Hohenheim, 10. Febr. Eine Telefunken- station wird bei der hiesigen Hochschule unter Leitung von Professor Dr. Mack eingerichtet werden.
Urach, 11. Febr. Die Wahl des Oberamtssekretärs Strissler zum Ortsvorsteher der Gemeinde Mittelstadt ist angefochten worden.
Hall, 11. Februar. Die bürgerlichen Kollegien haben in ihrer letzten Sitzung die Verbrauchsabgabe auf Bier von bisher 3.65 Mk. auf 3 Mk. pro 100 kg »«geschroteten Malzes erhöht, dagegen den Rückvergütungssatz mit 0,50 Mk. pro Hektoliter ausgeführten Bieres belassen.
Baiersbronn, 10. Febr. Schon seit längerer Zeit bemühen sich die hiesigen bürgerlichen Kollegien, um Industrie und damit Arbeitsgelegenheit für unsere Bevölkerung in unser Tal zu bringen. Es scheint, nun, daß diese Bemühungen nicht umsonst gewesen sind. Vor einiger Zeit waren in einer Sitzung der bürgerlichen Kollegien zwei Vertreter der Firma Gideon Beck, Goldwarenfabrik in Pforzheim und Freudenstadt anwesend, und es wurde mit denselben wegen Gründung einer Filiale, die ungefähr 150 Personen beschäftigen würde, unterhandelt. Zu einem definitiven Beschluß kam es -jedoch nicht, da noch verschiedene Erhebungen angestellt werden müssen.
Ebingen, 10. Febr. Ein schwacher Erdstoß wurde auch heute früh wieder kurz nach 6 Uhr hier verspürt, dem nach einer halben Stunde ein weiterer leichterer Stoß folgte.
Schwenningen, 10. Februar. Die 3 größten Parteien der Stadt haben dem Bürgermeister Dr. Braunnagel, dessen 9jährige Amtszeit in Villingen demnächst abläuft, die Uebernahme des Stadtschultheißenamtspostens in Schwenningen angetragen. Dr. Braunnagel soll nicht abgeneigt sein, den Posten anzunehmen.
Friedrichshafen, 10. Febr. Bei der gestern nachmittag im Hause „Seefahrt" in Bremen gehaltenen Schaffermahlzeit machte Graf Zeppelin im Auftrag der Delag die Mitteilung, daß das neueste Zeppelinschiff U. 2. 11 mit Erlaubnis des Kaisers den Namen „Viktoria Luise" erhalten werde. Das dann folgende Luftschiff U. 2.12 solle „Hansa" heißen.
Friedrichshafen, 9. Febr. Am 8. Februar vor 32 Jahren — 1880 — war der Bodensee überfroren. Schon am 16. Oktober 1879 war Schnee mit Frost eingetreten. Vom 26. November bis 28. Dezember herrschte strenge anhaltende Kälte. Am 29. Dezember begann Tauwetter und am 1/2. Januar 1880 gab es gewaltigen Eisgang mit Hochwasser, vom 17. Januar an wieder Schnee und strenge Kälte. Am 8. Februar konnte schließlich festgestellt werden, daß der ganze Bodensee überfroren war.
Maulbronn, 6. Febr. (Bon Fausts Gönnern.) Vor 400 Jahren (1512) wurde der bekannteste Abt des Klosters Maulbronn, der auch von dem Dichter Scheffel in der „Maulbronner Fuge" verewigt ist. von den Mönchen zu ihrem Abt gewählt. Es war dies Johann der VIII. Entenfuß von Unterewesheim. Er mehrte des Klosters Reichtum und Macht und war der Ausführer von einer Reihe Prachtbauten,
so des Winterrefektoriums, des Erkers und Saales im Herrenhaus, des Fürstengemachs und Herrenbads sowie der Wendeltreppe am Herrenhaus. Die Sandsteinsäule des stattlichen Herrenhaussaals (im Hausgang des. jetzigen Ephoratsgebäudes) trägt heute noch den eingehauenen Entenfuß mit dem Abtstab. Aber 6 Jahre später schon klagten die Mehrzahl der Mönche, die ihm allmählich feindlich gesinnt wurden, den prachtliebenden Abt, der ein Gönner des von Knitt- lingen gebürtigen zweifelhaften Wundermannes Faust war, an, er habe einem Laienbruder, der Ketzerei getrieben habe und den die Mönche grausam strafen wollten, zur Flucht verholfen. Außerdem habe er. da ihm Faust doch kein Gold machte, allzuviel vom Klostervermögen für seine Bauten verschwendet. Der Abt wurde abgesetzt und er vertauschte den Prunksaal wieder mit der engen Mönchszelle.
