Gemüse- und Beerenobstbau, hat uns im Frühjahr Hr. G. Craubner, Kunst- und Handelsgärtner hier, mit eiuem lehrreichen Vortrag im Waldeck erfreut, dem auch eine Anzahl Damen anwohnten. Die an­schließende Besprechung verlief äußerst angeregt. Den wohlverdienten Dank der Versammlung an Hrn. Craubner und die weiteren Redner brachte der Vereinsvorstand zum Ausdruck.

§. Birkenfeld, 9. Juli. Heute vormittag 11 Uhr hat sich der hier wohnhafte, von Untertürk­heim stammende Maurer Jösel in unmittelbarer Nähe vom Kirchhof erschossen. Jösel ist 60 Jahre alt, Witwer und wohnte bis vor l'/r Jahren bei seinem hier verheirateten Sohn. Da die beiden nun nicht mehr miteinander auskamen, mietete sich der alte Jösel ein eigenes Logis, hatte aber von da ab kein regelmäßiges Leben mehr und wurde im letzten Winter auch noch von einem Augenleiden befallen, daß er fast nicht mehr arbeiten konnte. Er äußerte deshalb oftmals, er lebe nicht mehr gern.

Nagold, 9. Juli. Als der Bauer Adam Seitz in Ettmannsweiler mit seiner Sense vom Felde heimging, wurde er vom Blitz getroffen. Die Kleider wurden ihm vom Leibe gerissen, er erlitt schwere aber nicht lebensgefährliche Brandwunden.

** Feldrennach, 9. Juli. Der heutige Vieh­markt, welcher für die Aemter Durlach und Rastatt gesperrt war. hatte folgende Frequenz: Zufuhr: 145 Kühe und Kalbinnen, 14 Ochsen und Stiere, 131 Rinder, 23 Kälber, zusammen 312 Stück. Der Handel war in allen Viehgattungen recht lebhaft. Preise für Milchvieh hochbleibend, in Kleinvieh etwas zurückgehend. Der Krämermarkt war in Frequenz und Handel ziemlich lebhaft, begünstigt durch tadel­loses Wetter.

vermischtes»

Unter der blühenden Linde. Nun um­schmeicheln uns wieder die süßen, balsamischen Düfte der Lindenblüte. Vor allem abends, wenn die Sonne untergeht, quillt der berückende Odem aus den Laubkronen der Lindenbäume, uns daran er­innernd, daß die schönste Zeit des Jahres gekommen ist. Weithin trägt oft der Abendwind den Linden­blütenduft über Feld und Garten. Er vermischt sich mit dem Dufte der Rosen und teilt sich den Düften der Sommerblumen mit. Dazu Vogelgesang, Falter­gaukelei und Glühwürmchenillumination wahr­haftig, man könnte meinen, die Erde habe sich in ein Paradies verwandelt und es gäbe nichts, was diese Wonne stören könnte! Aber auch die Menschen tragen den Naturverhältniffen Rechnung. In erster Linie stnd's die jungen Menschen, die jetzt im knos­penden Herzen ebenfalls Wonne spüren. Linden­blüten und Rosenduft sind mit Vogelgesang und Liebesgefiüster so eng verbunden, daß es scheint, als sei das eine für das andere notwendig. Aber auch die Alten freuen sich der schönen Zeit der Linden­blüte. Unter der Dorflinde versammelte sich schon im Mittelalter alt und jung, um sich von des Da­seins Plagen, so gut es eben ging, zu erholen. Da wurde mancher Reigen aufgeführt, musiziert und

Unrecht Gut.

Kriminalroman von Reinhold Ortmann.

12j (Nachdruck verboten.)

»Retten Sie uns das Kind, Herr Doktor!" keuchte sie. »Machen Sie unfern Erwin gesund und alles sollen Sie haben, was Sie verlangen. Wir kaufen Ihnen das Haus wir bauen Ihnen Ihre Anstalt nur machen Sie uns das Kind wieder gesund das Kind, das liebe, liebe Kind!"

