nommen und seines Amtes entsetzt. Er bekannte nun seinen Irrtum und war von da an von seinen Berechnungen und Prophezeiungen geheilt. Daß Luther, der natürlich mit diesen Verirrungen nicht einverstanden war, sondern den absonderlichen Pro­pheten mehrfach warnte, doch auch ferner sich des Unglücklichen annahm, ist ein Beweis für Luthers Güte und Nachsicht. In der Predigt wurde an das Schicksal dieses erfolglosen Propheten die Mahnung geknüpft, man solle sich nicht in solcheBerechnungen" künftiger Dinge verirren und verlieren (wie unter anderem der große Schrifttheologe Bengel in eine ähnliche, aber weniger schädliche Verirrung kam, mit seiner Berechnung des 1000jährigen Reichs auf das Jahr 1836) sondern lieber den praktischen Aufgaben der Gegenwart, der Arbeit der Liebe, der inneren Mission, sich zuwenden, worüber zu reden der Epistel­text, die Geschichte der Tabea, Anlaß bot.

Schwäbische Gedenktage.

Am 6. Februar 1520 verkaufte derSchwäbische Bund" das Land Württemberg an Kaiser Karl V. für 322 000 Gulden.

Vom 7. Februar 1083 stammt die Inschrift über die Weihe der Kapelle auf der Burg Württemberg. (Jetzt in der Sakristei der Grabkapelle auf dem Württemberg).

Am 8. Februar 1487 ist Herzog Ulrich in Rei­chenweiler im Elsaß als Sohn des später geistes­kranken Grafen Heinrich, des Bruders von Herzog Eberhard II. geboren.

Am 11. Februar 1728 ist Herzog Karl Eugen von Württemberg geboren.

Am 5. Februar 1744 wurde der junge Prinz volljährig erklärt und übernahm die Regierung, die bis 1738 Herzog Karl Rudolf von Neuenstadt und von da an Friedrich Karl von Württemberg - Oels geführt hatten.

Am 11. Februar 1771 wurde das Militärische Waisenhaus durch Herzog Karl Eugen zurMilitär­ischen Pflanzschule" erhoben,in welcher junge Ka­valiers« und Offiziersknaben zu künftigen Mmisterial-, Hof- und Kriegsdiensten gebildet werden sollen.

Bus StaSt» Bezirk unS Umgebung.

Neuenbürg, 5. Febr. (Im Obstgarten). Der vergangene heiße Sommer und der milde Winter stellen an den Bäumler höhere Anforderungen an die Pflege seiner Lieblinge als sonst. Nicht selten sieht man, daß der Kalkmilchanftrich schon abge­waschen ist. Es ist, da Frostwetter immer noch genug kommen kann, der Anstrich zu wiederholen, denn der beste Schutz gegen Frostplatten ist eben dieser Anstrich. Damit aber die Kalkmilch besser hält, mischt man Kuhfladen darunter. Der Anstrich tötet Insekten und Pilzsporen und die weiße Farbe bietet Schutz gegen Brandwunden, die gern durch zu starke Bestrahlung durch die Sonne auf der Süd­seite der Rinde entstehen. Dann müssen die Bäume Heuer viel mehr gedüngt werden als in anderen

Jahren. Die Sommerhitze hat dem Boden arg viel Nahrung entzogen, die ersetzt werden muß, wenn nicht von den Fruchtknospen ein großer Teil abfallen soll. Darum müssen Baumscheiben gemacht, Stall­mist und Gülle oder Kunstdünger dem Boden zuge­führt werden. Außerdem muß dafür gesorgt werden, daß die Vögel im Garten bleiben und nisten können. Ein Meisennest ist Goldes wert und erst ein Pärchen Fliegenschnäpper oder Finken! Ohne die Vögel würden die schädlichen Raupen Aepfel und Birnen schon in Blatt und Blüte fressen. Darum Schutz den Vögeln, Schutz der Gartenpolizei der Natur!