Aus StaSt, Bezirk uns Umgebung.
Schwann, 12. Febr. Heute früh '/-8 Uhr wurde vor der Kegelbahn des Gasthauses zum „Waldhorn" der ledige Goldarbeiter Adolf Schön- thaler von hier tot aufgefunden. Schönthaler war bei der im Waldhorn stattgehabten Hochzeitsfeier anwesend. Als er nach einem Tanz das Lokal verließ, wurde angenommen, daß er nach Hause gehe. Ob ein Unglücksfall vorliegt, ist noch nicht ermittelt; man vermutet Schlaganfall.
S Feld renn ach, 12. Febr. Heute nacht um '/r4 Uhr brach in dem Wirtschaftsanwesen zur „Krone" des Robert Bertsch Feuer aus, das in kurzer Zeit das Wohn- und Wirtschaftsgebäude in Asche legte. Der Gebäudeschaden beläuft sich auf etwa 12000 Mk. Es wird Brandstiftung vermutet.
Calw, 7. Febr. Die heutige hier stattgehabte ^ Sitzung des verstärkten engeren Ausschusses des Gemeindeverbands Elektrizitätswerk für den Bezirk Calw hatte sich wieder mit zahlreichen Gegen- ; ständen zu beschäftigen, so insbesondere über den i Beitritt der Gemeinde Höfen, die sich jedoch nach ? 10 Jahren das Rücktnttsrecht unter Uebernahme! der bestehenden Einrichtungen Vorbehalten hat; bei ! den in Höfen besonders vorliegenden Verhältnissen - glaubt der Ausschuß den Beitritt dem Ges. Ver- f waltungsausschuß empfehlen zu können. Die Aus- i führung der Wasserkcaftanlags ist durch die Betriebsverhältnisse näher gerückt und sollen die endgültigen Vorarbeiten in die Wege geleitet werden; wenn auch das Baulapital hoch erscheint, so dürfte durch die völlige Inanspruchnahme der Wasserkraft, deren! Ausnützung rentabel erscheinen, zudem da genügende ! Reserve in Sauggas Anlage vorhanden ist. Zu ev. Beteiligung an dem Verkauf der Liegenschaft der! Talmühle wurde der Vorsitzende Stadtschultheiß ! Müller und Direktor Denzinger ermächtigt; im In- j tereffe des Verbandes wäre es gelegen, auf die An- ^ wesen einen stromkonsumierenden Betrieb zu bekommen, i Dem Wunsche nach Einführung der 16kerz. Metallfaden- oder Drahtlampen konnte vorerst nicht ent- s sprachen werden, da namentlich geltend gemacht s wurde, daß diese Kerzenstärke geradezu einer völligen '
Ausnützung des Werks gleichkomme, später soll die Frage wieder geprüft werden. Sodann wurden Jahresabschlüsse auf Lieferung von Installationsmaterialien und die Festsetzung deren Wieder-Verkaufspreise genehmigt. Bei Bekanntgabe des Ergebnisses der Steuer-Einschätzung wurde angeregt, die Verbands- Gemeinden zu veranlassen, daß sie im Interesse des Verbandes verzichten auf die ihnen zugewiesenen Kataster-Anteile noch Gemeinde-Umlage zu erheben; so würde dies für den Verband eine nicht unwesentliche Ersparnis ergeben und der einzelnen Gemeinde würde es nicht viel ausmachen. — Ende des Monats soll nach Eingang der Statistik die Tariffrage beraten und nach Möglichkeit der im März in Aussicht genommenen Ges. Verwaltungs-Ausschußsitzung unterbreitet werden.