Dr. Runge hatte Mühe gehabt, die in ihrer Ver­zweiflung fast rasende Person von sich abzuwehren. Ohne ein Wort zu sprechen, trat er an das Lager des Knaben, und mit einem Blick erkannte er, wie hier die Dinge standen. Das aufgedunsene, bläulich ge­färbte Gesichtchen, die eingezogene Brust, die qualvoll mühsamen, pfeifenden Atemzüge zeigten ihm das un­verkennbare Bild einer schweren Kehlkopfdiphtherie, die in jedem Augenblick zu lebenbedrohenden Er­stickungsanfällen führen konnte.

»Gibt es einen Arzt oder eine Apotheke im Dorf?" war seine erste Frage, nachdem er sich über den kleinen Patienten gebeugt und sich mit Hilfe eines auf dem Nachtkästchen liegenden Löffels Einblick in seinen Hals verschafft hatte. Aber Frau Römhild, deren Zähne hörbar aufeinander schlugen, mußte ver­neinen.

»Beide befinden sich in Schandau. Aber wir haben eine kleine Handapotheke im Hause. Wenn ich Ihnen etwas daraus holen dürfte vielleicht das chlorsaure Kali_____

gesungen. Und was alles könnten die noch hier und da vorhandenen Femlinden erzählen! Was haben unsere Dichter über die Linde gesagt und ge­sungen! Wie ein Echo aus der Jugendzeit klingt's an unser Ohr:Am Brunnen vor dem Tore, da steht ein Lindenbaum".

Die Ausgrabung eines versunkenen Waldes. Umrahmt von Hügeln liegt etwa zwan­zig englische Meilen südlich von Auckland auf Neu­seeland das weit sich dehnende große Papakra-Tal, flach wie ein Billard, sich viele lausend Morgen hin in der blauen Dämmerung des Horizonts verlierend. Dieses Tal ist eigentlich ein riesiger Torfsumpf, der zum Teil, wahrscheinlich durch natürliche Verdampf­ung ausgetrocknet ist. An diesen Stellen und an anderen, die künstlich entwässert sind, breiten sich freundliche Ansiedlungen auf fettem Weideland, und in kurzer Zeit werden auch die Moorflächen durch die Arbeit fleißiger Viehzüchter in üppige Wiesen verwandelt sein. Gegenwärtig aber sind diese Sümpfe der Schauplatz einer Tätigkeit und einer Industrie, wie sie in dieser Art und in diesem Umfang einzig in der Welt dasteht: ein ungeheurer versunkener Wald wird ausgegraben. Unter der Oberfläche des Torfmoores, da, wo der Boden durch Trocknen zer­rissen oder bereits teilweise weggeschafft ist, bieten sich dem Auge in Reih und Glied die Stämme un­zähliger Dammarafichten dar. Vor Jahrhunderten sind sie in dem halbflüssigen Moor versunken und haben so Zweige und Kronen verloren. Nur das solide Kernholz der mächtigen Stämme ist übrig ge­blieben, und diese gewaltigen Schäfte sind von dem zähen Boden sorgfältig ein gewickelt und Jahrhun­derte lang begraben worden in einer so regelmäßigen Reihenfolge, wie die Stäbe eines Staketenzauns. Die Ursachen für die einzigartige Symmetrie, in der die Damarafichten des Papakuratals in der Erde ruhen, sind nicht genügend aufgeklärt. Die Wieder­gewinnung und Nutzbarmachung begrabenen Holzes ist ja auch sonst schon in allen Moorgegenden be­trieben worden, aber nirgends fand man die Holz­schätze in so ungeheurer Masse und so regelmäßig gelagert, als in diesem Tal von Neuseeland. Nir­gends hat auch die Verwandlung eines solchen prä­historischen Waldes in wertvolles Nutzholz einen annähernd so bedeutenden Gewinn gebracht; zur Ausnutzung der Schätze von Papakura hat sich eine Gesellschaft gebildet, die das Material dieser Tau­sende von Akres systematisch ausnutzt und eine blüh­ende Industrie daraus entwickelt. Die Damarafichte stammt aus der gleichen Familie wie unsere Nadel­hölzer, aber sie ist ein viel höherer, sich gewaltig ausbreitender Baum, der nicht nur Zweige und Krone kräftig in die Nachbarschaft ausftreckt, sondern auch unter der Erde reiche Wurzeln entfaltet. Wie riesig und mächtig müssen die Bäume, deren Stämme nun so kahl in der Erde liegen, in jenen fernen Zeiten, da sie noch ihren ganzen Schmuck trugen, gewesen sein! Manche der Stämme haben einen Umfang von über sechzig Fuß und eine Länge von achtzig bis neunzig Fuß; als durchschnittlichen Um­fang kann man vierzig Fuß annehmen. Das früher

