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sich der Gemeinderat jetzt aus 8 Mitgliedern der Deutschen Partei (bisher 9), 7 Kandidaten der Volks- parter (bisher 8) und 3 Sozialdemokraten (bisher 1) zusammen. (Neckar-Ztg.)

Ellwangen, 15. Dez. Der wegen Mords u. a. V. Angeklagte Fink von Pforzheim, Glaser und Artist, 23 Jahre alt, wurde heute vom Schwur­gericht zum Tode, 6 Jahren Zuchthaus und Tra­gung der Kosten vemrteilt.

Ulm, 17. Dez. (Strafkammer.) Der fahrlässigen Tötung angeklagt stand gestern der Oekonom Thier er von Neuhaus, OA. Geislingen, vor der Strafkammer. Thierer ist Besitzer eines bei Geislingen gelegenen Steinbruches, in dessen Nähe ein Materialschuppen steht. In letzterem wurde gewöhnlich auch das Sprengpulver in größeren Mengen verwahrt. Einige Minuten vom Stein­bruch liegt die von der Mutter des Angeklagten bewirtschaftete Bahnhofrestauration und in dieser hing in der Nähe der Küchentüre der Schlüssel zu dem genannten Schuppen. Am 13. Okt. ds. Js. nahm der Dienstbube Joh. G. Bückle, der beim Angeklagten im Dienste stand, den bezeichnten Schlüssel und verschaffte sich mittelst desselben Ein­gang in den Schuppen. Aus nicht aufgeklärter Ursache entzündete sich das dort lagernde Pulver, wodurch der Bube getötet und der Schuppen zerstört wurde. Das Gericht nahm eine Uebertretung im Sinne des 8 367 des Str.-G.-B. an und verur­teilte den Thierer zu 5 ^ Geldstrafe.

Lampertsweiler, 17. Dez. Am ver­gangenen Dienstag wurde auf hies. Markung auf freiem Felde die Leiche eines unbekannten Mannes aufgefunden und scheint dieselbe nach den gemachten Erhebungen bereits 4 Wochen daselbst gelegen zu haben. Nach den bei der Leiche Vorgefundenen Papieren ist festgcstellt, daß der Verblichene der Taglöhner Philipp Goppel aus Erolsheim ist. Der­selbe ist 73 Jahre alt und hat am 18. vorigen Monats vor der Dämmerung abends den hiesigen Ort verlassen und es wurde dessen Reisetasche, Schirm rc. am folgenden Morgen mitten auf dem Weg von hier nach Bondorf aufgefunden. Von ihm selbst aber wurde keine Spur entdeckt, was dem Umstand zuzuschreiben ist, daß in jener Nacht frischer Schnee gefallen war. Es ist anzunehmen, daß der Verunglückte in der Dunkelheit den Weg verließ, ermüdete, sich niederlegte und erfroren ist, da weder ein Verbrechen noch Selbstmord vorzuliegen scheint.

Fr ankenthal, 16. Dez. Einem verwe­genen Einbrecher, der seinGeschäft" in aus­gedehntester Weise betrieb, wurde heute von der hiesigen Strafkammer eine Zuchthausstrafe von 6 Jahren zudiktiert. Der schon 15mal vorbestrafte Tünchner Alois Hüller in Kist hatte im Gefängnis von einem Mitgefangenen erfahren, daß die Witwe

Keller in Rupertsbetg größere Beträge in ihrer Wohnung aufbewahrt habe. > Kaum aus dem Ge­fängnis entlassen, t wendete er seine Schritte nach Rupertsberg, brach tn dem Anwesen der Keller ein, und erbeutete daselbst 2000 ^ Bargeld, 2 Spar­kassenbücher, sowie Wertpapiere im Betrag von 40 000 Mit seinem Raub machte er sich aus dem Staub und fuhr nach Eger. Hier wollte er die Staatspapiete bet einem Bankier versilbern; dem Bankier kam die Sache jedoch verdächtig vor und er veranlaßte am 9. Sept. die Verhaftung des Hüller. Der größte Teil der Papiere und die Sparkassenbücher fanden sich bei ihm vor.

Leipzig, 16. Dez. Der Schneider Tho­mas Nowak aus Lonti in Oestreich hat heute Nacht seine 31jährige Frau, eine Leivzigerin erschossen, weil sie, obwohl selbst Mutter von drei Kindern, mit einem verheirateten Manne, der ebenfalls meh­rere Kinder sein eigen nannte, ein unerlaubtes Ver­hältnis eingegangen war. Er hat den Schuß auf sie abgegeben, als sie mit ihrer 11 Jahre alten Tochter schlafend in demselben Bett lag. Dabei ist das Sonderbare, daß das Mädchen weder diesen Schuß, noch den zweiten gehört hat, mit dem Nowak sich selbst eine Kugel in den Kopf jagte und sich lebensgefährlich verletzte. Auch die beiden anderen, in der Stube schlafenden Knaben von 2 und 6 Jah­ren haben nichts von den Schüssen gehört. Um so furchtbarer war das Entsetzen, als das Mädchen heute morgen die Mutter mit zerschmettertem Schä­del neben sich im Bett und den Vater blutend auf den Dielen liegen sah.