Neubulach, OA. Calw, 4. Febr. Im Gast­haus z. Rößle hielt am Freitag der Landwirtschaft­liche Bezirksverein unter dem Vorsitz des Hrn. Re­gierungsrats Binder eine Wanderversammlung ab, in der Oberförster Dr. Schinzinger von Hohenheim überBäuerliche Waldwirtschaft" sprach. Der ge­wandte Redner führte etwa folgendes aus: Zweck seines heutigen Vortrags sei die Hebung der bäuer­lichen Waldwirtschaft. Im Gegensatz zu der Be­wirtschaftung der Staats- und Körperschaftswaldungen sei der Stand der Privatwaldungen durchschnittlich schlecht und wenig ertragsreich. Das Deutsche Reich sichre jährlich 14 Millionen Festmeter Holz vom Ausland ein, es sei daher Pflicht aller Waldbesitzer, zu suchen, leistungsfähiger zu werden und den ganzen Holzbedarf im eigenen Land zu ziehen, damit nicht alljährlich viele Millionen Mark sür Holz ins Aus­land gehen. Dazu gebe es zwei Mittel: rationellere Waldwirtschaft und Vergrößerung der Waldfläche. Wie durch rationellere Waldbewirtschaftung der Holz­ertrag und damit die Rentabilität des Waldes be­deutend gesteigert werden könne, beweisen am besten die Staatswaldungen, deren Reinertrag in den letz­ten 25 Jahren ums Dreifache gestiegen ist. Auch die Waldfläche lasse sich noch bedeutend vergrößern. In Württemberg gebe es 27 000 Hektar Oedflächen, ferner viele Weiden und fast keinen Ertrag abwer« sende Felder. Alle diese Flächen und in erster Li­nie die an den Wald angrenzenden sollten nach und nach zu Wald angepflanzt werden. Eingehend be­sprach dann der Redner die Art und Weise der An­pflanzung und Aufforstung, die am besten für die verschiedenen Bodenarten passenden Pflanzen usw. Im Interesse des Vogelschutzes empfahl er Anpflan­zung von Vogelbeerbäumen an Straßen und andern passenden Plätzen. Ferner empfahl er im Hinblick darauf, daß in Württemberg über 4000 Waldbesitzer sind, die unter einem Hektar Wald haben, den Zu­sammenschluß derselben in Waldgenossenschaften, deren Waldungen gemeinsam vom Forstamt gegen eine ge­ringe Entschädigung bewirtschaftet werden. Derartige Waldgenossenschaften treten überall ins Leben und bewähren sich sehr gut. Nach Schluß des interessanten Vortrags, für welchen der gebührende Dank durch den Vorsitzenden ausgesprochen wurde, beantwortete der Redner noch eine Anzahl von einschlägigen Fra­gen der anwesenden Waldbesitzer.

Pforzheim, 9. Februar. Gestern nachmittag wurde in der Nähe von Dürrmenz in der Enz ein

männlicher Leichnam aufgefunden, der anscheinend schon einige Zeit im Wasser lag. Man vermutet, daß es sich um einen seit Weihnachten vermißten hiesigen Kaufmann handelt, dessen Portemonnaie schon vor einigen Wochen ans Land geschwemmt worden war. Untersuchung ist eingeleitet.

vermischtes.

Aus dem Laucherttale, 7. Febr. Martin Gillhart aus Hetlingen, der einen Rehbock von jung an aufzog, machte dieser Tage in Begleitung von zwei Herren den etwa fünf Kilometer weiten Weg von Hetlingen nach Neufra durch Wald und Flur, über Berg und Tal, wobei der zahme Bock mit NamenSuckel" noch in Begleitung eines Jagd­hundes, ohne an der Leine geführt zu werden Mitlief. In Neufra wurde Halt gemacht und das Tier bis in das Gastzimmer mitgenommen, wo es nur von seinem Herrn Zucker und Brot annahm. Abends wollte der Besitzer wieder den gleichen Weg zurück­gehen, es wurde ihm aber davon wegen Schneegestöber abgeraten. Das anmutige Tier wurde nun in das Eisenbahn-Coupee mitgenommen, was den Mitreisen­den viel Spaß machte.

