scheitert. Böhmer hat sich überzeugen müssen, daß die Arbeitgeber nicht nachgeben wollen. Er soll den Streikführern geraten haben, die Unterstützungsgelder zum Ankauf einer leeren Fabrik zu verwenden und eine Produktivgesellschaft zu gründen. Dann würden sie cinsehen, daß die Crimmitschauer Arbeitgeber nicht auf Rosen gebettet seien.
Berlin, 25. Dez. Wie aus Göttingen berichtet wird, ist der „Englische Hof", das größte dortige Hotel, bis auf die Umfassungsmauern nied ergebrannt. Sämtliche Insassen sind gerettet.
Berlin, 24. Dez. In einer gestern abend von dem Verbände der Taxameter-Droschkenbesttzer veranstalteten Versammlung wurde festgestellt, daß ca. 2000 Kuts ch er entlassen worden sind. Eine Anzahl hat den neuen Kontrakt bereits unterschrieben. In der Versammlung stellte sich die Mehrheit auf den Standpunkt, daß heute nur Kutscher eingestellt werden sollen, die zu 40 vom Hundert der Einnahme.fahren. — Auch die Taxameterkutscher hielten nachts zwei Versammlungen ab, in denen mit großer Mehrheit beschlossen wurde, das Angebot der Fuhrherrn, gegen einen festen Wochenlohn von 40 vom Hundert der Tageseinnahme zu fahren, abzulehnen. Dagegen erklärten die Versammelten, daß sie bereit wären, unter den alten Bedingungen die Arbeit wieder aufzunehmen.
Graz, 24. Dez. Der Oberst a. D. Theiß, Ritter von Eschenhorst, ein Greis von 91 Jahren, sprang heute Nacht vom 2. Stockwerkseiner Wohnung in den Hof hinab und brach beide Beine. Der Oberst war seit längerer Zeit krank. Sein ständiger Wärter harte sich auf einen Augenblick entfernt, während welcher Zeit der Oberst die Tat vollführte.
Paris, 24. Dez. Der Bericht Merciers betreffend die D r e y f u s - A f f är e ist so umfangreich, daß gestern nur ein Teil desselben verlesen werden konnte. Den Blättern zufolge enthält derselbe neue Tatsachen, welche eine Revision des Prozesses rechtfenigen. Wie es weiter heißt, hat der Bericht auf die Ausschußmitgliedcr einen großen Eindruck gemacht, so daß die Revision für sicher gilt. Sofort nach dem Beschluß des Ausschusses wird die Revision vom Justizminister dem Kassations-
Hof unterbreitet werden. Der frühere Verteidiger von Dreyfus, der Anwalt Monnard, wird auch diesmal die Verteidigung übernehmen. Letzterer erklärte, Dreyfus verlange diesmal von Offieren abgeurteilt zu werden und er werde auch die Verweisung vor ein Kriegsgericht verlangen.
Paris, 27. Dez. Ueber den Beschluß der Revisions-Commisston das Revisionsgesuch Dreyfus' als zuläßig zu erachten, wird noch gemeldet, daß der Hauptmann Targe über eine Stunde von der Commission verhört wurde. Sämtliche Zwischenfälle der Dreyfusangelcgenhcit von 1894 an bis zum heutigen Tage wurden eingehend erörtert. Auf Grund der Denkschrift des Kriegsministers Andrö beschloß dann die Commission einstimmig die Annahme der Schlußfolgerungen Merciers und ordnete die Revision des Dreyfus-Prozesses an. Dem Justizminister wurde von dem Beschluß des Ausschusses sofort Kenntnis gegeben.
KerrmschLes.