§. Pforzheim. 12. Febr. Der „Städtische Maskenball" übt auf die nähere und weitere Umgebung Pforzheims immer eine besondere Anziehungskraft aus. nicht nur wegen der lockenden Preise für die schönsten und originellsten Masken, sondern auch wegen des zwanglos heiteren Verkehrs zwischen den Teilnehmern. Der gestrige „Städtische" konnte sich deshalb auch würdig seinen Vorgängern zur Seite stellen. Der Besuch war ein überaus starker und die weiten und sehr geschmackvoll dekorierten Räume des Saalbaues mit seinen einladenden Nischen und lauschigen Lauben, erwiesen sich wieder einmal als unzureichend. Es war ein bunt bewegtes Bild, das sich dem Auge des Beschauers bot und das durch die effektvolle Beleuchtung wesentlich gehoben wurde. Schade, daß die einzelnen Masken und namentlich die Gruppen wegen der unzulänglichen Räumlichkeiten nicht voll zur Geltung kommen konnten. Die Preiskommission hatte deshalb auch einen schwierigen Standpunkt, was bei der großen Zahl der in den Wettbewerb Tretenden wohl erklärlich ist. Punkt 12 Uhr begann die Preisverteilung. Es erhielten: Gruppenpreise: 1. Negerhochzeit, 2. Wild-West. 3. Herbst 1911, 4. Skatklub, 5. Kindstaufe in St. Georgen (Schwarzw.). Damenpreise: 1. Lachende Wintersonne, 2. mocks u Io. Aeroplan, 3. Dame in „Rosa", 4. Zigarrenmädel, 5. Vogelschutz, 6. Pariser chic, 7. Löwin der Saison, 8. Schmetterlingspaar, 9. Harlekin, 10. Würfelpaar, 11. Bayrische Jubiläumsmarke, 12. Veilchen. Herrenpreise: 1. Usbermensch, 2. Kongozipfel, 3. Nürnberger Spielzeug, 4. Hans im Glück, 5. Gardist, 6. Rosenkavalier, 7. afrikanischer Flugsport, 8. St. Lukas, 9. Kammerjäger. Die Zahl der schönen und geschmackvollen Masken ist hiemit noch lange nicht erschöpft, sie alle aufzuführen würde jedoch zu weit gehen, nur das eine: der gegenwärtigen Moderichtung ist ein weiter Spielraum gegeben, der vom zarten Geschlecht mit mehr oder weniger Geschmack auch ausgenützt wurde. Das sehr reichhaltige Tanzprogramm, abwechselnd von der städtischen Feuerwehrkapell^ und der des Bad. Leib-Drag.-Regts. gespielt, hielt die tanzlustige Jugend bis nahezu Morgengrauen zusammen. Der Ball dürfte von 3—4000 Menschen besucht worden sein und halte zweifellos auch ein günstiges finanzielles Ergebnis.
Dev Diamant des alten Fvik.
Autorisierte Uebersetzung aus dem Norwegischen des Fredrit Viller von Friedrich Kiinel.
(Nachdruck verboten.)
Drittes Kapitel.
Reginald Howell.
Eines Tages bekam ich folgende Einladung: „Herr Pvlizeilommissär Monk! Mein Onkel lügt Sie bitten, morgen bei uns zu Mittag zu speisen. Er erwartet einen Engländer, den Sohn eines seiner früheren Kameraden in Australien, und möchte Sie mit ihm bekannt machen.
Ihre Sigrid Frik."
