Ebingen, 31. Jan. Das Erdbeben vom

16. November hat hier, wie verlautet, an etwa tausend Häusern Beschädigungen hervorgerufen. Der Schaden wird auf 300000 Mk. geschätzt.

Vaihingen a. E-, 30. Jan. Um die durch den Tod des Stadtschultheißen Wischuf freigewordene Orts vorsteherstelle haben sich vier Bewerber ge­meldet: Stadtschultheißenamtsaktuar Gust. Theurer- Stuttgart (früher Oberamtsassistent in Neuenbürg), Oberamtssekretär Häselin hier, Oberamlssekretär Krauter-Göppingen und Schultheiß Vidt von Plattenhardt. Die Neuwahl findet am 3. Febr. statt.

Heilbronn, 30. Jan. Für die neueingerichteten hiesigen Fischkochkurse wurde ein seltenes Interesse bewiesen. Ueber 300 Frauen und Mädchen aller Stände haben sich gemeldet, so daß weitere Kurse abgehalten werden müssen, wozu die Kollegien an­standslos die Mittel bewilligten.

Vom Blautal, 20. Jan. In der Nacht vom

17. auf 18. Januar zogen abends zwischen 7 und 8 Uhr und 9 und 10 Uhr zwei heftige Gewitter über unser Tal. die sich durch heftiges Donnerrollen bemerkbar machten.

Waldsee, 20. Jan. Der Konkurrenzkampf der hiesigen Metzgermeister treibt sonderliche Blüten. Wie aus demWaldseer Wochenblatt" zu ersehen ist, bietet ein hiesiger Metzgermeister das Rindfleisch zu 60 Pfg. pro Pfund an. Wie Abnehmer ver­sichern, ist das Fleisch sehr preiswert. Den Kon­sumenten kann diese Preisdrückerei nur angenehm sein.

Kus SlaSt, Bezirk unS Umgebung.

* Neuenbürg, 21. Jan. Der auf heute abend angekündigte Lichtbildervortrag von Missionar Jannasch erfreute sich, wie nicht anders zu er­warten war, eines äußerst zahlreichen Besuchs. Nach dem gemeinsamen Gesang der beiden ersten Verse desSturmliedes der Mission":Wach auf, du Geist der ersten Zeugen", führte uns der gewandte Redner in die Hochgebirgslandschaft Mittelasiens und schilderte an der Hand prächtiger, farbiger Bilder Natur und Menschen des Wunderlandes Tibet. Unter unsäglichen Mühen und Geduldsproben hat die Mission der Brüdergemeinde auch dort es unter­nommen, festen Fuß zu fassen und ihre 3 Stationen in Leh, Pou (Pu") und Kyelang sind Licht­quellen geworden, von denen aus die Straßen reli­giöser Aufklärung und sittlicher Erlösung in die Jahrtausende alte Finsternis des dortigen Heidentums Hinausströmen. Ergreifende Beispiele vom Bekenner­mut und Glaubenstreue wurden erzählt, die uns oft so satten heimatlichen Christen zur Beschämung dienen können. Wiederholt wurde des freundschaftlichen Bandes gedacht, das sich zwischen dem altbekannten Forscher Hedin und den Herrnhuter Missionaren Peter und Marcks geknüpft hat. Eine Reihe von Bilder und Szenen veranschaulichte daS Leben und Treiben der buddhistischen Mönche, der sogenannten Lamas", die in blödem Aberglauben und sinnlosem Grbetsmechanismus dahinleben und als geschworene Feinde des Christentums dem Umsichgreifen der Mission wehren, soweit sie können. Der vom Schwarzwaldverein freundlich zur Verfügung gestellte Projektionsapparat betätigte sich unter bewährter kundiger Bedienung tadellos. Möge das Mis­sionsinteresse auch durch die diesmalige Vorführung von Proben aus der Missionsarbeit reiche Anregung und erwünschte Förderung gewonnen haben!

