ernte; auch in Birnen, bes. Mostsorten, ist eine ziemliche Ernte zu erhoffen.
Friedrichshafen, 11. Mai. Das von dem Frankfurter evangelischen Pfarrer Werner heraus- gegebene Mouatsblatt „Glaube und Tat" erzählt m seiner letzten Nummer: Man hatte es in ernst christlichen und kirchlich gesinnten Kreisen Frankfurts schmerzlich empfunden, daß die Passagieraufstiege des Luftkreuzers Viktoria Luise wiederholt am Sonntagmorgen, gerade zur Gottesdienstzeit, erfolgten. Pfarrer A. Vömel, der die Lebensbeschreibung des Grafen Zeppelin verfaßt hat und dem gräflichen Hause nahe steht, gab dem Grafen hiervon Kenntnis und erhielt darauf eine briefliche Antwort, in der der Graf sich über diese Frage folgendermaßen aussprach: „Mir ist es immer leid gewesen, wenn Witterungsverhältnisse oder andere Umstände zuweilen zu Luftfahrten an Sonntagen nötigten, und wo es sich tun ließ, habe ich das nicht zugegeben. Einen zwingenden Grund, mit der Viktoria Luise am Sonntagvormittag während der Kirchzeit und dazu noch über die Stadt hinzufahren, kann ich mir zwar nicht denken, aber ebensowenig, daß es ohne solchen geschehen ist. Für die Zukunft muß das aber unbedingt vermieden werden".
Saulgau, 13. Mai. Der 75 Jahre alte Schultheiß Altherr in Pfrungen wurde am Samstag Nachmittag außerhalb des Orts von einem Radfahrer umgefahren. Er fiel auf den Hinterkopf, erlitt einen Schädelbruch und war bald darauf tot.
Heilbronn, 10. Mai. (Reim' dich, oder ich freß' dich.) Bei der gestrigen Grundsteinlegung für das neue Stadttheater hat auch ein poetisch veranlagter Landtagsabgeordneter in seiner Eigenschaft als Gemeinderat die üblichen drei Hammerschläge getan und zur Zeit des Maien und der Frühlingslieder den unwiderstehlichen Drang nach einer dichterischen Betätigung verspürt. Er beschwor den Geist von Schiller und Goethe durch folgende Reime, die die Dichterfürsten im Elysium sicherlich mit großer Genugtuung vernommen haben:
„Der Geist von Schiller und Goethe Walte hier früh und späte.
Den Musen, hehr und rein,
Soll hier eine Heimstätte sein,
Und holder Frieden,
Sei Stadt und Bürgern beschicken".
Ganz Anklassisch ist der Reim Goethe und späte übrigens nicht, denn es war Goethe selbst, der eines Tages in der Geschichte von einer Wassermaus einen ähnlichen Reim auf Kröte und späte formte — freilich nur in einem Scherzgedicht und in der Absicht, durch solche Knittelreime erheiternd zu wirken.
irandedprovnttenvörfe Stuttgart). Bericht vom IS. Mai. Der reichlich niedergegangene warme Regen war von wohltuender Wirkung aus die ganze Pflanzenwelt und konnten sich insbesondere die zurückgebliebenen jungen Saaten ut erholen und entwickeln. Unter diesem Einfluß und in er Annahme, daß durch die Wiederöffvung der Dardanellen größere Zufuhren von Rußland und Rumänien zu erwarten sind, aber in der Hauptsache durch die große Zurückhaltung der Käufer, ist im allgemeinen die Stimmung auf dem Ge- treidemarkt etwas ruhiger geworden, wenn auch die amerikanischen Terminbörsen ansehnliche Steigerungen meldeten
— Mehlpreise per 100 Kilogramm inklusive Sack Mehl Nr. 0: Sk.— bis 36.50 Nr. 1: 35.— bis 35.50
Nr. 2: 34.— bis 34.50 Nr. 3 : 32.50 ^4 bis 38.— ^4,
Nr. 4: 29.- bis 29.50 Kleie 14.— bis 15.— (ohne Sack netto Kasse).
Diesseits und Jenseits.
Zum Himmelfahrtsfest.
