Dr. Metzger, Karl Eitel, Fritz Kuch sen,, als Stellvertreter: Fr. Rothfuß, Schreinermeister. Wilh. Rath, Buchbindermeister und Robert Krauß, Maurermeister. — Die Gemeindekollegien haben durch Beschluß vom 10. Sept. 1909 an die Kgl. Generaldirektion der Staatseisenbahnen in Stuttgart die Bitte gerichtet, daS bestehende Abort- und Waschküchegebäude auf dem hiesigen Bahnhof nicht — wie es geplant war — zu renovieren, sondern dasselbe abzubrechen und ein neues Abortgebäude in den Anlagen gegenüber dem Bahnhof aufzustellen. Wie aus den dem Gemeinderat in den letzten Tagen vorgelegten Bauplänen ersichtlich ist, beabsichtigt die K. Eisenbahnverwaltung trotzdem an der alten Slelle> ein neues Abortgebäude zu errichten. Ja, der Neubau soll, da in ihm neben den Aborträumen und einer Waschküche noch Aufenthaltsräume für das Dienstpersonal und Vorratsräume für Oel, Lampen usw. Platz finden sollen, eine noch größere räumliche Ausdehnung erhalten als das alte Gebäude. Von den Gemeindekollegien wird beschlossen, gegen die Ausführung des Neubaues an der vorgesehenen Stelle nachdrücklichst Protest zu erheben und wird eine zu diesem Zwecke vom Stadtvvrstand gefertigte Beschwerdefrist gutgeheißen.
Wildbad, 28. Dez. Der Kutscher Gottlieb König, seit 12 Jahren im Dienst bei Hrn. Karl Maier (Villa Großmann) hier, erhielt vom Württ.^ Tierschutzverein heute einen kunstvoll ausgeführten Ehrenbrief nebst einer Geldprämie von 10 DU.
Nagold, 27. Dez. In der Nacht zum Sonntag ist der Sattler Bäuerle von Rohrdorf auf dem Nachhauseweg in die Nagold geraten und ertrunken.
Alten steig, 28. Dez. Wie man hört, soll im Konkurs des Fabrikanten Schmitz nach der Bekanntgabe des Konkursverwalters iw Prüfungstermin der Schuldenstand sich auf ca. 225 000 Mk. belaufen, dem ein Aktivstand von nur 30 000 Mk. gegenüberstehen soll. Von diesem sollen zunächst bevorrechtigte und absonderungsberechtigte Gläubiger zu befriedigen sein und zwar in Höhe von 19 200 Mk., so daß für die unbevorrechtigten Gläubiger, welche 206 000 Mk. zu fordern haben sollen, ca. 11300 Mk. verbleiben und jdiese sonach eine Befriedigung erwarten dürfen von ca. 4—5 Prozent.
Pforzheim, 28. Dez. In den letzten Tagen gingen bei den Arbeitgebern die Antworten auf die durch Postkarte an jeden Arbeiter gerichtete Anfrage ein, ob er zur Wiederaufnahme der Arbeit am 2. Januar bereit sei oder nicht. Als Ergebnis läßt sich feststellen, daß die Unorganisierten sämtlich mit Ja geantwortet haben, was zu erwarten war, da sie mit wenig Ausnahmen ja unfreiwillig feiern. Aber auch von den organisierten Arbeitern hat ein ansehnlicher Bruchteil sich zur Aufnahme der Arbeit bereit erklärt und ist der Aufforderung des Metall- arbeiterverbandes, die Postkarten an das Streikbüro abzuliefern, nicht nachgekommen. Von einer Firma konnte milgeteilt werden, daß ihre sämtlichen Organisierten mit Ja geantwortet haben, bei einer anderen haben sich ^ her Organisierten gemeldet; bei einer größeren Firma hatte sich bis heute früh die Hälfte der Organisierten zur Arbeit bereit erklärt. Manche Organisierte, die ihre Karten dem Streikbüro ablieferten, weil sie fürchteten, daß sie sonst als „Streikbrecher" angesehen und die Streikunterstützungen ein
büßen würden, ließen dem Arbeitgeber sagen, daß sie am 2. Januar kommen würden, oder gaben diesen Bescheid auf einer anderen als der ihnen zugesandten Karte. Der Arbeitgeberverband gibt bekannt, daß noch, bis zum 30. Dezember Anmeldungen entgegengenommen werden, darüber hinaus die Wiedereinstellung aber nicht zugesichert werden kann. — Der Metallarbeiterverband schreibt zwei große Versammlungen auf Freitag mittag aus für alle im streik und in der Aussperrung stehenden Kollegen und Kolleginnen.
