Bö Singen, O/A. Heilbronn, 19. Febr. Zwei 15jährige Burschen namens Köhler und Geiersberger machten sich am Samstag mit einem geladenen Revolver zu schaffen. Der Revolver entlud sich und die Kugel drang dem Köhler in den Kopf. Ein Auge mußte er einbüßen und erlitt außerdem noch ganz bedeutende Verletzungen.
Waldsee, 20. Febr. Gestern abend ereignete sich auf dem Bürgerball in Heisterkirch hiesigen Ober- amts durch Schußwaffen wieder ein Unglücksfall. Einer Maske, die eine Zimmerflinte in ihrem Rucksack trug, wurde von einer anderen Maske die einen Jux machen wollte, die Flinte herausgezogen. Der Uebermütige zielte auf den Besitzer des Gewehres und schoß, ohne daß er wußte, daß es geladen war, ihm eine Kugel in die Stirn, die zum Glück den Schädel nur streifte. Man weiß nicht, wem an dem Vorfall die wirkliche Schuld trifft, den Täter oder den Besitzer der Flinte, der so unvernünftig war, sie geladen mit auf den Ball zu nehmen.
(LandeSProdnktenbörse Stuttgart). Bericht vom 19. Februar. Das für die jetzige Zeit fast abnorm milde Wetter und das Fehlen jeder Unternehmungslust bewirkten in abgelauiener Berichtswoche eine kleine Abschwächung auf dem Getreidemarkte. Greifbare Ware tst gejucht und unverändert teuer, dagegen waren die Angebote von den Ausfuhrländern etwas billiger und auch zahlreich. Die Inlands- Märkte waren schwach befahren und in den Preisen trat kaum eine Aenderung ein. — Mehlpreise per 100 Kilogramm inklusive Sack Mehl Nr. l): 34.— bis 34.50 Nr. 1: 33.— bis 33.50 Nr. 2: 32.— bis 32.50
Nr. 3: 80.50 bis 3l.— -44, Nr. 4: 27. - ^ bis 27.50
Kleie 13.50 bis 14.— (ohne Sack netto Kaffe).
Vermischtes.
Von der Alb, 16. Febr. Es dürste allgemein bekannt sein, daß die alten Deutschen im Schleudern von Wurfgeschossen gewandte Leute waren, daß es aber heutzutage auch noch in dieser Eigenschaft geübte Leute gibt, zeigt folgender Fall aus dem Orte H. Kam da an einem Samstag ein Mäuschen während des Unterrichtes in die Schule und lenkte durch seine kühnen Sprünge die Aufmerksamkeit von Lehrer und Schülern auf sich. Naturgemäß war der Lehrer dem neuen Schulkandidaten nicht besonders hold und in Ermanglung eines geeigneten Wurfgeschosses nahm er sein — Portemonnaie und warf nach der Maus. Und o Wunder, o Schrecken — das Mäuslein war tot I Der Zufall wollte nämlich, daß das Malheur anfangs des Monats passierte und nach der Gehaltserhöhung.
Die fetten und die mageren Kriegsochsen. Die Lieferungsskandale in Neapel nehmen einen Umfang an, daß es jetzt auch die Militärunter- suchungrbehörde mit keinem Dementi die höchst unerquicklichen Tatbestände in ein milderes Licht rücken will. Außer einem Major sitzen bereits sechs Offiziere in Untersuchungshaft. Man hatte, um Schiebungen zu Hintertreiben, die für das Kriegsheer in Tripolitanien bestimmten Schlachtochsen nicht mehr nach Neapel, sondern nach Caserta senden lassen, wo die Ueberwachung bei ihrer Abnahme leichter durchgeführt werden konnte. Aber siehe da! Auch hier trieb man immer nur die feiten Ochsen auf die Wage,
Der Diamant -es alten Frik.
Autorisierte Ueberietzung aus dem Norwegischen des Fredrik Viller von Friedrich Kiinel.
tbj (Nachdruck vertwtm.)
