ung, daß ihm die Neutralitätsverpflichtungen der beiden Staaten im allgemeinen und ihre Bündnis­beziehungen zu Italien im besonderen widersprächen. Die Grundlage ist ziemlich einfach: Italien sagt: ! wir sind zum Friedensschluß bereit, wenn uns Tri­polis und die Cyrenaika rückhaltlos überlassen werden; die Türkei sagt: wir sind zum Friedensschluß bereit, aber Tripolis und die Cyrenaika geben wir nicht her. Also diametrale Gegensätze, die niemals durch Ver­handlungen, sondern nur durch die Waffen aus­geglichen werden können. Und damit leitet das i Ganze selbst über zur zweiten Phase: zur noch schärferen Fortführung des Krieges als seither. Und hier haben wir die Erscheinung, daß auf dem Kriegs- z schauplatze die Ereignisse wachsen. Die Kämpfe der ! letzten Tage haben trotz der mancherlei Schlappen, ' die sich die Türken und Araber im Verlauf des Krieges bei der gewaltigen Uebermacht der Italiener holen mußten, eine Widerstandskraft der elfteren erwiesen, rie geradezu erstaunlich ist, und wenn nicht eine größere italienische Flottenaktion, die neuerdings in die Wege geleitet wird, den Dingen eine ent­scheidende Wendung gibt, so werden wir sicher den Jahrestag des unseligen Tripoliskrieges erleben, ohne das Ende absehen zu können.

Württemberg.

Stuttgart, 7. März. Die evangelische Landessynode tritt am 13. März wieder zu ihren Beratungen zusammen.

Stuttgart, 7. März. Geh. Hofrat Dr. von Jobst hat dem Landesausschuß für Natur- und Heimatschutz eine Schenkung im Betrag von 1200 ^ überwiesen.

Stuttgart, 8. März. Der neue Stuttgarter Polizeihauptmann ist nunmehr bestimmt worden; der Gemeinderat hat in einer nichtöffentlichen Sitzung den Polizeileutnant und Polizeibrigadeadjutant Alfred Seeger in Berlin, geb. von Kirchentellingsfurt O/A. Tübingen, früher Leutnant im 2. württ. In­fanterie-Regiment No. 120 in Weingarten und Ulm, zum Polizeihauptmann ernannt.

Stuttgart. 7. März. (Zum Bergarbeiterstreik.) Dem hiesigen Gewerkschaftsbureau wird mitgeteilt: Mit welchen Mitteln gearbeitet wird, um den christ­lichen Bergarbeiterverband für den plötzlich aus­gebrochenen Streik verantwortlich zu machen, zeigt die Meldung, laut der ein dem christlichen Berg­arbeiterverband angehörender Bergmann dabei ab­gefaßt worden sei. als er ein Plakat anheflen wollte, worin die Belegschaft zur Niederlegung der Arbeit aufgefordert sein sollte. Das Gegenteil ist der Fall. Es ist laut Auskunft der Zechenverwaltung von einem Mitglied des christlichen Bergarbeiterverbandes ein Anschlag angeheftet worden, der die Bergarbeiter dringend vor einer Teilnahme an dem Ausstand warnt.

Stuttgart, 7. März. Auch Stuttgart darf sich jetzt eines Spionagefalles rühmen. Ein Malfräulein zeichnete von einer Gartenwirtschaft aus die Bahnüberführung in der Schillerstraße, die übrigens in nächster Zeit infolge des Bahnumbaues abgebrochen werden muß. Das Tun der Malerin wurde von Bahnbeamten beobachtet, und was lag näher, als daß diese das Mädchen wegen Verdachts, strategische Geheimnisse für eine fremde Macht auf ihrem Zeichenblock festzuhalten, der Bahnverwaltung vorführten. Die Beamten glaubten erst, eine Fran­zösin vor sich zu haben und unterhielten sich ganz offen über den Fall, woraus die Malerin entnehmen konnte, welches fluchwürdige Verbrechen getan zu haben sie im Verdacht stehe. Im schönsten Schwä­bisch wies sie den Beamten nach, daß sie Stutt­garterin sei und hier die Kunstgewerbeschule besuche.

Die Schüler dieser sollen sich, wie die Sache aufkam, gebogen haben vor Lachen, sie wollen den herein­gefallenen Beamten einen Fackelzug bringen!

Tübingen, 8. März. Der Goldschmied Fa von Conweiler, der dort am 15. Januar nach einer Hochzeit einem anderen bei der Streiterei auf der Straße das Auge ausschoß, wurde von dem Gericht mit 2 Jahren Gefängnis bestraft.

Kus StaSt, Bezirk unS Umgebung.

Neuenbürg, 9. März. In der letzten Sitz­ung der bürgerl. Kollegien vom 4. ds. Mts. sprach zu Anfang der erste Gemeinderat, Oberamts­pfleger Kübler, im Namen des Kollegiums dem Stadtvorstand den Glückwunsch zu der ihm aus Anlaß des Geburtsfestes Sr. Maj. des Königs zuteil gewordenen Auszeichnung aus. Zur Besprechung kam sodann der eingetroffene Erlaß der K. Kreis­regierung über die Genehmigung des Ein­gemeindungsvertrags mit Gräfenhausen. Hierauf wurden Beschlüsse gefaßt über bauliche Ver­änderungen im Schlachthaus und über die künftige Instandhaltung des alt^n Friedhofs.

