Übungen und ein selbftgewähltes Gerät zu turnen. Die vorzuführenden Freiübungen werden erst am Tage des Festes bekannt gegeben, so daß die Riegen sämtliche vier Gruppen tadellos einzuüben haben. Die Auszeichnung bei erungenem Sieg besteht in Kranz und Diplom. Die Siegerverkündigung der Vereinsriegen geschieht in den einzelnen Stufen in alphabetischer Reihenfolge. Geturnt wird in drei Stärkeklassen, je nach der Mitgliederzahl der Vereine. Wenn man in Betracht zieht, daß sämtliche Vereinsriegenturner an den allgemeinen Freiübungen teilzunehmen haben, so wird sich am Festsonntag ein großartiges Bild entwickeln, wenn über 5000 die uebungrn sicher beherrschenden Männer diese Gruppen durchturnen. An den nämlichen Tagen begehen auch die uns zunächst benachbarten Kreise ihre Kreisturnfeste. Der 10. badische und elsaß-lothringische Kreis in Freiburg i. B. und der 12. Kreis Bayern in Aschaffenburg. Da beide Kreise ebenfalls eine sehr große Anzahl Turnvereine in ihren Reihen zählen, so werden diese Feste auch sehr gut besucht werden. So wird in den Tagen des 3. bis 6. August im Süden Deutschlands die Turnerwelt in der Oeffentlichkeit zeigen, wie sie für die körperliche Tüchtigkeit unseres deutschen Volkes eintritt und arbeitet. Auch in Leipzig sind die einzelnen Ausschüsse schon tüchtig für die Vorbereitung des 12. deutschen Turnfestes, das im Juli 1913 stattfindet, an der Arbeit.
Mühlacker, 27. Juni An dem Bahnwarthaus 49 zwischen Mühlacker und Illingen trägt ein einziger Rosenbaum z. Zt. 1400 blühende Rosen.
Aus StaSt» Bez irk unS Umgebung.
Neuenbürg, 28. Juni. Von einem Weinberg- befitzer in Gräfenhausen erfahren wir, daß über den Stand der Weinreben nur erfreuliches zu berichten ist. Die Traubenblüte hat meist schon vor «Johanni" eingesetzt und bei dem überaus günstigen Wetter der letzten 8 Tage überall einen günstigen Verlauf genommen; die abblühenden Trauben „putzen sich" und zeigen überall gleichmäßigen Beerenansatz; nur einzelne Reben, die unter den Frühjahrsfröften gelitten haben dürften, seien noch zurückgeblieben, kommen nun aber nachträglich zur Blüte, welche bei dem fortgesetzt sommerlich warmen, trockenen Wetter der letzten Tage binnen kurzer Zeit ebenfalls günstig verlaufen wird. Dabei sei von Blattfallkrankheit der Reben oder von dem gefürchteten Sauerwurm nichts zu bemerken. — Auch von den Hausreben an der Südseite des hiesigen Schlosses wie am Bahnhofgebäude ist gleich erfreuliches über die Traubenblüte und den Beerenansatz zu berichten. — Die Heuernte ist im Tale fast überall beendigt; sie liefert namentlich von den Bergwiesen einen befriedigenden Ertrag. — Wenn auch die Kirschenernte in Arnbach und Gräfenhausen nicht so reichlich aus- fällt, so ergibt sie doch bei den immer noch hohen Preisen einen gleichfalls befriedigenden Ertrag.
Kgl. Kurtheater Wildbad. Am morgigen Sonntag den 30. Juni ist im Kgl. Kurtheater die erste Wiederholung des Wolzogen'schen Lustspiels
Unrecht Gut.
Kriminalroman von Reinhold Ortmann.
St (Nachdruck verboten.)
Die Augen des Arztes aber ruhten auf ihrem, gerade um dieser Befangenheit willen doppelt reizvollen Gesicht so fest und so eindringlich, daß Frau Margarete Römhild unwillkürlich an das erinnert wurde, was ihr Babette über den Blick des Fremden gesagt hatte.
«Ich bitte um Verzeihung — sollte ich vielleicht die Ehre haben, mit Frau Römhild, der Besitzerin der Villa „Waldfrieden" zu sprechen?"
