eisenbahnen, v. Leo. eine große Anzahl Kammer- Mitglieder, ferner Vertreter des Verbandes württ. Industrieller, des Vereins Kaufmännischer Agenten, des Verbandes Reisender Kaufleute und der Stutt­garter Handwerkskammer teilnahmen. Direktor von Leo gab Aufschlüsse über beabsichtigte Verkehrs­verbesserungen in Württemberg. Zu­nächst erössnete er, daß die von der Handels­kammer schon seit langem angestrebte Ver­besserung der Verbindung ParisWien und Paris Triest über Stuttgart eine Verkürzung der Fahrzeit um 10 Stunden erfahren hat. Der neue Zug geht in Paris gegen 9 Uhr morgens ab, trifft zwischen 7 und 8 Uhr abends in Stuttgart und gegen 11 Uhr in München ein. wo er über die Tauern nach Triest weitergeführt wird. Die Ankunft in Triest erfolgt morgens gegen 11 Uhr, während Wien um 8 Uhr erreicht wird. Der Zug in umgekehrter Richtung trifft abends 7 Uhr in Stuttgart, um 10 Uhr in Straßburg, um 6 Uhr morgens in Paris ein. Weitere Verbesserungen erfahren die Verbindungen mit dem oberen Neckartal und mit Mergentheim. Ferner sind Verbesserungen auf der Linie Heilbronn Stuttgart vorgesehen und auf der Strecke Calw Stuttgart wird ein Eilzug eingelegt, der Anschluß an die Züge von Nagold und Unterreichenbach hat. Direktor v. Leo sagte im weiteren Verlause der Sitzung die nähere Prüfung mehrerer von der Handelskammer gemachten Vorschläge zu, so soll die Verbesserung der Frühverbindung zwischen Frankfurt und Stuttgart durch einen entsprechenden Anschluß an v 18 in Heidelberg bei der preußisch-hessischen Eisenbahnverwaltung eingereicht werden. Auch die Erfüllung einer ganzen Reihe von Lokalwünschen von Böblingen, Eßlingen, Ludwigsburg u. w. stellte Direktor v. Leo in Aussicht.

Stuttgart, 2. Febr. ImBeobachter" erläßt Paul Jllg eine Erklärung, wonach seine Aeußerung von demNotsteg nach rechts" in der Presse und auch innerhalb der Volkspartei mißverstanden wor­den sei. Er habe sie nur für seine Person getan. Einen Notsteg nach rechts brauche nicht die Volks­partei. wohl aber habe das gesamte Bürgertum jetzt die Pflicht, dafür zu sorgen, daß auf liberaler Basis eine populäre Bürgerpolitik eingeleitet werde, die einen weiteren Abfall nach links verhüten könnte. Wer schließlich Recht behalte, bleibe abzuwarten. Er aber behaupte:Gebaut wird er doch".

Stuttgart, 31. Jan. Die im Gebrauch be­findlichen Scheckstempelmarken lassen wegen ihres dunkelgrünen Farbenions die zu ihrer Ent­wertung angebrachten Schriftzeichen nicht immer deutlich genug erkennen. Zur Abstellung dieses Uebel- standes werden diese Marken daher, wie dem Staats­anzeiger mitgeteilt wird, von jetzt ab in einem helleren, meergrünen Farbenton hergestellt. Mit der Aus­gabe der neuen Marken werden die Ausgabestellen erst nach Aufbrauchung ihrer Bestände an älteren Marken beginnen. Auch die in den Händen des Publikums befindlichen Marken älterer Art können nach wie vor weiter verwendet werden.

Stuttgart, 31. Jan. Der Verein der Be­sitzer von Kinematographentheatern in Württemberg erläßt eine öffentliche Aufforderung an die Besucher der Kinematographentheater durch Namensunterschrift in den Einzeichnungslisten, die an sämtlichen Kassen aufliegen, zu bezeugen, daß die vorgeführten Bilder weder in Bezug auf Sittlichkeit noch Anstand zu Einwendungen Anlaß bieten, sondern neben der Unterhaltung wesentlich der Belehrung und Bildung dienen.

