im offenen Neckar zu baden. Schon damals herrschte an manchen Orten großes Entsetzen darüber, das Heuer in Helle Entrüstung umschlug, da immer mehr Fräulein sich unbekümmert im Neckar der Mitwelt als Schwimmkünstlerinnen zeigen. Die Entrüstung äußert sich in zahlreichen Artikeln in den Zeitungen und. da die Anhänger des Freibades die Antwort nicht schuldig bleiben, so ist ein frischer, fröhlicher Krieg für und wider das Damenschwimmen im Gange und man ist auf den Ausgang der Sache sehr gespannt.
Heilbronn a. N., 19. Juli. Die Heilbronner Herbstfeiern fallen auch in diesem Jahr aus. Die Vereine haben beschlossen, wegen der hohen Weinpreise von der Abhaltung von Herbstpartien abzusehen.
Freudenstadt. 19. Juli. Durch die neu erstellte Musikhalle und den Wandelgang in den Theateranlagen, die zu Anfang der Woche zur Benützung übergeben wurden, hat unser stark besuchter Luftkurort eine Neueinrichtung, von der gerne Gebrauch gemacht wird, erhalten. Der Bau, der in Form und Farbe einfach gehalten ist, paßt gut in seine Umgebung und entspricht durch seine Zweckmäßigkeit langgehegten Wünschen.
Jgelsberg O.A. Freudenstadt. 19. Juli. Während an anderen Orten der Ertrag der Heidelbeer- ernte gering ist, gibt es in den Waldungen auf unserer Höhe Heidelbeeren in Menge. Das Pfund lostet 17 Pfg. und die sammelnden Kinder verdienen ein schönes Stück Geld.
Kälberbronn O.A. Freudenstadt, 19. Juli. Das hiesige Dorf, früher ein unscheinbarer Köhlerort, berühmt durch seine großen Tannen, ist zum vielbesuchten Luftkurort geworden. Anfang letzter Woche hat Schwanenwirt Ziefle einen großen Saal mit Terrasse dem Betrieb übergeben.
Marbach a. N., 19. Juli. Bei dem gestrigen Viehmarkt wurde die Wahrnehmung gemacht, daß eine größere Anzahl Jungvieh für Bayern aufgekauft wurde und zwar zu Zuchtzwecken. Früher war das Gegenteil der Fall. Daraus ist einmal zu schließen, daß in Bayern keine Futterklemme bevorsteht, andererseits, daß die hier angestrebte Veredlung der einheimischen Viehzucht zur Geltung kommt.
Kus StaSI» Bezirk unS Umgebung.
Seine Majestät der König hat eine gehobene Postsekretärstelle in Gmünd dem Poftsekretär Handel in Wildbad übertragen.
Auf Grund der vorgenommenen Prüfung für den mittleren Verwaltungsdienst ist Kandidat Cug. Dobernek von Wildbad zur Uebernahme der in § 1 der K. Verordnung vom 1. Dezember 1900 be- zeichneten Aemter für befähigt erklärt und zum Verwaltungspraktikanten bestellt worden.
* Neuenbürg, 18. Juli. Nicht genug, daß wir kürzlich vor den Bücherboten der Sabbatisten oder Adventisten warnen mußten, die ihre Blätter hier verkaufen, allerneuestens komint uns ein Blatt, „Die Volkskanzel" betitelt, zu Gesicht! Was hat es mit dieser „Volkskanzel" für eine Bewandtnis? Sie ist ein Werbeblatt der sogen. „Millenniums-Sekte", die als neueste Weisheit der Welt zu verkündigen hat, der Anbruch des 1000 jährigen Reichs sei im Jahre 1914 zu erwarten. Im Monat Oktober dieses Jahres 1914 höre die „gegenwärtige arge Welt" auf und das „Millennium" beginne. Der Ort dieses 1000 jährigen Reiches und seiner Herrlichkeit sei diese Erde, denn Prediger 1 , 4 heiße es ja: „Die Erde bleibet ewiglich". Eine weitere Behauptung ist die, vom Jahre 1874 an sei Jesus unsichtbar gegenwärtig (!) und seitdem sondere er
die „kleine Herde", die „Heiligen" aus, welche die Welt beherrschen werden. Der Stifter dieser neuen „Millenniums"-Sekte heißt Charles T. Russell und ist ein Amerikaner. Eine willkürlichere Bibelerklärung. eine schlimmere Mißhandlung der Schrift durch Herausreißen von einzelnen Worten aus ihrem Zusammenhang, eine dreistere Jrrlichtelei, als dieser Russell sie verübt, kann man sich kaum denken. Das Bildnis des Sektenhäuptlings ist auf der ersten Seite der „Volkskanzel" oben links zu sehen, von einem Kranz umwunden, rechts sieht man das Kreuz, von einer Krone umschlungen. Derselbe Sekte entstammt ein anderes, ebenfalls hieher gelangtes Blatt, das sich als „Jedermanns Blatt" bezeichnet und die Abbildung der Weltkugel (Globus) an der Stirne trägt. Möge der Leser des Enztälers nun wiffen, wo er daran ist. wenn ihm die „Volkskanzel" oder „Jedermanns Blatt" (Bibel- und Traktatgesellschaft Barmen) ins Haus gebracht oder zugeschickt wird! (Matth. 24. 11.)