Die kältesten Tage der letzten zwei Jahrhunderte in Deutschland. Nach den ungewöhnlich milden Wochen hat mancher wohl an den eigentlichen Winter nicht mehr geglaubt. Aber ganz plötzlich behauptete dieser doch sein Recht. Es ist nun interessant, zu vergleichen, wie groß die Kälte in früheren Jahren war. Wegen seiner mittleren Lage zwischen der milden westlichen und der kalten östlichen Hälfte Deutschlands eignet sich zu einem Vergleich am besten die Stadt Berlin, welche auch die ältesten, bis auf 1719 zurückgehenden meteoro­logischen Aufzeichnungen besitzt. Aus diesen ergibt sich, daß Deutschland ganz empfindlich hohe Kälte auszuhalten gehabt hat. Im Januar 1907 wurden 18 Grad Kälte verzeichnet, am 28. Januar 1850 dagegen 25 Grad, dieselbe Kälte am 19. Januar 1893, am 1. Januar 1871 31 Grad, wie auch am 7. Januar 1848. 23 Grad unter Null brachte der 7. Januar 1861, der kälteste Tag von 1850 kam mit 24,8 Grad beinahe dem 11. Februar 1855 gleich. Im Januar 1820 wurden 25'/e, Januar 1823 27 Grad und am 28. Dezember 1788 29 Grad Kälte gemessen. Der letztere. Tag ist also der kälteste, den Berlin in fast zwei Jahrhunderten erlebt hat. In Königsberg ist die Kälte noch größer. Das ab­solute Minimum beträgt 30 Grad unter Null. Am 16. Januar wurde in Marggrabowa (Masuren) 36'/, Grad Kälte verzeichnet. Das wird so ziemlich die äußerste Grenze sein, bis zu welcher bei uns das Quecksilber sinken kann. Noch kälter ist Rußland. Petersburg verzeichnet an seinem kältesten Tag »9 Grad, Moskau 43 und Archangelsk 48 Grad unter Null. Schweden dagegen schlägt den Rekord mit 60 Grad unter Null!

Der Diamant des alten Frik.

Autorisierte Ueber'eou'-ig aus dem Norwegischen des Frcdrik Viller von Friedrich Känel.

12s (Nachdruck «erbotina

Diese Eisenläden waren jedoch durch verborgene Gegengewichte so gut abgepaßt, daß eine Kinder­hand sie nach oben oder unten in Bewegung setzen konnte. Sie ließen sich mit starken, aufbruchfichern Schlössern verschließen, zu denen nur Frik die Schlüssel besaß. Die andere Hälfte des Gebäudes war in einen größern und einen kleinern Raum eingeteilt. Der größere diente Herrn Frik als Schreibzimmer; dort hielt sich an den Vormittagen sein Neffe neben einer Menge großer Bücher auf. Der kleinere Raum, der infolge seiner mehrere Fuß dicken Mauern im Innern nur wenig Platz übrig ließ, wurde als feuerfester Aufbewahrungsort für Geld und Dokumente benutzt. Dieser Raum hatte keine Fenster und nur eine äußerst solide mehrfache Eisenthüre, die dem früher erwähnten Saal oderMuseum" zugekehrt war.

Das alles war auf meinen Rat so gemacht worden, indem ich folgendermaßen dachte: Das Kontor ist natürlich der schwächste Punkt im Gebäude; es hat Fenster und es kommen selbstverständlich viele fremde Leute dorthin. Es ist daher am sichersten, die einzige Thüre zu dem feuerfesten Gewölbe, wo Frik größere Geldsummen aufbewahren wird, nach dem Museum ausmünden zu lasten.

