Freudenstadl, 26. April. Gestern fand im Hotel Friedrichshof in Forbach eine Besprechung in Sachen des Ausbaues der Murgbahn und der Aus­nützung der Murgwasferkräfte statt, an der je sieben Regierungsvertreter des württembergischen und des badischen Landes teilnahmen.

Freudenstadt. 23. April. Der Verschöner­ungsverein hat beschlossen, in den Theateranlagen außerhalb des Theaters eine Wandelhalle mit Mu­sikpavillon zu erstellen nach Plänen, die von dem Schöpfer dieser Anlagen, Gartenarchitekt Lilienfein- Stuttgart, stammen.

Mühlacker. 26. April. Gestern nachmittag wollte hier der auf dem Eckenweiher Hofe bedienstete Knecht Gottlieb Rapp mit seinem Wagen den Bahn­übergang passieren, als von Mühlacker ein Güterzug ausfuhr. Während das Pferd bereits die Schienen hinter sich hatte, wurde der Knecht mit seinem Wagen von der Lokomotive erfaßt und noch eine Strecke weit geschleift. Der 62 jährige verwitwete Mann wurde zermalmt und auf der Stelle getötet.

Mühlacker, 26. April. In verflossener Nacht brachen Einbrecher in die Behausungen der Gold­arbeiter Christian Schuhmacher und Karl Fix hier «in. Sie raubten unter anderem 13 Hühner. 1 Taschenuhr, 1 wertvolle Tabaksdose und 5 ^ Bar­geld. Von Pforzheim wurde ein Polizeihund ge­holt, um die Spur der Einbrecher zu finden.

ÄUS StaSt, Bezirk uns Umgebung.

Wildbad. (Sitzung der bürgerlichen Kol­legien nom 19. April 1912 ) Die Erlasse des Kgl. Oberschulrats nebst den Gutachten des bautech­nischen Beraters des Kgl. Oberschulrats betr. den Schulhausneubau werden den Gemeindekollegien bekannt gegeben. Auf Antrag der hiesigen Metzger­innung wird die Herstellung einer Remise im Unter­geschoß des Schlachthauses durch Anbringung der erforderlichen Fenster, Türen und Holzwände und die pachtweise Ueberlassung dieses Raumes an die hiesige Metzgerinnung zur Aufbewahrung von Häuten, Un- schlitt usw. wird ebenfalls bis auf Weiteres und gegen einen alljährlich an die Stadtpflege zu bezahlen­den Pachtzins von 5 ^ genehmigt. Weiterhin sollen Erhebungen über die in anderen Städten eingeführten Fleischbeschaugebühren für das von auswärts einge- brachte Fleisch angestellt werden und die Erhöhung dieser Gebühren für die hiesige Stadtgemeinde in Erwägung gezogen werden. Die Arbeitslehrerin Sofie Riegel hier, die seit 1896 an der hiesigen Volksschule gegen ^«jährliche Kündigung als Arbeits­lehrerin angestellt ist, bittet um Anstellung auf Lebens­zeit, um den Anspruch auf Pensionsberechtigung zu erlangen. Dem Gesuch der Riegel wird von den Gemeindekollegien entsprochen. Die Vergebung der Insertionen für die hiesige Badestadt pro Saison 1912 an die Firma Rudolf Mosse iw Be­trage von 4783 und an August Scherl in Höhe von 825 wird von den Gemeindekollegien ge­nehmigt und die erforderlichen Mittel hiezu aus der Stadtkasse verwilligt. Ebenso wird der Aufwand

von 1549 aus Bergbahnmitteln für die Inser­tionen in illustrierten Zeitschriften im Interesse des Bergbahnunternehmens genehmigt.

Neuenbürg. (Versichert weiter!) Früher be­stand die Bestimmung, daß ein Mädchen, das seit­her versicherungspflichtig gewesen war. im Fall seiner Verheiratung die Hälfte der Beiträge, die es zur Invalidenversicherung entrichtet hatte, zurückbezahlt erhielt, wenn es nicht das Versicherungsverhältnis freiwillig fortsetzen wollte. Von dem letzteren Recht wurde nur selten Gebrauch gemacht, vielmehr ließen sich die meisten Versicherten die Beiträge zurücker­statten. Dies war aber eigentlich unklug. Denn mit der doch verhältnismäßig geringen Summe konnte man nicht sehr viel anfangen, der Anspruch auf eine Unterstützung bei eintretender Arbeitsunfähigkeit aber ist damit endgültig aufgegeben. Durch die neue Reichsoersicherungsordnung ist nun das Recht auf Zurückerstattung der einen Beitragshälfte aufge­hoben. Den weiblichen Personen, welche Beiträge bezahlt haben, bleibt also im Fall einer Verheirat­ung nur die Wahl, entweder ohne eine Entschädig­ung auf die einbezahlten Beträge vollständig zu verzichten, oder aber die Versicherung frei­willig fortzusetzen. Das letztere ist entschieden zu empfehlen. Denn mit verhältnismäßig geringen Beiträgen (mindestens 10 Wochenbeiträge im Jahr) erhält man sich so den Anspruch auf eine Rente bei eintretender Arbeitsunfähigkeit, wie auch ge­gebenenfalls auf Einleitung eines Heilverfahrens auf Kosten der Versicherung.