— Soldatenschinderei und Tierquälerei. Seit Einführung der Oeffentlichkeit des Militärgerichtsverfahrens reißen die Verhandlungen der deutschen Kriegsgerichte über Soldatenmißhandlungen eigentlich gar nicht mehr ab. Was man früher nur als eine verschwindende Ausnahme zugesteden wollte, scheint doch sehr häufig zu sein. Eine Fülle von Rohheiten, denen das wehrlose Volk in Waffen preisgegcben ist, wird bei jeder solchen Verhandlung aufgedcckt, und nicht selten sind die Fälle, wo verzweifele Rekruten, um den Quälereien zu entgehen, zum Selbstmord gegriffen haben. Man denke an die jüngsten Verhandlungen des Kriegsgerichts über den Unteroffizier Bleidenbach, der wegen Soldatenschinderei in 1500 Füllen zu 8 Jahren Gefängnis verurteilt worden ist. Solchen Unholden ein für alle Mal das Handwerk zu legen, muß von jedem ohne Unterschied der Partei dringend gewünscht werden. Mit bloßen Verboten von oben ist aber nichts geschafft; denn verboten waren Soldatenmißhandlungen schon lange, und trotzdem sind sie stets geschehen. Man hört die Schuld oftmals auf den Geist des Militarismus schieben, auf den Kadavergehorsam der Untergebenen, dessen Gegenstück dann die Willkür der Vorgesetzten sei. Hierin kann die Ursache jedoch nicht liegen,
weil es genug Unteroffiziere gibt, die keine Rekruten prügeln. Die wahre Ursache der Soldatenschinderet liegt tiefer; sie liegt einzig in der rohen Gesinnung. Und hier macht vr. S Linde im „Ibis" (Nr. 11, 1903) auf den ursächlichen Zusammenhang zwischen Tierquälerei und Menschenquälerei aufmerksam, indem er betont, daß sich alle Menschenquälereien auf der breiten Grundlage der Tierquälerei aufbauen, in dieser wurzeln, davon herrühren und davon großgezogen werden. Es leuchtet allerdings ein, daß derjenige Mensch, der in seinem Vorleben seinen Willen oder den Willen anderer immer nur durch Hiebe, Püffe und Fußtritte bei Tieren zum Ausdruck brachte oder bringen sah, seinen Willen auch, wenn er Rekruten kommandiert, die durch Kriegsartikel und Drohungen stumm gemacht sind, ähnlich zum Ausdruck bringen wird. Auf diesen Zusammenhang ist noch nirgends hingewiesen worden. Wohl aber wurde schon wiederholt in Mordprozessen festgestellt, daß die Mörder von je an Tiere gequält hatten. Demnach sind die von vielen als Sentimentalität betrachteten Tierschutzbestrebungen höher zu bewerten. Richtig angefaßt, können sie eines der wichtigsten Volkserziehungsmittel und der beste Schutz der Menschheit gegen die Unmenschen werden, während heute die Schutzlosigkeit der Tiere unmittelbar als eine Schule der sittlichen Verrohung und Zuchtlosigkeit der Menschen wirkt. Erst wenn ein Ticrquäler so geächtet wird wie ein Dieb, dann wird man für die Zukunft die Urquelle der Soldatenschinderei verstopft haben.
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Gottesdienste.
Ionserskag, 31. Dez. 5 Uhr Jahresschluß-Gottesdienst und Leichte. Herr Stadtpfarer Schmid. Das Opfer ist für die Kirchenheizung bestimmt.
Meujaßr 1904. Vom Turm: 414. Predigtlied: 364, Befiehl du deine Wege rc. 9'/^ Uhr: Beichte in der Sakristei. 9'/- Uhr: Vorm.-Predigt, Herr Dekan Roos. Feier des hl. Abendmahls. 5 Uhr: Abend- Predigt in der KirLe. Herr Stadtpfarrer Schmid.
Calw.
Einladung
zur Lösung von Neujahrswunsch-Cnthebungskarlen,
wodurch einerseits die Glückwünsche zum Jahreswechsel und andererseits der Verzicht auf persönliche und schriftliche Beglückwünschung zum Ausdruck gebracht werden. Die Kartenabgabe erfolgt gegen Entrichtung des Mindeft- betrags von t Mk. durch Herrn Armenverwalter Giebenrath. Der
Ertrag wird ausschließlich zu Armenzwecke« verwendet. Die Veröffentlichung der Namen der Kartenabnehmer geschieht nur in einer Liste und zwar in der am 30. Dezember erscheinenden Nummer dieses Blattes. Wer bis zum 29. ds. MtS. keine Karte gelöst hat, erhält keine Garantie für die Bekanntgabe seines Namens.
Den 22. Dezember 1903.
Wamens der Hrtsarmerrbehörde
die Vorstände:
Deka« Ro o s. Stadtschultheitz Conz.
Aaffee- und Speisehaus
geöffnet von 6', Uhr.
Frühstück, Mittagstisch, Abendessen gut und billig. Den ganzen Tag über sind Kaffee, Tee, Kakao, alkoholfreie Getränks zu haben. Männliche und weibliche Arbeiter, sowie Marktbcfucher, werden besonders darauf aufmerksam gemacht. Von Neujahr ab Mittagsttsch für auswärtige Schüler und Besucherinnen der Frauenardeitsfchule.
Attherrgstett.
Me im Jahre 1863 Geborenen
von Althengstett und Umgegend, werden auf Donnerstag, den 31. Dezember, nachmittags 3 Uhr, zu Schulkamerad Haydt zum „Hirsch" freundlich eingeladen.
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Danksagung
Für die vielen Beweise herzlicher Teilnahme bei der langen Krankheit und dem Hinscheiden meiner l. Tochter
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sowie für die vielen Blumenspenden und die zahlreiche Begleitung zu ihrer Ruhestätte, für die trostreichen Worte des Hrn. Dekans, besonders auch den HH. Ehren- nägern, ihren Altersgenossen, sagt hiemit den herzlichsten Dank
die trauernde Mutter: Auguste Beile, geb. Bozenhardt, der Onkel: August Dterlamm.
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