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196. Amts-
und Auzeigeßkalt für den Bezirk Kalrv. 78. Iahrgaug.
-rschermmgsroge: Dienstag, Donnerstag, SamS- tag, Sonntag. JnserttonSpretS IO Pfg. pro Zeile für Stadt und vrzirtSorie; außer Bezirk 1L Pfg.
Sonntag, den 13. Dezember 1903.
AbonnementSpr. in d. Stadt pr. Diertelj. Mk. 1.10 incl. Träger!. Bierteljährl. Postbezugspreis ohne Bestellg. f. d. OrtS- u. Nachbar- ortsverkehr 1 Mk., f. d. sonst. Verkehr Mk. 1.10, Bestellgeld 20 Pfg.
Tagesneuigkeiten.
Unterreichenbach, 10. Dez. (Nachklänge zur Gemeinderatswahl.) „Nicht der Augenblickserfolg ist maßgebend für eine Sache, sondern die Wirkung die ein solcher Erfolg — eine Wahl — in ihrer Fortdauer schafft und zum Ausdruck bringt", diese ist in erster Linie in Rechnung zu nehmen. Namentlich in kleinen Gemeinden, wo die Auswahl passender, geeigneter und insonderheit zu jeder Zeit verfügbarer Kräfte eine kleine ist, wäre es in erster Linie Pflicht gewesen zu fragen: 1) welche Aufgaben stehen in diesem Zeitraum der Gemeinde bevor und 2) welches sind die befähigten, Kenntnis und Erfahrung besitzenden Männer dazu? Große Fragen zu behandeln und zu lösen kosten Opfer an Zeit und Geld, nebst selbstloser Hingabe in unparteiischem Gemeindewohlsfinn. Und diese großen Fragen sind da und harren ihrer Erledigung. Dazu gehören aber gerade solche Bürger, die Verständnis und Sachkenntnis in solchen wichtigen Gemeindefragen besitzen. Man baut keine Brücken und Srraßen nach Feierabend, noch weniger aber bst Nacht! Von dieser gemeinsachltchen Ansicht aus war es im Voraus schon verfehlt, daß Gruppen von sich ans eigenmächtig vorgingen, ohne mit der Bürgerschaft Fühlung zu nehmen, um Vorschläge in den Gemeinderat zu machen, denn dadurch dokumentierten sie das politische Moment, das bet Gemeindewahlen absolut aus dem Spiele gehört. Denn nicht die Masse kommt hier in Frage, sondern die Qualität! Diese bringt wenn ideal, fruchtbares Mittaten und -Schaffen!" Angesichts dieses war es ein folgenschwerer Fehler, daß in der stattgehabten Versammlung der bürgerlichen Wählerschaft eine Einigkeit, eine präzise, klare, geschloffene Stellungnahme gegen den Vorschlag der Arbeiterpartei, nicht zu erzielen war, sondern eine noch größere Zerfahrenheit und Spaltung in derselben Platz griff. Und einen Kompromiß vermochten selbst die Führer der Acbeiter- gruppe nicht zu bieten, da sie jede Kenntnis von einem Wahlvorschlag der Acbeitergruppen negierten, obwohl die bürgerlichen Wähler sich gerne bereit zeigten,
einen Kandidaten der Arbeitergruppe auf den Zettel zu setzen. Aus dieser Zerrissenheit heraus konnte sich nun natürlich nichts Ersprießliches entwickeln, was die nachfolgende Wahl leider aufs evidenteste nachwies, indem sogar der mit den meisten Stimmen aus dem Vorschlag hervorgegangene Kandidat es nur auf 5, und der andere der bürgerlichen Partei es auf 24 Stimmen brachte. So konnte es nicht Wunder nehmen, daß der Zettel der Arbeiterpartei mit 53 und 27 Stimmen als Sieger aus der Urne hervorging. Nun! „Hat einer Amt, so warte er des Amts!"