»Ja, bringen Sie das und lauwarmes Wasser. Aber es muß nichtsdestoweniger sogleich ein Bote nach Schandau geschickt werden, um das Serum zu holen, das so schnell als möglich zur Anwendung gebracht werden muß. Auch werde ich ein paar Zeilen für den dortigen Arzt mitgeben, damit er mir sein In­strumentarium leihweise überläßt, sofern er selbst nicht sogleich mitkommen kann."

O mein Gott das Kind es ist also wirk­lich in Lebensgefahr?"

Es ist ernstlich krank, Frau Römhild, das darf ich Ihnen nicht verhehlen. Aber Sie brauchen sich vor der Hand noch nicht um sein Leben zu ängstigen. Und was ich tun kann, um die Gefahr abzuwenden, das soll gewiß geschehen."

Wir geben Ihnen alles, was Sie haben wollen," heulte Babette wieder. »O Gott o Gott ich bin ja an allem schuld, weil ich den Herzensjungen so lange allein gelaffen habe. Daß der Himmel ihn strafe, den Verdammten, der mich dazu gebracht hat!"

Margarete Römhild hatte nichts von dieser Selbst­anklage und dieser Verwünschung gehört, denn sie war aus dem Zimmer geeilt, um das verlangte Des­insekttonsmittel zu holen. Dr. Runge aber fixierte die Alte mit durchdringendem Blick, und ein Aus­druck höchster Spannung war auf seinem Gesicht.

Wo waren Sie denn, während Sie hätten bei dem Kinde sein sollen?" fragte er streng. »Draußen im Garten etwa?"

Ja ja ja! Aber nicht freiwillig, Herr Doktor Gott ist mein Zeuge." __

so stille Papakuratal ist jetzt erfüllt von dem Lärmen und Fauchen großer Maschinen, von dem eifrigen Gewimmel einer Menge Arbeiter. Die Bäume werden dergestalt ausgegraben, daß zunächst zu beiden Seiten der Stämme Gruben in den Torf gestochen werden, in denen dann die Holzsäger ar­beiten. die jeden Schaft in Teile von zwölf bis zwanzig Fuß zerlegen. Mit Drahtseilen oder Eisen­ketten werden diese Stücke darauf aus der Umklam­merung befreit, in der die Erde ihre jahrhundert­jährige Beute hält. Das Holz dieser begrabenen Dammarafichten ist von ausgezeichneter Qualität; es unterscheidet sich von dem heutigen Dammaraholz nur durch eine dunkelrote mahagoniähnliche Färb­ung. Seine Vorzüge machen es bereits heute auf dem Weltmärkte zu einer hochbegehrten Ware. Wann dieser Wald versank, läßt sich nach den geo­logischen Berechnungen ungefähr angeben. Das Torfmoor, das heute das Tal füllt, muß vor etwa lausend Jahren sich gebildet haben ; da die Dammara­fichte sehr langsam wächst, so darf man annehmen, daß sie tausend Jahre brauchte, bevor die aufgefun­denen Stämme ihre volle Größe erreichten. Jeden­falls sind viele, viele Jahrhunderte vergangen, seit dieser Wald sich entwickelte. Neben dem kostbaren Holz macht noch ein anderer Schatz die Gebiete des Papakuratals zu waren Goldfeldern. Es ist der fossile Gummi, der von den Bäumen durch Jahr­hunderte abgeschieden worden ist und von dem schon fünf verschiedene Schichten in verschiedenen Tiefen unter der Oberfläche aufgefunden worden sind. Das Harz der Dammara- oder Kaurifichte, das als Kaurikopal auf den Markt kommt, ist ein wichtiger Artikel und das fossile Harz steht dem heutigen nicht nach. Bei diesem Reichtum des Bodens ist es nicht verwunderlich, daß für das Recht der Aus­beutung für einen Akre lausend Mark bezahlt werden, und der glückliche Besitzer hat die schöne Aussicht, sein Land entwässert und ausgerodet zur Bebauung wieder zu erhalten.