Mitten in die Zeit des blühenden Frühlings und der sprossenden Blütenpracht fällt das Himmelfahrtsfest. Mehr denn je jubelt das Herz über die Schönheit dieser Erde und fühlt sich wohlig geborgen im warmen Sonnenschein. Wie ist diese Welt so schön! — Und was haben die Menschen noch getan, um sie zu verschönen! Wie helfen die Erfindungen und Entdeckungen der Neuzeit mit dazu, jedem Kulturmenschen die Freude am Diesseits zu erhöhen. Aus all den Scharen froher Menschen, denen ein Himmelfahrtsgottesdienst vielleicht nur noch eine blasse Erinnerung ist. und die die Kirche wohl nur noch vielfach von außen sehen als malerischen Zierat im Bilde der Städte und Dörfer — aus all diesen Scharen tönt es wie ein Jubelchor: Diesseits, diesseits!
Wer am Himmelfahrtstage, aus der kirchlichen Feier kommend, in den Schwarm dieser Himmelfahrts- feierer tritt, dem mag vielleicht der ganze Gegensatz klar werden, in dem der Hinweis auf das „Jenseits" in diesem heutigen, diesseitigen Geschlechts zur ganzen Zeitanschau- ung steht. Denn von diesem Jenseits, dem Himmel, der der irdischen Welt gegenübersteht, redet deutlich das Himmelfahrtsfest. Es feiert den, der nach schwerer Arbeit im Diesseits, nach Gethsemane und Karfreitag in die Welt des Vaters eingegangen ist und dem alle Gewalt gegeben ist im Himmel und auf Erden. Es erzählt von Männern, die da nie den Blick auf jenes Jenseits verloren haben, die mitten im Diesseits standen ebenfalls in schwerer Wirksamkeit, und deren Herz doch im Himmel war zeitlebens. Sie standen damit im Diesseits über der Welt, und ihr Glaube war der Sieg, der die Welt überwunden hat.
Wunderbarerweise finden diese Heimatklänge der oberen Welt, die uns doch wie Muttersprache berühren sollten, so wenig Anklang in der Welt. Sie wollen ja nicht die diesseitige Freude stören, sie wollen sie nur veredeln, vertiefen und erhöhen. — Aber gerade darin, daß es Heimatklänge der Seele sind, die Himmelfahrt anklingen läßt, darin beruht die Himmelfahrtshoffnung. Jesu Macht über die Geister aller Zeiten und aller Länder bis an der Welt Ende ist trotz allem gegenteiligen Schein größer als die Diesseitigkeilsmenschen sich träumen lassen. Er wird doch als der himmlische Herr seine Macht zeigen; denn er kann das, was alle Pracht und Diesseitigkeit der Welt nicht kann: er vermag den Seelen Friede und Ruhe zu geben. Und darum zeigt in jedem Menschenherzen eine Magnetnadel nach dem Heimathaus dort oben:
Die Heimat der Seele ist droben im Licht.
Der Diamant -es alten Frik.
Autorisierte Uebersetzung aus dem Norwegischen des Fredril Biller von Friedrich Känel.
71) (Nachdruck verboten.)
„Das ist vorläufig meine Sache. Gute Nacht nochmals!"
Diese letzten Worte wurden zwischen Klara und Monk gewechselt. Ich hörte verwundert zu. Was in aller Welt bezweckte Klara mit ihren Fragen?
Als ich mit meiner Frau am Arm im schönsten Mondschein nach Hause wunderte, versuchte ich, aus ihr herauszubringen, was sie mit ihren Fragen an Mont gewollt hatte. „Du hast doch nicht die Absicht, Madame Reirrsen zu besuchen?" frug ich sie.
„„Das möchte ich Dir nicht mitteilen,"" war die Antwort. „„Aber selbst wenn ich es thäte, wäre wohl keine Gefahr dabei. Bedenke, daß ich schon früher bei wenig angenehmen Personen und in geheimnisvolleren Angelegenheiten gewesen bin. Erinnere Dich nur daran, wie ich damals meinen fruchtlosen Besuch bei dem Pfandleiher abstattete und in meiner Verzweiflung nichts Besseres zu thun wußte als zu Monk zu gehen.""