Es war ein langer und beschwerlicher Tag gewesen und ich stand gerade in meiner Wohnung und überlegte, ob ich mir nicht zur Belohnung einen freien Abend gönnen und denselben in „Villa Ballarat" verbringen sollte. Ich hatte seit mehreren Tagen leine Zeit gehabt, Sigrid zu besuchen. Da klingelte es am Telephon: „Sind Sie es, Monk?"
„„Ja, ich bin es.""
„Können Sie sogleich herauskommen? Hier ist etwas geschehen!"
„„Ich werde in zehn Minuten kommen.""
Auf dem St. Olafsplatz nahm ich eine Droschke; ich wollte nicht eine Minute verlieren.
Eine unheimliche Ahnung, daß ein Unglück geschehen werde oder bereits geschehen war, kam über mich. Ich weiß nicht, ob Menschen wirklich ohne materielle Ursache Vorahnungen haben können; in diesem Fall war ja die Ahnung hinreichend in den knappen Worten des alten Frik begründet.
Am Garteuthore stand Frik selber und öffnete mir. Er verschloß das Thor sorgfältig hinter uns, steckte den Schlüssel in die Tasche und sagte dann, indem er mit den Händen in den Taschen sich vor mich hinstellte: „Die schwarze Schildkröte ist wieder fort."
..Fort?"^
registrierte ihr Gewicht, behielt sie zurück, und ließ dagegen nur die mageren, nie gewogenen Ochsen zur Verladung kommen, bis der Deputierte Buonanno den Riesenschwindel aufdeckte. Der Abnehmer der Häute der Schlachttiere-zahlte im Einvernehmen mit einem betrügerischen Offizier pro 100 Häute nur 500 Lire, während sie vertragsgemäß 7000 Lire bringen sollten. Es ist ferner festgestellt, daß bei zahlreichen Schiffsladungen mit Proviant immer nur die Hälfte der Ladung am Bestimmungsorte abgeliefert wurde. Man berechnet den dem Staat zugefügten Schaden jetzt schon auf acht Millionen Lire.
Die Politik beim Kegeln. Ein unglaubliches Stückchen hat sich ein Kegelklub in Köln geleistet. Er hat an ein langjähriges Mitglied das folgende denkwürdige Schreiben gerichtet: „Auf Veranlassung des Vorstandes unseres Klubs habe ich Ihnen folgendes mitzuteilen: Wie dem Vorstande von durchaus glaubwürdiger Seite berichtet worden ist, haben Sie bei den stattgefundenen Reichstagswahlen Ihre Stimme einem Kandidaten (!) gegeben, welcher nicht geeignet ist die Interessen unserer Mitglieder, würdig zu vertreten, da die anderen Mitglieder des Klubs nun alle einer Gesinnung sind und bisher kein Mißton aufgekommen ist, so würden wir bedauern wenn durch Ihr Benehmen die Harmonie gestört würde, wir stellen Ihnen deshalb anheim, zu tun was sich für einen Ehrenmann gebührt." Es ist zum mindesten nicht alltäglich, daß ein Reichstagsabgeordneter die — Interessen der Kegelklubs vertreten soll. Ob der solcher Gestalt apostrophierte Herr wirklich getan hat, „was ein Ehrenmann tun muß", wissen wir nicht. Der Briefschreiber muß übrigens vom Kegelspielen mehr verstehen, als von der deutschen Sprache, denn seine Orthographie und sein Stil sind miserabel.