Vogelmord". Es wurden in Genua an einem Tag 6 Zentner Schwälbchen verhandelt, wo­bei ungefähr 15 Schwalben auf ein Pfund kommen. In Mailand und Florenz kommen jeden Herbst und Frühjahr täglich 20 000 bis 30 000 Singvögel auf den Markt, darunter 30004000 Stück Rotkehlchen.

sMacht nischt.jIhr Billet gilt ja nach Berlin, der Schnellzug geht aber nach Leipzig!"Macht nischt, ... in Leipzig is et ooch nich iebel!"

jAnsteckend.jWarum liegt bei Ihnen die Abendpost" nicht auf, Herr Wirt?"Wissen Sie, in dem Blatt wird zuviel geschimpft; wenn meine Gäste das lesen, da fangen sie auch immer an, über das Essen zu räsonnierenl"

jBoshafte Bestätigung.^ Modedame:Findest du nicht auch, daß mich dieser Hut um zehn Jahre jünger macht?" Freundin:Jeder, meine Liebe! . . . Sogar mein Mann sagte gestern: Wenn deine Freundin den Hut abnimmt, sieht sie um zehn Jahre älter aus!"

Lassen Sie gefälligst den Namen Gottes aus dem Spiel! Mit wem waren Sie im Garten? Mit Emil Römhild?"

Halb sinnlos in ihrer Herzensqual, wurde die Alte durch diese Frage ersichtlich ebenso wenig in Erstaunen gesetzt, als sie sich der möglichen Trag­weite ihrer Antworten bewußt war.

Ja doch ja! O, der Nichtswürdige! Aber ich habe ihn immer gehaßt seit seiner frühesten Kindheit habe ich ihn gehaßt, den falschen Schleicher!"

Und den weißen Shawl dort Sie waren es, die ihn heute Abend getragen?"

Babette nickte, und da Margarete Römhild eben wieder ins Zimmer trat, fragte er nichts weiter, sondern beschäftigte sich während der nächsten Minuten ausschließlich mit dem Kinde, dessen Atemnot sich unter seinen Bemühungen ein wenig zu verringern schien. Dann zog er einen Rezeptblock aus der Tasche, schrieb die Anweisung für den Apotheker auf das eine und ein paar Zeilen für den unbekannten ärztlichen Kollegen auf ein zweites Blatt, um sich dann wieder an die junge Witwe zu wenden:

Dies muß sogleich durch einen Boten nach Schandau befördert werden. Haben Sie jemand im Hause, den Sie schicken können?"

Ich will gehen ich!" erklärte Babette, indem sie ihre zitternde Hand nach den Papieren ausstreckte. Ich weiß den nächsten Weg, und keiner kommt so schnell hin wie ich."

(Fortsetzung folgt.)

Druck und Berlag der L. Meeh'sche« Buchdkuckerei de» Tnztiller» lJuhaber S. Lourabt) i« Neuenbürg.