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und Auzeigeökaii für den Wezirk Halrv. 78. Jahrgang.
Srsch«mmgrtage: Dt«n»tag. Lonner-tag. Samstag, Sonntag. InserttonSpre» 10 Psg. pro Zeile für Stadt Mw BeztrtSort»; außer Bezirk 1L Bfg-
Donnerstag» den 24. Dezember 1903.
AbonnementSpr. in d. Stadt pr. Diertelj. Mt. 1.10 incl. Trägerl. Vierteljährl. PostbezugSpreiS ohne Bestellg. f. d. OrtS- u. Nachbar- ortsveriehr 1 Mk., f. d. sonst. Verkehr Mk. 1.10» Bestellgeld 20 Pfg.
Bestellungen
auf das
Lalwer Wochenblatt
für das l. Bierleljahr 1904
wollen mit Rücksicht auf den zur Weihnachtszeit gesteigerten Geschäftsandrang bei den Postämtern heute schon gemacht werden.
Man bestellt bei den Postämtern, Postboten und bei unfern Austrägern und beträgt der Bezugspreis nach Orten der 10 Kilometer-Zone 1.20 incl. Bestellgeld, in der Stadt -^1.10 mit Trägerlohn.
Amtliche Bekanntmachungen.
Bekanntmachung.
In letzter Zeit ist an der Kasse der Reichsbankhauptstelle zu Hamburg ein falsches Zweimarkstück mit dem Münzzeichen 0 und der Jahreszahl 1902 angehalten worden, welches nach den eingeholten Gutachten als eine sehr gefährliche Nachprägung bezeichnet worden ist. Sie ist lediglich aus Silber mit einem Feingehalt von 966 Tausend- tetlen auf gravierten Stempeln hergestellt und die teilweise nur mit dem bewaffneten Auge sichtbaren Unterscheidungsmerkmale von den echten Stücken sind für den Laien fast unerkennbar.
Die Ortsbehörden und die gemeinschaftlichen Aemter werden nun beauftragt, die Gemeinde-, Kirchen- und Schulfondspfleger hievon zu verständigen, ihnen eine aufmerksame Beachtung der im Umlauf befindlichen Stücke der fraglichen Münzsorte aufzugeben und über etwaige Wahrnehmungen umgehend zu berichten.
Calw, 19. Dezember 1903.
K. Oberamt. K. Dekanatamt.
Voelter. Roos.
Den Gemeindebehörden
wird in Folge des Minist.-Erlasies vom 4. Nov. d. I., Min.-Amtsbl. Nr. 23 S. 524, empfohlen, die neuen
Bestimmungen über die Vergebung von Arbeite« und Lieferungen geeigneten Falls (Reg.- Bl. v. 1903 Nr. 4 - S. 13.) zur Anwendung zu bringen.
Calw, 21. Dezember 1903.
K. Oberamt. Voelter.
Die Ortsbehörden
werden auf den Erlaß des Kgl. Oberrekrutierungsrats vom 31. Okt. d. I., Min.-Amtsbl. Nr. 23, S. 525, hingewiesen mit dem Auftrag, bei jeder Abmeldung eines Militärpflichtigen auf dem Losnngsschei« hievon Bermerkung zu machen unter Angabe des Ortes „wohin" und von der Abmeldung sofort dem Oberamt Anzeige zu erstatten.
Calw, 22. Dezember 1903.
K. Oberamt. Voelter.
Tagesneuigtreiten.
-x. Calw. Der Verein für Homöopathie und Naturheilkunde hier hielt letzten Sonntag im Saal des Bad. Hofes seine Weihnachtsfeier, die überaus gut besucht war. Eingeleitet wurde die Feier durch zwei Chöre „O du fröhliche" und „Stille Nacht", gesungen von Kindern der Mitglieder. Abwechselnd schloffen daran Deklamationen, komische und musikalische Vorträge. Auch die Gratisgabenverlosung brachte manchem einen hübschen Gewinn. Möge diese schöne und in allen Teilen gelungene Feier für die Mitglieder ein Sporn sein, zu recht fleißigem Besuche der Vereinsabende.
Stuttgart, 18. Dez. Nachdem die Erzeugnisse von Feld und Garten eingeheimst und Vorkehrungen für den Winter und das kommende Frühjahr getroffen sind, ist es Zeit auch an unsere Vogelwelt zu denken. Nicht allein für zweckmäßige Futter st eilen, sondern auch für das Aufhängen von Nistkasten ist jetzt zu sorgen.
Der Dezember ist die beste Zeit hiezu, einmal weil die Meisen gerne darin übernachten und Schutz suchen gegen kalten Wind und dann diese schon gewohnten Kasten auch für ihre Brut bevorzugen und weil die im Frühjahr zu uns zurückkehrenden Staren, Rotschwänzchen und andere, einen Nistkasten eher bewohnen, wenn derselbe sein neues Aussehen durch den Einfluß der Witterung verloren hat. Vom „Bund für Vogelschutz" können die Mitglieder zum Selbstkostenpreis sowohl Futterhäuschen als Nistkasten erhalten.
