des Zentrums und der Konservativen abgelehnt und sodann der Ausschußantrag, auf Streichung des Artikels zu beharren, angenommen. Ebenso wurde bei den Resolutionen auf den früheren Beschlüssen beharrt und in der Schlußabstimmung der ganze Entwurf einstimmig angenommen. Es folgte dann die Beratung des 7. Nachtrags zum Finanzgesetz, der für die Ausbesserung der Hochwasserschäden an den Jllerufern 230 000 verlangt. Der Entwurf wird in erster und zweiter Lesung und in der Schlußabstimmung genehmigt. Der 6. Nachtrag zum Finanzgesetz über die Forderungen für die neuen Versicherungsbehörden wurde dem Finanzausschuß überwiesen. Nächste Sitzung Mittwoch 9 Uhr.
Stuttgart, 24. Juni. Der Ausschuß der Ersten Kammer empfiehlt der Regierung, von der Schaffung eines besonderen Verkehrsministeriums abzusehen, da Württemberg alles vermeiden müsse, was die Vereinheitlichung des deutschen Eisenbahnwesens hemmen könnte.
Stuttgart, 35. Juni. In einem 6. Nachtrag zum Finanzgesetz werden 83 645 für die neuen Versicherungsbehörden gefordert. Nach Abzug der für die Einrichtung der neuen Behörden entstehenden einmaligen Kosten berechnet sich der jährlich dauernde Mehraufwand für die Versicherungsämter auf zusammen 110 740 und derjenige für das Oberversicherungsamt nach Abzug der Ersparnisse und der bisherigen Ausgaben für das Landesversicherungsamt und die Schiedsgerichtsvorsitzenden auf 63 840 -/A Der gesamte jährliche Mehraufwand für die neuen Versicherungsbehörden kann daher angenommen werden auf 174 580 Nach einer zwischen der Reichsleitung und den zuständigen einzelstaatlichen Ministerien getroffenen Verabredung find die neuen Versicherungsbehörden spätestens bis 1. Januar 1913 ins Leben zu rufen. Der Nachtrag setzt eine Organisation mit 1 Oberversicherungsamt und mehreren detachierten Spruchkammern voraus, wie sie vom Ausschuß der Zweiten Kammer beim Ausführungsgesetz zur Reichsversicherungsordnung beantragt war; der Umstand, daß der Nachtrag auf diese Organisation zurück kommt, kann nur als ein Fingerzeig dahin angesehen werden, daß eine Verständigung beider Kammern über das Ausführungsgesetz auf dieser Grundlage erhofft wird und versucht werden soll.
Stuttgart, 24. Juni. Die württ. evangel. Jungfrauenvereine hielten gestern im Festsaal der Liederhalle ihr Bundesfest ab, zu dem sich 5000 Mädchen aus dem ganzen Lande eingefunden hatten. Der Vorsitzende Pfarrer Ris betonte, daß das Fest keine Parade sei, sondern zur gegenseitigen Ermunterung und Stärkung diene. Die Festrede hielt Stiftsprediger Römer. Dem Bund sind z. Zt. 325 Vereine angeschlossen. Der Schriftenvertrieb der Geschäftsstelle hat zur Zeit einen Umsatz von 14 000 Mark mit dem Zweck, die Mädchen gegen die Einflüsse der Schmutz- und Schundliteratur zu schützen.
Tübingen, 25. Juni. Zur 25. Versammlung des württemb. Forstvereins sind die Teilnehmer bereits recht zahlreich eingetroffen. In strömendem Regen fanden gestern die Erkursion im Staatswald Großholz und die Besichtigung der Gärten der forstl. Versuchsanstalt im Forstbezirk Gomadingen statt. Die Rückkehr erfolgte abends 7 Uhr. Trotz des ungemein schlechten Wetters sah man aber lauter freundliche Gesichter und auch die zwanglose Abendunterhaltung im „Ochsen" entbehrte nicht der guten Stimmung. Heute findet nunmehr die Erkursion im Entringer Forstbezirk statt. Morgen beginnen die eigentlichen Verhandlungen im Rathaussaal, denen nachmittags 4 Uhr die Abfahrt nach Bebenhausen und der Empfang durch Ihre Majestäten sich anschließen.