26 Tote beim Hochzeitsschmaus. Eine wirkliche „Bluthochzeit" wurde vor einigen Tagen, wie der „Inf." geschrieben wird, in Ruchlow bei Kasan gefeiert. Der Bauer Andrö Sjagdin hatte zu der Hochzeitsfeier seiner Tochter fast das ganze Dorf eingeladen. Es wurde schon am ersten Tage furchtbar viel getrunken und am zweiten Tage der Festlichkeit war der ganze Schnaps, den der Hochzeitsvater bereitgestellt hatte, ausgetrunken. Von den 82 Geladenen war keiner mehr nüchtern und die schlimmsten Szenen spielten sich ab. Um die Mittagszeit forderten die Gäste, die an das Nachhausegehen noch nicht dachten, von dem Hochzeilsgeber neuen Schnaps. Er beteuerte ihnen, daß er keinen Schnaps mehr im Hause habe. Da begannen ihn die Gäste unbarmherzig zu prügeln, bis er endlich ihnen den Keller aufschloß und weitere Schnapsvorräte zur Verfügung stellte. Die Schreckensszenen, die jetzt nun ihren Anfang nahmen, begannen damit, daß drei Bauern den Hochzeitsvater aus Wut darüber, weil er ihnen nicht sofort die Schnapsvorräte übergeben hatte, mit Knüppeln totschlugen. Nun setzten sich die bezechten Gäste, an der Spitze das jungvermählte Ehepaar, zur Fortsetzung des wüsten Saufgelages hin. Die eigenartige Festlichkeit dauerte noch zwei Tage und hatte einen ganz furchtbaren
„Fort, ja! — Gestohlen, sage ich," und er hob die Stimme.
Ich ersuchte ihn, leiser zu sprechen und die Sache zu erklären. Es war mir eine Erleichterung, zu hören, daß es nichts Schlimmeres war; ich ahnte kaum, daß es noch viel schlimmer werden konnte.
„Hier hört uns niemand," fuhr Frik fort, „hier mitten im Garten. Es ist, wie ich sage, die schwarze Schildkröte ist gestohlen worden, und zwar im Laufe der letzten Stunden — seit fünf Uhr."
Ich sah auf meine Uhr; sie zeigte genau fünf Minuten über halb acht.
„„Wie wissen Sie, daß eS nach fünf Uhr geschehen ist? Lag nicht die Schildkröte in dem Schrank mit den eisernen Läden im Museum?""
„Jawohl; aber hören Sie nun: Der alte Prokurator Jürgens — Sie kennen den alten Dummkopf mit seinen Sammlungen wohl — speiste zu Mittag bei uns. Darauf tranken wir draußen im Museum den Kaffee, wie wir oft zu thun Pflegen. Um fünf Uhr erhob sich Jürgens und wir gingen alle hinauf in das Hauptgebäude. AuS einem Grunde, den ich Ihnen später erklären werde, vergaß ich die Thüre zum Museum und dem Schranke zu schließen. Ich erinnerte mich vor einer halben Stunde daran. Ich warf einen Blick in die Schränke, ehe ich sie verschloß, und bemerkte jetzt, daß die Schildkröte fehlte."
„„Wissen Sie genau, daß eS fünf Uhr war?""
„Ja, wir betrachteten die Schildkröte gerade, bevor wir das Museum verließen; ich war der
Erfolg. Von den Hochzeitsgästen waren am Ende der Hochzeitsfeier 25 an den Folgen des übermäßigen Alkoholgenuffes gestorben, darunter der junge Bräutigam. Die meisten anderen mußten unter schweren Krankheitserscheinungen in die Hospitäler der benachbarten Städte gebracht werden. Es sollen insgesamt außer 10 Faß Wein noch ungeheure Massen von Branntwein getrunken worden sein. Als die Stätte der Hochzeitsfrierlichkeiten von den Aerzten, die von den anderen Dorfbewohnern herbeigerufen worden waren, betreten wurde, machte es nach ihren Mitteilungen vollkommen den Eindruck einer beschossenen Festung, da so viel Todesopfer überall im ganzen Hause auf dem Boden umherlagen. Die Spiegel in der Wohnung waren ebenso wie fast sämtliche Fensterscheiben zertrümmert. Das Möbel des Hauses war vollkommen vernichtet und lag zerbrochen umher. Es hatte den Anschein, als ob wilde Horden hier gewütet hätten. Außer den 26 Opfern, die der Hochzeitsschmaus mit Einschluß des ermordeten Hochzeitsvaters gefordert hatte, waren noch mehrere in den Hospitälern an den Nachwirkungen des Alkoholgenuffes gestorben.
