Run-schau.
Die Verwaltung der Wertzuwachssteuer wird in Preußen in Gemeinden bis 3000 Einwohner dem Kreisausschuß, in den größeren Gemeinden den Bürgermeisterämtern übertragen. In Württemberg wird die Zuwachssteuer den Bezirkssteuerämtern zur Besorgung zugewiesen unter Leitung des Steuerkollegiums Abteilung für direkte Steuern. In Baden soll die Zuwachssteuerveranlagung in den zwölf größten Städten wie in Preußen der Kommunalverwaltung zugeteilt werden.
Hamburg, 31. März. Auf einer Versammlung des Holzarbeiterverbandes, der 4000 Streikende und Ausgefperrte beiwohnten, wurde ein Polizeibeamter in Zivil, der die bei Massenversammlungen vorgeschriebenen Sicherheitsvorkehrungen kontrollierte, plötzlich von hinten angefallen und mit einem Schlagring niedergeschlagen. Schwerverletzt und bewußtlos wurde er aus dem Saal geschafft. Der Täter ist verschwunden.
Mannheim, 29. März. Zu einer Aufsehen erregenden Diebstahls-Affäre, bei der sich der Sohn des Oberbuchhalters Leist, ein Untersekundaner, 54000 Mk. aneignete, wird noch bekannt, daß der Täter allem Anschein nach ein Opfer der Schundliteratur geworden ist. Die Tat wurde mit unglaublicher Dreistigkeit auszeführt. L. begab sich auf das Hauptsteueramt und in das Büro seines Vaters und öffnete dort mit dem Kasfenschrankschlüsfel den sechsfach verschlossenen Tresor und entnahm ihm 54000 Mk. in Banknoten und Gold. 20000 Mk. in Goldrollen ließ er liegen. Der verwegene Dieb hatte bei der Verübung der Tat ein unglaubliches Glück. Der Bürodiener ging am Büro vorbei, sah den Schlüssel stecken, ging aber nicht hinein, da er annahm, daß der Oberbuchhalter in seinem Zimmer weile. An dem Kassenschrank befindet sich eine- Alarmvorrichtung, die zu den Wohnungen des Bürodieners und zweier höherer Beamter im Hauplsteuer- amt führt. Die elektrische Klingel, die bei Oeffnung des Kassenschrankes ertönen soll, war aber abgestellt worden auf Wunsch eines der Beamten, der sehr nervös sein soll. Ueber den Aufenthalt des Diebes fehlt zur Zeit jede Spur.
Der flüchtige Untersekundaner Kurt Leist, der im Hauptsteueramt in Mannheim 54000 Mark stahl, wurde in letzter Nacht in Frankfurt a. M. verhaftet. Man fand die gestohlene Summe, von der er in lustiger Gesellschaft einige 100 Mark verbraucht hatte, in seiner Tasche vor.
Durbach (Offenburg), 28. März. Auch hier ist man damit beschäftigt, die Puppen des Sauerwurms zu vernichten. Die oberen Schulklassen hatten schon verschiedene Male „Wurmferien". Daß es nicht gelungen ist, die Würmer im letzten Jahr völlig zu vernichten, beweist die Tatsache, daß auf Schloß Staufenberg Gutsverwalter Geiler gegen 12000 Puppen gefangen hat.
Durlach, 29. März. Größere Schulknaben hatten gestern eine Flasche mit Kalk und Wasser gefüllt. Sie warfen die Flasche an eine Mauer, als gerade ein 11 jähriger Schüler vorüberging und von der herumspritzenden Masse in das Gesicht getroffen wurde. Das Kalkwasser kam dem Knaben in die Augen, der dadurch das Augenlicht vollständig verloren hat.