Berlin, 16. Dez. Zu der bereits gemeldeten Konferenz, die zwischen dem Präsidenten Roosev elt, dem deutschen Botschafter Speck von Sternburg und dem Schatzsekretär Shaw in Washington statt­gefunden hat, wird dem Berliner Tageblatt noch aus New-Iork berichtet, daß der Schatzsekretär be­züglich der Frage der Differentierung der deutschen Waren auf eine Anregung des deutschen Botschafters erklärte, daß er sich freuen würde, wenn der deutsche Konsul von New-Aork das amerikanische Zollamt besuchen würde, um sich mit der Zoll-Organisation bekannt zu machen und sich zu überzeugen, daß alle Nationen gleich behandelt würden. Präsident Roose­velt versprach dem deutschen Botschafter, den Zoll- Beschwerden der deutschen Importeure möglichste Berücksichtigung zu Teil werden zu lassen. Staats­sekretär Armstrong soll -fortan mit dem deutschen General-Konsul oder mit einem andern Vertreter Deutschlands im New-Iorker Zollamt die Wertab­schätzung der amerikanischen Zollbehörde nachprüfen.

Berlin, 16. Dez. Nach einer Meldung aus Hamburg wurden bei einem Siel-Einsturz auf Steinwärder 8 Arbeiter verschüttet. Zwei von ihnen wurden tot unter den Trümmern hervorge­zogen.

Berlin, 16. Dez. DieVosfische Zeitung" meldet aus London: Nach einem hier eingetroffeneu Kabel-Telegramm ist Warm d in vollständiger Sicherheit vor den Hottentotten. Me verlautet, unterhandeln Deutschland und England über die Beschaffung von Geldmitteln zur Bewässerung eines größeren Gebietes am Lion-Fluß.

Der Ort Warmbad in DeUtsch-Südwest- afrik a hat in der letzten Zeit wegen der aufständischen Bewegung der dortigen Bondelzwarts viel von sich reden gemacht. Warmbad ist der erste Angriffspunkt der evangelischen Mission unter den Nama gewesen. Schon 1806 suchten sich dort Londoner Missionare anzustedeln. Nach wechselvollen Schicksalen ging die Station 1867 an die Rheinische Mission über, die ja jetzt fast die ganze evang. Missionsarbeit in Deutsch-Südwestafrika zu tun hat. Nach den Berichten der rheinischen Missionare hat es schon in den letzten Jahren um Warmbad rumort; schon 1898 drohten Verwicklungen der Eingeborenen mit der deutschen Regierung. Zuerst erregte die Rinder­pestimpfung ihre Gemüter; sie bildeten sich ein, die Beamten bringen dadurch die Seuche mit Gewalt in das Land. Weitere Unruhe verursachte die von der Regierung angeordnete Abstemplung der Gewehre. Hiedurch ließ sich der inzwischen verstorbene Kapitän Willem Christioan zu einem Bündnis gegen die deutsche Herrschaft mit einem andern Häuptling verleiten. Glücklicherweise ließen sich diese Unruhen im Keime ersticken. Willems Nachfolger und Sohn, Abraham Christioan, scheint aber noch weniger ver­trauenswürdiger zu sein als sein Vater. Er ist zwar ein Christ, mußte aber schon vor Antritt seiner Würde von der Gemeinde ausgeschlossen werden. Nach allem ist er nicht der Mann, dem Verfall seines Stammes Einhalt zu tun. Dieser hat sich seit 23 Jahren unter Einwirkung von Dürre und Hungersnot ganz zerstreut, so daß die Mission in Warmbad fast leer stand. Uebrigens sind die durch die Blätter gehenden Gerüchte von der großen Zahl der aufständischen Bondelzwarts offenbar stark übertrieben. Missionar Möller, der unter ihnen gelebt hat, schätzte 1901 ihre Zahl auf etwa 600.