Cannstatt, 25. Juni. Am Sonntag abend ging ein junges Mädchen auf der Insel bei Cannstatt beim Brückenbau spazieren. Plötzlich betrat sie das Gerüst und stürzte sich, in der Absicht, sich zu ertränken, in die Fluten. Dem Brückenbauaufseher und einigen jungen Leuten gelang es, die Lebensmüde dem Wasser, ehe sie Schaden genommen hatte, zu entreißen. Als sie sich wieder am Land befand, meinte sie: „Ach Gott, 's ist doch schön, wenn man noch lebt." Das kalte Wasser scheint ihre Selbstmordgedanken ertränkt zu haben. Das Mädchen wurde in die elterliche Wohnung verbracht.
Marbach, 24. Juni. Schultheiß Maulick von Mundelsheim hat die ihm von der Fortschrittlichen Volkspartei des Bezirks angetragene Kandidatur für den Landtag nunmehr endgültig angenommen. Die nationalliberale Partei wird die Kandidatur nachdrücklich unterstützen.
Tuttlingen, 24. Juni. In Sachen der Donauversinkung gestern hier abgehaltenen, sehr
zahlreich besuchten Versammlung, an der auch die Abgg. Wieland, Storz, Nägele, Sommer, Mattutat, sowie der badische Abgeordnete Hilbert teilnahmen, wurde eine Erklärung einstimmig angenommen, wonach die Versammlung das Zugeständnis von 350 Sekundenliter als völlig ungenügend bezeichnet und die württembergische Regierung ersucht, die badische zu einem baldigen Eingehen auf die württembergischen Vorschläge zu veranlassen und, wenn dies ergebnislos bleibt, die Entscheidung des Bundesrats anzurufen.
Rottenburg. 24. Juni. Wie die Rottenburger Zeitung hört, fällt "eine Millionenerbschaft aus Amerika in die Orte Dettingen, Weiler und Eutingen. Das Geld soll demnächst zur Auszahlung gelangen. Auch dem Dettinger Kirchenneubau wird die Erbschaft dank der Generosität eines Beteiligten zu gute kommen.
Sulz, 25. Juni. Das hiesige Elektrizitätswerk wurde von der Stadtgemeinde um den Preis von 150 000 angekauft. Die Stadtgemeinds wird das Werk in eigener Regie weiterführen.
Geislingen a. St.. 24. Juni. Gestern ist an der Nadel des Roggenstrins der 25 Jahre alte Reallehrer Prinz aus Heidenheim, der beim Klettern an dem bröckligen Gestein scheinbar einen unvorsichtigen Griff getan hat, 25 Meter hoch abgestürzt. Er trug einen Schädel- und einen Genickbruch davon und war binnen wenigen Minuten tot. Pfadfinder und Touristen brachten die Leiche ins Leichenhaus nach Geislingen, wo bald auch die Mutter des Verunglückten eintraf.
Friedrichshafen, 34- Juni. Diplomingenieur Kober, der Geschäftsführer des „Flugzeughaus", hat das Wasserflugzeug, mit dem er in voriger Woche verschiedene wohlgelungene Flüge ausführte, von der amerikanischen „Glen-Curtiß-Aeroplan- Gesellschaft" um 26 000 erworben. Das Wasserflugzeug kann auch nach Anbringung von Rädern zu Ueberlandflügen benützt werden. Es hat eine Geschwindigkeit von 90 Kilometern. Bei dem am Samstag ausgeführten Fluge wurde der Apparat durch einen Windstoß bei der Landung vollständig umgedreht. Kober fiel in den See, konnte sich jedoch durch Schwimmen retten. Außer einigen gebrochenen Verbindungsstreben hat das Flugzeug keinen Schaden erlitten.