Nizza, 29. März. Gestern abend ^/sll Uhr brach in einem der schönsten und ersten Hotels in Beaulieu bei Nizza, im Hotel Bristol, ein Brand aus, der das ganze Gebäude in Asche legte. Glücklicherweise waren zur Zeit des Ausbruches des Brandes die meisten der im Hotel einlogierten Reisenden, unter denen sich auch viele Deutsche befanden, außerhalb Beaulieus, zumteil in Nizza, zumteil in Monte Carlo, so daß Verluste an Menschenleben nicht zu beklagen sind, nur ein Hotelbediensteter erlitt eine leichte Verletzung. Das Feuer hat großen Schaden angerichtet. Der größte Teil des Gepäcks der Reisenden, die im vierten und fünften Stockwerk des Hotels wohnten, ist vernichtet.
Jssy les Moulineaux, 31. März. Der Flieger Vedrin ist heute früh 6.18 Uhr in Poitiers abgefahren und in Paris um 8.30 Uhr eingetroffen, also mit einer Geschwindigkeit von 146 kw in der Stunde gefahren.
Der Auch aus Kklmbrmk.
Roman von B. Corony.
6) -(Nachdruck verboten.)
„Tantel" rief Harald mit einem letzten verzweifelten Versuch, die alte Dame umzustimmen. „Du darfst mich nicht so von dir gehen lassen. Ich flehe dich an —"
„Demütige dich nicht vergebens, wie ich es selbst so oft tat," sagte Fräulein von Rabenau kalt. „Die Erinnerung daran vergiftet später Herz und Gemüt und tötet die Selbstachtung. Diese Erfahrung machte ich an mir und möchte dich davor bewahren. Scheiden wir so fremd voneinander, als hätte diese Unterredung niemals stattgefunden. Ich wünsche keine weiteren Beziehungen zwischen mir und meinen Verwandten. Damit Gott befohlen."
Fräulein von Rabenau erhob sich und schritt, von ihrer Dogge begleitet, dem Neffen voran.
Harald hatte, während er ihr folgte, die Empfindung, eine schwere Demütigung erlitten zu haben und fühlte, daß ein bitterer Haß gegen seine Tante in ihm aufstieg. Aber er wollte ihr das Gefühl des Triumphes nicht gönnen, und so zwang er sich beim Abschied zu einem Lächeln.
Dröhnend schlug die Gittertür hinter Harald zu. Er hörte den kreischenden Laut, mit dem der Schlüssel sich zweimal im Schloß drehte, vernahm dann das schlürfende Geräusch der Pantoffeln auf den Pflastersteinen des Hofes und das Gebell der Dogge.
Nach dem Gasthofe zurückgekehrt, fand Harald auf seinem Zimmer einen Brief von seiner Mutter vor. Er riß den Umschlag auf und las:
„Mein lieber Sohn!
„Wir warten bis jetzt vergebens auf Nachrichten von Dir. Vermutlich hast du nichts Erfreuliches zu melden. Sei trotzdem guten Mutes! Großpapa hilft noch einmal aus. Kannst Du nichts ausrichten, so kehre unverzüglich zurück.
Deine treue Mutter."
Mit wehmütigen Empfindungen steckte Harald den Brief zu sich. Für den Augenblick schien die Gefahr von Röcknitz allerdings abgewendet, aber er gab sich keiner Täuschung darüber hin, daß der Verkauf des väterlichen Gutes über kurz oder lang unvermeidlich sein würde. Er durfte gar nicht daran denken, daß es nur eines Wortes seiner Tante bedurfte, um allen Sorgen ein Ende zu machen. Was er mit sich nach Hause nahm, war die Gewißheit, daß Fräulein von Rabenau dieses rettende Wort niemals sprechen würde.
Noch am selben Abend trat Harald, tief verstimmt über das Scheitern seiner Hoffnungen, die Heimreise nach Röcknitz an.
5. Kapitel.
Eine aufregende Zeit begann für die Bewohner des Gutes Röcknitz.
Herr Spengler, der Schwiegervater des Herrn von Rabenau, hatte noch einmal ausgeholfen, bestand aber auf einer gründlichen Aenderung des ganzen Haushaltsplanes. Ein Teil der Dienerschaft sollte entlassen und der ganze Haushalt durch Einschränkung der gesellschaftlichen Verpflichtungen vereinfacht werden.
