scheidungen zu treffen. In keiner Weise wird jedoch der Fortgang des Strafprozesses gestört.

Stuttgart, 13. Juli. Das an der Universität Göttingen bestehende KorpsBremensia" feiert vom 1417. Juli sein 100jähriges Stiftungsfest. Der König von Württemberg, der ebenfalls alter Herr des Korps ist, wird sich voraussichtlich vertreten lassen.

Cannstatt, 11. Juli. Die Reparaturen an der bei der Landung in der Nähe von Türkheim beschädigtenRumpler Taube" der Oberleutnants Hantelmann und Palmer aus Straßburg dürften noch in dieser Woche beendet sein. Die beiden Militär-Flieger beabsichtigen, auf dem Wasen zunächst mehrere Probeflüge zu machen und dann den Flug nach München fortzusetzen.

Kreisturnfest des Turnkreises Schwaben. Dem Kriegerbundesfest am 16. Juni und dem Eisen­bahnerfest am 23. Juni folgt in den Tagen vom 3. bis 6. August ds. Js. das 39. Kreisturnfest des 11. Kreises Schwaben der Deutschen Turner­schaft als drittes großes Landesfest in Göppingen. Die Vorbereitungen für das Fest sind in vollem Gang. In Anbetracht der günstigen Verkehrslage Göppingens wird mit einem sehr starken Besuch des Kreisturnfeftes gerechnet. Die Beteiligung an dem Vereinswetturnen wird stärker sein als auf irgend einem der früheren Feste. Es sind insgesamt 254 Riegen mit 5000 Turnern angemeldet; in Heilbronn waren es 328 Riegen mit 3900 Turnern, in Heiden­heim 152 bezw. 3672, in Reutlingen 139 bezw. 2182. Für Einzel- und Massenquartiere ist in ausreichender Weise Sorge getragen worden. Das turnerische Programm des Festes weist verschiedene Neuerungen gegenüber den früheren Kreisturnfesten auf. So werden zum erstenmal Fecht- und Schwimmübungen, Sonderübungen der Männerabteilungen, Frauen­übungen. an welchen rund 200 Turnerinnen teil- nehmen werden, ein Faustballwettspiel, ein Eilboten­lauf usw. geboten. Ein besonders eindrucksvolles Bild werden die Massenfreiübungen bieten, deren Leitung dem Kreisturnwart Held Reutlingen obliegt. Die Pflichtübungen für das Einzelwetturnen umfassen Pflichtfreiübungen, Pflichtgeräteübungen und volks­tümliche Uebungen (Hochspringen, Kugelstoßen, Schnellauf, Weitspringen, Schleuderballweitwerfen usw.). Die besten Turner erhalten Kränze, die Fechter und Schwimmer Ehrenurkunden. Der schön gelegene Festplatz am Schockensee hat eine Größe von rund 70000 Quadratmeter. Bei Regenwetter wird unter Riesenzelten geturnt, von welchen das größte eine Länge von 200 Metern hat. Für sonstige Unterkunft auf dem Festplatz ist durch die Errichtung großer Bier- und Cafezelte in ausreichender Weise Sorge getragen worden. Das Fest wird am Dienstag den 6. August mit einem großen Feuerwerk geschlossen, nachdem zuvor Turnfahrten auf den Hohenstaufen und auf die benachbarten Albhöhen stattgefunden haben werden.

Tübingen, 10. Juli. (Schwurgericht.) Das Schwurgericht verhandelte gestern die Strafsache gegen den Waldschützen Jmanuel Broß von Herren­berg, der dort bekanntlich am 10. April abends seine dem Trünke ergebene Frau derart gezüchtigt hatte, daß sie noch in der gleichen Nacht starb. Der Tod wurde durch Fußtritte, die ihr Broß auf den Leib versetzte, verursacht. Es waren ihr rechts und links vier Rippen gebrochen, ebenso die Wirbelsäule. Durch einen Fußtritt auf den Bauch entstand eine Blutung im Unterleib und der Darm bekam ein Loch. Die Anklage lautete auf Totschlag. Die Geschworenen verneinten nach kurzer Beratung die Frage nach Totschlag und bejahten die auf Körper­verletzung mit nachgefolgtem Tode unter Annahme mildernder Umstände. Das Urteil lautete auf 7 Mo­naten Gefängnis abzüglich 12 Wochen Untersuchungs­haft. Dem Angeklagten wurde seine bisherige gute dienstliche Führung zu gut gehalten und sein Zorn über die Trunkenheit und die vollkommene Vernach- läßigung aller häuslichen Pflichten seiner Frau als menschlich erklärlich aufgefaßt, weshalb nur auf diese milde Strafe erkannt wurde.