Der Storch im Flugapparat. Es ist heutzutage nichts Seltenes mehr, daß sich junge Erdenbürger die neuesten Verkehrsmittel zur Stätte ihres Erscheinens auf dieser Welt aussuchen. Die Untergrundbahn und das Auto, der V-Zugwagen und das riesige Passagierschiff mußten schon als Geburtftätten herhalten. Das modernste Kind aber ist doch wohl der junge Sohn des Bankiers Fulton in New-Aork, denn dieser junge Zeitgenosse suchte sich einen Flugapparat aus, um darin, gleichsam im Fluge, das Licht der Welt zu erblicken. Am 13. Januar machte der amerikanische Flieger Bothner einen Passagierflug, an dem der Bankier Fulton und seine Gattin teilnahmen. Der Flug, gelang vorzüglich und führte bistzur Höhe von 150 Metern. Plötzlich aber wurde der Flieger veranlaßt, das Flugzeug zur Erde zu lenken, denn seine Begleiterin fühlte, daß ein erst in einiger Zeit erwartetes Ereignis schon jetzt eintrete. Kaum hatte sich das Flugzeug zur Erde niedergelassen, als der junge Erdenbürger mit freudigem Geschrei das Licht der Welt erblickte. Der Flieger konnte die Bemerkung nicht unterdrücken, daß er zwar schon allerlei Vögeln auf seinem Fluge begegnet sei, sich aber nicht erinnere, jemals einen „Storch" angetroffen zu haben. Nichtsdestoweniger freute er sich über dieses seltsame Zutrrffen. Die fliegende Mutter und das fliegende Kind befinden sich beide sehr wohl. Der Vater erklärte, daß dieser eigenartige Zufall im Leben des Kindes festgehalten werden müsse, und zwar dadurch, daß das Kind einen Vornamen erhalte, der es immer an die Stunde seiner denkwürdigen Geburt erinnere. Einer von den Vornamen soll Wright sein. Als Rufnamen will Vater Fulton den Vornamen Lilienthals wählen, also Otto. Der neugeborene kleine Mr. Fulton wird seinen amerikanischen Mitbürgern auch darin voraus sein, daß er mit vollem Recht das Prädikat „hochgeboren" beanspruchen kann.
letzte, der hinaus ging, nachdem ich sie vorher an ihren Platz gethan hatte."
„„Haben Sie andern mitgeteilt, daß die Schildkröte fort ist?""
„Nein. Nachdem ich mich von dem Fehlen de- Gegenstandes überzeugt hatte, war es mein erstes, an Sie zu telephonieren; ich habe seither in eigen« Person darauf geachtet, daß niemand ein- oder auS- gegangen ist."
Ein langes, an Abwechslungen und Abenteuern reiches Leben hatte den alten Mann Entschlossenheit und Geistesgegenwart gelehrt. Er hatte sich vollständig korrekt benommen und seine Aufschlüffe waren klarer als die allermeisten derjenigen, die ein Polizeibeamter unter ähnlichen Umständen zu erhalten Pflegt.
„Ist Fräulein Sigrid oder ihr Bruder zu Hause?" frug ich ihn.
„„Nein! Einar reiste vorgestern in Geschäften für mich nach Hamburg; er bleibt eine Woche dort und Sigrid ist ausgegangen, um ein halbes Stündchen zu spazieren. Ich hatte sie an das Gartenthor begleitet, als mir einfiel, daß die Thüre zum Museum nicht geschlossen war.""
„Vermissen Sie nichts weiter im Museum als die Schildkröte?"
„„Nein, so viel ich bemerkt habe; jedenfalls sind dort noch eine Menge kleiner und kostbarer Sachen, die leichter zu verwerten sein würden als die Schildkröte. Es kann kein gewöhnlicher Dieb gewesen sem oder doch jedenfalls ein ungewöhnlich dummer.""
(Fortsetzung folgt.)
Druck nub Verlag der C. Meeh'schrn Buchdruckerri L«S EnztülerS (Inhaber G. Eonradi) in Reuenbürg.