Wildbad. 16. Juli. (Kgl. Kurtheater) Am vergangenen Freitag wurde zum erstenmal die Novität „Das Märchen vom Heiligenwald", Lustspiel von A. Halm und R. Saudek, gegeben. Ein etwas mysteriöser Titel fürwahr für ein Lustspiel, hinter dem mancher etwas anderes suchen dürfte, als das, was uns die Autoren bieten. Als Parallele zu der allen Sage von einer regelmäßigen Zusammenkunft weißgekleideter, ehrwürdiger Männer im Heiligenwald lassen die Dichter eine buntgewürfelte Gesellschaft an derselben Stelle im Wald im Hause eines pensionierten Oberförsters Zusammenkommen und aus dem allseitigen Inkognito eine Fülle der köstlichsten Ueberraschungen und Verwechslungen entstehen, in deren Mittelpunkt sich eine Fürstin und ein Major a. D. befinden. Der märchenhafte Zauber, der das ganze umwebt, dauert aber nur solange, bis das Inkognito aufgehoben wird. Umrahmt ist das Stück von einem überaus dekorativen, amüsanten und witzigen, zum Teil aber auch tendenziösen Beiwerk, und das ists hauptsächlich, was dem Stück seinen besonderen Reiz verleiht. Mehr sei darüber für heute nicht verraten. Wenn wir mit einigen Worten die Darstellung berühren wollen, so muß sie als durchweg gelungen bezeichnet werden. In der Hauptrolle der Prinzessin Charlotte Marie von Waldstauffen tat sich Frl. Dobrowsky rühmlichst hervor und bekundete von neuem ihr künstlerisches Verständnis und ein bedeutendes Können. Den Major a. D. v. Bredereck gab Hr. Gildemeister durchweg korrekt und drastisch; auch die beiden Schauspieler der Hrn. Barg und Berger waren äußerst charakteristisch. Viel Heiterkeit erregten Hr. Portal als Förster Batzenbrecher und Frau de Scheirder und Hr. Eichheim als ländliche Briefboten. Auch die Damen Ernst und Otto, sowie die Hr. Herbst und Tiedemann füllten ihren Platz würdig aus. Das Zusammenspiel war äußerst flott und lebendig unter der kundigen Leitung des Hr. Schwarz, der auch die Szenerie überaus wirkungsvoll zu gestalten wußte. So wurde denn das Stück äußerst freundlich ausgenommen und sämtliche Mitwirkenden durften wiederholt den lebhaftesten Applaus der leider nicht besonders zahlreichen Zuhörerschaft entgegennehmen.
Enzberg, 18. Juli. Trotz der Warnungstafeln und wiederholter Warnungen durch die Lehrer ist ein Schüler der Oberklasse an einem Mast der elektrischen Leitung in die Höhe geklettert. Mit den Worten: „Jetzt will ich" — war er dem Leitungsdraht zunahegekommen, stürzte mit einem entsetzlichen Schrei herab und blieb bewußtlos liegen. Als Hilfe hinzukam, richtete er sich auf, konnte aber nicht gehen
und mußte, da er sich einen Beinbruch und wohl auch innere Verletzungen zugezogen hatte, nach Hause getragen werden.
Altensteig, 18. Juli. Der Heidelbeerver« sandt ist auf der hiesigen Bahnstation ein recht lebhafter. Täglich kommen 350—400 Körbe zum Versandt. Der Preis bewegt sich zwischen 15 und 18 per Pfund.
Die Abhaltung der Viehmärkte in Altensteig am 30. Juli und in Wildberg am 25. Juli wurden genehmigt.
Neuenbürg, 20. Juli. Auf den heutigen Schweinemarkt waren 55 Stück Milchschweine zugeführt, welche zum Preise von 38—42 pro Paar verkauft wurden.
Das Kartoffelkraut.