Tübingen, 10. Juli. (Strafkammer.) Ge­stern stand die Anklage gegen den Fuhrknecht Eugen Koch zur Verhandlung. Dem Angeklagten wurde zur Last gelegt, den Tod eines 2jährigen Kindes und die Verletzung der Mutter, die außerdem einen Nervenanfall erlitt, an dem sie wohl zeitlebens zu leiden haben werde, durch Ueberfahren fahrlässig herbeigeführt zu haben. Das Unglück geschah am Fastnacht-Dienstag an einer abschüssigen Stelle der Kaiserstraße in Reutlingen, während des Karneval- Umzuges. Der Fuhrmann, der jede Schuld bestritt, wurde zu 3 Wochen Gefängnis verurteilt.

Tübingen, 13. Juli. Der seitherige Landtags­abgeordnete für Tübingen-Stadt, Rechtsanwalt Liesching, hat die ihm von der Volkspartei wieder angetragene Kandidatur angenommen. Die Leit­ung der Nationalliberalen Partei Tübingen erklärt, an dem Wahlabkommen für die Landtagswahlen festzuhalten. Von einem Austausch des Bezirks Tübingen Amt mit dem Bezirk Reutlingen-Amt könne keine Rede sein.

Schorndorf, 11. Juli. In dem auf Grund des liberalen Wahlabkommens der Volkspartei zu­gefallenen Bezirk Schorndorf wurde bekanntlich die von den Nattonalliberalen schon seit längerer Zeit in Aussicht genommene Kandidatur Keinath im Einvernehmen mit dem Kandidaten wieder zurück­gezogen. Wie es jetzt heißt, wird die Volkspartei den Reichstagsabgeordneten Kronenwirt Gunßer aufstellen, während die Konservativen und der Bund der Landwirte dem Fabrikanten Breuninger- Schorndorf nominiert haben. Von der Sozialdemo­kratie wurde Gewerkschaftsbeamter Hoschka auf­gestellt.

Göppingen, 12. Juli. In der Nacht vom 10. auf 11. ds. ist in das Rektoratszimmer des Evangelischen Mädchenschulgebäudes in der Schiller­straße eingebrochen und ein größerer Geldbetrag entwendet worden.

Göppingen, 13. Juli. Wie bekannt, wurde unter der Herrschaft des eisernen Besens gegen fünf hiesige Genossen der Ausschluß aus der sozialdemo­kratischen Partei beantragt. In dem am Mittwoch stattgehabten Berufungsverfahren wurden, laut Hohenstaufen", die Anträge gegen drei Genossen gänzlich verworfen, während die zwei weiteren Ge­nossen, darunter Huttelmaier. auf die Dauer von 2 Jahren von den Ehrenämtern ausgeschlossen sein sollen.

Eßlingen, 11. Juli. Gestern schon wurde in einem hiesigen Bezirksort der erste Roggen ein­geführt. Auch die anderen Getreidearten machen in der Reife so rasche Fortschritte, falls günstige Witter­ung, die allgemeine Ernte früher als in sonstigen normalen Jahren statifindet.

Vaihingen a. E., 11. Juli. Kommerzienrat Franck in Rienz in Oesterreich hat die Zahl der Stiftungen der von hier stammendenZichorien­familie" Franck um ein weiteres Legat von 30 000,. Mark vermehrt, wovon die Zinsen in Geld an die Armen der Stadt verteilt werden sollen.