Dort verkehren nur die Leute des Hauses und die Gäste, und es ist bei Nacht gesicherter gegen Einbruch

als das Kontor. Um den ganzen Garten herum wurde ein eiserner Zaun von doppelter Manneshöhe errichtet und Leute, die ins Haus wollten, mußten an der Gitterpsorte läuten.

Ter alte Frik wohnt noch immer am gleichen Ort, ist aber jetzt krank und einsam. Er verlaßt sein Zimmer nicht mehr. Er hat sich von allen Geschäften zurückgezogen und das feuerfesteGewölbeistwahrscheinlich geleert. Zu jener Zeit, in der ich seine Bekanntschaft machte, hatte er einen großen Teil seines Geldes in ge­meinnützige und industrielle Unternehmungen gesteckt, besonders solche, die dem Lande neue Erwerbsquellen erschließen konnten. Er selbst nahm übrigens an keiner dieser Unternehmungen teil und auf seinem Schreibzimmer gab es auch nicht mehr zu arbeiten, als was von ihm und seinem Neffen besorgt werden konnte.

Es dauerte nicht lange, bis ich ein steter und, wie mir schien, gern gesehener Gast in der Villa war; ja, während des Winters verging kaum ein Tag, ohne daß ich sie besuchte. Der alte Frik wurde nicht müde, mich nach Neuigkeiten auszufragen, obschon ich den Verdacht hegte, daß es weniger meine Berichte gewesen waren, die ihn so sehr interessierten, als der Umstand, daß er nach jeder meiner Geschichten die ich so kurz als möglich zu fassen suchte Gelegenheit fand, zwei oder drei von seinen eigenen Erlebnissen zu berichten, was manchmal längere Zeit beanspruchte. Er war übrigens ein ausgezeichneter Erzähler und wir saßen oft stundenlang und hörten ihm mit Interesse zu.

Meist beschränkte sich die Gesellschaft auf den alten Frik, Sigrid und mich. Einar war ein munterer

junger Manu, der viel draußen in der Gesellschaft von Kameraden verkehrte. Wie schon erwähnt, führte er die Bücher seines Onkels; das ließ sich aber leicht am Vormittag abmachen. Er beklagte sich oft darüber, daß der Onkel ihm kein festes Gehalt geben wolle. Wohl waren die Summen, die ihm der Onkel von Zeit zu Zeit schenkte, nicht klein und überstiegen im ganzen das Gehalt eines Buchhalters bedeutend; aber er erhielt das Geld immer in höchst «nbestimmten Fristen, je nach der Laune des Onkels, so daß er manchmal im Ueberfluß schwelgte, dann aber wieder oft Wochen- und monatelang keinen Schilling besaß, was für ihn sehr unangenehm war, da man ihn unter einer Schar munterer, aber geldarmer Kameraden für eine Art Krösus zu halten pflegte. Der alte Frik hatte e- sich wohl in den Kopf gesetzt, daß er auf diese Art den Neffen an den Verbrauch und die Entbehmng von Geld zugleich gewöhnen könne, und wurde wütend, wenn der Neffe auf die Zweckmäßigkeit einer festen Ge­haltes anspielte.

Die Nichte war der Augapfel des Alten, der fi» so mit Geschenken überhäufte, daß sie nicht wußte, wa- damit anfangen, besonders mit den Stoffen unh Schmucksachen, die der Alte immer selbst auswählte.

Mit dem Geld hatte sie weniger Not; denn einer­seits verhielt sich Einar nicht abweisend gegen ei« kleines Darlehen und anderseits fehlte es nicht ay Notleidenden vor der Thüre des jungen Mädchens.

(Fortsetzung folgt.)

Druck nud »erlag der C. Meeh'schen Buchdruckerei deS EnztiilerS (Inhaber G. Lonradi) in Neuenbürg.