Stuttgart, 20. Dez. Ueber die Beweggründe des öffentlichen Notars Fausel zum Selbstmord kursieren in der Stadt zahlreiche und zum Teil recht abenteuerliche Gerüchte. Soviel scheint sicher zu sein, daß Fausel, der auch zahlreiche Pflegschaften mit ansehnlichen Wertbeträgen verwaltete, dieser Tage vor dem K. Amtsgericht die übliche und vorschriftsmäßige Rechenschaft über die von ihm verwalteten Pflegschaften hätte oblegen und die Mündelgelder bezw. Wertpapiere hätte vorlegen sollen. Letzteres konnte er nicht, da er diese Wertpapiere zu einem guten Teil in seinem Interesse verwendet, also veruntreut hatte. Da er die veruntreuten Summen von keiner Seite geliehen bekommen konnte, griff er zur Pistole und schoß sich durch die Stirn. Fausel, dessen Jahreseinkommen mindestens 60 000 betragen haben dürfte, beteiligte sich bei verschiedenen geschäftlichen, insbesondere Bauunternehmungen und Terrainspekulationen, die seine finanziellen Kräfte bei weitem überstiegen. So war er der Hauptmacher der Weißenhofterraingesellschaft, gab zum Teil bedeutende Geldsummen, freilich zu sehr hohen Zinsen, an Terrainspekulanten und Bauunternehmer und ließ für sich selbst eine prachtvolle Villa an der künftigen Birkenwaldstraße errichten, welche die Bewunderung aller Vorübergehenden erregt. Mau hegt vielfach schwere Besorgnisse über das finanzielle Schicksal derjenigen Bauunternehmer rc., die mit Fausel in Geschäftsbeziehungen standen
AONlÜOtzNN. Nachdruck verdaten.
Krccd dör!
Erzählung von C. von Vornan.
(Fortsetzung.)
Dem Fremden mochte schon viel begegnet sein in seinem Leben; aber eine solche prompte Erledigung war ihm doch wohl nicht vorgekommen-er ver
schwand schleunigst vom Schauplatze, auf dem er eine so traurige Rolle spielte.
„Ihr seid hier, scheint's mir, alle ein bischen „Grad dör!" Naturen," sagte Herr Miller, als er wenige Minuten später mit seiner kleinen Gesellschaft das Freie gewonnen hatte. Er sah Klaus lächelnd an und drohte mit dem Finger. „Sie kennen die handfeste Dame auch? Ich sah, wie Sie sie vorhin grüßten. Keine ungefährliche Bekanntschaft dünkt mich!"
„Es ist die Gräfin Ritland auf Rammin — meine Gutsnachbarin und ehemalige Jugendgespielin," versetzte Klaus ernsthaft. Er blickte zu Frau Miller hinüber, die den Ausdruck entschiedener Mißbilligung auf ihrem sanften Gesichte trug. „Ich sehe es Ihnen an» gnädige Frau, daß Sie die Selbsthilfe der Gräfin entsetzlich unweiblich und taktlos finden. Da möchte ich doch eine Lanze für sie einlegen. Wir sind bitter verfeindet, die Gräfin und ich, und es ist möglich, daß sie mir in allernächster Zeit einen Prozeß an den Hals hängt: aber trotzdem, gnädige Frau, mein Wahlspruch „Grad dör" ist auch auf den alten Vergleich
vom weichen Kerne in harter Schale anwendbar — wenn wir gerecht bleiben wollen, müssen wir durch die rauhe Außenseite, die zufälligen, angeborenen und anerzogenen Wunderlichkeiten und Unebenheiten des Charakters hindurch dem inneren Werte nachforschen! Wer auf der Oberfläche bleibt, urteilt eben oberflächlich. Die Gräfin ist eine im Grunde edle, hochvornehme Natur; ich kenne sie von Kindheit an. Sie schlägt den Beleidiger ins Gesicht — aber sie wäre einer heimtückischen Rachetat unfähig; denn —"
Er stockte jäh und wurde unwillkürlich rot unv verlegen. Die Gräfin war, auf weichem Waldboden unhörbar schreitend, hinter ihnen hergekommen und ihr dunkles Seidenkleid streifte fast die Hand des jungen Malers, so dicht ging sie an ihm vorüber. Sie mußte den ganzen letzten Teil seiner Rede gehört haben. — Herr Miller kniff die Augen zusammen — eine kleine Verlegenheitspause trat ein. Dann sagte der Student mit unbeschreiblichem Gesichtsausdrucke, während seine Augen der hastig Weiterschreitenden folgten: „Ich denke, Herr Behrendt wird nun keinen Prozeß mehr zu fürchten haben —"
„Da sind Sie aber gewaltig auf dem Holzwege," erwiderte KlauS; „die Gräfin, mein lieber, junger Freund, bleibt nach wie vor meine unversöhnliche Feindin, trotz der eben aufgefangenen Verteidigungsrede — sie findet das, was ich über sie sagte, im Gegenteil gewiß sehr unpaffend und abgeschmackt, sahen Sie nicht, wie hochmütig sie nach der anderen Seite blickte, als sie uns passieren mußte?"
Der alte Landarzt oben in der Veranda, der bis jetzt so überaus eifrig dem edlen Skatspiel gehuldigt, hatte die Karten zusammengepackt und erhob sich