Stuttgart, 1. Febr. Am Löwentor sind heute nachmittag zwei Straßenbahnwagen aufeinanderge­stoßen. Beide Wagen wurden schwer beschädigt. Ein Anhängewagen neigte sich auf die Seite. Mehrere Fahrgäste wurden leicht verletzt.

Stuttgart, 1. Febr. Auf dem Kuppelbau des Kunstausstellungsgebäudes, das zur Zeit aus dem alten Theaterplatz erstellt wird, wird ein 2'/- Meter hoher brozener Hirsch Aufstellung finden. Heute wurde ein Gipsabguß des Hirsches auf die Kuppel hinaufgebracht.

Stuttgart, 1. Febr. Vorgestern fuhr in der Neckarstraße ein Chauffeur mit seinem Auto über einen auf der Straße liegenden Erdhaufen, der je­doch vorschriftsmäßig beleuchtet war,auf einen Gas­kandelaber. Er selbst sowie die Insassen seines Autos, zwei Kellnerinnen und ein Konditor wurden durch den Anprall nicht unerheblich verletzt. Das Auto wurde stark beschädigt. Die Schuld an dem Unfall trifft den Chauffeur, einen öffentlichen Autoführer, der betrunken war. Es ist ihm bereits sein Fahr­schein entzogen worden.

Balingen, 2. Febr. Infolge der Beschädig­ungen durch das große Erdbeben vom 16. November

muß das kleine hochgelegene Kirchlein der im Eyach - tal liegenden Gemeinde Dürrwangen abgebrochen und neu aufgebaut werden. Die Kosten des Neubaus sind auf etwa 85000 Mk. veranschlagt. Die Kirche von Streichen hat durch das Erdbeben ebenfalls stark gelitten.

Kleinaspach. 2. Febr. Die dieser Tage er­folgte Wahl des Oberamtsassistenten Seibold aus Backnang zum Ortsvorsteher ist von den Gegnern angefochten worden.

Gerabronn, 31. Januar. Ein Bubenstück wurde in Brettheim in der Nacht zum Montag da­durch verübt, daß von zwei bis jetzt unbekannten Tätern eine Anzahl großer unbearbeiteter Mauer­steine vor einer Gastwirtschaft quer über die Straße gelegt wurden. Der mit seinem Automobil in der Nacht von Wiesenbach kommende Arzt Dr. Heuß und der im Automobil befindliche Apotheker Diet­rich wurden infolge des Anpralls herausgeschleudert; sie erlitten schwere, glücklicherweise nicht lebens­gefährliche Verletzungen. Das Fahrzeug wurde nahe­zu vollständig zertrümmert. Ein von Stuttgart hier­her gebrachter Polizeihund, der an den Steinen Witterung nahm, verfolgte eine Spur bis in eine Wirtschaft, in der er zwei Stühle verbellte, auf denen an dem betreffenden Abend zwei Männer saßen; diese leugnen ihre Schuld.

Die Württ. HöherePrivat-Handelsschule, Direktor Kurt Bingert, Stuttgart, Sophien­straße 34, beginnt ein neues Schuljahr, nachdem die Anstalt wieder bedeutend erweitert werden mußte. Die Schule unterrichtet in Tages- oder Abendkursen Personen männlichen und weiblichen Geschlechtes jeden Alters, mit oder ohne Vorbildung, im Einzelunter­richt oder Klassenbetrieb. In der Handelsfach­schule vermitteln eine große Anzahl Dozenten in Kursen von 3, 6 und 9 monatlicher Dauer den Be­suchern gründliche Kenntnisse in allen kaufm. Fächern und den Sprachen. Ein Höherer Kurs ist bestimmt für Leute mit dem Einj. Zeugnis, welche nachher besser bezahlte Stellen in kaufm.- oder Bank-Kon­toren beanspruchen. Wer das Einj.-Examen machen will, erhält hierzu gewissenhafte Vorbereitung in der Vorbereitungsschule fürs Einj.-Examen. Die Ver­kehrsbeamtenschule bereitet für den Eisenbahn- und Postdienst vor, und zwar Damen wie Herrn. Auswärtige erhalten gute und billige Unterkunft nach­gewiesen. Prospekte und Auskunft durch die Direk­tion, Stuttgart, Sophienstraße 34.