„Nicht der Besitzerin. Aber Frau Römhild bin ich allerdings."
„So darf ich mich Ihnen als Ihren Mieter vorstellen. Dr. Runge, Arzt. — Ich würde nicht versäumt haben, dieser selbstverständlichen Pflicht schon vorhin bei meinem Einzuge zu genügen. Aber die alte Frau, mit der ich wegen des Quartiers verhandelt hatte, erklärte aus meine Anfrage ziemlich kategorisch, es läge nicht in Ihren Wünschen, mit den Mietern in Berührung zu kommen, und ich würde es während der Dauer meines Aufenthalts ausschließlich mit ihr zu tun haben."
Die junge Witwe hatte noch immer mit ihrer Verlegenheit zu kämpfen. Dieser Berliner Arzt benahm sich ohne Zweifel durchaus höflich und korrekt, aber in der Gemessenheit seiner Rede und noch mehr in dem beinahe finsteren Ausdruck seiner Züge war etwas, das ihr ein starkes Unbehagen, ja, eine Regung der Furcht verursachte.
i „Die Kinder der Exzellenz". Wolzogen stellt ! hier in wirksamer Weile zwei Rasse-Vertreter der alten und der neuen Welt gegenüber. Der demokratische Amerikaner, dessen erstes Wort ist „Schwärmen?" Natur? Ich? Nein! „Bei uns schwärmt man überhaupt nicht" platzt in die hocharistokralische Familie derer von Lersen in des Wortes wahrster Bedeutung hinein und bittet kurzerhand um die Hand der stolzen ältesten Tochter. Wie sich hier die Anschauungen zweier Welten, die nackte, realistische, zahlenmäßige des Amerikaners, mit der mit Standesvorurteilen belasteten des Deutschen, aneinander abschleifen, um schließlich das Gesunde und Lebensfähige beider Anschauungen zu Tage zu fördern, ist an einer Ueberfülle von Humor und Ernst geschildert. Der Vermittler dieser Gegensätze ist ein alter deutscher Major, „der Onkel Muz", der auf den Schlachtfeldern bei Spjchern gelernt hat, daß es für den Deutschen noch andere Dinge zu tun gibt, als in den blauen Himmel zu gucken, daß man dabei auch einmal in einen Sumpf geraten kann, statt in den erträumten Rosengarten. Ein Grobian, wenn es sein muß, ist dieser Onkel Muz doch ein grundgütiger, ehrlicher Charakter, der volle Sympathie verdient und gewinnt. Die Vorstellung beginnt wie immer um 7'/- Uhr und wird gegen 9'/- Uhr beendet sein, so daß der um 10.10 abgehende Theaterzug noch bequem zu erreichen ist.
Pforzheim, 28. Juni. Die Rumplertaube, die beim Pforzheimer Flugtag milfliegen wird, ist angekommen und der Wright-Doppeldecker, der als zweiter Apparat für den Flugtag gemeldet ist, wird auch im Lapse des Tages erwartet. Die Flüge beginnen am Sonntag nachmittag 5 Uhr auf den Enztalwiesen oberhalb Brötzingen. Es nehmen an Fliegern daran teil: der Russe Abramowitsch (Wright- Doppeldecker), der der Sieger der letzten Johannis- taler Flugwoche war, und als zweiter der Fluglehrer des Schlesischen Aeroklubs Heinrich Lübbe (Rumplertaube), der als einer der ruhigsten und sichersten Flieger gerühmt wird. Diese beiden Flieger veranstalten Schauflüge (Dauer- und Höhenflüge) und Passagierflüge, zu denen bereits 10 Meldungen von Passagieren vorliegen. Ferner wird ein Ueberlandflug Pforzheim-Karlsruhe stattfinden, der Abflug zu diesem erfolgt ebenfalls auf dem Flugplatz, die Landung ist auf dem Forchheimer Exerzierplatz bei Karlsruhe vorgesehen. Auf diesem Ueberlandflug, der von einem der genannten Flieger, möglicherweise von einem noch nicht bestimmten dritten Flieger ausgeführt wird, wird auch die „erste Pforzheimer Luftpost" befördert werden, für die eine besondere Pforzheimer Luftpostkarte (in den Vorverkaufsfteüen erhältlich) herausgegeben worden ist. Nur diese Postkarte, und keine andere, wird befördert. Sie wird mit einer gewöhnlichen 5 Pfg.-Marke frankiert, muß in die Spezialbriefkaften auf dem Flugplatz oder in den Buchhandlungen von Rircker und Delffs eingeworfen werden und erhält den amtlichen Stempel „Ueberlandflug Pforzheim-Karlsruhe" mit dem Datum.