In Kapfenhardt ist am gestrigen Sonnrag abend * */«8 Uhr in dem gemeinschaftlichen Wohn- und Scheuerngebäude des Jakob Dürr, Schindel­deckers und der Schreiners Witwe Hölzle Feuer ausgebrochen. Das Haus steht oben im Ort an der Straße nach Langenbrand. Durch das rasche und energische Eingreifen der Feuerwehr, unterstützt durch die gut funktionierende Wasserleitung, gelang es, das Feuer auf das abgebrannte Anwesen zu beschränken.

Hirsau, 19. Januar. Zu der Verhaftung des Einbrechers und Mörders Pfrommer von Teinach ist noch nachzutragen, daß es einem Kameraden des von Pfrommer erschossenen Forstwarts, dem Kgl. Forstwart Bozenhardt von Hirsau, beschieden war, den Mörder dingfest zu machen. Von einem aus Teinach gebürtigen Hausierer wurde dem auf einem Dienstgang befindlichen Forstwart mitgeteilt, daß er den Pfrommer in Ottenbronn gesehen habe. Nach­dem dem Forstwart die Gestalt des Mörders, ins­besondere die nach innen gerichtete Stellung beider Füße gegeneinander, beschrieben wurde, begab sich Bozenhardt auf die Suche. Er fand denn auch bald die bezeichneten Fußspuren im Schnee, welche nach Ottenbronn führten. Als der Forstwart auf anderem Wege dort ankam, verständigte er sich alsbald mit dem Ortsvorsteher, worauf sich die beiden Männer in dasRößle" begaben, von wo aus inzwischen

durch Vermittlung des im Rößle zufällig anwesenden Akzisers der Verbrecher als dort befindlich gemeldet wurde. Nach Verschluß sämtlicher Türen ging der Forstwart schußbereit in die Wirtschaft direkt auf Pfrommer zu, wo er mit vorgehaltenem Gewehr die Vernehmung, Entwaffnung und Festnahme des Mörders mit Hilfe des Schutzmanns Erlenmaier und Akziser Stoll bewirkte. Die telephonisch herbei­gerufene Landjägermannschaft fand nach ihrem Ein­treffen fertige Arbeit vor und führte den Ver­brecher ab.

Bad Teinach, 20. Jan. (Eine Lehre aus dem Fall Pfrommer.) Es ist zu bedauern, daß der Zuchthäusler Pfrommer nach dem Liebenzeller Diebstahl nicht sofort gefaßt wurde, obwohl die Möglichkeit hierzu nicht nur hier in Teinach, sondern auch in Liebelsberg, Schmieh, Rötenbach und Stamm­heim mehrmals geboten war. U. a. hatten Pfrommer 4 stämmige Holzhauer bereits gefaßt, ließen ihn aber an einer Wegkreuzung nach einer leeren Drohung davonspringen I Wären derartige unliebsame Sachen nicht vorgekommen, so wäre es Pfrommer unmöglich gewesen, auf den Fildern die Diebstähle und den Doppelmord zu begehen. Bei der am Dienstag stattgefundenen Streife nach Pfrommer, die seitens der Landjägermannschast unter Beihilfe von Privat­personen geschah, lag Pfrommer laut eigenem Ge­ständnis drei Meter von der suchenden Truppe in einem Straßengraben und hörte die Gespräche über die zu treffenden Maßnahmen mit an. Wäre hier ein Hund als Begleiter beigezogen gewesen, so wäre die Verhaftung einen Tag bälder geschehen. Hoffent­lich gibt dieses Vorkommnis Veranlassung, daß, wie den Schutzleuten in Städten, auch den Landjägern auf dem platten Lande Hunde beigegeben werden.

Calw, 19. Jan. Auch aus dem benachbarten Gechingen kommen jetzt Meldungen über Erdstöße, die zu gleicher Zeit wahrgenommen wurden, als aus mehreren Orten des Landes Erdbebennachrichten be­kannt wurden. Heute früh wurde der heftigste Stoß verspürt, er erfolgte kurz nach ^7 Uhr, richtete aber keinen Schaden an.

Altensteig, 21. Jan. In dem Sägewerk von Adolf Henßler brach infolge Warmlaufens der Maschine Feuer aus, das aber rasch gelöscht werden konnte. Dis Feuerwehr konnte gleich wieder ein­rücken. Der Betrieb ist nicht gestört, der Schaden nicht bedeutend.

