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Neuenbürg, Mittwoch den 24. Juli 1912.

>70. Jahrgang.

Run-schau.

Die aufgetauchten Zeitungsgerüchte von einer be­vorstehenden Ministerkrisis in Baden sind be­kanntlich von der amtlichenKarlsruher Zeitung" in sehr entschiedener Weise dementiert worden. Den Anstoß zu diesen ganzen Krisengerüchten soll nun eine Aeußerung Kaiser Wilhelms gegeben haben, die er bei seinem jüngsten Jagdausenthalte in Donau- eschingen betreffs des badischen Ministers des Innern, des Frhrn. v. Bodmann, angeblich getan hat. Es heißt, vom Kaiser sei hierbei ein der Saujagd ent­lehntes Bild in Bezug auf den Frhrn. v. Bodmann gebraucht worden, ein Bild von nichts weniger als schmeichelhafter Bedeutung für den, auf welchen es angewendet wird. Zu bemerken ist, daß Minister Frhr. v. Bodmann die Bildung des badischen Groß­blocks, des Zusammengehens der Liberalen beider Schattierungen mit den Sozialdemokraten begünstigt, und wäre es nicht unmöglich, daß deshalb in den Berliner maßgebenden Kreisen eine gewisse Ver­stimmung gegen ihn herrscht. Ob indessen Kaiser Wilhelm die angedeutete bildliche Redensart betreffs des Ministers v. Bodmann tatsächlich getan hat, dies steht noch keineswegs fest, wenngleich man sich an allen Stammtischen der badischen Residenzstadt schon ganz offen hierüber unterhalten soll.

Paris, 23. Juli. Aus Konstantinopel ver­lautet, daß der Vertrag mit den deutschen Jnstrukteur- osstzieren nicht wieder erneuert werden soll. Dem­gegenüber wird einem Mitarbeiter des Tages von einer Persönlichkeit, die mit den Verhältnissen der deutschen Jnstruklionsoffiziere in der Türkei wohl vertraut ist, berichtet, daß diese Nachricht den Stempel der Erfindung an der Stirn trage. Es dürste in der Türkei 2025 deutsche Offiziere geben. Von diesen sollen am 1. Oktober nur 45 Herren zurückkehren, und zwar nur deshalb, weil ihr Vertrag abgelaufen ist. Unter diesen Herren befindet sich ein im General­stab beschäftigter Oberleutnant. Mit sämtlichen anderen Offizieren wurde der Vertrag erneuert. So mit dem Direktor der Feldartillerie- und Fußartillerie- Schießschule. Endlich sei noch erwähnt, daß aus dem Korps zu Adrianopel ein Major, der vor Ablauf seines Vertrages stand, als Lehrer an die Kriegsschule von Pangaldi weiter verpflichtet worden ist.

Der französische Ministerpräsident Poincars hielt am Sonntag in den Grenzstädtchen Gerardmer in den Vogesen eine politische Bankettrede, in welcher er den Patriotismus der Bevölkerung in diesem Grenzgebiete rühmte. Er lobte dann nach Kräften seine eigene Regierung, hob ihre bisherigen Erfolge hervor und verbreitete sich hierbei namentlich über ihre auswärtige Politik. Er beteuerte die friedliche Gesinnung der Regierung, verfocht jedoch die An­schauung, daß sie trotzdem fortgesetzt bestrebt sein müsse, die militärische und maritime Stärke Frank­reichs zu entwickeln. Zuletzt verteidigte Poincare die Wahlreform. Die Pariser Presse erörtert im allgemeinen mit Befriedigung den glücklichen Abschluß der Arbeiten der deutsch-französischen Kongo-Kon­ferenz in Bern.

Paris, 23. Juli. Präsident Falliöres hat heute Vormittag dem Prinzen vonWales das GroßkreuzderEhrenlegion überreicht. Der Zeremonie wohnten Ministerpräsident Poincarä und der englische Botschafter Bertie bei.

Die neueste Dardanellenaktion derJtaliener hat eine wahre Hochflut von allerhand sich kreuzenden Nachrichten und Mutmaßungen hierüber hervorgerufen. Aus diesem Wust von teilweise einander wider­sprechenden Meldungen schält sich allmählich der Tatbestand einigermaßen heraus, italienische Torpedo­boote haben eine kecke Rekognoszierungsfahrt in die Dardanellen hinein zur Auskundung des Liegeplatzes der türkischen Flotte unternommen, wie dies auch aus einem durch Funkenspruch nach Rom mitgeteilten Epezialberichte des Vizeadmirals Viale hervorgeht.