Nus StaSt, Bezirk unS Umgebung.

m Neuenbürg. (Sitzung der bürgerlichen Kollegien am 29. Januar.) Die Stadtgemeinde hatte bisher die Berechtigung, zur Erhebung eines örtlichen Zuschlags zur staatlichen Grundstücksumsatz­steuer. Da die Berechtigung zur Erhebung dieses Zuschlags auf 31. März 1912 zu Ende geht, so wurde der Beschluß gefaßt, um Gestaltung der Fort­erhebung nachzusuchen. Verschiedene Armensachen, wobei es sich auch um die Vergebung von Stiftungs­zinserträgnissen handelte, kamen zur Erledigung. Längere Zeit nahm die sodann erfolgte Neufestsetzung der Gebühren des Wasenmeisters in Anspruch, weil es für notwendig erachtet wurde, besondere Sätze für die einzelnen Geschäftszweige aufzustellen; nach erfolgter Genehmigung dieser Gebührenfestsetzungen werden solche im Amtsblatt veröffentlicht werden. Zur Sprache kam noch die Frage, bis wann der neue Schulhausanöau für seine Zwecke benützbar sein werde; der anwesende Stadtbaumeister sprach sich dahin aus, daß dies zweifelsohne auf 1. Juni ds. Js. geschehen könne.

Neuenbürg, 3. Februar. Die Handwerks­kammer Reutlingen macht im Inseratenteil unserer heutigen Nummer auf die Veranstaltung von Ge­sellenprüfungen in den Monaten März und April ds. Js. aufmerksam. Wir selbst möchten nicht verfehlen, ganz besonders auf dieselben hinzuweisen, umsomehr als die Erstehung der Gesellenprüfung! vom kommenden Jahr ab die Voraussetzung zur Zulassung zu den Meisterprüfungen bildet.

§. Herren alb, 3. Febr. Am Dienstag den 6. ds. abends V-8 Uhr wird Hr. Stadtpfarrer Storz hier im Hotel Post gelegentlich einer Versammlung des Schwarzwaldvereins, Bezirksverein Herren- alb, einen Vortrag halten überNatur- und Heimatschutz". Da dieses Thema für hier von besonderem Interesse ist und eine schöne Anzahl Lichtbilder den Vortrag ergänzen werden, kann er­wartet werden, daß sich die Mitglieder des Vereins j mit Familien recht zahlreich einfinden. Auch Nicht- ! Mitglieder, die Freunde der Sache sind, sind herzlich ' willkommen.

Wildbad, 31. Jan. Der seit heute reichlich fallende Schnee wird schon in den nächsten Tage» ein reges winterliches Sportleben zur Entfaltung bringen. Eine besondere Anziehungskraft auf die Schneeschuhläufer wird die Einweihung der von der Stadtgemeinde errichteten, den höchsten Anforder­ungen entsprechenden Sprungschanze mit dem davor liegenden großen Uebungsfeld ausüben. Die Lage der ungefähr 8 Minuten von der oberen Bergbahy- station entfernten Schanze ist eine außerordentlich günstige, am nordseitigen Hang des Sommerbergs gelegen, ist Schanze und Uebungsfeld vollkommen wind- und sonnengeschützt. Vom hiesigen Winter- sportverein wird ein Schneeschuhkurs für Anfänger und Vorgeschrittene gehalten werden. Auch die In­standsetzung der Rodelbahn, die sich in einer Länge von fast 2 km von der oberen Bergbahnstation bis zur Haltestelle der Bergbahn am Panoramaweg hin­zieht, wird mit großem Eifer betrieben. Bei gün­stigen Schneeverhältnissen wird unser aufblühender Wintersportplatz schon in diesem Winter sich eines starken Besuches auswärtiger Sportfreunde zu er­freuen haben.