Neuenbürg, 11. Dez. Das hies. städt. Elektrizitätswerk, das eine Wasserkraft der Enz mit ca. 130 Pferdekräften erhält, geht seiner baldigen Vollendung entgegen, so daß dessen Eröffnung wohl noch in diesem Monat erfolgen kann.
Stuttgart, 9. Dez. Die heute stattgefundene Ledermesse in oer Gewerbehalle erfreute sich großer Zufuhren in allen Ledergattungen. Der Verkauf war äußerst lebhaft und wurde bei einem Aufschlag von 10—15 A per Pfund in allen Sorten, die ganzen Läger rasch geräumt. Hiebei kam bei den Gerbern zum Ausdruck, daß man durch gemeinsames vermindertes Einarbeiten billigere Häute und aber bessere Lederpreise sich schaffen müsse, wenn der Gerber nicht ganz zu Grunde gehen wolle. Auch dem Häute-Auktionsunwesen mit den unsinnigsten Preistreibereien, die in gar keinem Verhältnis zur wirklichen Geschäftslage stehen, könne man hiedurch Vorbeugen.
Stuttgart, 10. Dez. (Strafkammer.) In einer Juninacht wurden die Kaufmann Löchner'- schen Eheleute zu Zuffenhausen durch ein am Fensterladen bemerkbar werdendes Geräusch aus dem Schlafe geweckt und gewahrten, ans dem Schlafzimmerfenster herunterschauend, einen Unbekannten, der bemüht war, sich mittelst eines Brecheisens Eingang ins Haus zu verschaffen. Der Hausbesitzer gab nunmehr einen Schreckschuß aus dem Fenster ab, wodurch der Einbrecher verscheucht wurde. Die
Persönlichkeit desselben blieb zunächst unermittelt, bis er nach einiger Zeit durch die Plauderhaftigkeit seiner Geliebten verraten wurde. Dadurch wurde der Täter in der Person des schon mehrfach mit Zuchthaus bestraften 28jährigen Müller Christian Mast aus Nagold festgestellt. Derselbe hat gegenwärtig wieder in Ludwigsburg wegen verschiedener Straftaten eine Zuchthausstrafe von 1 Jahr 9 Monaten zu verbüßen und wurde nun heute wegen versuchten Einbruchsdiebstahls vor Gericht gestellt. Obwohl er seine Täterschaft entschieden leugnete, und auch seine Geliebte ihre damalige Ausplauderei möglichst abzuschwächen suchte, gelangte doch das Gericht zu der Ueberzeugung, daß er sich auch dieses Verbrechens schuldig gemacht habe, und verurteilte ihn dafür zu weiteren 6 Monaten Zuchthaus.
Tübingen, 11. Dez. Gestern Nachmittag hörte man vom Innern eines hiesigen Gasthofs weibliche Hilferufe ertönen. Als man näher nachforschte, fand man, daß sich ein Dieb in einem Zimmer eingeschlichen hatte, der sich hinter einer spanischen Wand verbarg. Als er jedoch von dem Hotelfräulein entdeckt wurde, nahm derselbe reißaus, sprang die Treppe hinunter und dem zufällig auf der Straße stehenden nichts ahnenden Polizeiwachtmeister in die Arme hinein. Selbstverständlich hielt dieser den Eilenden auf, da ihm die Sache nicht geheuer erschien und stellte sich auch sofort heraus, daß man es mit einem Dieb zu tun hatte. Derselbe hatte in dem fraglichen Zimmer alles was er erwischen konnte, an sich genommen, wie z. B. Brachen, Taschentücher, Bleistifte, Gürtel, Handschuhe, Sparbüchsen rc. Der Dieb, 48 Jahre alt, aus Kusterdingen, wurde sofort festgenommen und an das Kgl. Amtsgericht eingeliefert.