Pforzheim, 29. Dez. Die Vertreterversammlung der Organisierten hat jetzt auch beschlossen, vom 2. Januar an zu arbeiten.
Pforzheim, 27. Dez. Infolge der Gründung von Filialen der Pforzheimer Goldindustrie im württ. Zabergäu bieten industriearme Gegenden Württembergs wie Horb a. N., Wildberg. Künzelsau u. a. in Pforzheim ihre Plätze unter der Versicherung an, daß viele billige Arbeitskräfte und mäßige Gemeindesteuern vorhanden seien. Die Anerbieten erfolgen teils von den Gemeindebehörden, teils von den Gewerbevereinen aus und es wird größeres Entgegenkommen zugesagt.
VeriMschrLs»
Sylvester. Zu den geheimnisvollsten Zeiten des Jahres gehört die Nacht der Jahreswende, nach dem Papste Sylvester I. benannt, der am 31. Dez. 335 starb. Von ihm wird berichtet, daß er es gewesen sei, der den Kaiser Konstantin den Großen bewogen habe, durch die Taufe zum Christentum überzutreten. Der Kaiser war nämlich an einer heftigen Hautkrankheit erkrankt und ein heidnischer Magier riet ihm, sich im Blute unschuldiger Kinder zu baden, dann werde das Leiden weichen. Aber Konstantin wies das frevle Ansinnen zurück und wollte lieber den Tod erleiden, als ein solches Greuel zu begehen. Da erschienen ihm die Apostel Petrus und Paulus und bewogen ihn, sich durch den Papst Sylvester in Rom laufen und zugleich heilen zu lassen. Der fromme Mann kam dem Wunsche des Kaisers nach und vollbrachte auch das Wunder der Heilung. Daher wurde zum ewigen Andenken an denselben der letzte Tag des Jahres, sein Todestag, nach ihm benannt.
Sylvester steht vor der Tür. Unter den Getränken, die am Sylvesterabend eine hervorragende Rolle spielen, steht der Punsch obenan und ein Sylvesterabend ohne dampfenden Punsch ist für gar viele gar nicht denkbar. Freilich gehört zur Würdigung eines guten Glases dieses würzigen Getränkes, abgesehen von seiner eigenen Qualität — denn es gibt „Pünsche", die, vom Namen zu schweigen, alles andere sind, nur kein Punsch — auch rechtes Punschweiter, d. h. es muß draußen ein tüchtiger Schnee liegen. Es dürfte wohl nicht allgemein bekannt sein, daß wir diesen Trank unseren „liebenswürdigen" Vettern jenseits des Kanals verdanken, den Engländern. Daran erinnert schon sein fremdklingender Name. Denn derselbe ist verwelscht aus dem Sanskritwort Pantscha — griechisch: psvts, englisch: Punjab, d. i. Fünfstromland in Nordwestostindien — d. h. fünf, weil nämlich fünf Bestandteile: Wasser, Tee, Arak, Zitronensaft und Zucker, einen guten Punsch ausmachen. Und aus Asien haben die Eng
länder den Punsch bereits Ende des 17. Jahrhun- hunderts in Europa eingeführt, wo er alsbald eine begeisterte Aufnahme fand.
Kriegschronik von MM.
2S./3V. Dezember 187«.
