die erste am 10. und 11. Juli 1912, die zweite am 9. und 10. August 1912, die dritte am 6. und 7. September 1912. die vierte am 11. und 12. Oktober 1912 und die fünfte vom 8. November bis 2. Dezember 1912 statt. Die Lose werden demnächst nur für die erste Klasse ausgegeben. Die Preise der Lose betragen in jeder Klasse 40 ^ für ein volles, 20 ^ für ein halbes, 10 ^ für ein Viertel- und 5 für ein Achtel Los. Die Gewinnaussichten steigen mit jeder Klasse. Von allen Gewinnen werden für die Generallotteriekasse 15^r Prozent in Abzug gebracht. Ein Spieler, auf dessen Los in den ersten 4 Klassen ein Gewinn entfallen ist, hat das Recht, für die nächste Klasse ein einsatzfreies Los (Freilos) zu verlangen. Sowohl der Vertrieb als das Spiel in anderen als in Württemberg zugelassenen Lotterien ist strafbar. Die einzige in Württemberg erlaubte Staatslotterie ist die preußisch-süddeutsche Klassenlotterie.
Kostkinder und Schule. Folgende Punkte aus einem Gutachten eines Bezirksschulaufsehers sind von allgemeiner Bedeutung: Gute Menschenfreunde und wohltätige Vereine schicken jährlich Kinder in Familien, denen solche Kostkinder und Führsorgezöglinge nicht anvertraut werden dürfen. Ja es kommen Kinder in Familien, denen die eigenen Kinder genommen werden sollten. Die Kinder werden gewöhnlich unter dem heuchlerischen Vorwände, einen Almosen iu tun, erbeten, während doch das Kostgeld und die (geringe) Arbeitskraft die Hauptrolle spielen. Sie fallen in der Regel einer maßlosen Ausnützung anheim, kommen müd und matt in die Schule und sitzen teilnahmlos in ihrer Klasse. Von einer genügenden Zeit zur Fertigung der Hausaufgaben ist keine Rede.
Das Jndustriefieber. Von einem Fachmann aus dem Gemeindedienst wird uns geschrieben: Durch die Zeitungen hört man öfters, daß die Gemeinden fieberhaft nach Jnduftrieniederlassungen suchen. Die Angebote sind oft für die Steuerbeutel sehr belastend. In einzelnen Gemeinden herrscht bisweilen ein unsinniges Jndustriefieber. Hals über Kopf würde sich das liebe Publikum — auch Gemeindevertreter nicht ausgenommen — der nächsten besten Schwindlerfirma an den Hals werfen. Meist lauten die Verträge so. daß sür die Gemeinde auf Dezennien hinaus kein Nutzen erwächst. Diesen haben meist nur die Hauptagitatoren der Sache, die Herren Wirte. Den Gemeinden bleibt das Vergnügen neue Schulhäuser usw. zu bauen. Der Nutzen einer Jndustrieniederlassung ist ja keineswegs zu unterschätzen, andererseits muß aber im wohlverstandenen Interesse der Gemeinden vor unsinniger Verschleuderung von Gemeindeeigenrum und Steuermitteln gewarnt werden. Wie wäre es, wenn die Gemeinden sich ihrer alteingesessenen Steuerzahler und namentlich der Handwerker mehr annehmen würden, durch Unterstützung in steuerlicher Beziehung und genossenschaftlicher Vereinigung der meist- vertretenen Gewerbe? Es wäre dies wohl besser als die Schlagwörterpolitik auf diesem Gebiet.
Der Diamant des alten Frik.
Autorisierte Uebersetzung aus dem Norwegischen des Fredrik Biller von Friedrich Kttnel.
b7s iNmbdruck verboten^
Am untern Rand der Seite war mit großen, aber mit unregelmäßigen Buchstaben geschrieben:
.„Nur ich allein stahl den Diamanten des alten Frik und verkaufte ihn an Prokurator Jürgens um 5000 Kronen. Ich und sonst niemand soll für mein Verbrechen büßen.
„Ten — Juni 18 .. Eveline Reiersen."
Ich konnte mich nicht länger beherrschen: „Sie sind doch der größte Schurke, der in zwei Schuhen geht, Herr Howell oder Davis, wie Sie sich auch nennen!" rief ich und stürzte auf ihn zu. Ich glaube, ich würde ihn auf Deck niedergeschlagen haben, wenn sich Mont nicht schnell dazwischen geworfen hätte.
Monk nahm das Wort: „„Sie haben es meinem Freund zu verdanken, daß Sie gewarnt sind, Herr Davis. Ich hatte sonst die Absicht gehabt, Sie selbst entdecken zu lassen, daß Ihre Fälschungen enthüllt find.""
Der Engländer war totenbleich. Er öffnete mit zitternden Händen einen Schrank, nahm eine Flasche heraus und schenkte sich ein großes Glas Branntwein ein.
„Hast Du ihm noch mehr zu sagen?" wandte ich mich an Monk. „Wenn nicht, so wollen wir gehen; ich ertrage den Anblick dieses Schurken nicht mehr."