Verfälschte Postwertzeichen. In letzter Zeit sind verschiedentlich bei Warenbestellungen an
Geschäfte im Reichspostgebiet von vermutlich ein und demselben Betrüger zur Begleichung der Kosten auf Paketadressenformularen aufgeklebte Freimarken eingesandt worden, die aus einzelnen, von verschiedenen entwerteten Marken herrührenden Teilen zusammengesetzt waren. Die äußerst geschickt ausge- sührte Zusammensetzung ist in den bisher bekannt gewordenen Fällen in der Weise bewirkt worden, daß die Umrahmung der gefälschten Marken von der einen und das Mittelfeldstück von einer andern oder auch von mehreren andern Marken in einer nur bei genauer Prüfung erkennbaren Weise zu einem Markenbilde vereinigt waren. Es handelte sich stets um Marken von höherem Werte, um 25-, 40- und 50- Pfennigmarken. In einzelnen Fällen sind Marken auch zur Frankierung von Einschreibbriefen verwandt worden. Die Postanstalten wurden angewiesen, insbesondere bei der Einlieferung frankierter Paketadreffen mit 25- und 50-Pfennigmarken, eingehend zu prüfen, ob sich Fälschungen der angegebenen Art feststellen lassen. Bei den Prüfungen sind die Marken in der Diagonale scharf zu knicken und dann in einer Ecke von der Paketadresse zu lösen; hierbei trennt sich bei den gefälschten Marken die Umrahmung von dem Mittelfelde.
Neuenbürg, 29. Juni. Auf den heutigen Schweinemarkt waren 37 Stück Milchschweine zugeführt, welche zum Preise von 34—40 ^ pro Paar verkauft wurden.
Das Repriiseutationshaus „Kathreiner" ans der Bayrische« Gewerbescha«.
Inmitten der prächtigen Anlagen des Bavariaparkes erhebt sich ein schmuckes Gebäude, das in seinem Aeußeren an die Eremitagen fürstlicher Schlösser in lauschigen Gärten erinnert. Vier «äulen bilden in der Vorderfront eine Attika, auf der in monumentalen Buchstaben nur das Wort „Kathreiner" prangt, eine Inschrift, die ohne weiteres den Besucher mit dem Zweck dieses zierlichen Bauwerks bekannt macht. Diesen Namen kennt das Publikum längst, mit ihm verbindet jeder sofort die Vorstellung von dem Malzkaffee, der zuerst in München fabriziert, in kurzer Zeit die Welt eroberte. — Wir erfahren aus den Zahlen und den daneben gestellten Kaffeetassen und Malzsäcken, wie gewaltig in den verschiedenen Ländern der Verbrauch von Kaihreiners Malzkaffee gewachsen ist und erhalten nach aufmerksamer Betrachtung der in 22 Felder eingeteilten Wände ein ungefähres Bild von der im Publikum so gut wie gar nicht bekannten Größe dieses industriellen Unternehmens. Der Gehalt machts! Mit diesem Schlagwort kann die Firma den Siegeszug ihres Produktes erklären. Nicht weniger als 7 Malzkaffee- Fabriken recken heute in deutschen Gauen ihre rauchenden Schlote im Dienste von Kathreiners Malzkaffee-Fabriken gen Himmel. Die dekorative Ausgestaltung deS Mittelraumes erweckt den Eindruck eines heiteren Gartensaales, in dem eine festliche Stimmung vorherrscht, ausgelöst durch den harmonischen Zusammenklang des Materials. — Ein immer neu bleibender Anziehungspunkt für alle seiner Empfindenden, in vornehmer Zurückhaltung gediegen wirtend, so steht das Repräsentationshaus der Kathreiner Malzkaffee- Fabriken aus der Bayrischen Gewerbeschau da.