Zuffenhausen, 12. Juli. Eine 70jährige Frau, die sich bei ihren hier verheirateten Söhnen, die gemeinsam eine Möbelfabrik betreiben, aufhielt, war heute nachmittag mit Bügeln beschäftigt, wobei sie ein Kohlenbügeleisen benützte. Um das Eisen schneller zu erhitzen, goß sie Spiritus nach, wobei das Gefäß explodierte. Im nächsten Augenblick stand die alte Frau in Hellen Flammen. Die herumspritzende feurige Flüssigkeit setzte auch die Kleider eines 1?/, Jahre alten Enkelkindes der Frau in Brand. Schon selbst lichterloh brennend, versuchte die Frau ihrem Enkelchen die Kleider vom Leibe zu reißen und setzte auf die Straße. Herbei - geeilten Arbeitern gelang es, die Flammen um das Kind zu ersticken, das aber schon schwere Brand­wunden erlitten hatte. Ehe man jedoch seiner Groß­mutter Hilfe bringen konnte, waren ihr die Kleider buchstäblich auf dem Leibe verbrannt. Sie wurde mit schrecklichen Brandwunden am ganzen Körper in hoffnungslosem Zustand in ein Stuttgarter Kranken­haus geschafft. Ein weiteres Enkelkind der Frau, ein etwa 3jähriger Knabe, der sich ebenfalls in Nähe seiner Großmutter aufhielt, erlitt gleichfalls durch den brennenden Spiritus bedeutende Brandwunden an den Händen und am Kopf.

Güglingen. 10. Juli. Machten sich da ein paar kleine Buben an einer Futterschneidmaschine zu schaffen, trieben herum und ein Ruck, der Daumen des kleinen Kronenwirts war weg. auf Nimmer­wiedersehn. Der Arzt war auswärts. Eine Nach- barsfran legte den Notverband an.

Sontheim a. Br., 12. Juli. Im Moos ver­suchte ein Bienenschwarm, sich an der Schwanz­wurzel einerKuh festzusetzen. Der Besitzer streifte die Bienen rasch ab, worauf sich der Schwarm an des Bauern Wagen hing. Ob er sie eingeheimst hat, ist nicht bekannt.

C. H. Knorr A. G. Heilbronn a. N. Die Gesellschaft, die besonders durch ihre Kindernähr­mittel, Suppen- und Bouillon-Würfel eine hervor­ragende Stellung in der Nahrungsmittel-Branche einnimmt, hat infolge der fortwährenden Ausdehnung ihres Brtriebes laut Beschluß der Generalversamm­lung vom 29. Juni ihr Aktien-Kapital von 3Vr ' Millionen auf 5 Millionen erhöht.

Aus StaSt, Bezirk unS Umgebung.

