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^ 9. Amts-
und AuzeigeßkaLt für den Aezirk Hakv. 79. Jahrgang.
Srfch^nungttage: Dienstag, Donnerstag. Samstag. Sonntag. Jnsertionspreis 10 Kfg. pro Zeile für Stadt and Lqtrttortc; außer Bezirk IS Pfg.
Sonntag, den 17. Zanuar 1904.
Wonnementspr. in d. Stadt pr. Mertelj. Mk. I.IV incl. Träger!. Bierteljährl. DostbezugSpreis ohne Bestellg. f. d. Orts- u. Nachbarortsverkehr 1 Mk.. f. d. sonst. Verkehr Mk. 1.10. Bestellgeld 20 Pfg.
Tagesneuigkeiten.
Calw, 16.Jan. (Zum Konzert und Vortragsabend Diezel—Österlen s. Anzeigenteil). Ueber die Vortragsabende der Frl. Clara Öfter len aus Stuttgart liegen uns zahlreiche Besprechungen aus allen Teilen Deutschlands vor. Die Dame verfügt über ein sehr sympathisches, klangvolles Organ und ihre geistvolle Auffassung der Dichtungen kommt besonders in der Wiedergabe dramatischer Szenen zu wirksamem Ausdruck. Aber auch die humoristische Lebensauffassung ist der Künstlerin eigen, und überall hat „Der fleißige Qnax und der faule Quix" nicht bloß bei der Jugend, sondern auch bet den Alten lauten Beifall gefunden. Von besonderem Reiz und Zauber sind die schwäbischen Vorträge, obenan „s'Loiterle, a Eisebah'gschichtle von anno dozumol" (von Diehl), die ihre Wirkung auf die Zuhörer nie versäumt haben. Die schönsten Farben unserer klassischen und neueren Dichtung gewinnen doch erst Glanz, Licht und Wirkung durch das Wort, den Vortrag, wenn er künstlerisch gestaltet ist, und dies ist Fräul. Österlen in hohem Maße gegeben. Der Abend verspricht in seiner reichen Abwechslung der Vorträge mit dem Gesang Hrn. Diezels, der eine besondere Empfehlung nicht Mehrbedarf, sehr genußreich zu werden und sei allen Freunden der Vortrags- und Gesangeskunst bestens empfohlen.
Stuttgart, 15. Jan. Der über einen offenbar großen Teil des Landes niedergegangene Schnees all von heute Mittag, der sich schließlich auch in Graupeln auflöste, wobei es nach den meteorologischen Instrumenten zu gewitterartigen Erscheinungen kam, hat, wie es scheint, in Mittel
und Norddeutschland noch ärger gehaust. Die Telephon- und Telegraphenverbindungen von Stuttgart nach Brackenheim und Heilbronn, sowie darüber hinaus, ferner nach Frankfurt und Berlin, sind heute abend vollständig gestört.
Heilbronn, 15. Dez. Die bürgerlichen Kollegien setzten am Mittwoch den Gehalt des Stadtschultheißen von Heilbronn auf 11000 Mark Anfangsgehalt und je 4 von 2 zu 2 Jahren zu gewährende Alterszulagen zu 1000 fest, so daß in 8 Jahren ein Höchstgehalt von 15000 Mark erreicht wird. Zu diesem Gehaltssatz soll die Stelle für Akademiker zur Bewerbung innerhalb 14 Tagen ausgeschrieben werden. Als Wahltermin wurde der 18. Febr. bestimmt.
Heilbronn, 12. Jan. Der heutige Viehmarkt war befahren im ganzen'mit ca. 900 Stück, worunter 200 Ochsen und Stiere, 400 Kühe und 300 St. Jungvieh. Der Handel» ging lebhaft, die Preise hielten sich auf der seitherigen Höhe. Gute Zugochsen, schöne Zuchtrinder vjnd Fettvieh waren gesucht. Bezahlt wurde für mäßig gemästete junge Ochsen 33—35 gering genährte Ochsen jeden Alters 30—33 vollst. ausgemästete Kühe bis zu 7 Jahren 33—36 ältere ausgemästete Kühe und Kalbeln 29—33 mäßig genährte Kühe und Kalbeln 28—30 Zugochsen, schwere und beste Qualität 36—38 do. mittlere Qualität 34—37 do. leichtere Qualität 33—35 Jungvieh, Stiere und Kalbinnen 2—3jähr. 33—35 do. 1—2jähr. 31—34 je per 50 Kg. lebend Gewicht. — Dem
Schweinemarkt waren zugeführt ca. 800 Stück Milch- und 250 Trieb- und Läuferschweinc; elftere kosteten 16—26 letztere 49—90 das Paar.
Mühlacker, 15. Jan. Heute Nacht brach hier ein großer Brand aus, der infolge des heftigen Sturmes große Ausdehnung annahm. Fünf Häuser sind abgebrannt. Der Schaden beträgt 50—60 000 ^ Im ganzen waren 5 Feuerwehren anwesend.
Thalheim, 9. Jan. Die einzige Schwester Max Schneckenburgers, des Dichters der „Wacht am Rhein", die Apothekerswitwe Margareta Hauser, Mutter des Bürgermeisters in Meßkirch, ist am 6. ds. Mts. im Alter von 82 Zähren gestorben. Die Brüder des Dichters: Matthias, Professor der Theologie in Bern, Jakob, Kaufmann dahier, und Christian, Arzt in Ebingen, haben das Zeitliche längst gesegnet.