Neuenbürg, 9. März. Am kommenden Mittwoch den 13. ds., abends 8 Uhr veranstaltet der Landes­verband des Deutschen Flottenvereins im Gasthof z.Bären" hier einen öffentlichen Lichtbilderabend mit Vortrag durch Hrn. Kapitän zur See z. D. Josephi, Berlin, wozu Jedermann bei freiem Ein­tritt freundlich eingeladen ist. Wir verweisen auf das heutige Inserat unseres Blattes.

Calmbach. 8. März. Die Eoangelisations- versammlungen hier, gehalten von Hrn. Prediger Dannert, begannen am Mittwoch nachmittag und werden sehr gut besucht. Hc. Dannert hat die Gabe, sehr packend und fesselnd zu reden, wir möchten nun noch einmal darauf aufmerksam machen, daß in der ganze» nächsten Woche jeden Tag um 4 Uhr nachmittags (außer Samstags) und um 8 Uhr abends Versammlungen in der Kirche statlfiiden. Zu diesem und besonders zu der schon angekündigten Männer- Versammlung heute abend um 8 Uhr. Thema:Gibt es eine Freiheit von der Sinnlichkeit", nur für Männer und Jünglinge, möchten wir noch einmal aufs herzlichste einladen.

Calw, 7. März. Ueber Wahl-Enthüllungen berichtet dasCalw. Tgbl." folgendes: Zur Zeit der Stichwahlen wurde allerlei von einem fortschritt­lich-sozialdemokratischen Geheimbündnis gemunkelt, das von den beiden Parteileitungen über eine Reihe Wahlkreise abgeschlossen worden sein soll. Für Württemberg soll das Abkommen Bezug auf die Wahlkreise Calw, Heilbronn und Balingen gehabt haben. Bestimmte Tatsachen aber waren bis heute darüber nicht an die Oeffentlichkeit gelangt. Nun hat Genossin Rosa Luxemburg in ihrem Leib- organ, derLeipziger Volksztg.", den Schleier ge­lüftet und folgendeEnthüllungen" vom Stapel gelassen:In 16 Wahlkreisen (Oberbarnim. Lieg­nitz. Schönau-Hirschberg, Apenrade-Flensburg, Lauen­burg, Querfurt-Merseburg, Hagen. Süd-Dithmarschen. Malchin-Waren, Calw, Balingen, Meiningen, Schaumburg, Lippe-Detmold, Oldenburg, Nord­hausen). in denen unsere eigenen Kandidaten in Stich­wahlen mit den Fortschrittlern standen, sollte unsere Parteiden Wahlkampf dämpfen", um den even­tuellen Sieg des sozialdemokratischen Kandidaten zu verhindern und den Kreis dem fortschrittlichen Gegner

auszuliefern. Der Vorstand hat sich für

unsere Partei verpflichtet, in den 16 Wahlkreisen bis zur Stichwahl keine Versammlung abzuhalten, kein Flugblatt zu verbreiten, keine Stimmzettel den Wählern zuzustellen und am Wahltag selbst keine Schlepperdienste zu verrichten." Der Vorstand

hat nach unserer Erfahrung im 7. Wahlkreis seine Verpflichtungen nicht eingehalten. Der sozialdemo­kratische Mandatsbewerber sprach kurz vor dem Stichwahltage in Calw vor einer großen Versamm­lung und ließ dabei kein gutes Haar an der Volks­partei, insbesondere sagte er deren Anhängern im Calwer Bezirk mancherlei nach, was nicht gerade dämpfend" auf den Wahlkampf wirkte. Allerdings bleibt die Frage offen, ob diese sozialdemokratischen Agitationsversammlungen zwischen Haupt- und Stich­wahl in unserem Wahlkreis nicht Scheinmanöver waren; weil von vornherein mit dem Sieg der Volks­partei gerechnet wurde, mußte sich die Sozialdemo­kratie, um den Schein zu wahren und die Abmach­ung mit der Volkspartei zu verdecken, diesen Schach­zug wohl leisten.

LttAts KÄLhrrchlM u. CMgranm

Flugplatz Johannistal, 8. März. Heute nachmitiag ffs6 Uhr stieg Hoffmann auf einem Harlan-Eindecker mit vier Passagieren auf und landete um 6 Uhr 2 Min. 33 Sek. Er ist somit 32 Minuten 33 Sekunden mit vier Passagieren ge­flogen und hat damit einen neuen Weltrekord aufgestellt.

London, 8. März. Vertreter der Haupt­eisenbahngesellschaften versammelten sich heute nachmittag im Jnneramt, um über die durch den Kohlenarbeiterstreik geschaffene Lage zu beraten und um festzustellen, in welchem Umfang sie den Verkehr aufrecht erhallen können. Nach privaten Berichten feiern infolge des Kohlenarbeiterstreiks 10 000 Hafenarbeiter, Krahnsührer und Eisenbahnbeamte im Glasgower Hafen. Viele Arbeiter der Woll­industrie von Colne Valley haben die Arbeit ein­gestellt, andere erhielten die Kündigung.