Der bisher von anderer Seite betriebene Auto­verkehr PforzheimWürmTiefen bronn Mühlhausen wird vom 1. Mai ab von der Firma D. Barak. Automobilgeschäft, übernommen. Das Unternehmen wird ausschließlich mit neuen Omni­bussen geführt und zwar übernimmt vorläufig ein neuer Omnibus der Benzwerke Gaggenau den Ver­kehr. Dieser Omnibus, der genau entsprechend den staatlichen Vorschriften gebaut ist, besitzt 20 Sitz­plätze. die in bequemer Weise angeordnet sind. Für gute Federung, Heizung und Lüftung ist gesorgt, und es ist in diesen Beziehungen alles geschehen, um das Fahren so angenehm wie möglich zu gestalten. Der Motor ist ein starker 45 ?8 -Vierzylinder Motor. Da die Bestellung des Omnibusses infolge verspäteten Vertragsabschlusses mit der Postverwaltung verzögert wurde, so wird der Betrieb bis zum 15. Mai mit einem gewöhnlichen Automobil ausgesührt.

Neuenbürg, 27. April. Auf den heutigen Schweinemarkt waren 24 Stück Milchschweine zu­geführt, welche zum Preise von 2836 ^ pro Paar verkauft wurden.

Vermischtes.

ImDonauboten" widmet der Theatsrdirektor Karl Theile den Donaueschingern folgenden vielsagenden Abschiedsgruß:Behüt dich Gott, es war zu schön gewesen; behüt dich Gott, ich fall' nicht wieder rein."

Ein trauriges Gegenstück zur Frühlings, pracht und Fcühlingsfreude ist es, wenn man auf Spaziergängen draußen in der freien Natur häufig zerschlagene, zertretene oder sonst verstümmelte kleine Tiere findet. Bevor das erste Grün sproßt, wird es schon in der Tierwelt lebendiger. Frösche, Molche, Salamander und derartige Kleintiere erwachen aus ihrem Winterschlaf und nehmen meist eine Zeit lang Aufenthalt in kleinen Gewässern. Davergnügt sich denn die Jugend oft damit, diese harmlosen Geschöpfe zu fangen und mehr oder weniger zu quälen oder zu töten. Manche Kinder helfen aus Unverstand und zum Zeitvertreib ihren rohen Ka­meraden, weil sie denken, die genannten Tiere seien schädlich. Besonders in den Ferien zieht man von einem Wassertümpel zum andern, und wo sich Opfer finden, gibt es eine Schlächterei, die man sich oft nicht grausiger vorstellen kann. Eltern und Lehrer sollten hier helfend eingreifen und den Kindern immer wieder sagen, daß Frösche. Molche, Sala­mander, Kröten, Eidechsen, Blindschleichen usw. außerordentlich nützliche Tiere sind. Die gleichen Kinder, die zu Frühlingsanfang solche Roheiten und Grausamkeiten begehen, werden nachher, wenn junge Vögel in den Nestern sind, auch an diesen ihr Tun fortsetzen. Man sollte Kindern nicht allein gebieten, die Nester nützlicher Vögel zu schonen, sondern auch nicht gestatten, daß sie die Nester angeblich schäd­licher zerstören, weil sie zu leicht dabei verrohen.

Was eine Schneiderin verdienen kann. In New-Aork ist dieser Tage Mrs. Josefa Os- born, die Inhaberin eines Modesalons gestorben, zu dessen Kundschaften ausschließlich die Mitglieder deroberen Vierhundert" zählten. Was solch eine Nenn Parker Schneiderin, die für diese Kreise arbeitet, verdienen kann, geht wohl am besten aus der Hinter­lassenschaft der Dame hervor. Ihr einziges Kind, ein Mädchen von 17 Jahren, hat von ihrer Mutter em Vermögen geerbt, dessen jährliche Zinsen 192 000 betragen. Mrs. Osborn hat eine Laufbahn hinter sich, wie sie wohl nur eine Amerikanerin erleben kann. Sie stammte aus vornehmer Familie und war eine Nachkommin des Obersten Neilson, des Intimus von George Washington. Als junges Mädchen heiratete sie Robert Osborn, einen stein­reichen Spekulanten. Später wurde die Ehe ge­schieden, und da Mrs. Osborn keinerlei Alimentation bekam, noch irgend ein Vermögen hatte, war sie ge­zwungen, sich und ihr kleines Kind durch ihre Arbeit zu ernähren. Sie errichtete einen bescheidenen kleinen Salon, der sich aber durch die guten Verbindungen von früher und dank ihres eigenartigen Geschmacks glänzend entwickelte. Seit zehn Jahren war ihr Modesalon der erste von ganz Amerika, und eine Toilette von Osborn zu tragen, galt als Beweis von Distinktion, Reichtum und guten Beziehungen. Denn der Stolz der Frau Osborn war es, nicht für irgend eine Zufallsmillionärin, sondern nur für die Damen der ganz vornehmen Gesellschaft, deren Reichtum mindestens seit einer Generation besteht, zu arbeiten.

