die viel wichtiger seien als die Tierärztliche Hoch­schule keine Mittel zu wichtigen landwirtschaftlichen Angelegenheiten habe. Darauf ergriff Kultminister v. Fleischhauerdas Wort zu längeren Ausführungen, in denen er den Nachweis erbrachte, daß die Tier­ärztliche Hochschule in Württemberg eine Notwendigkeit sei, daß die Ersparnisse von nur 34 000 pro Jahr in gar keinem Verhältnis zu dem Verlust, den Württemberg erleide, ständen und schloß, daß er die Gelegenheit nicht verfehlen wolle, nochmals nach­drücklich für die Erhaltung der Tierärztlichen Hoch­schule einzutreten.

Stuttgart, 13. Juni. Zu Beginn der heutigen Sitzung der Zweiten Kammer wurde die Anfrage des Abg. Kurz (Soz.) über den Verkauf des Forsthauses Lichtenstein behandelt. Finanz­minister v. Geßler erklärte, es sei unrichtig, wenn in den aufgeregten Presseartikeln behauptet worden ist, ein Kaufvertrag mit dem Herzog von Urach sei bereits abgeschlossen. Die Sache habe sich dadurch erledigt, daß der Herzog erklärte, er wolle von einer weiteren Verfolgung der Angelegenheit Umgang nehmen. Es wurde dann in die Besprechung der Anfrage eingetreten, wobei der Abg. Nägele (Vp.) empfahl, wenn schon einmal die Frage des Verkaufs des Forsthauses zu lösen sei, könne als Kaufsliebhaber nur der Schwäbische Albverein, der die Interessen der Allgemeinheit vertrete, in Betracht kommen. Dann wurde die Beratung der Eingaben betr. Er­haltung der Tierärztlichen Hochschule fortgesetzt. Der Berichterstatter Rembold-Aalen, der gegen den Kultminister und die Abg. v. Mülberger und Liesching polemisierte, überschritt, nachdem er gestern I?/, Stunden gesprochen hatte, auch heute mit einer 1*/-ständigen breiten Rede ganz erheblich das Maß an Ausführ­lichkeit, das man im allgemeinen den Berichterstattern zuzugestehen bereit ist. Er betonte, daß wirklich neue sachliche Erwägungen von den Freunden der Erhaltung der Hochschule nicht vorgebracht worden seien, eine Tatsache, die, wie später der Abg. Schock zutreffend bemerkte, auch auf die Ausführungen Rembolds zutraf. Für die Forterhaltung der Hoch­schule legten die Abg. Schock (Vp.) und Keßler (Z.) sowie Frhr. Pergler v. Perglas (BK.) eine Lanze ein, wogegen die Abg. Heymann (Soz.) und Maier-Blaubeuren (Natl.) sich für die Auf­hebung der Hochschule aussprachen. Kultminister v. Fleischhauer verwies auf seine gestrigen Aus­führungen und betonte, daß der Ministerpräsident seinen Standpunkt teile. Bei der nun folgenden namentlichen Abstimmung wurde der Antrag v. Mül- berger-Eisele, die auf Belastung der Hochschule ge­richteten Eingaben der Regierung zur Berücksichtigung zu übergeben, mit 44 gegen 37 Stimmen abgelehnt, womit die Aufhebung der Tierärztlichen Hoch­schule beschlossen ist. Weiter wurde ein Aus­schußantrag in namentlicher Abstimmung angenommen, wonach nach der Aufhebung der Hochschule im Be­dürfnisfall im Etat ein Fonds zur Unterstützung von künftig auf auswärtigen Hochschulen die Tierheilkunde studierenden Landesangehörigen gebildet werden soll. Ebenso wurde der Ausschußantrag angenommen, die erforderlichen Mittel zu bewilligen, um den Professoren und Angestellten an der Hochschule einen Ausgleich für die durch die Aufhebung der Schule entstehende Minderung ihrer Bezüge zu gewähren und, wie ein Antrag Ströbel wünschte, um im Bedürfnisfalle eine Tierheilanstalt mit Beiträgen unterstützen zu können. Nächste Sitzung morgen 9 Uhr.