^ Lens, 8. März. Der Ausschuß der Federation Soussel richtete an die vereinigten Syndikate eine Kundgebung, worin die Arbeiter aufgefordert werden, am 11. März zu feiern, umso die öffent­liche Gewalt über die Lage aufzuklären, damit sie die Forderungen der Bergarbeiter zur Erfüllung bringe, aber am 12. ds. die Arbeit insgesamt wieder aufzunehmen.

Das Herren- und Knaben-Bekleidungsgeschäft Gustav Feldmann, Pforzheim, Marktplatz 3 neben dem Rathaus, unterhält ein sehr großes Lager in Konfirmanden- und Kommunikanten - Anzüge, für jeden Stand und in jeder Preislage, in schwarz und gemusterten Kammgarn und Cheviot. Durch gemein­same Masseneinkäufe von 7 großen Geschäften, ist die Firma in der Lage, seinen w. Kunden die denk­bar billigsten Preise zu stellen. Näheres siehe An­zeige im heutigen Blatt.

Die wichtigste Sommerhalmfrucht, der Hafer, wird wegen seiner vermeintlichen Anspruchslosigkeit und infolge seiner kräftigen Bswurzelung gewöhnlich als letzte Frucht ans Ende der Fruchtsolge gestellt. Ein großer Fehler ist es aber, wenn vielfach noch geglaubt wird, er könne an dieser Stelle auch ohne besondere Düngung gute Erträge liefern. Gerade der Hafer ist diejenige Sommerhalmfrucht, die eine kräftige Thomasmehldüngung in Verbindung mit Kali' und Stickstoffdüngung stets reichlich lohnt. Für die Erzeugung voller schwerer Körner nicht nur bei Hafer, son­dern auch bei Gerste und Sommerweizen, kommt gerade die Thomasmehlphosphorsäure ganz besonders in Frage. Aber auch die Hackfrüchte, Zuckerrüben, Runkelrüben und Steck­rüben, nicht minder auch die Kartoffeln, verlangen dringend neben Stallmist mindestens noch eine Versorgung mit dauernd wirksamer und doch leicht aufnehmbarer Phosphorsäure, wie sie das Thomasmehl bietet, um die Ausreifung dieser Früchte sicherzustellen.

Verantwortlich für den redaktionellen Teil: C. Meeh, für den Inseratenteil: G. Conradi in Neuenbürx.

Mit einer vierseitigen Beilage.

amtlich«

Zwangs -Hersteigerung.

Im Wege der Zwangsvollstreckung sollen die auf Markung Calmbach belegenen, im Grundbuch von Calmbach, Heft 190, Abteilung I Nr. 1 und 2 zur Zeit der Eintragung des Ver­steigerungsvermerkes auf den Namen des Heinrich Seitz, Malers und dessen Ehefrau Marie, geb. Seitz, in Calmbach, je hälftig eingetragenen Grundstücke:

Geb. Nr. 233 1 a. 61 gm Wohnhaus oben im Dorf an der

Calwerstraße mit

Parz. Nr. 40 3 a 47 gm Gras- u. Baumgarten am Hochberg, gemeinderätlicher Schätzungswert 8500

am Dienstag den 12. März 1912, nachmittags 2 Uhr

auf dem Rathause in Calmbach versteigert werden.

Der Versteigerungsvermerk ist am 20. Dezember 1911 in das Grundbuch eingetragen.

Es ergeht die Aufforderung, Rechte, soweit sie zur Zeit der Eintragung des Versteigerungsvermerks aus dem Grundbuch nicht ersichtlich waren, spätestens im Bersteigerungstermine vor der Aufforderung zur Abgabe von Geboten anzumelden, und, wenn der Gläubiger widerspricht, glaubhaft zu machen, widrigenfalls sie bei der Feststellung des geringsten Gebots nicht berücksichtigt und bei der Verteilung des Versteigerungserlöses dem Ansprüche des Gläubigers und den übrigen Rechten nach­gesetzt werden.

Diejenigen, welche ein der Versteigerung entgegenstehendes Recht haben, werden aufgefordert, vor der Erteilung des Zu­schlags die Aufhebung oder einstweilige Einstellung des Verfahrens herbeizuführen, widrigenfalls für das Recht der Versteigerungs­erlös an die Stelle des versteigerten Gegenstandes tritt.

Wildbad, den 20. Januar 1912. Kommissär:

Gerichtsnotar Oberdörfer.

Engelsbrand.

Zwangs-Weigerung.

Am Montag den 11. März 1912, nachmittags 2 Uhr

kommen gegen sofortige Bar­zahlung zur öffentlichen Ver­steigerung :

1 Faß nebst Inhalt, ca. 300 Ltr. Obstmost, u. 68 Stück geschnittene Bretter.

Zusammenkunft beim Rathaus. Den 8. März 1912.

Warmer,

Gerichtsvollzieher bei dem K. Amtsgericht Neuenbürg.