Pforzheim, 20. Jan. Beim Schlittschuhlaufen stürzte hier ein Schulknabe so unglücklich in einen Glasscherben, daß dieser die Pulsader der Hand durchschallt. Der Verunglückte wurde in das Kinder- spital gebracht, wo er inzwischen seinen Verletzungen erlegen ist.

(Einges.) Unsere Singvögel im Winter. Unsere Singvögel haben in diesem Jahr unter der Herrschaft des Winters noch wenig zu leiden gehabt. Aber nun ist der Boden hart gefroren und der Schnee bedeckt die Fluren. Darum ist auch unfern Vögeln jegliche Nahrungsquelle entzogen. Haufenweise kommt der farbenprächtige Gimpel vom Wald an die Landstraße und ist froh an den gefrorenen Vogel­beeren, die ihm die Herbst- und Winterstürme stehen ließen. Und der Spatz klagt seiner Spätzin, daß die lustigen Weisen der Dreschflegel und ihr präziser Takt immer seltener zu hören sein. Dagegen rasseln jetzt die Motors in den Scheunen und eine große Maschine wirft aus 4 Mäulern einem das entfernte vor die Füße; das Korn aber wandere gleich in den Sack. Die Meisen klagen, daß sie unschuldig seien an den teuren Fleischpreisen der Menschen, aber sie wären dankbar, wenn man ihnen hie und da ein Stückchen Speck vor die Fenster hängen würde. Sie seien diejenigen, welche die meisten Insekten und Jnsekteneier vertilgten. Und auch die anderen Stand­vögel klagen uns ihre bittere Not. Die Finken und Ammern richten an alle edlen Menschen und Tier­freunde die herzliche Bitte, hilfreich und gut zu sein, sie seien gerne bereit, uns im Sommer durch ihren Gesang und Jnsektenfang zu entschädigen. Deshalb beherzigt diese Worte und füttert die hungernden Vögelein. Lest. 6.

Pforzheim, 20. Jan. Der heutige Schweine­markt war mit 99 Ferkeln befahren. Preis per Paar 1821 ^

Neuenbürg, 20. Januar. Auf den heutigen Schweinemarkt waren 65 Stück Milchschweine zu­geführt, für welche Preise von 1624 Mk. pro Paar bezahlt wurden.

Letzte Nachrichten u. Telegramme

Berlin, 21. Jan. Heute wurde die Feier des Krönungs- und Ordensfestes in gewohnter Weise begangen. Nach einem feierlichen Gottesdienst

fand Tafel statt, an der außer den Mitgliedern des Kaiser!. Hauses auch Prinz Georg von Griechenland, der Erbprinz von Hohenzollern, das Diplom. Korps, die Minister und Staatssekretäre, etwa lausend Damen und Herren der Gesellschaft sowie früher und neu dekorierte Personen teilnahmen.

Berlin, 31. Jan. Nachstehende Parlamen­tarier erhielten anläßlich des Ocdensfestes Aus­zeichnungen: Den Roten Adlerorden 2. Kl. mit Stern erhielt Frhr. v. Hertling, den Roten Adler­orden mit Eichenlaub Graf Rabe von Pappenheim, Oberbürgermeister Spiritus-Bonn, den Roten Adler­orden 3. Klasse Oberbürgermeister Müller-Kassel, Landgerichtspräsident Viereck-Ostrowo, Graf Jork von Wartenberg-Kleinöls, den Roten Adlerorden 4. Klasse Dr. Vonderscher-Straßburg, Domherr Müller-Simonis-Straßburg, den Kronenorden 3. Kl. Universitätsrektor Erhardt Straßburg.

Rom. 21. Jan. Zu Ehren des Staatssekretärs v. Kiderlen-Wächter fand heute in der Consulta ein Frühstück statt, an dem u. a. teilnahmen: Ministerpräsident Giolitti, Minister des Aeußern Marquis die San Giuliano, die Minister, Fürst Bülow, hohe Würdenträger des Hofes, Beamte des Ministeriums des Aeußern und die Mitglieder der demschen Botschaft.