Stuttgart, 13. Juni. Diplomingenieur Max Groß von den hiesigen Siemens-Schuckert Werken, der am Montag mit einer Revision im Cannstatter Elektrizitätswerk beschäftigt war, kam mit der Hoch­spannungsleitung in Berührung. An den erlittenen Verletzungen ist er am andern Tag gestorben.

Nürtingen, 12. !Juni. Der Landesverband der Jungliberalen Württembergs wird nächsten Sonntag aus dem Hohen-Neuffen ein Sommerfest abhalten. Neben einigen anderen Rednern wird der Reichstagsabgeordnete List sprechen. Mit dem Fest wird eine Versammlung der Nationalliberalen Partei des V. Reichstagswahlkreises verbunden.

Ludwigsburg, 13. Juni. Oberbürgermeister Dr. Hartenstein hat sich nunmehr bereit erklärt, als Kandidat der Volkspartei für die nächsten Land­tagswahlen zu kandidieren.

Ludwigsburg. 13. Juni. Die hiesigen Ge­meindekollegien haben gestern nach längerer Be­ratung. der Ministerialrat Dr. Michel und Baurat Groß anwohnten, einstimmig den Vertrag wegen des Anschlusses der Stadt Ludwigsburg an die staat­liche Landeswasserversorgung genehmigt. Es wird die Stadt Ludwigsburg künftighin den gesamten Wasserbedarf der Landeswasserversorgung entnehmen. Bei der Beratung wurde wiederholt das Vorgehen

der Regierung in dieser Angelegenheit dankbar an­erkannt und dem Wunsche Ausdruck gegeben, daß das großzügige Werk nunmehr ohne das Dazwischen- treten weiterer Schwierigkeiten gelingen möge.

Göppingen. 13. Juni. Der Landtagsabgeord­nete Kinkel (Göppingen), gegen den der Vorwurf grober Pflichtvernachlässigung in seinem Amt als Krankenkassenkontrolleur erhoben worden ist, soll, nach demHohenstaufen", in der sozialdemokratischen Land- tagsfraktion solange kalt gestellt worden sein, bis eine zu seinen Gunsten lautende Entscheidung in der Krankenkassenangelegenheit vorliegt.

Mergentheim. 12. Juni. Am Sonntag passierte ein Extrazug unsere Stadt, der den Frankfurter Taunus-Club" in sich barg. Den Insassen, die einen sehr guten Humor zeigten, als sie an der Endstation Creglingen ankamen, merkte man nichts an. daß sie einer großen Gefahr entgangen waren und nur durch die Besonnenheit des Lokomotivführers vor einem Zugszusammenstoß bewahrt wurden. Nöttingen Stadlbahnhof und Rötlingen Bahnhof haben eine derart kurze Kurve, daß die Strecke von dem ansahrenden württ. Zuge aus nicht übersehen werden kann. Als der Sonderzug diese passiert hatte, sah der Führer plötzlich den Zug der Gaubahn Ochsen- furtRötlingen vor sich auf dem Hauptgleis stehen. Er bremste mit Macht und es gelang ihm, ungefähr zwei Wagenlängen vor dem bayerischen Zug, den Sonderzug zum Halten zu bringen.

Schwenningen. 12. Juni. Eine größere Zahl von Personen ist hier vor längerer Zeit an Magen und Darmkatarrh erkrankt, was anfänglich auf den Genuß von Leberwürsten zurückgeführt wurde. Gegen 2 hiesige Metzgermeister wurde deshalb ein Untersuchungsverfahren eingeleitet, das jedoch keinen Beweis dafür erbrachte, daß die Meister verdorbene Würste in den Verkehr gebracht haben. Das Ver­fahren wurde deshalb eingestellt.

Schönmünzach. 11. Juni. Der Taglöhner Frick trug beim Sprung aus einem Wagen, dessen Pferd vor einer Straßenbahnwalzr scheute, so schwere Verletzungen davon, daß er nach mehrtägigem Krankenlager starb. Er hinterläßt eine Witwe und 4 Kinder.