Dev Diamant des alten Fvik.

Autorisierte Ueberseyung aus dem Norwegischen des Fredrik ViUer von Friedrich Känel.

<NaLdruik verboten,)

Sigrid machte kein Hehl aus ihrem Besuch bei dem Pfandleiher, weigerte sich aber, Aufschluß darüber zu geben, wozu sie das Geld hatte gebrauchen wollen. Dagegen stellte sie entschieden in Abrede, zwischen fünf und halb acht Uhr das Museum betreten zu haben.

Der Vortrag des Staatsanwalts gipfelte hauptsäch­lich in folgendem: Die Angeklagte habe selbst ein­geräumt, daß sie am Tage des Diebstahls ziemlich ungewöhnliche Schritte unternommen habe, um in den Besitz einer größeren Geldsumme zu kommen, daß ihr dies aber bei dem Pfandleiher nicht gelungen sei, obschon jedermann einsehe, daß es für sie an jenem Tage von höchster Notwendigkeit gewesen sein müsse, in den Besitz von wenigstens 4000 Kronen zu gelangen, und daß ihr jeder andere Ausweg verschlossen gewesen zu sein scheine. Sie gehöre zu den wenigen Personen, die, ohne Aufsehen zu erregen, im Museum hätten ans- und eingehen können, wo der Diamant ausbewahrt wurde.

Dann habe Herr Howell eine Photographie von ihr genommen, während sie mit dem Diamanten in der Hand zehn Minuten über halb sechs Uhr nach­mittags dort gestanden habe. Daß die Photographie Fräulein Frik zeige, trotzdem sie selber in Abrede stelle, das Museum zu jener Zeit besucht zu haben.

darüber könne nach der Untersuchung mit dem Ver­größerungsglas kein Zweifel mehr bestehen.

Endlich besitze man das Zeugnis des damaligen Detektivchcfs, daß Prvkurator Jürgens gleich anfangs bemerkt habe, er habe den Diamanten von der Ange­klagten gekauft. Erst später habe der alte Mann, durch das Benehmen des Detektivchefs eingeschüchtert, seine Aussage geändert.

Das war in Kürze die Darstellung des Staats­anwalts. Ich habe kaum nötig, bcizufügen, daß sich nach dem Zeugenverhör und seinem Vortrag schwerlich ein Mensch im Saale fand, der an der Schuld Sigrids zweifelte. Der Verteidiger konnte sich nur an den in meinen Tagebuchnvtizen erwähnten Punkt halten, was von ihm aber auch über Erwartung ausgenützt wurde. Es zeigte sich, daß der Zeitpunkt, zu dem Sigrid das Haus desPfandleihers verlassen hatte, bis aus die Minute durch den Zufall sestgestellt werden konnte, indem der Pfandleiher bei dieser Gelegenheit seine Uhr heraus- gezogen und den Schreiber gefragt hatte, ob es nicht fünf Minuten über halb sechs Uhr sei, worauf der letztere sich zum Fenster hinausgelehnt, nach der Uhr am Kirchthurme gesehen und bejahend geant­wortet hatte.

Dann hatte der Verteidiger den Fiakerkutscher verhören lassen, welcher Sigrid gefahren hatte ich habe vergessen zu erzählen, daß es mir in der Zwischen­zeit gelungen war, diese Person aufzufinden. Der Mann konnte sich mit Sicherheit erinnern, daß er bei dieser Gelegenheit ganz im gewöhnlichen Tempo gefahren sei, weder schneller, noch langsamer.

Der Verteidiger hatte darauf mehrere Versuche mit dem gleichen Pferd und Wagen vornehmen lassen, und da zeigte cs sich, daß die Fahrt unter gewöhnlichen Umständen nicht weniger als fünfzehn Minuten und selbst bei sehr schneller Gangart des Pferdes nicht weniger als zehn Minuten dauerte.

Er habe damit bewiesen, meinte der Verteidiger, daß Fräulein Frik, wenn sie die Dame sei, welche den Pfandleiher fünf Minuten über halb sechs Uhr verlassen habe und dies müsse ja als Thatsache fcstgehalten werden nicht auch die Person sein könne, die zehn Minuten über halb sechs Uhr mit dem Diamanten in der Hand photographiert worden sei! Daß die kleine Uhr im Kopf des Elefanten richtig gehe, sei ja durch das Zeugnis des alten Frik bewiesen.

Dagegen wandte der Staatsanwalt ein, es sei eine allgemein bekannte Thatsache, daß die Uhren in der Stadt oft Zeitunterschiede von mehreren Minuten zeigten.

Der Verteidiger seinerzeit behauptete, daß ein so großer Unterschied von etwa 10 Minuten kaum denk­bar sei. Ueberhaupt nützte er diesen Umstand bis zum äußersten aus und wirkte derart auf die Ge­schworenen ein, daß, als diese sich in das Beratungs- zimmer zurückzogen, völlige Ungewißheit über das Resultat herrschte.

(Fortsetzung folgt.)

Druck undVerlag der C. Meeb'icken BuSdrncker-i M bonrody in Nevent-Üra