Kirchhain (Oberh.), 15. Jan. Das Ohmtal ist seit gestern vollständig überschwemmt. Auch die Lahn führt Hochwasser und ist unterhalb Marburg aus ihren Ufern getreten.
Berlin, 15.Jan. Wieaus Crimmitschau gemeldet wird, verurteilte das Schöffengericht den Vorsitzenden der Crimmitschauer Filiale des deutschen Textilarbeiterverbandes, Schiller, der angeklagt war, in zwei öffentlichen Versammlungen den Stadtrat von Crimmitschau und die Polizeiorgane daselbst beleidigt zu haben, zu 10 Tagen Gefängnis.
Berlin, 15. Jan. Aus New-Aork meldet das Berliner Tageblatt: Der Kriegssekretär Root hat den deutschen Botschafter Freiherrn Speck zu Stern bürg brieflich zu einer Spazierfahrt über das Gelände der neuen Kriegsschule eingeladen, wo die Statue Friedrichs des Großen Aufstellung finden soll. Die Anweisung des Präsi-
Feuilleton.
Krcrö ööv!
Erzählung von C. von Dornau.
(Fortsetzung.)
„Dem ist wirklich so," bemerkte die Gräfin sehr ruhig. „Und Sie setze ich als Administrator hier über beide Güter — Sie können sich dann Ihre alte Mutter zu sich nehmen und im Gorlitzer Herrenhause wohnen."
Der Inspektor errötete glühend bis über die Ohren. Sein höchster Wunsch erfüllte sich.
„Die gnädige Gräfin — ist so gütig!" stotterte er. „Aber — es wurmt mich doch — daß der Herr Behrendt nun — den Schuldschein nicht einlöst!"
„Sie sind ein Esel, Bärlake," sagte die Gräfin mit ruhiger Bestimmtheit. „Aber Sie sind ein treuer, anhänglicher Mensch — es giebt keinen Schuldschein, hören Sie wohl? Den werfen Sie ein für alle Mal aus Ihrem schwerfälligen Kopfe heraus — und nun vorwärts!"
Und ihr Wagen rollte in raschem Trabe weiter.
„Der Herr Rechtsanwalt kommt der gnädigen Gräfin dort schon entgegen," bemerkte der kleine Groom schüchtern, als sie Görlitz beinahe erreicht hatten.
Die Gräfin zog rasch die Zügel an und errötete heftig. Ihr scharfes Auge hatte längst die hohe, kräftige Gestalt erkann t, die neben Doktor Murrbachs hagerer Erscheinung daherwandelte.
Klaus grüßte die Gräfin schon von weitem mit ernster Höflichkeit. Die beiden Herren kamen rasch näher — nun standen sie neben dem Wagen. Der Rechtsanwalt schwang sich auf den Platz neben der Gräfin, wo Inspektor Bärlake
zitternd gesessen hatte am Tage der ersten Begegnung zwischen ihr und Klaus — und wieder, wie damals, stand Klaus mit dem Hute in der Hand am Wegrande und blickte zu der ehemaligen Gespielin auf. Sonst freilich war der Abstand groß zwischen jenem Tage und heute! Wie groß, das ermaß nur die Gräfin, die jetzt sehr blaß und sehr ruhig aussah.
„Ich habe den Herrn Rechtsanwalt begleitet, gnädigste Gräfin, um Ihnen selbst meinen Dank ausdrücken zu können," sagte Klaus ehrfurchtsvoll. „Ihr liebenswürdiges Kaufgebot kommt mir, ich gestehe es offen, außerordertlich gelegen; es befreit mich von der schweren Sorge, was nach meiner nötig gewordenen Abreise aus Görlitz werden soll."
Er sprach ruhig und völlig beherrscht, wenn auch nicht der Schein eines Lächelns auf seinen Zügen lag.
Die Gräfin sah ihn nachdenklich an. Sie mußte sich förmlich darauf besinnen, ob das derselbe Mann sei, für den sie eben so heiß mit Käthe Romberg gekämpft hatte. Er schien ihr noch gewachsen — er sah so fest aus, so sicher, so klar seines Weges sich bewußt! Und wie zartfühlend half er ihr über das peinliche Geständnis hinweg, daS für ihn in ihrem Kaufgebote gelegen: das Eingeständnis, daß sie Unrecht gehabt habe, daß die Ramminer Grafen keinen Anspruch erheben könnten auf Klaus Behrendts Eigentum!
„Sie wollen unsere Heimatsinsel gleichfalls verlassen, gnädige Gräfin?" fuhr Klaus nach einer Pause in ruhigem Unterhaltungstone fort. „Da darf ich mich wohl hier von Ihnen verabschieden und Ihnen glückliche Reise wünschen, denn —" und nun flog doch ein leichtes Lächeln um seinen Mund — „wir haben ja jetzt Waffenstillstand, nicht wahr?"
„Nicht Waffenstillstand, sondern ehrlichen Frieden, Klaus Behrendt!" gab
Nachdruck verboten.