Frau Johanna erklärte sich mit den Vorschlägen ihres Vaters einverstanden, stieß jedoch auf den entschiedenen Wiederstand ihres Gatten und Haralds, die beide von einer Aenderung ihrer Lebensweise nichts wissen wollten. Harald hatte dafür seine besonderen Gründe. Er hatte bei Herrn von Kronau um die Hand der Baronesse Marianne angehalten, und der alte Herr hatte ihm zwar ausweichend, aber nicht ablehnend geantwortet. Vorläufig sei Marianne noch zu jung, um zu heiraten, er solle aber in ein bis zwei Jahren noch einmal fragen. Harald hatte den Eindruck, daß Freiherr von Kronau sich über die Vermögensverhältnisse der Rabenaus noch nicht recht klar war, und so lag es in seinem Interesse, daß jede auffallende Einschränkung des Haushaltes, die dem Landadel der Umgebung nur Stoff zur Kritik geben könnte, unterblieb.
So blieb schließlich alles beim alten. Es wurde in der bisherigen Weise fortgelebt, der Schein der Wohlhabenheit nach außen hin gewahrt, und als die mit den Gläubigern vereinbarte Frist abgelaufen war, hatte Herr von Rabenau auch den letzten Rest der ihm von seinem Schwiegervater unter großen Opfern zur Verfügung gestellten ansehnlichen Geldsumme verbraucht.
Der Getreidekaufmann Spengler überlebte diese Enttäuschung nur kurze Zeit. Während eines Besuches auf Röcknitz wurde er nach einem erregten Wortwechsel mit seinem Schwiegersohn von einer Herzlähmung befallen, die seinem Leben ein schnelles Ende machte. Mit ihrem Vater begrub Frau Johanna ihre letzte Stütze im Kampfe gegen die vornehmen Lebensgewohnheiten ihres Gatten und ihres Sohnes. Das stark zusammengeschmolzene Vermögen, das er ihr hinterließ, vermochte den drohenden Zusammenbruch nur auf kurze Zeit hinauszuschieben.
Kaum zehn Monate nach dem Tode seines Schwiegervaters mußte Herr von Rabenau Röcknitz
verkaufen. Es war nicht länger zu halten, da sich das Gerücht von den Geldschwierigkeiten, in die Herr von Rabenau geraten war, rasch herumgesprochen halte und verschiedene Hypotheken infolgedessen gekündigt waren.
Herr von Rabenau und seine Gattin retteten aus dem Zusammenbruch ihres Vermögens gerade noch so viel, um für die nächste Zeit unter bescheidenen Verhältnissen leben zu können. Der stolze Herr von Rabenau wollte versuchen, seine Kenntnisse des Gestütwesens nutzbringend zu verwerten, versprach sich aber von diesem Plane sehr wenig, da er bei seinen Standesgenossen kein rechtes Vertrauen mehr genoß.
Harald, der seine landwirtschaftlichen Studien beendet hatte, sah sich genötigt, sich nach einer Stellung umzusehen. Sein dringendster Wunsch war es, möglichst weit von Röcknitz. dem Schauplatz glücklicherer Tage, wegzukommen. Mit besonderem Eifer bewarb er sich um die freigewordene Stellung eines Inspektors auf dem von Helmsbruck kaum eine Meile entfernten Rittergut Güllrich, und war hocherfreut, als er die Stellung erhielt.
Frau von Rabenau äußerte lebhafte Bedenken, als Harald seinen Entschluß, nach Güllrich zu gehen, mitteilte.
„So nahe der Besitzung Tante Antoniens", meinte sie, „bohrst du dir den Stachel des Haffes und der Erbitterung nur immer tiefer ins Herz. Oder hast du noch nicht alle Hoffnung aufgegeben und meinst die Gunst der Einsiedlerin doch noch zu gewinnen?"
Harald schüttelte den Kopf.
