezirk ein sogen.Kirchweihtag" mit Metzelsuppe. Gansviertelpartie und Tanzmusik, und noch bevor diese Tage zu Ende gegangen sind, beginnen in der Stadt die sogen.Wirtstage" mit Gans, Reh und Hasenessen, alten und neuen Weinen, Bockbier rc. Oft treffen an einem Sonntag drei und mehr sol­cher Veranstaltungen zusammen, sodaß der Geschäfts­mann, der bei seinen Wirtskunden herumkommen will, schon am Samstag seine Reise beginnen muß, um bis Montag fertig zu werden. Daß so ein Rundgang im Schlachtschüsselgebiet nicht nur den Magen schwer, sondern anch den Beutel leicht macht, ist bei den hohen Fleischpreisen nicht verwunderlich. Kostet doch ein Gansviertel statt bisher 1 jetzt 1.30 bis 1.50 und ein Kalbs-, Schweins-, Bocks- oder Hasenbraten ist nicht viel billiger. Trotzdem unsere Geschäftsleute klagen, daß ihnen dieseAbspeisungen" zum Ekel werden, blühen sie üppig weiter. Schlachtet doch so mancher Wirt in der Stadt und auf dem Lande 5060 Gänse, außerdem ein Schwein, ein Kalb und noch verschie­dene Kleintiere auf diesen seinenTag" und hat oft schon am Sonntag mittag kein Gansviertel mehr abmgeben. Die Sache muß sich also hin und her

immer noch rentieren trotz der schlechten Zeiten, über die so viel geklagt wird. (Auch ein Beitrag zum Fleischnotrummell)

vermischtes,

Neuenbürg, 5. Nov. (Das Postkuriosum der fünf Zwölfer.) Es ist bald ein Jahr her, daß die Briefmarkensammler die Postämter bestürmten, um die Marken mit vier Elfern abgestempelt zu erhalten. Das war am 11. 11. 11. zwischen 10 bis 11 Uhr und 11 bis 12 Uhr. Das letzte Mal in diesem Jahrhundert bietet sich nun eine derartige Gelegen­heit. daß der Poststempel vier resp., wenn die Send­ung aus einem Postamt 12 aufgegeben wird, fünf gleiche Zahlen aufdrückt am 12. 12. 12., 12 Uhr, Postamt 12. Erst im Jahre 2001 kehrt eine solche Gelegenheit wieder. Kein Wunder also, daß das Postkuriosum für viele von besonderem Interesse ist. Die meisten Sammler werden sich mit vier Zwölfern begnügen müssen, da ein Postamt 12 nur in wenigen Großstädten anzutreffen sein dürfte.

Von den 49 2ziffrigen Zahlen des Quadrats sollen 11 gestrichen werden und zwar so, daß die Summe der übrigbleiben­den 38 Zahlen unsere Jahreszahl Wieviel mal muß man jede der drei Zahlen 29 49, 59 streichen?

Anmerkung: 29 Geburtsjahr Lessings. 49 Ge­burtsjahr Göthes. 59 Geburtsjahr Schillers.

Petroleummonopol und Elektrizität.

In die vielfachen Eröterungen der letzten Tage über das von der Regierung in Aussicht genommene Petroleum­monopol wurde u. a. die Behauptung geworfen, daß die Beleuchtung mittels Petroleums billiger sei als durch Elek­trizität.

Demgegenüber sei durch nachstehende Ausführungen auf das Unzutreffende dieser Mitteilung hingewiesen. Seit Ein­führung der stromsparenden Metalldrahtlampen, an deren Spitze die Wotanlampe der Siemens u Halske A.-G.» sind nicht nur die Stromverbrauchskosten, sondern auch der früher häufige Lampenersatz durch die Unempfindlichkeit und lange Lebensdauer dieser Lampen derart herabgesetzt worden, daß die Elektrizität aushörte, wie bis dahin, eine Luxus­beleuchtung zu sein.

Das Liter Petroleum kostet in Deutschland durchweg ca. 20 die Kilowattstunde von den Elektrizitätswerken sür Beleuchtung bezogen durchschnittlich zwischen 3050 Ein ca. 25kerziger Petroleumbrenner verbraucht 1 Liter Pe­troleum in 10,Stunden, somit pro Brennstunde sür 2 Die gleichwertige 25 kerzige Wotanlampe verbraucht eine Kilowattstunde in ca. 40 Stunden, was Pro Brennstunde z. B. bei 40 Kilowattstundenpreis etwa sür 1 Elektri­zität ausmacht.

Berücksichtigt man bei den gegen früher erheblich herab­gesetzten Anlagekosten die durch die größere Bequemlichkeit der Bedienung zu erzielenden weiteren Ersparnisse, so kann man nicht mehr im Zweifel sein, ob man der sauberen und hygienischen elektrischen Beleuchtung oder dem leicht rußenden Petroleum den Vorzug geben soll.