Berlin, 17. Dez. Der Kaiser hörte heute Vormittag 9'/- Uhr die Vorträge des Kriegs­ministers und des Chefs des Militär-Cabinets. Um 11 Uhr begab sich der Kaiser nach Berlin, um im königlichen Schloß den König von Dänemark zu begrüßen. Der Kaiser und der König sowie Prinz Waldemar begaben sich Mittags vom Pots­damer Bahnhofe nach Station Wildpark, von wo sie nach dem neuen Palais fuhren. Während der Fahrt durch Berlin wurden die Monarchen vom Publikum ehrfurchtsvoll begrüßt. Nachmittags drei Uhr reiste der Kaiser nach Göhrde ab, während der König von Dänemark um 2 Uhr 50 Min. von der Station Wildpark aus nach Gmunden weiter reiste.

AtAlüäläU, Nachdruck »erboten.

Krcld dör!

Erzählung von C. von Dorna u.

(Fortsetzung.)

Du bist ein ganz ausgemachter Schlingel, der selbst seinen alten Vater nicht verschont mit seinen Schnurren und Spitzbübereien!" meinte der alte Miller behäbig.Ich sage Ihnen, Herr Behrendt, seitdem dieser Jüngling da in Lohme angekommen ist er hat vorher eine Fußtour gemacht und ist erst vorgestern zu uns gestoßen seitdem steht der halbe Badeort auf dem Kopfe! In unserem guten Hotel Johannsien wenigstens hat er schon Unglaubliches angestiftet"

Aber was denn in aller Welt, Papa?" verteidigte sich Miller junior gekränkt.Ich widme mich doch nur in anerkennenswerter Ritterlichkeit auch der

Unterhaltung der ältesten Dame-frage diesanfte Henriette," ob du nicht

einen ganz vorzüglichen, hoffnungsvollen Sohn hast! So habe ich nämlich eine nicht mehr ganz junge Dame getauft," wandte er sich erklärend an Klaus.Eigent­lich heißt sie Henriette Nebelklau und hat die Leidenschaft, sich mit diesem schönen Namen jedem Neuankömmling feierlich vorzustellen"

Schäme dich, Bruno!" unterbrach sein Vater den Spötter strafend.Fräu­lein Nebelklau ist die sanfteste, gutmütigste Seele der Welt!"

Erkenne ich das nicht schon durch den Titel an, den ich ihr gegeben habe?" fragte der Student vorwurfsvoll.Und erzähle ich ihr nicht immer die nettesten und unterhaltendsten Geschichten?"

Ja, du lügst ihr daS Blaue vom Himmel herunter vor und findest bei dieser liebenswürdigen Seele leider unerschütterlichen Glauben!" sagte der Beamte opfschüttelnd.Aber ich glaube, Bruno, wir müssen aufbrechen, wenn wir zur

rechten Zeit an der Mittagstafel imStrandhotel" erscheinen wollen wir haben einen ganz tüchtigen Marsch vor uns und du weißt doch, daß uns deine Schwester und Fräulein Romberg entgegenkommen wollten"

Ich begleite Sie ein Stück Weges," fiel Klaus hastig ein und sprang schnell auf die Füße.Doch ehe Sie von hier scheiden, lassen Sie mich Ihnen herzlich danken, verehrter Herr Miller, für den freundlichen Besuch, den Sie mir soeben auf meinem eigenen Grund und Boden abgestattet haben!"

Ei der Tausend!" rief der alte Herr überrascht.Wir befinden uns hier also"

Auf Gorlitzer Gebiet, unterhalb des Hünengrabes läuft die Niepmerower Grenzscheide. Ich hatte heute zum ersten Male Zeit gefunden, dieseGrenzmark meines Gebietes" das klingt großartig, nicht wahr Herr Studiosus auf­zusuchen. An diese alte, geheimnisvolle Grabstätte sagenhafter Vorfahren knüpft sich für mich die Erinnerung an ungezählte glückliche Stunden in der Kinderzeit und eins der wichtigsten, entscheidendsten Erlebnisse, die ich je gehabt"

Sie machen uns neugierig. Würden Sie mir erzählen mögen, um waS es sich da handelte?"

Gewiß sehr gern, wenn es Sie interessiert. Ich schicke voraus, daß sich der Hang zur Malerei schon in früher Jugend bei mir zeigte, und mein strenger Vormund und Oheim, der mich durchaus zu einem tüchtigen Landwirte erziehen wollte, sich dieser phantastischen Neigung aufs äußerste widersetzte. Ich wußte mir schließlich anders keinen Rat und flüchtete mich mit den Utensilien

meiner geliebten Kunst hierher, auf das einsame, abgelegene Hünengrab.-

Eine kleine Höhlung am Fuße des Hügels hatte ich künstlich erweitert und müh­selig mit Steinen und Brettchen ausgepflastert. Dort verbarg ich meine kostbaren Schätze: Pinsel und Pappkasten. Und auf dem Hügel saß ich dann zu jeder freien Stunde, so lange eS die Witterung nur einigermaßen gestattete, mit glück-