„Wer einmal in diese grauen, kalten Augen geblickt hat, weiß, daß eine solche Hoffnung vergebens ist. Das Herz dieser Frau ist mit einer Eiskruste gepanzert, die niemand sprengen kann."
„Und dennoch zieht es dich in die Nähe von Helmsbruck?" fragte Frau von Rabenau erstaunt.
„Für den Augenblick habe ich keine andere Wahl", entgegnete Harald achselzuckend. „Ueberdies übt Helmsbruck eine große Anziehungskraft auf mich aus. Der Gedanke, daß ich einmal als Besitzer auf Helmsbruck schalten soll, zieht mich immer wieder in den Bannkreis dieses Gutes. Was soll ich auch hier in der Nähe? Das unvermeidliche Zusammentreffen mit Bekannten, die Versicherung einer Teilnahme, hinter der sich doch nur Schadenfreude, Neugier und Bosheit verbirgt, würde meine ganze Tatkraft lähmen."
„Und Baroneß Marianne?"
„Ich will noch heute mit ihr sprechen. Herr von Kronau hat es für gut befunden, sich, seitdem unser Zusammenbruch bekannt wurde, völlig von uns zurückzuziehen. Er hat auch Marianne den Verkehr mit mir untersagt, da eine Ehe unter den veränderten Umständen ausgeschlossen sei. Aber du weißt, daß ich Mittel und Wege gefunden habe, um dennoch mit mir zusammen zu kommen. Wir wollen Abschied nehmen und uns die Versicherung der Treue gegeneinander erneuern. Sobald Marianne groß- jährig wird, ist sie frei in ihren Entschlüssen und sie denkt hochherzig genug, um mir, im Falle eines Bruches mit ihrem Vater, selbst in bescheidene Lebens- verhältniffe zu folgen. Werde ich einst Besitzer von Helmsbruck — um so besser! Wir sind beide jung und können warten."
Harald nahm seinen Hut und ging auf einsamem Pfade rasch gegen das Dorf zu. Er klopfte an die Tür eines Bauernhauses, die ihm sofort geöffnet wurde. Hier wohnte die einstige Kinderfrau der Baroneß Marianne, eine alte treue Seele, die der Baronesse unbedingt ergeben war.
Als Harald die große Stube betrat, in der die Baronesse bereits wartete, erhob sich das junge Mädchen und streckte ihm voll Herzlichkeit die Hand entgegen. Er hatte ihr von seinem Entschluß, als Verwalter nach Güllrich zu gehen, bereits schriftlich Mitteilung gemacht.
(Fortsetzung folgt.)
Ohne Nahrung — kein Gedeihen! Wer viel und angestrengt arbeiten muß, dabei aber nicht genügend zu essen und zu trinken hat, wird bald elend zugrunde gehen. — Ganz ähnlich verhält es sich mit unseren Ackerkulturen. Wenn dieselben uns reiche Ernten bringen sollen, müssen wir sie entsprechend füttern, d. h. wir müssen sie kräftig düngen. Düngen wir unsere Felder nicht reichlich, so werden die Ernten sehr bald immer unbefriedigender aussallen. In richtiger Weise ausgeführte starke Düngungen verlohnen sich dagegen stets sehr gut. So düngte z. B. Herr Gutsbesitzer Hermann Abicht in Leubsdorf (Thüringen) einen Teil seines Kartoffelfeldes doppelt so stark mit Thomasmehl als wie das übrige Feld; nämlich 1000 pro Hektar. Die Kali- nnd Stickstoffgabe war dagegen auf beiden Teilen gleich stark. Lediglich durch die Verdoppelung der Thomasmehlgabe, die pro Hektar nur einen Mehraufwand von rund 26 M. verursachte, wurden auf diesem Teil vom Hektar 1000 kß Kartoffeln im Werte von etwa KO bis 60 Mk. mehr geerntet, als wie bei der nur halb so starken Düngung.
Redaktion, Druck und Verlag von L. Meeh in Neuenbürg.