Ein für die Landwirtschaft wichtiges Ergebnis hat eine Untersuchung über den Nährwert des Kartoffelkrauts zutage gefördert, die von der ernährungsphysiologischen Abteilung des Instituts für Gährungsgewerbe in Berlin (Leiter Dr. Völtz) veranstaltet worden ist. Das Ergebnis ist nämlich, daß das trockene Kartoffelkraut (Kartoffelkrautheu) den Futterwert von gutem Wiesenheu besitzt. Die Annahme, daß das Kartoffelkrautheu den Tieren nicht bekömmlich sei, hat sich als Vorurteil erwiesen, das nun durch die Versuche als beseitigt gelten darf. Das Kartoffelkraut muß seiner dicken Stengel wegen nach besonderem Verfahren getrocknet werden, wahrscheinlich eignen sich einige der für die Trocknung von Rüben, Schnitzeln, Kartoffeln, Getreide angewendeten Apparate auch für diese Trockenarbeit. Bei der großen volkswirtschaftlichen Bedeutung der zweckmäßigen Verwertung des Kartoffelkrauts — es handelt sich unter der Annahme, daß etwa ein Viertel des Gesamtertrages zur Heubereitung verwendet wird, im Deutschen Reiche um die Gewinnung von etwa 25 bis 30 Millionen Doppelzentner Kartoffelheu im Werte von etwa 200 bis 250 Millionen ^ — ist es nicht zweifelhaft, daß die für die Landwirtschaft arbeitende Maschinen- induftrie sich alsbald dieser neuen Aufgabe widmen wird. Die Voss. Ztg. meint, man dürfe hoffen, daß neben der schon geschaffenen neuen Industrie der Kartoffeltrocknerei als Schwestergewerbe die Industrie der Kartoffelkrauttrocknerei entstehen werde.
Billiges Brot und Fleisch ist heute aller Wunsch; Erfüllung aber dringt nur die Selbsthilfe, sie ist seit Erfindung der transportablen Hausbacköfen und Fleischräucherapparate nicht schwer. Auch wer kein Korn Pflanzt und kern Schwein selber mästet hat noch große Vorteile durch „Selbstbacken" und „Selbstschlachten". Genaue Auskunft erhält man kostenlos von der ersten und größten Spezialsabrik für transportable Hausbacköfen und Fleischräucher, Anton Weber, Ettlingen, Baden. Beachten Sie das Inserat in der heutigen Nummer.
Worausfichtttche Witterung.
Das Tief in Deutschland wandert langsam ostwärts, während von West Hochdruck nachrückl. Dieser wird bei seinem Herannahen bei uns westliche bis nordwestliche Luftströmungen herbeisühren, die uns bewölktes, kühles Wetter und Regensälle bringen werden.
, >-,
Aus den EnMn LLr.L
Verantwortlich für den redaktionellen Teil: C. Meeh. für den Inseratenteil : G. Conradi in Neuenbürg,
Mit einer vierseitigen Beilage.
amtlich« Bekanntmachungen unS privat-KnzeigM
Kurse für Gold- und Silberfchmiede und Graveure.
Die Zentralstelle für Gewerbe und Handel beabsichtigt, a) vom 5.—7. August 1912 einen Kurs im Versilbern, Vergolden und Färben von Edelmetallen, d) vom 8.-28. September 1912 im einfachen Schriften- und Monogrammgravieren, abzuhalten. In dem Kurs a) werden auch Erläuterungen über die Stromverhältnisse in Bädern und über das Bestimmen von Gold und Silber in Bädern. Legierungen und Krätzwasser gegeben. Die Kurse werden in der K. Fachschule für Edelmetallindustrie in Schwab. Gmünd abgehalten. Der Unterricht findet an jedem Kurstag von morgens 8 Uhr bis abends 6 Uhr, unterbrochen durch eine Mittagspause statt.
Zu den Kursen werden selbständige Gold- und Silberschmiede und Graveure, sowie ältere Gesellen, in erster Linie solche, welche sich selbständig zu machen im Begriff sind, zugelassen. Zu dem Kurs b) werden nur solche Personen zugelassen, welche schon einige Kenntnisse in der Graviertechnik besitzen. Für den Kurs a)
wird ein Unterrichtsgeld von 7 für den Kurs b) ein solches von 20 erhoben. Es ist zu Beginn des Kurses zu entrichten. Besonders bedürftigen, im Lande ansässigen Kursteilnehmern kann ein Kostenbeitrag gereicht werden. Etwaige Beitragsgesuche müssen gleich bei der Anmeldung eingereicht und mit Nachweisen über die besondere Bedürftigkeit belegt werden.
Anmeldungen für den Kurs a) sind spätestens bis 25. Juli 1912, für den Kurs b) spätestens bis 15. August 1912 bei der K. Zentralstelle für Gewerbe und Handel einzureichen. Aus der Anmeldung sollen ersichtlich sein: Name, Beruf, Berufstellung (ob selbständig oder Gehilfe), Wohnort und Alter des Angemeldeten. In den Anmeldungen für den Kurs b) ist anzugeben, ob und wie der Angemeldete sich einige Kenntnisse und Fertigkeiten im Gravieren bereits angeeignet hat.
Die Gemeindebehörden und die gewerblichen Bereinigungen werden ersucht, die beteiligten Handwerker auf die Kurse aufmerksam zu machen.
Stuttgart, den 10. Juli 1912. Mosthaf.
Gesucht
Mk. 8500.— auf ein neues, modern gebautes, schuldenfreies Wohnhaus in schönster Lage, Nähe Wildbads.
Gefl. Offerte erb. unt. 331 an die Exped. ds. Blattes.
Säger,
auch im Feilen geübt, für längere Dauer zu sofortigem Eintritt gesucht. Entsprechender Lohn nach Vereinbarung.
Chr. Keller in Calmbach.