Die Torpedoboote erreichten auch ihren Zweck und kehrten dann in das Aegäische Meer zurück. Bei der ganzen Aktion wurden sie aufs heftigste von den türkischen Dardanellenbefeftigungen aus beschossen, erlitten jedoch nach Versicherungen von italienischer Seite nur geringfügige Beschädigungen. Türkischer- seits bleibt man freilich bei der Behauptung, zwei der italienischen Torpedoboote seien von den Türken in den Grund gebohrt und andere schwer beschädigt worden. Die italienischen Berichte über diese Affäre seien geradezu überschwänglich über das kühne Vor- ^ gehen der italienischen Torpedobootsflottille. Auch der Marineattach6 der britischen Botschaft in Rom soll dem Heldenmut der Besatzung der italienischen Torpedoboote seine Bewunderung gezollt haben.

Italien hat den übrigen Mächten die offizielle Mitteilung zugehen lassen, daß es vom 1. September ab die seitens der Italiener besetzten türkischen Inseln im Mittelmeere dauernd der eigenen Zollverwaltung unterstelle. Ein Widerspruch hiergegen soll von keiner Seite erfolgt sein. Dem­nach rechnet man in den römischen Regierungskreisen wohl schon bestimmt auf eine Annexion dieser Inseln. Auf dem tripolitanischen Kriegsschauplatz« hat ein neuer blutiger Kampf stattgefunden. Nach italienischen Berichten griffen italienische Streitkräfte unter General Zara feindliche Abteilungen, welche in die Oase von Mesurata eingedrungen waren, an, warfen sie auf Cheran zurück und vertrieben sie schließlich auch von dort. Der Feind, dessen Stärke auf 1500 Mann angegeben wird, wurde angeblich dezimiert. Die Italiener beziffern ihre Verluste auf 19 Tote und 87 Verwundete.

Württemberg.

Friedrichshafen, 22. Juli. Die Königin begab sich gestern früh im Kraftwagen nach Bayreuth. Der Rückkehr der Königin wird in etwa 10 Tagen entgegengesehen. Gestern nachmittag nahm der König im Schloßhof den Vorbeimarsch der anläß­lich des Tettnanger Bezirkskriegertages hier anwesenden Kriegervereine entgegen. Der Major der Landwehr­kavallerie a. D., Frhr. Max v. Süßkind-Schwendi als Vertreter des Präsidiums des Württ. Krieger­bundes, hielt eine Ansprache, auf die der König erwiderte.

Friedrichshafen, 23. Juli. Das Luft­schiff2. III" wurde nach einer Geschwindigkeits­prüfung in Baden-Baden vom preußischen Kriegs­ministerium ab genommen. Die Geschwindigkeit wurde mit über 21*/, fast 22 Sekundenmeter fest­gestellt.2. 111" ist somit das schnellste aller Luftschiffe. Das PassagierluftschiffHansa", das in der nächsten Woche seinen ersten Aufstieg unter­nimmt. wird, obgleich es um 8 Meter länger und mit einer Passagierkabine versehen ist, dem2. III" kaum an Geschwindigkeit nachstehen, da die Maybach- Motoren inzwischen in ihrer Kraftleistung eine Ver­stärkung erfahren haben.

Stuttgart, 22. Juli. (Landtagskandidaturen.) Die Nationalliberale Partei hat die Landtagskandi­datur für den Bezirk Besigheim dem Gerbermeister und Stadtrat Schund in Bietigheim angetragen. In einer gestern dort gehaltenen Vertrauensmänner­versammlung hat Schmid die Kandidatur angenommen. Eine Vertrauensmännerversammlung der National­liberalen Partei von Tübingen-Amt, die gestern in Kirchentellinsfurt gehalten wurde, hat die Kandi­datur für Tübingen-Amt dem Baurat Rieckert in Reutlingen, Vorstand der Kulturinspektion des Schwarzwaldkreises, angetragen. Baurat Rieckert hat die Kandidatur angenommen. Als volks­parteilicher Kandidat für Reutlingen-Stadt wurde Gemeinderat Gustav Groß-Reutlingen aufgestellt, der die Kandidatur angenommen hat. Die Volks­partei hat für Tübingen-Amt den seitherigen Ab­geordneten, Schultheißen Feiger von Gönningen,