„Nein, eine Gefahr ist, glaube ich, dort eigentlich nicht vorhanden. Allein nach Monks Beschreibung hatte die Madame schon vor sechs Jahren nichts besonders Anziehendes an sich, und im Laufe der Jahre hat sie sich gewiß nicht zu ihrem Vorteil verändert."
„„Ich will keine Geheimnisse vor Dir haben, weder große, noch kleine,"" sagteKlara. „ „Es ist wirklich mein« Absicht, morgen zu Madame Reiersen zu gehen; aber
Du sollst mich nicht begleiten. Denn erstens glaube ich, daß es meinen Zwecken förderlicher ist, wenn ich allein gehe; sie ist den Männern gegenüber natürlich mißtrauisch und könnte Dich vom Hörensagen leicht als Monks Freund erkennen. Und dann möchte ich gar zu gerne meinen kleinen Plan allein ausführen. Denke, wenn ich ihm helfen könnte, wie er mir bei dem Pfandleiher geholfen hat—wie? Das würde ein Triumph sein!" "
Vierzehntes Kapitel.
Klara als Detektiv.
„Nun sollen Sie aufstehen! Die Frau sagte mir, ich solle Sie um 10 Uhr wecken!"
Ich schlug die Augen verwundert auf. In der Thüre stand unsere rotwangige Stubenmagd vom Lande und nickte mir gemütlich zu.
„„Aber wo ist denn meine Frau?"" fragte ich.
„Die Frau ist um halb neun ausgegangen. Sie sagte, ich solle Sie wecken und um zehn Uhr das Frühstück bereithalten."
Ich stand schnell auf, beschämt über mein Verschlafen. Kaum war ich angekleidet, als es im Vorzimmer läutete und Monk mit einem sehr ernsten Gesicht hereintrat. Er gehörte nicht zu jenen Menschen, denen viel daraus ankommt, ob sie eine Nacht oder zwei wachen müssen; aber heute sah er auffallend müde und übernächtig aus.
„Du hast gewiß nicht gut geschlafen heute nacht? Es war auch ziemlich spät; wir hätten Dich nicht so lange aufhalten sollen."
„„Die Schuld lag wohl eher an mir. Aber wo ist denn Deine Frau?""
Neuenbürg. 14. Mai. Das Himmelfahrts- fest fand um die Wende des 4. Jahrhunderts in Deutschland Eingang. Es wurde in die Zeit der altgermanischen Maifeier gelegt, und so kommt es, daß noch heute dieses christliche Fest ein rechtes Naturfest ist. Fast alles, was deutsch an ihm ist, läßt sich aus den Sitten der Vorzeit ableiten. Weitaus den breitesten Raum bei der Himmelfahrtsfeier nehmen die Ueberreste der Frühlingsfeste ein, die auf die Feier Donars, des Wettergottes zurückgehen, von dem die alten Deutschen in feierlichen Prozessionen Segen auf ihre Felder herabflehten. Noch heute werden in vielen Gegenden Flurprozessionen am Himmelfahrtstage ausgeführt. Die Leute von Endingen bei Balingen ziehen zum Sonnenaufgang auf den Lochen, die Sonne geht an diesem Tage mit drei Freudensprüngen auf und hat einen schöneren Glanz als sonst. Die Leute von Untersteinbach bei Oehringen zogen bis vor wenigen Jahren am Himmelfahrtsmorgen auf den Willertsberg und freuten sich dort bei Tanz und Schmaus. In Eningen zieht man nachts mit Fackeln auf die Achalm und bleibt dort bis Sonnenaufgang. Auch in manchen Orten unseres Schwarzwaldes werden bei Frühgängen die sogen. Himmelfahrtsblümlein gesammelt. Diese werden in Kränzchen gebunden in der Stube aufgehängt und schützen nach dem Volksglauben das Haus vor Blitzschlag.
Literarisches.
Vaterländische Jugendbewegung.