Calw, 31. Jan. Vor mehreren Jahren ist das Projekt einer Eisenbahnverbindung zwischen Herren­berg und Calw auf den Rathäusern der in Betracht kommenden Gemeinden und in öffentlichen Versamm­lungen eifrig beraten worden. Seit dieser Zeit ist die Ammertalbahn eröffnet worden und Herrenberg hat seine schon lang gewünschte Verbindung mit der Universitätsstadt Tübingen und mit dem mittleren Neckartal erhalten. In den nächsten Jahren soll die Bahn von Böblingen nach Renningen in Angriff genommen werden. Damit wird die Frage einer Fortsetzung der Bahn nach Pforzheim wieder ange­schnitten. Die Verfolgung des Projektes wurde seinerzeit aufgegeben, da von höherer Stelle aus gesagt wurde, die Sache eile nicht. In den Gau­orten ist neuerdings wieder ein lebhaftes Interesse für die Bahnverbindung zu verspüren und bei allen öffentlichen Versammlungen in diesen Orten wird diese wichtige Frage aufgeworfen.

Nagold, 1. Februar. Heute waren die Stu­dierenden der Forstwissenschaft von Tübingen unter Begleitung von Professor Dr. Wagner hier, um das forstwirtschaftliche Etablissement von Christoph Geigle (z. Zt. Inhaber Gustav Drössel) und die städtischen Waldungen unter Führung von Oberförster Kübler und Forstverwalter Birk zu besuchen und zu besichtigen.

Nagold, 1. Febr. Heuer wird das Aspiranten« rxamrn in anderer Weise vorgenommen als bisher. Die Zöglinge des Schwarzwaldes legen den schrift­lichen Teil ihrer Prüfung, 64 an der Zahl, am 14. und 15. Februar im Seminar Nagold, den münd­lichen Teil aber ausgangs März vor einer einheit­lichen Kommission im Seminar Nürtingen ab, wohin alle Aspiranten vom Lande zu gehen haben.

Pforzheim, 29. Jan. Eine soeben dem Bad. Landtag zugegangene Vorlage betr. den Bau einer großen Heil- und Pflegeanstalt für Geistes­kranke bei Rastatt ist insofern für unsere Stadt von höchster Bedeutung, als durch jene neu zu errichtende Anstalt die hiesige Irrenanstalt endlich in absehbarer Zeit aufgehoben würde. Was das für die bauliche Entwicklung der Stadt zu bedeuten hätte, wird durch die bloße Tatsache illustriert, daß dis Anstalt einen weitausgedehnten Komplex inmitten der Stadt, we­nige Schritte vom Marktplatz, umfaßt, dessen ganze Umgebung das altersgraue, unheimlicheNarrenhaus" seit Jahrzehnten niedergehalten hat. Zwei Filialen befinden sich in der Barfüßergaffe und St. Georgen­steige, gleichfalls in bester Baulaze.

Änipislpir müssen um noch Aufnahme z« ^"s**v*" finden - längstens morgens 8 Uhr aufgegeben werden.

U2P" Größere Anzeigen mittags zuvor (nicht erst abends.)

Der Frost ist der beste Ackerman«, sagt sich mit Recht jeder sürsorgliche Landwirt und legt deshalb seine Felder über Winter in rauhe Furche, damit der Boden durch den Frost besser mürbe gemacht wird und dann bei der Früh­jahrsbestellung die richtige Ackergare besitzt. Ebenso wichtig ist es aber auch, daß sich überall im Boden gleichmäßig ver­teilt leicht ausriehmbare, reichliche Nahrung vorfindet; darum ist es unerläßlich, insbesondere mit einer kräftigen Thomas­mehldüngung dem Acker so früh wie möglich zu kommen. Billiger Preis und billige Frachten in diesem Frühjahr lassen die Anwendung doppelt lohnend erscheinen.

Verantwortlich für den redaktionellen Teil: C. Meeh, für den Inseratenteil: G. Conradi in Neuenbürg.

Mit einer vierseitigen Beilage.