Friedrichshafen, 9. Dez. Der Blau- felchenfang auf dem Bodensce nimmt bis jetzt einen sehr günstigen Verlauf. In den letzten Tagen sind von den einzelnen Fischern jeden Tag 2 bis 300 Blaufelchen an die Fischhandlung von Hoflieferant Langenstein hier abgeltefert worden; im ganzen jetzt schon über 8000 Stück. Wenn die Witterung ihren
Nachdruck verboten.
dör!
Erzählung von C. von Dorn au.
(Fortsetzung.)
Der Knecht warf heftig den Kopf zurück.
„Ja, wir haben uns lieb, die Korlin und ich, und wollen uns heiraten — das wird uns die gnädige Gräfin nicht verbieten können! Und sie hat kein Recht, mich deshalb einen Tagedieb zu schelten!"
„Kein Recht? Ich kein Recht, mit meinen Leuten zu tun und sie zu nennen, wie ich will?" donnerte die Gräfin. Ihre Augen sprühten förmlich Funken. „Ei, das wäre ja eine schöne Neuerung! Die Korlin heiratest du nicht, so lange du in meinen Diensten stehst, hörst du wohl? Und damit du siehst, daß ich kein Wort der Widerrede dulde, so nimm dies hier als Denkzettel!"
Sie zog die lange Fahrpeitsche, die sie noch unter dem Arm trug, rasch hervor und schlug dem jungen Menschen damit ins Gesicht.
So plötzlich kam der Schlag, so unerwartet, daß der Getroffene förmlich zurücktaumelte. Er stieß einen Schrei des Schmerzes und der Wut aus und ballte die Fäuste — einen Augenblick sah eS aus, als ob er sich auf die Gräfin stürzen wollte, sie zu erwürgen. Aber er riß ihr nur die Peitsche aus der Hand, brach sie mit starker Hand mitten durch und warf ihr die Stücke vor die Füße.
„Da! Und da!" stieß er schweratmend hervor; sein braunes Gesicht war ganz schwarz geworden und er bebte vor Aufregung am ganzen Leibe. „Die
Gräfin — mag Gott danken — daß sie nur ein Werk ist! Ware sie — ein Mann, so hätt' ich sie jetzt — zu Boden geschlagen!"
D ie Gräfin war furchtlos stehen geblieben und hatte dem Wütenden gefaßt ins Antlitz gesehen. Jetzt senkte sie nachsinncnd das Haupt. „Nur ein Weib!" hatte der Mensch da gesagt! Er, der der Geringste ihrer Knechte war. — Der Inspektor, der wie Espenlaub zitternd der unheimlichen Szene beigewohnt hatte, erwartete nun mit Sicherheit einen neuen, noch schrecklicheren Ausbruch. Aber er erfolgte nicht. Die Gräfin nickte nur ganz ernsthaft und ruhig, und sagte nachdenklich: „Er hat recht, der Christian! Ich werde ihn nie wieder schlagen!
Und das mit der Korlin werde ich mir noch einmal überlegen-sie ist ein
ordentliches Mädchen-
Sie nickte wieder, kurz, aber nicht ungütig, unv trat ins Haus ein. Bärlake folgte ihr mit noch immer zitternden Knien und einem Blicke anbetender, hoffnungsloser Bewunderung. — Christian aber kehrte an seine Arbeit zurück und schwur sich im Grunde seiner trotzigen Seele, daß er sich gegebenenfalls für seine gnädige Gräfin in Stücke hauen lasten würde!
Die Gräfin trat in ihr rechts vom Eingänge gelegenes Wohnzimmer, warf Hut und Handschuhe achtlos auf den Tisch und schritt gedankenverloren zum Fenster. „Nur ein Weib!" War sie das wirklich? Sollte sie's heute zum erstenmale empfinden? Heute, wo ihr auf der Rückfahrt leise, ganz leise der Gedanke gekommen war, ob nicht Klaus Berendts leichtes, spöttisches Lächeln bei der ersten Begrüßung dem alten, verwitterten, graugrünen Filzhute da gegolten habe? Und war ihr nicht — wenn Sie ganz streng mit sich verfuhr — dabei