Rom, 21. Jan. Staatssekretär v. Kiderlen- Wächter besuchte heute nachmittag 3 Uhr die Königin-Witwe in der Villa Margerita, wo er eine halbe Stunde verweilte.

Rom, 21. Jan. Staatssekretär v. Kiderlen- Wächter hatte in Rom im Laufe des gestrigen und heutigen Tages verschiedene Besprechungen mit leitenden Persönlichkeiten, bei denen natürlich die verschiedenen Gebiete der Politik, die für Deutsch­land und Italien Interesse haben, berührt wurden. Da der Besuch jedoch nur auf den Wunsch, Marquis di San Giuliano persönlich kennen zu lernen, zurück­zuführen und durch keinerlei besondere politische Motive veranlaßt war, wäre es auch falsch, von demselben ein konkretes Ergebnis in der Politik er­warten zu wollen. Die Ausnahme des Staats­sekretärs v. Kiderlen-Wächter in Rom war sehr freundlich. Der Staatssekretär wurde auch, wie bereits gemeldet, von den italienischen Majestäten empfangen und zum Diner in klemerem Kreise ge­laden. Heute abend reist Hr. v. Kiderlen-Wächter wieder ab.

Paris, 21. Jan. Wie verlautet, hat Marine­minister Delcassö beschlossen, von dem Parlament einen Kredit von einer Million Franks zur Organi­sation des Marineflugwesens zu verlangen. Auf dem Flugplätze Isst) ist der junge Student der Medizin Alfred Wagner aus Nancy, der sich für den Fliegerberuf ausbildete, mit seinem Zwei­decker abgeftürzt und blieb auf der Stelle tot.

London, 21. Jan. In einer Rede, die Sir Edward Grey gestern in North-Sunderland hielt, verteidigte er sich gegen die verschiedenen Angriffe, die von liberalen Organen auf seine Politik gemacht worden seien und erklärte, es gebe einen Teil der liberalen Partei, der überall in der Welt Englands Intervention wünsche wie z. B. in der Mongolei und an anderen Orten Zentralasiens, die weitab von der englischen Grenze liegen. Eine solche Po­litik bedeute eine große Vermehrung der Ausgaben für Heer und Flotte und würde England in Europa freundlos machen. Es sei die Pflicht jeder Regier­ung. gleich ob liberal oder konservativ, sich solchem Ansinnen zu widersetzen.

Tripolis, 21. Jan. (Ag. Stef.) Die Oase Gargaresch ist gestern endgültig von den Italienern besetzt worden.

Eine selten günstige Gelegenheit bietet sich der noch schwer unter den Folgen der vorjährigen Trockenheit leidenden Landwirtschaft. Zu der staailicherseits gewährten beträchtlichen Notstandssrachtermäßigung sür Düngemittel, die bis Ende April gewährt wird, ist beim Thomasmehl überdies noch eine erhebliche Verbilligung hinzugekommen. Der Preis für l KZ Phosphorsäure im Thomasmehl stellt sich für das 1. Halbjahr 1912 um zwei Pfennige niedriger als im letzten Halbjahr 19ll. Dies macht bei einem Doppel­waggon Thomasmehl je nach der Gehaltslage an und für sich 30 40 Mark aus. Hierzu tritt dann noch die Ver­billigung der Frachten für Thomasmehl. Jetzt bietet sich daher die günstigste Gelegenheit zur Düngung nicht nur der Wiesen, Viehweiden, Klee und Futterschläge, sondern jetzt ist es auch schon an der Zeit, an die Düngung des Acker­landes für die Frühjahrsbestellung zu denken. Je zeitiger hier eine kräftige Düngung gegeben wird, um so besser kommt sie zur Wirkung. Frühzeitige Beschaffung der Kunst­dünger ist doppelt notwendig, weil der vorjährige trockene Sommer die Schiffahrt brach gelegt hat, so daß dadurch, und durch die Verbilligung der Bahnfrachten größter Wag­gonmangel im Frühjahr bestimmt zu erwarten ist.

Verantwortlich für den redaktionellen Teil: C. Meeh, für den Inseratenteil: G. Conradi in Neuenbürg.