„„Nein,"" antwortete Monk. Wir gingen schnell die Kajütentreppe hinauf und stiegen in die Schaluppe des Kanonenbootes hinab, die uns erwartete.
Ulm, 5. Juni. In Neu Ulm lebt eine Frau, die in beiden Städten und in der Umgebung als Wunderdoklerin eine lebhafte Tätigkeit entfaltet und sehr gesucht ist. Obwohl sie von Krankheiten und Arzneien keine Spur versteht, behandelt sie die zahlreich sich einfindenden Kranken alle gleich. Ob sie mit Herzleiden behaftet sind oder ob sie an den Nieren, an der Leber, an der Lunge usw. leiden, immer wird Tee verabreicht. Dazu wird noch geblasen und im Namen der heiligen drei Namen „dafür getan". Die Frau hat eine größere Praxis als mancher Arzt. Tatsache ist aber auch, daß von ihren Patienten wenige Tage nach dem Besuch der Frau mehrere gestorben sind.
vermischtes.
Ulm, 3. Juni. Die Ulmer Zeitung schreibt: Der Gartenarchitekt Hermann Vietzen in Neu-Ulm bot im Interesse der Allgemeinheit an, zur Ausschmückung und Belebung des etwas eintönigen Aeußeren des Neu-Ulmer Rathauses die erforderliche Anzahl Blumen unentgeldlich zu liefern. Der hochwohlweise Magistrat lehnte dies Angebot des sinnigen Blumenfreundes mit der durchschlagenden Begründung ab, die Blumen müßten gepflegt und begossen werden und dazu sei niemand da. Mit diesem Beschluß hat der Magistrat der Stadt Neu- Ulm ein alle Zeiten überdauerndes Denkmal gesetzt. Wenn man von Schilda und Abdera spricht, wird künftighin auch an Neu Ulm gedacht werden.
Ulm, 7. Juni. (Ein Vorschlag.) Der Oberbürgermeister hat in der letzten Sitzung der Bauabteilung die Stadtpflege ersucht, die Presse um Vorschläge zu bitten, wie die Einnahmen am besten kontrolliert werden können, die aus der bisher recht fleißigen Benützung des weiblichen Klosetts in der Bedürfnisanstalt am Münsterplatz der Stadtkasse zufließen. Dazu schreibt die „Donauwacht": Da unser sachverständiges Urteil herausgefordert wurde, so möchten wir der verehr!. Stadtverwaltung mit geziemendem Respekt folgenden Vorschlag vorlegen: Wer in der guten Stadt Ulm. fern von der trauten Häuslichkeit, plötzlich von einem „dringenden Bedürfnis" überrascht wird, hat auf der nächsten Haltestelle auf die Ankunft eines Straßenbahnwagens zu warten, fährt dann unter Benützung der Straßenbahn auf das Rathaus und löst sich bei der Stadt- kaffe eine Benützungskarte für das Klosett auf dem Münsterplatz, den er, in besonders pressanten Fällen zu Fuß, in anderen aber gleichfalls mit der Straßenbahn, zurücklegt. Dort wird die Karte kupiert und somit der Weg zum Ziele endgültig freigegeben. Sollte dieser Weg, der bei rücksichtsvoller Schonung der geheiligten Traditionen der Bureaukratie der denkbar einfachste ist. dennoch irgend welche Stör- , ungen oder unliebsame Folgen nach sich ziehen, so übernimmt die Stadtverwaltung dafür die Verantwortung. Hr. Polizeirat Goll wird beauftragt, die näheren ortspolizeilichen Vorschriften über diese Angelegenheit auszuarbeiten.
„Du würdest ihm also nicht mitgeteilt haben, daß alle seine Schurkenstreiche entdeckt sind?"
„„Nein, ich wollte ihn der englischen Polizei in die Arme laufen lassen. Der alte Frik hat sich aus Australien die Photographie des wirklichen Herrn Howell junior senden lassen. Diese befindet sich nebst einem Schreiben des alten Frik soeben in den Händen der englischen Polizei. Aber nun hütet sich der Schurke wohl davor, nochmals den englischen Boden zu betreten.""
„Das hättest Du mir vorher sagen sollen."
„„Da ist nichts zu bereuen. Er wird für seine ganze übrige Lebenszeit ein landflüchtiger Schwindler bleiben, ohne Geld und ohne Freunde; ich weiß, daß er schon seinen Vater, den alten Davis, ruiniert hat. Er besitzt nur noch seine Jacht. Nur mit Not entrann
er diesmal seinen Gläubigern in England.""
*
* *
Einige Monate später las man in den Zeitungen folgende Notiz:
Wieder ein Opfer des Spielteufels.
Die bekannte Jacht „Deerhound". die neulich in der Regatta bei der Insel Wight den Vokal der Königin gewann, kam letzthin nach Monaco. Der Besitzer, ein gewisser Herr Howell, verkaufte dort die Jacht, nachdem er sein letztes Geld am grünen Tische verloren hatte. Er setzte nachher das Spiel fort, mit der Folge, daß man ihn vergangenen Freitag mit zerschmettertem Kopfe und einem abgeschossenen Pistol in der Hand im Park des Spielhauses fand.