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1812 ergibt.

Eine Heirat.

Roman von Wilma Miuelstaedt.

83) (Nachdruck verboten.)

Ich verdiente so wemg, daß wir uns taum satt essen konnten; unsere unbedeutenden Er varnisie, die wir uns für Z.-.ten der tuet auiburaer, hacken, Waren bereits verbraucht, ich wußte diesmal nicht. Woher ich das Geld sür die Miete nehmen sollte. Maud verbarg ich meine Sorgen. Ich war voll­ständig ratlos.

Da in der höchsten Not entschloß ich mich, an Meinen Bruder Otto zu schreiben und ihn nm Unterstützung zu bitten. Ich schilderte ihm unser Elend, schilderte ihm mein Schicksal, die Krankheit Mauds und bat ihn flehentlich, zu helfen.

Was ich um meinetwillen nie gethan hätte, nm Mauds willen that ich es. Ich wollte ihr Er­leichterung, mehr Bequemlichkeit und eine kräftigere Kost verschaffen.

Es hätte meiner flehentlichen Bitte um Hilfe garnicht bedurft, Otto wäre auch so gekommen, Wenn ich ihn nur einfach gerufen hätte.

Ja, er kam selbst, ich hatte es nicht erwartet. Welche Seligkeit, als ich nach zwanzig Jahren an seiner Brust lag, von dem ich fast ini Groll ge­schieden war.

Otto war ein stattlicher Mann geworden. Haar

und Vollbart waren von weißen Fäden durch­zogen, aber ich fand ihn schöner geworden. Ter Eindruck, den er von mir erhielt, mußte ihn schmerzlich berühren; sein Gesiclu verdüsterte sich und er ballte seine Hand zur Faust, wohl in Er­innerung an den, der mir dieses Schicksal bereitet hatte.

Doch kein Wort kam über seine Livven. Er machie mir nur iausie Vorwürfe, weck ich ihm nie den wahren Sachverhalt mitgetcilt halte; er naunle meinen Stolz einen falschen. Ja, ja, er halte recht!

Otto war unvermühlt. Sein Plan ging dahin, uns zu sich nach Deutschland zu nehmen. Wie freudig erhob sich mein Herz bei diesem Ge­danken! Ich sollte alle Wiedersehen, die mir so teuer waren.

Tonie besaß drei Kinder, zwei Mädcben und einen Knaben, während Hcrrha Mutter von vier Söhnen war. Karl war mit zwet Jahren auch glücklicher Ehemann und besaß ein Söhuchen.

Unser jüngster Bruder war mit der Tochter eines reiche« Fabrikbesitzers verlobt und gedachte demnächst Hochzeit zu machen. So batte mir Otto nur Gutes zu berichten und die Thränen flössen mir dabei von den Wangen, wenn ich an mein Geschick dachle. Aber nun würde ja alles anders und besser werden, ich wollte zu­frieden sein.

Ich ging zu Maud, um sie auf die Ankunft

ihres Onkels vorzubereiten, denn sie wußte garnicht, daß ich an meinen Bruder geschrieben hatte.

Ihre Freude war aber groß und ein seines Rot sncg in ihre Wangen, als ich ihr Otto zusührte. Ich sah auf den ersten Blick, daß Maud einen guten Eindruck auf Otto gemacht Harle, noch ehe er ein Wort msi rar aemecluell.

Er lebte sich an ibr Bett, hielt ihre Hand in der seinen »ud erzählte ihr von meiner Heimat. Mit leuck.euden Augen und glühenden Wangen hörte sie ihm zu; sic liebte Domchland und freute sich, es bald aus eigener Anschauung kennen zu lermn.

Maud blühte zusehends ans, wenn es ihr auch noch nicht möglich war, das Bett zu verlassen. Der Arzt, Mr. Joung, kam alle paar Tage und war mit ihrem Zustand sehr zufrieden, nur l-e- tome er immer wieder, ihr jede Aufregung fern­zuhalten.

Unter einem halben Jahr durfte Maud die Reise nach Deutschland niebt unternehmen, ordnete er an und Otto nsielete sittolgedessen für uns eine reu,ende möblierte Wohnung in freier Lage, damit Maud stets irische Luit aenießcn konnte; eine breite Veranda zog sich rings um das von Garten umgebene Häuschen An einem Tage der darauffolgenden Woche wollten wir dahin über­siedeln.

(Fortsetzung folgl)

Druck und Verlag der T. Meeh'scheu Bnchdruckerri de» Enztälrr> (Inhaber «. Lonradi) in Neuenbürg.