wieder als Landtagskandidalen nominiert. Eine Vertrauensmännerversammlung, der Fortschrittlichen Volkspartei, die in Grunbach stattfand, hat als Land­tagskandidaten für den Bezirk Schorndorf den Reichstagsabgeordneten Hermann Gunßer-Schorn­dorf aufgestellt, der die Kandidatur angenommen hat. Eine Vertrauensmännerversammlung des Zen­trums hat als Landtagskandidaten für den Bezirk Laupheim den Rechtsanwalt Schick Stuttgart aus­gestellt, nachdem dessen Vater, der seitherige Abge­ordnete, Stadtschultheiß Schick, eine Wiederwahl be­stimmt abgelehnt hatte. Rechtsanwalt Schick hat die Kandidatur angenommen. Die Fortschrittliche Volkspartei hat als Landtagskandidaten für den Bezirk Calw wiederum den seitherigen Abg. Staudenmayer aufgestellt, der die Kandidatur an­genommen hat. Der seitherige Vertreter des Bezirks Biberach, Schultheiß K r u g - Laupert«- hausen wird bei den nächsten Landtagswahlen wieder kandidieren. Die Landtagskandidatur für den Bezirk Künzelsau hat der Bund der Landwirte dem Schultheißen Karges in Belsenberg angetragen.

Stuttgart, 22. Juli. Die offizielle Uebergabe desGroßen Hauses" des neuen Stuttgarter Hof­theaters hat am Samstag stattgefunden. Der Ver­treter der Staatsfinanzverwaltung, Ministerialrat Dr. Hegelmaier, übergab das Haus an die Hofkammer- und Hoftheaterverwaltung, die durch Staatsrat von Scharpff und Generalintendant Baron Putlitz vertreten waren.

Stuttgart, 20. Juli. (Vom Postscheck- verkehr.) Nach einem Erlaß der Generaldirektion der Posten und Telegraphen sind künftighin einzelne Zahlkartenformulare auch durch die Pofthilfsstellen und die Landpostbolen an das Publikum unentgelt­lich abzugeben, soweit ein Bedürfnis dafür vorliegt.

Tübingen, 22. Juli. Dem Vernehmen nach wird Prof. Dr. E. v. Romberg dem Rufe an die medizinische Klinik in München auf 1. Oktober ds. Js. Folge leisten.

Schönmünzach, 21. Juli. In fünf Autos kamen die Mitglieder der Budgetkommission der badischen Ersten Kammer mit dem Präsidenten Prinz Max von Baden hieher, um sich von Minister v. Bodman und verschiedenen Ministerial- und Bau­räten des Wasser- und Straßenbaues an Ort und Stelle über das geplante Murgkraftwerk Aufklärung geben zu lassen. Die Fahrt ging über Hundseck durch das Raumünzachtal und Murgtal bis Schwarzen­berg und nach kurzer Rast in Schönmünzach nach Karlsruhe zurück.

Nürtingen, 23. Juli. Bei der Schultheißen­wahl in Oberboihingen wurde Oberamtspflege­assistent Raum von Maulbronn mit 215 Stimmen gewählt. Sein Gegenkandidat, Gemeinderat Häberle, erhielt 48 Stimme».

Horb, 23. Juli. Beim Schießen mit Böllern aus Anlaß der Fahnenweihe des Gewerbevereins Empfingen wurde der 35 Jahre alte verheiratete Schmidt Hubert Schindler so schwer verletzt, daß an seinem Aufkommen gezweiselt wird.

Asperg, 23. Juli Ein frecher Einbruch wurde in der Nacht znm Montag bei dem Schuhmacher- Meister Buchwald in Tamm verübt. Die Einbrecher nahmen einen Pult, in dem sie Geld vermuteten aus dem Haus und schleppten ihn auf eine Wiese an der Bietigheimer Bahnlinie, wo sie ihn erbrachen. Den Tätern fiel die Summe von etwa 900 ^ in die Hände. Zur Ermittlung wurde ein Polizeihund zugezogen.

Crailsheim, 23. Juli. Das Befinden des an der Nordwand des Scheffauer Kaisers abge­stürzten Tübinger Studenten Trumpp, eines Sohnes des hiesigen Kalastergeometers Trumpp ist befriedig­end. Der Verunglückte hat zwar u. a. auch einen schweren Schädelbruch erlitten, doch hofft man, wenn keine Komplikation eintritt, ihn am Leben zu erhalten.