Klosterreichenbach, 25. Juni. Die Veteranenvereine des unteren württembergischen Murgtales hielten in Schwarzenberg eine gemeinsame Feier zur Erinnerung an die Rückkehr der Württembergs! aus Frankreich Ende Juni 1871 ab. In packenden Ansprachen wurde der lebenden und toten Kameraden gedacht. Die Erzählungen eines Veteranen vom 7. Regiment über einen Häuserkampf in Champigny und eines ehemaligen Südwestafrikakriegers über seine Erlebnisse in der Sandwüste machten einen tiefen Eindruck auf die Hörer.
Freudenstadt, 25. Juni. Zur Heidelbeer- ernte wird wiederholt berichtet, daß Heuer der Ertrag kein sehr reicher sein wird. In größeren Mengen gibt es nur auf der Höhe an einzelnen Stellen Heidelbeeren. Jeder, der im Wald spazieren geht, wird schon die Beobachtung gemacht haben, daß große Flächen der Heidelbeersträucher ganz kahl stehen, da offenbar in den kalten Frühjahrsnächten Blatt und Blüte erfroren ist. Dies bedeutet für unsere Gegend einen empfindlichen Verlust.
Leonberg, 25. Juni. (Der Engelbergturm als Blitzableiter.) Wie erinnerlich ist voriges Jahr im Juli der Engelbergturm infolge Blitzschlages ausgebrannt. Auch bei dem letzten schweren Gewitter hat der Blitz wieder zweimal in den Turm geschlagen. Es waren aber sogenannte kalte Strahlen, die wohl das Dach durchlöcherten, im übrigen aber keinen Schaden anrichteten.
(LaudeSprodnktenbörse Stuttgart). Bericht vom 24. Juni. Auf dem Getreidemarkte sind in abgelaufener Woche keine wesentlichen Veränderungen zu verzeichnen. Die Stimmung hat sich eine Kleinigkeit ruhiger gestaltet, da die Abladungen von Argentinien größer und die Angebote von Rußland etwas billiger waren, dagegen herrschte für greif, bare Ware immer noch reges Interesse bei gleich hohen Preisen. Mit Ausnahme von Hafer, der dünn und ungleichmäßig gewachsen, berechtigt der Stand der Saaten zu den besten Hoffnungen und ist dies auch der Grund, warum auf spätere Lieferungen keine Kauflust vorhanden ist. — Mehlpreise per 100 Kilogramm inkl. Sack Mehl Nr. 0: 34.50 bis 35.— Nr. 1: 33.50 bis 34.— Nr. 2: 32.50 bis 33. Nr. 3:
31.— bis 31.50 Nr. 4: 27.50 ^ bis 28.— ^ Kleie 12.— bis 12.50 ^ (ohne Sack netto Kasse.)
Kus StaSt» Bezirk unS Umgebung.
Neuenbürg, 25. Juni. Unserem Bericht in der letzten Nummer ds. Bl. über den Verlauf des
6. Gaufestes des Schwarzwälder Zimmerschützen-Verbandes haben wir heute noch das
Ergebnis der Preisverteilung nachzutragen, soweit uns dies von der Leitung des hiesigen festgebenden Vereins mitgeteilt worden ist. Die Preisverteilung erfolgte gestern abend ^/-6 Uhr durch Schützenmeister Ochner sen. und Gauschützenmeister Schubert- Oberndorf im Saale des Gasthauses zum „Anker", allwo bekanntlich die vielen Preisgegenstände und reichen Ehrengaben in einem Gabentempel in imposanter Weise aufgestellt waren.
Es erhielten Preise:
a) Festscheibe (97 Preise):
1. Joh. Nouffer, Herrenberg,
3. Ernst Ochner sen., Neuenbürg,
3. Alois Kainer, Neuenbürg,
4. I. M. Jäckle, Schwenningen,
5. Franz Spieler. Edingen b. Heidelberg,
6. Jakob Fleck, Herrenberg,
7. Ludwig Rebel, Karlsruhe,
8. Hans Rupp, Karlsruhe,
9. E. Wieland, Pforzheim,
10. Otto Jost, Oberndorf.
d) Standmeisterscheibe:
20kreisige Ringscheibe. — 50 Preise.