Horb, 12. Juni. Vom hiesigen Schöffengericht wurden zwei Milchproduzentinnen von Hochdorf zu 12 bezw. 25 Mark Geldstrafe verurteilt. Sie hatten ihrer Milch, die sie an einen Pforzheimer Milch­händler lieferten, 1220 Prozent Wasser zugesetzt.

Sulz, 11. Juni. Am letzten Viehmarkt am 7. ds. wurden 2 Besuchern drei Einhundertmarkscheine und 39.0 ^ in Zehn- und Zwanzigmarkstücken gestohlen. Von den Tätern konnte noch nichts ermittelt werden.

Vaihingen a. F.. 11. Juni. Metzgermeister Röder von hier ist seit einigen Tagen mit Hinter­lassung von Schulden mit unbekanntem Aufenthalt abwesend. Viehhändler und einige Bauern von aus­wärts sollen Leidtragende sein.

Saulgau, 11. Juni. Unter dem Vorsitz von Wagnermeister Jllig wurde am Sonntag der 5. Verbandslag württembergischer Wagnermeister hier abgehalten. Es wurden verschiedene Referate ge­halten über die Bestimmungen der neuen Reichs­versicherungsordnung und über den Unterschied zwischen Maschinenarbeit und Handarbeit in der Ausbildung der Lehrlinge im Wagnergewerbe. Die Versammlung sprach sich dahin aus, daß die Aus­bildung in den Handarbeiten in den Vordergrund gestellt werden müsse.

Tuttlingen. 12. Juni. In mehreren Bezirks­gemeinden. so in Mühlheim, Fridingen und nament­lich in Neuhausen entlud sich gestern nachmittag ein furchtbares Hagelwetter, sodaß an Obstbäumen, Gemüsegärten und Feldfrüchien beträchtlicher Schaden angerichtet wurde. Prasselnd fielen Ziegelplatten und Fensterscheiben zu Boden. Die Hagelkörner fielen in der Größe von Tauben- und Hühnereiern.

Jsny, 12. Juni. Gestern früh schon verriet eine unerträgliche Schwüle die Anzeichen gewitter­schwangeren Wetters. Nachmittags zwischen 23 Uhr gingen mehrere schwere Wetter mit starken elek­trischen Entladungen über unserem Hochtale nieder Besonders schwer betroffen wurden die bayerischen Orte an der Linie JsnyKempten. Der Hagel fiel in der Größe von Taubeneiern, und in kurzer Zeit war die ganze Gegend in eine Winterlandschaft verwandelt. 45 em hoch lagen die Schlossen. Die Wiesen sehen wie zerstampft aus. Die Feld- und Gartengewächse wurden vernichtet. Zu allem Unglück ging zwischen Moos und Hellengerst ein Wolkenbruch nieder, der den Bahndamm auf eine Länge von 100 Metern unterspülte, so daß die Züge von Kempten nach Jsny umparkiert werden mußten. Ebenso wurden die Telephonleitungen durch Blitz­schlag zerstört.

Wangen i. A., 11. Juni. Bei einem Neubau in Burkartshaus wurde ein mit Dachplatten beladener Wagen von mehreren Personen über eine provisorische Einfahrt gezogen. Plötzlich brach diese zusammen und alle stürzten samt dem Wagen in die Tiefe. 5 Personen wurden leicht verletzt, während ein Ar­beiter schwere Verletzungen davontrug und eine zeit­lang bewußtlos war.

klus Stadt, Bez irk u nd Umgebung.

Neuenbürg. 12. Juni. Nach den Infor­mationen des Reutlinger Generalanzeigers sollen die Verhandlungen zwischen den liberalen Parteien Württembergs (Deutsche Partei und Volkspariei) jetzt so weil gediehen sein, daß bereits ein Entwurf vorliege, dem prinzipiell von beiden Teilen zuge­stimmt worden sei. Es handle sich nur mehr um die Erledigung einiger untergeordneter Punkte tak­tischer Natur, die in Bälde zur beiderseitigen Zu­friedenheit geregelt sein würden.