Die Jugend ist der kostbarste Besitz der Nation. Frühzeitig sucht daher die Sozialdemokratie in ihrem Streben nach Erringung der politischen Macht die Jugend zu beeinflussen und mit ihrer Weltanschauung zu erfüllen. Die Größe dessen, was auf dem Spiele steht, wenn es gelingen würde, die schulentlassene Jugend im frühesten, empfänglichsten Alter der Sozialdemokratie zuzutreiben, haben Regierung und Volksvertretung durch erhöhte Förderung der Jugendpflege erkannt. Auf diesem Gebiet muß etwas Durchgreisendes geschehen gegenüber der roten Wühlarbeit. Die sozial- demokratische Zentralstelle für die arbeitende Jugend Deutsch- lands hat eine Werbeschrift herausgegeben, die betitelt ist: „Gehörst du zu uns? eine Anrede an einen jungen Arbeiter" von Heinrich Schulz. Das Büchlein ist ein Meister- werk der Jugendverführung, d. h. der Umwerbung der Jugend für die politischen und gewerkschaftlichen Ziele der Sozialdemokratie.
Der „Reichsverband gegen die Sozialdemokratie" hat sich daher die Ausgabe gestellt, diese Agitationsschrift durch eine im vaterländischen und christlichen Geiste gehaltene Gegenschrift zu bekämpfen. Die wohlgelungene Arbeit, betitelt: „Auf zu froher Jugend!" von Friedrich Nonnemann, liegt vor uns. Die Gegenschrift des ReichS- verbandes, der sich mit der Herausgabe ein vaterländisches Verdienst erworben hat, lehnt sich rm äußeren Aufbau an die sozialdemokratische Agitationsschrift an. Sie spricht in eindringlichen Worten zu den Herzen der Jugend und fordert, daß jeder einzelne mitarbeitet daran, daß die Brüderlichkeit unter allen Volksgenossen Wirklichkeit werde und daß die Menschen immer besser, edler, freier, glücklicher werden. Sie tritt dafür ein, daß sich alle Edelstrebenden unseres Volkes, alle, die Hüter sein wollen des Wahren, Schönen, Edlen, der Freundlichkeit, der Liebe, des Vaterlandes und der Religion, ohne Unterschied der Bekenntnisse, zusammenschließen.
Der Preis der Schrift beträgt nur 15 ^ für das Stück, bei größeren Partien weit billiger. Bestellungen find an die Hauptstelle des „Reichsverbandes gegen die Sozialdemokratie", Berlin 8VV 11, Dessauer Straße SO, zu richten.
„Klara ist um halb neun Uhr ausgegangen, wie die Magd sagt; sie kommt wohl bald wieder. Weshalb frägst Du nach ihr?"
„„Sie telephonierte mir vor einer Viertelstunde Ich glaubte, es geschähe von hier ans. Sie ersucht« mich, sogleich hierher zu kommen, da sie mir etwas Wichtiges zu sagen habe.""
„Sie muß irgendwo draußen in der Stadt telephoniert haben," antwortete ich verwundert.
„„Deine Frau machte gestern einige sonderbare Bemerkungen über die Photographie,"" sagte Monk zögernd. „„Hat sie mehr darüber gesagt?""
„Monk," antwortete ich lachend, „Du kommst also, um den Privatdetektiv Klara Viller zu konsultieren?"
Monk Halle nicht Zeit zu antworten, denn in diesem Augenblick trat meine Frau herein, mit von de, Morgenluft geröteten Wangen und mit einer koketten, mit Pelz verbrämten Jacke nebst einem Barett bekleidet. In der Hand trug sie ein häßliches, unregelmäßiges Paket in grauem Papier.
„Entschuldigen Sie, Monk, daß ich Sie warte« ließ; aber ich habe noch zum Charcutier gehen müssen, um ein delikates Frühstück für Fredrik zu besorgen Sie wissen, er ist ein großer Feinschmecker. Für Sik habe ich etwas anderes. Doch setzen Sie sich nun zu Tisch und nehmen Sie eine Tasse Kaffee. Ich werde mich schnell umkleiden und den Schinken nebst den übrigen Sachen draußen in der Küche abgeben. In einer Minute sollen sie in der Pfanne und in zehn Minuten auf dem Tische sein!"
(Fortsetzung folgt.)
Druck und Verlag der C. Meeh'schen Buchdruckerei des EnztälerS (Inhaber G. Conradi) in Neuenbürg.