1.
Ernst Ochner jr., Neuenbürg,
60 Ringe 30
2.
Arthur Schmidt, Neuenbürg,
59
26
„
3.
Otto Bulwer. Pforzheim,
59
24
4.
Karl Link. Pforzheim.
59
22
l,
5.
Karl Schumacher, Neuenbürg.
58
„
18
6.
Ludwig Rebel, Karlsruhe,
58
16
7.
Friedr. Hörnle. Schwenningen.
58
15
V
8.
Christ. Käfer, Schwenningen,
58
14
9.
Ernst Sauer, Herrenberg,
58
13
10.
T. Schlenker. Schwenningen,
58
13
e) Feldmeisterscheibe:
12kreisige ovale Ringscheibe. — 50 Preise.
1. Ernst Sauer. Herrenberg, 34 Ringe
2. Theodor Klebauer, Amberg. 34 „
3. Franz Spieler. Edingen, 33 „
4. Eugen Rausche, Pforzheim. 33 „
5. Steinbach, Herrenberg, 33 „
6. E. Wieland, Pforzheim, 32 „
7. H. Rupp, Karlsruhe. 32 „
8. Maixner, Pforzheim, 32 „
^ 9. Ludwig Rebel, Karlsruhe, 32 „
10. Julius Klausel, Neuenbürg. 31 „
ä) Meisterschaftspreis (388 Ringe) bestehend in einer silbernen Kette mit 2 Talern und ! Schild, sowie 1 goldenen Uhr (gestiftet von Hrn. Arthur Schmidt, Neuenbürg):
Franz Spieler von Edingen bei Heidelberg, o) Laufendes Wild (27 Preise):
1. Preis: Julius Waller, Schwenningen,
2. „ Ludwig Rebel, Karlsruhe,
3. „ Ernst Ochner jr., Neuenbürg,
k) Gruppenschekbe (a 5 Mann):
1. Schützenverein Tell, Oberndorf 425 Rg. (Pokal),
2. Zimmerschützen-Ges. Pforzheim 414 „ „
3. Zimmerfchützen Gef. Neuenbürg 406 „ „
4. Schützenv. Wildschütz Oberndorf 390 „ (Diplom)
5. Schützenverein Herrenberg 381 „ „
6. „ Schwenningen 374 „ „
7. „ Villingen 359 „ „
8. „ Dunningen 321 „ „
Die besten Schüsse taten auf die
Ehrenscheibe (Festscheibe s. o.):
1. Johannes Nouffer, Herrenberg,
2. Ernst Ochner sen., Neuenbürg,
3. Alois Kainer, Neuenbürg,
4. I. M. Jäckle, Schwenningen.
Die Ehrenscheibe mit dem Pokal des GaueS erhielt somit Nouffer von Herrenberg; Schützenmeister Ochner erhielt die Ehrengabe der Stadt Neuenbürg, bestehend in einer kunstvoll gearbeiteten silbernen Jardiniere, während die nächstfolgenden glücklichen Schützen je sonstige wertvolle Gaben erhielten.
Neuenbürg, 22. Juni. (Die Postkarten mit Antwort.) Es kommt bisweilen vor, daß von der Post statt des ersten Teiles der Doppelpostkarte die mit der Adresse des Absenders versehene Antwortkarte gestempelt und infolgedessen irrtümlicherweise die ganze Karte wieder an den Absender bestellt wird. So unangenehm das auch sein mag, so bleibt doch dem Absender nur übrig, sich die unrichtig gestempelte Karte bei der Post Umtauschen oder die irrtümliche Stempelung bescheinigen zu lassen. Die Selbsthilfe, daß man die beiden Karten durch Streifen, Klammern usw. zusammenheftet, ist nach einer neuerlichen Entscheidung des Reichspostamtes als unzuläßig erklärt worden. Derartig verbundene Doppelpostkarten werden mit 15 Strafporto belegt.