Wildbad. 11. Juni. Die Fraktion der Fortschrittlichen Volkspariei Württembergs benützte den aus Anlaß des Fronleichnamstags freien Sitzungstag der Zweiten Kammer zu einem gemein­samen Ausflug in unseren Schwarzwald. Die Fahrt ging zunächst per Bahn von Stuttgart nach Lieben­zell, von da aus mittelst der neuen Autolinie nach Calw, wo Damen des Abg. Staudenmeyer die Gäste begrüßten und einen jeden derselben mit einem Waldsträußchen schmückten, worauf imAdler" das Frühstück eingenommen wurde. Von da aus ging die Fahrt nach Teinach, wo der rationelle Groß­betrieb bei der Verfüllung der weltbekannten Teinacher- hirschquelle einer Besichtigung unterzogen wurde, über Calmbach-Höfen Neuenbürg-Schwann-Herrenalb und dann nach kurzer Rast über Dobel nach Wild­bad, welches um */s 5 Uhr nachmittags erreicht wurde. Am Fuße der Bergbahn begrüßte Kaufmann Chr. Brachhold die erschienenen Gäste und dankte namens der hiesigen Parteifreunde für den Besuch und das stets betätigte Interesse, das sie Wildbad entgegen­bringen. Parteifreunde von hier, aus Neuenbürg und Calw kamen zur Begrüßung der Gäste herbei und fanden sich im Sommerberghotel ein. Im Ver­laufe der Mahlzeit nahm Hr. Landtagsabgeordneter Käs das Wort, dankte namens der Landtagsfraktion Hrn. Brachhold für den erwiesenen Empfang. Er gab interessante Mitteilungen über den Staatsetat Wildbads und über die Verwendung seiner Mittel und betonte, daß auch die übrigen Parteifraklionen wie die K. Staatsregierung helfend und fördernd an Wildbads Wohlfahrt Anteil nehmen. Im Besonderen gedachte der Redner noch der neuesten Lösung der Stuttgarter Wasserversorgungsfrage, durch welche das Enztalprojekt so viel als ausgeschieden gelte, was den Bewohnern Wildbads und des ganzen Enztals wohl zur Befriedigung dienen werde; re schloß mit einem Hoch auf die schöne Badestadt Wildbad. Weitere Ansprachen hielten die HH. K. Haußmann, Schweickhardt und Meisel, welch elfterer einen humorvollen Vergleich zwischen der Wildbader Berg­bahnverwaltung, ihrem Besitzwechsel von der Aktien­gesellschaft an die Stadtgemeinde zog. Um */»8 Uhr fuhren die Abgeordneten, die sich über die Küche des Hotels lobend aussprachen, mit der Bergbahn herab ins Tal und um 8 Uhr 12 Min. verließen die werten Gäste hochbefriedigt und in bester Stimmung unsere gastliche Stadt.

Wildbad, 11. Juni. Auf dem Sommerberg fand gestern in Anwesenheit der bürgerlichen Kol­legien und einer Anzahl geladener Gäste die Ein­weihung der aus Mitteln einer hochherzigen Stiftung der Frau Jntendanzrat Liebig angelegten, sich präch­tig präsentierendenLiebig-Allee" statt. Der edlen Stifterin, die bei der Feier zugegen war, wurde der gebührende Dank. Die neue Liebig-Anlage bildet einen weiteren Anziehungspunkt für unseren Som­merberg.

Wildbad, 12. Juni. Gegenüber einem von hiesigen Viehbesitzern und Milchhändlern unter­nommenen Versuch, einen Milchaufschlag von 3 pro Liter (von 22 auf 25 ^s) eintreten zu lassen, ist heute das Stadtschultheißenamt in der Lage, öffent­lich bekannt zu geben, daß, nachdem sich eine Anzahl folgen die Namen von 34 Milchhändlern und Viehbesitzern in Wildbad u. Umgebung dem Stadt­schultheißenamt gegenüber unterschriftlich verpflichtet haben, die Milch auch künftig zum Preise von 22 zu liefern, ein Anlaß zu weiterem Einschreiten nicht mehr vorliege. Unter den in größerer Ent­fernung von hier wohnenden sind genannt: Ludwig Nothaker von Zainen, Jakob Rexer von Jgelsloch, Jakob Schraft von Oberreichenbach, Benjamin Lutz