Rätsel.
1— 2 Gewandung,
2— 3 Reinigungswerkzeug,
3— 4 Hirte,
4— 1 Römischer Kaiser,
1—3 Gartenschmuck.
„Es kann sich dabei nur um ein Mißverständnis handeln, Herr Doktor," sagte sie unsicher. „Die Wirtschafterin hatte von mir selbstverständlich keinen Auftrag, derartiges zu äußern. Ich bitte Sie vielmehr, sich mit etwaigen Wünschen oder Beschwerden stets ohne weiteres an mich zu wenden."
„Dank für die Erlaubnis, Frau Römhild! — Sie ist eine sehr — nun, sagen wir: eine sehr energische Dame, Ihre Wirtschafterin."
„Sie hat ihre Eigenheiten, das kann ich nicht in Abrede stellen. Aber es wäre sehr liebenswürdig, wenn Sie ein wenig Nachsicht mit ihr hätten, Herr Doktor! Denn ihre Vorzüge sind viel bedeutender als ihre Schwächen. Sie ist fast ihr ganzes Leben hindurch in der Familie meines verstorbenen Gatten bedienstet gewesen, und sie hat während dieser langen Zeit unzählige Beweise einer wahrhaft rührenden Treue und Anhänglichkeit gegeben."
Dr. Runge erwiderte nichts. Und der Gesprächsstoff, der ihnen zur Verfügung stand, schien erschöpft. Margarete Römhild erwartete, daß der Doktor sich verabschieden und seinen Weg fortsetzen würde. Aber er blieb zu ihrer Verwunderung neben der Bank stehen, und jetzt war er es, der beharrlich zu den langsam verblassenden Abendwölkchen jenseits des Flusses hinüber sah.
„Es ist sehr hübsch hier", nahm er nach einem längeren Schweigen wieder das Wort, und seine Rede klang merkwürdig abgehackt, wie die eines Mannes, der sich gegen ein inneres Widerstreben zum Sprechen zwingt. „Und die Villa „Waldfrieden" hat, wie mir scheint, eine besonders bevorzugte Lage."
„Haben Sie noch nicht daran gedacht, Frau Römhild, daß diese günstigen Umstände sich vielleicht besser ausnützen ließen als durch eine auf wenige Wochen oder Monate beschränkte Vermietung an Sommerfrischler?"
Verwundert hatte sie aufgeblickt.
„Nein, an eine andere Ausnützung habe ich nie gedacht. Aber ich verstehe auch nicht —"
„Man könnte zum Beispiel ein Privat-Sanatorium aus dem Hause machen. Ich gestehe Ihnen offen, daß ich die Reise in diese Gegend nur unternommen habe, um mich nach eiEn geeigneten Platz für die Errichtung einer solchen Anstalt umzusehen. Und ich habe bis jetzt nichts gefunden, das mir paffender schiene als die Villa „Waldfrieden"."
Das anfängliche Befremden der jungen Frau verwandelte sich in offenkundige Bestürzung.
„Oh, dann wollen Sie mich vielleicht ausmieten, Herr Doktor? — Und ich war so glücklich, diese Zufluchtsstätte gefunden zu haben."
„Beruhigen Sie sich — mit einer derartigen Absicht trage ich mich durchaus nicht. Ein gemietetes Haus könnte für die von mir projektierte Gründung überhaupt nicht in Betracht kommen. Denn die unerläßlichen Umbauten und kostspieligen Einrichtungen setzen notwendig die vorherige Erwerbung des Grundstücks voraus. Und dazu reichen meine verfügbaren Mittel bei weitem nicht aus. Aber wir könnten das Unternehmen vielleicht gemeinschaftlich durchführen,
(Fortsetzung folgt.) !
Dm« und «erlag der L. Meeh'schen Buchdruckerei de» EuztSler» (Inhaber S. Louradt) in Reueubürg.