-» *
*
Es war Hochsommer und die Obstbäume im Garten
Vom Bodensee, 6. Juni. Der „Thurgauer Volksfreund" erzählt folgende seltsame Geschichte: Ein Grenzaufseher fand am Ufer eine verschlossene Bierflasche. Die Ueberraschung nach dem Oeffnen war groß, denn neben einem Zettel befanden sich darin 7000 in Noten. Der Zettel enthielt die Auszeichnung, daß 1000 dem Finder der Flasche gehören, 6000 dem Finder des Leichnams. Es handelt sich um jenen deutschen Herrn, der vor ungefähr 3 Wochen über die Rheinbrücke in den Rhein gesprungen ist. Bekanntlich setzte auch die Frau des Unglücklichen 2000 ^ auf die Auffindung der Leiche aus.
Der höfliche Gärtner. In der Sommerzeit weilt die gräsliche Familie regelmäßig auf ihrem Schlosse in Thüringen. Der junge Erbgraf sucht sich dann unter der Dorfjugend seine Spielgenossen, denen er ein äußerst wilder Anführer ist. Eines Tages steht der Graf im Garten bei dem Schloßgärtner, als mit echtem Jndianergeheul eine Horde Knaben durch die Hecks bricht und im Nu hinter den Treibhäusern wieder verschwindet. Ganz entsetzt fragte er den Gärtner: „Wer war denn das?" — „Der erste war Seine Erlaucht der Herr Erbgraf, dann kam Kantors Fritz, dem Schmied sein Anton, und die übrigen Flegel kenne ich auch nicht.
Ein Schwabenstreich.
Aus Hamburg vom 1. Juni 1912 veröffentlicht die „Straßburger Post" folgende Verse:
Mein Junge, merke den Tag dir gut,
Bewahre sein schimmerndes Glück,
Und ist dir einmal gar trübe zu Mut,
So denk' an heute zurück.
Gedenke, wie über Brunsbüttelkoog Ohne Fittich und ohne Flaum Der gleißende Riesenvogel flog,
Ein Frühlingsmärchentraum.
Wie Schlot an Schlot, und Mast an Mast,
Im Hasen dicht gereiht,
Aufschauten starr zu dem Wundergast,
Dem Boten kommender Zeit.
Jahrhunderte lang furcht unser Kiel Das wilde wogende Meer,
Kühn trugen wir zum fernsten Ziel Des deutschen Namens Ehr.
Doch neuen Zeiten neue Bahn Weist alter deutscher Mut,
Der schwäbische Wikinger schwimmt heran Aus blauer, luftiger Flut.
Im Silberhaare steuert er,
Dem Föhn an Schnelle gleich,
In einer Nacht vom Fels zum Meer —
Das war ein Schwabenstreich;
Ich muß heut' denken immerzu,
Indes das Herz mir bebt:
Wenn doch der Alte von Friedrichruh Noch diesen Tag erlebt!
Junge, du hast ihn nicht gekannt,
Ich aber, ich kannte ihn.
Das war' eine Gruppe: Hand in Hand Bismarck und Zeppelin!
der Villa Ballarat prangten in üppiger Fülle. Eine Gesellschaft von fünf Personen saß in oem kühlen Museum, während die warme Svmmrrluft durch die offene Thüre hereinströmte.
„Der Arm der ewigen Gerechtigkeit erreichte ihn schneller, als wir erwartet hatten," sagte ich, als Monk jene Zeilen laut gelesen hatte.
„„Friede seiner Asche,"" sagte der alte Frik mit Salbung. „ „Der alte Davis war ein großer Schurke; aber ich glaube wirklich, daß der Sohn noch ein viel größerer war.""
„Aber was wollt Ihr nun thun?" frug Klara. „Kann die Sache nicht wieder vor Gericht gebracht werden? Ich halte es für schändlich, daß nicht die ganze Welt den Hergang jener Geschichte wissen darf, besonders aber alle diejenigen, die seiner Zeit Steine auf Sigrid geworfen haben."
„„Es ist ja niemand verurteilt worden,"" antwortete Monk, „„und so glaube ich nicht, daß es angeht, die Sache nochmals aufzunehmen-"" Er
wars einen Blick aus seine Frau.
„Alle, auf deren Urteil ich Wert lege," antwortete diese leise, „kennen ja meine Geschichte ebensogut wie ich selber. Ich schaudere bei dem bloßen Gedanken, noch einmal vor Gericht erscheinen zu müssen."
„„Ich will Euch einen Vorschlag machen, der alle Schwierigkeiten lost!"" rief ich nun. „„Ich schreibe einen Roman über den Diamanten des alten Frikl Der wird von Jedermann gelesen; glaubt Ihr nicht auch? Und auf diese Weise erfahren alle den wahren Sachverhalt."" — Ende. —
Druck und Verlag der C. Meeh'schen Buchdruckerei des EnztSlerS lJnhaber G. Couradt) in Neuenbürg.