Wildbad. (Aus der Sitzung der bürger­lichen Kollegien vom 5. Juli 1913.) Die Be- ratung und Feststellung des Gemeindehaushalts pro 1912/13 ergibt als Gesamtsumme der Einahmen der Stadlkasse 283397 Ml. (Vorjahr 291886 Mk),- der Ausgaben 395812 Mk. (Vorjahr 395912 Mk.). so daß sich ein Abmangel von 113 515 Mk. (Vor­jahr 104026 Mk.) ergibt. Der Abmangel wird gedeckt werden durch eine Gemeindeschadensumlage von 7°/ auf die allgemein und nur gemeindesteuer­pflichtigen Katasterbeträge mit 78675 Mk. 47 Pfg., durch Erhebung einer Gemeindeeinkommensteuer von 50°/o der Einheitssätze der staatlichen Einkommen­steuer mit ca. 37 500 Mk. und durch Entnahme von 7339 Mk. 53 Pfg. aus den vorhandenen Restmitteln der Stadtkasse. Als größere Mehreinnahme gegen­über dem Vorjahr konnte in den Etat eingestellt werden: Mehreinnahme aus dem städt. Elektrizitäts­werk 3000 Mk., Wertzuwachssteueranteil 1000 Mk. Hiegegen weist die Einnahme aus den Stadtwald­ungen infolge Fallens der Holzpreise einen erheb­lichen Rückgang auf. Besondere Ausgaben entstehen: durch Einbau einer neuen Akkumulatorenbatterie in das städt. Elektrizitätswerk 12 000 Mk., 2. Rate für Verlegung der Stromleitung vom Werk bis zum Rathaus 2000 Mk., durch den Weg zum Schulhaus­neubau 7000 Mk., für ein Wasserreservoir in Nonnen- miß 1600 Mk., Wegneubau im Kegeltal 7000 Mk. Infolge des Umstands, daß 7339 Mk. 53 Pfg. der Restmittelverwaltung entnommen werden können, war es möglich, die vorjährigen Sätze der zur Erhebung, gelangenden Gemeindesteuern (7°/o bezw. 50°/», s. oben) beizubehalten. Die 1912/13 zur Verteilung gelangende Bürgernutzung wurde insgesamt auf 65 506 Mk. 59 Pfg. und pro Einzelportion auf 108 Mk. 27 Pfg. festgesetzt. Der Etat der Forst­verwaltung 1912/13. der mit einer Gesamteinnahme von 135827 Mk., einer Gesamtausgabe von 59483 Mk. und einem Einnahmeüberschuß von 76 345 Mk. (Vorjahr 90932 Mk.) abschließt, wurde genehmigt, ebenso der Etat der Armenpflege, der einen Zuschuß von 6500 Mk. aus der Stadtkasse erfordert. Der Etat der Bergbahnverwaltung pro 1913/13 weist eine Gesamteinnahme von 88000 Mk. auf, welchen folgende Ausgaben gegenüberstehen: Schuld­zinsen 17 943 Mk., Verwaltungsaufwand 4385 Mk.. Gehalt des Betriebspersonals 9030 Mk., für Ma­terialien, Maschinenöl, Reparaturen usw. 1600 Mk., für elektr. Kraftstrom 3500 Mk., Anschaffung eines neuen Drahtseiles, von Werkzeugen usw. 3500 Mk., Haftpflicht- und Unfallversicherung 2400 Mk., Bau­kosten an Gebäulichkeiten und Sonstiges 1200 Mk., Steuern und Abgaben 3500 Mk., Spazierwege im Sommerberg und Außerordentliches 3742 Mk., Reklame 2000 Mk., insgesamt 52800 Mk. Von dem hienach verbleibenden Ueberschuß von 35 200 Mk. als Abschreibung bezw. Reservefonds und 3000 Mk. als weitere Reserve für außerordentliche Schäden zurückgestellt, 10000 Mk. als Beitrag an die Stadt­kasse zum Einbau eines 160 kL. Dieselmotors ver­wendet und der restliche Ueberschuß von 10 200 Mk. zu einem Fonds für außerordentliche Aufwände der Stadtgemeinde angesammelt werden. Die Jn- stallationsarbeiten zum Schulhausneubau wurden auf Grund eingezogener Offerten den Flaschnermeistern Karl Güthler und Hermann Großmann übertragen.

Wildbad, 9. Juli. Bei den hiesigen Gast­hofbesitzern, Villenbesitzern und Zimmervermietern zirkuliert z. Zt. eine Eingabe an die K. Domänen­direktion in Stuttgart um die Einrichtung von Ruheräumen im großen Badgebäude. Es würde dadurch einem aus allen Kreisen unseres Kur­publikums schon seit Jahren und gerade in letzter Zeit immer dringender und häufiger geäußerten Wunsche entsprochen. Die Mehrzahl der hiesigen Hotelbesitzer und Zimmervermieter hat sich daher auch dem Bittgesuch angeschlossen. Man gibt sich der Hoffnung hin, daß die K. Staatsfinanzverwaltung dem Gesuch Beachtung schenken, dem immer dringender zu Tag tretenden Bedürfnis nach Ruheräumen in Bälde abhelfen und so, wie immer, so auch in diesem Falle, sich nur von der Fürsorge für unseren Bade­ort und für das ihr anvertraute kostbare Kleinod unserer Heilquelle leiten lassen wird.

König!. Kurtheater Wildbad. Am 15. Juli feiert Ludwig Fulda seinen 50. Geburtstag. Zu seinem Gedächtnis hat die Intendanz am Vor­abend des Geburtstages, also am morg. Sonntag den 14. Juli, sein SchauspielMaskerade" angesetzt". Maskerade ist eines jener gesunden Tendenzstücke, wie sie mit Vorliebe L'Arronge schrieb. Fulda hat darin seinen Vorgänger aber um ein Bedeutendes über­troffen, sowohl was den größer angelegten drama-