Es war dies thatsächlich das konventionellste Bittet, das man nur erhalten konnte, und doch machte es mir große Freude, wenn ich derartige Schreiben in der feinen Handschrift erhielt, die ich so gut kannte. Es war an einem Samstag wenige Tage vor Weihnachten. Die Zeit, seit ich Sigrid zum erstenmal gesehen hatte, hatte ich dazu benützt, mich so gründlich zu verlieben, wie nur ein Mann es thun kann. Liebe macht blind, sagt man; aber so blind hatte sie mich nicht gemacht, daß ich nicht benicrkt hätte, wie meine Versuche, der jungen Dame zu gefallen, ihr gar nicht unangenehm schienen. Mehr kann kein Mann verlangen, bis er mit klaren und deutlichen Worten sich erkundigt hat, und dies beabsichtigte ich gerade in nääutcr Zeit zu thun, verschob es aber immer noch in der eitlen Hoffnung, zuerst größere Gewißheit über den Erfolg erlangen zu können. Daß ich die Einladung
zum Mittagessen am folgenden Tage annahm, versteht sich hienach von selbst.
Bei meiner Ankunft in „Villa Ballarat" fand ich den alten Frik in strahlender Laune. „Da ist er, Herr Monk, Reginald Howell, der Sohn meines alten Freundes Howell, des besten Mannes und treuesten Kameraden in der ganzen Welt! Ich glaube nicht, daß mein alter Freund selbst in der Jugend so gut aussah wie sein Sohn hier; aber sein Herz war wie Gold und man konnte auf ihn wie auf Felsen bauen —"
Der alte Frik schwelgte noch lange in der Erinnerung an den alten Howell. Aber schließlich gelang es seiner Stichle doch, ihn soweit in die Gegenwart zurückzubringen, daß ich dem jungen Engländer vorgestellt werden konnte.
Es war ein großer, schöner junger Mann, ungefähr in meinem Alter und von dunklem englischem Typus. Allerdings hatte er die englischen schiefen Schultern und unsymmetrischen Glieder; aber seine Haltung war ungezwungen und sicher, wie sie bei den Engländern aus guter Gesellschaft zu sein Pflegt. Die Augen waren schön, sehr dunkel, fast schwarz, aber ohne Wärme, und sein Gesicht hatte nichts besonders Anziehendes. Er zeigte übrigens bei der ersten Begegnung weniger von der kalten Steifheit, als dies sonst bei Angehörigen seiner Nation der Fall zu sein Pflegt, und sein Wesen war einschmeichelnder als bei den meisten seiner Landsleute, doch in durchaus nicht unangenehmer Weise. Er gefiel mir nach und nach ganz gut.
Als sein Vater vor einem Jahre starb — er s hatte bis dahin in Australien gewohnt —, beschloß
der Sohn nach Europa zu reisen und schiffte sich auf einem Segelschiff ein — er habe sich immer für die Segelschiffsahrt interessiert, sagte er —; aber das Fahrzeug geriet auf offener See in Brand. Mannschaft und Reisende mußten in die Boote steigen. Doch nur eines der letzter» erreichte das Land, dasjenige nämlich, in welchem sich Reginald mit andern Gefährten befand. Aber es scheiterte schließlich an den Korallenriffen und Reginald Howell rettete sich allein auf eine kleine Insel. Dort traf er einige freundlich gesinnte Eingeborene und wurde ein paar Monate später von einem Schiff ausgenommen, das ihn nach Europa brachte.
Es kommt selten vor, daß sich Leute des Erzählens enthalten können, wenn sie eine ziemlich interessante Begebenheit erlebt haben. Aber erst nach wiederholten Aufforderungen von seiten des alten Frik war Howell zu bewegen, einen sehr nüchternen und kurzen Bericht darüber abzugeben. Es war klar, daß er sich bei dem fürchterlichen Ereignis sehr kaltblütig und mutig benommen und es nur seiner Besonnenheit und Geistesgegenwart zu verdanken hatte, daß er sich hatte retten können. Doch erwähnte er seiner eigenen Person fast gar nicht und blos in den bescheidensten Ausdrücken. Er hatte überhaupt die Eigenschaft — entweder durch Erziehung erworben oder seiner Natur eigen —, selten oder nie von sich selber zu sprechen, eine Eigenschaft, die nie verfehlt, einen vorteilhaften Eindruck zu machen.
(Fortsetzung folgt.)