10 Grad Kälte. Mont-Avron von den Sachsen besetzt. Ostforts von Paris beschossen. Werder bei Vesoul konzentriert gegen den heranrückenden Bour- backi. Gefechte bei Touches, Briare, Le Gue du Loir, Bougivel, Herimont Court, Gespunsart.
135. Depesche vom Kriegsschauplatz. Albert. Oberstleutnant v. Pestel von den Ulanen hat mit einer fliegenden Kolonne von 3 Kompagnien und 3 Eskadrons bei Lougprö, drei Bataillone Mobilgarden geschlagen und ihnen 3 Fahnen, 10 Offiziere und 230 Mann abgenommen. Diesseits 6 Mann verwundet. v. Sperling.
Paris. Die Not in der Stadt steigt. Es fanden Arbeiterversammlungen statt, in denen die Kommune verlangt wurde. Es wird ferner gefordert, daß die Hunde und Katzen der Reichen, ebenso die Pferde der Leichenwagen geschlachtet werden. Man könne die Leichen auch auf den Schultern tragen. Banden von Männern und Frauen rissen die Gartenzäune nieder, fällten Bäume in den Stadtteilen der Champs Elyssees, trugen Bänke und selbst Tele- graphenstangen fort, um damit Brennholz zu bekommen. Die Truppen außerhalb der Stadt sind wegen der Kälte nach Paris zurückgekehrt. Eine Menge französischer Soldaten auf Vorposten im Fort Mont-Avron sollen erfroren sein.
Mezieres bombardiert. Gefecht bei Souchez gegen Vortruppen der Nordarmee. Vorpostengefechte bei Orivel. Moulineoux, Arros, Viviers Guyon und an der Scierie, Cresancey.
Paris. Der Mont-Avron hat heute früh geräumt und sämtliche Geschütze fortgeschafft. Trochu leitete die Arbeiten, während die Preußen eine lebhafte Kanonade unterhielten und die Forts Noisy, Rosny und Nogcent beschoffen. Die Pariser sind tief erschüttert durch die Räumung von Mont-Avron. Auf dem Mont-Avron große Massen Artillerie-Munition vorgefunden und 2 Vierundzwanzigpfünder vernagelt. Zwei Kompagnien drangen bis Dorf Rosny vor. Diesseits ein Mann verwundet.
v. Podbielski.
Versailles. Der Angriff auf Paris beginnt. Dem Generalleutnant v. Kameke ist die obere Leitung des Ingenieurs-Angriffes, dem Prinzen zu Hohenlohe—Jngelfingen, Generalmajor der Gardeartilleriebrigade, die obere Leitung des Artillerieangriffes auf Paris übertragen worden. Es ist beabsichtigt, auf die Forts Jsfy, Vanvres und Montrouge das Bombardement zu eröffnen. Im Artilleriepark zu Ville Conbloy stehen 600 Geschütze, mehrere Mörser, deren jedes Geschoß 1^/2 Zentner wiegt. Vor der Eröffnung des Bombardements wird dem Kriegsbrauche gemäß das Hauptquartier einen Parlamentär nach Paris senden, die Uebergabe der Stadt von Trochu zu erlangen. Im Weigerungsfälle werden am ersten Tage der Beschießung 90—92 Feldgeschütze, darunter meist 24-Pfünder, eine deutsche Sprache reden. Von unseren Positionen aus wird ein Teil der Stadt Paris beschossen werden können.
Kmtlictzs VsNsnntmactzungen und Privat-Änzsigsn.
K. Regierung des Schwarzwaldkreises.
Achtuhr-Ladenschluß in derStadtgemeinde Neuenbürg.
Von 35 Geschäftsinhabern in Neuenbürg bezw. den von ihnen zur Führung der Verhandlungen Bevollmächtigten ist der Antrag gestellt worden, für alle Geschäftszweige in Neuenbürg mit Ausnahme derjenigen der Bäcker und Metzger anzuvrdnen, daß die offenen Verkaufsstellen in Neuenbürg während des ganzen Jahres mit Ausnahme der Samstage, der Vorabende von Festtagen, der Karwoche und der letzten 10 Tage vor Weihnachten auch in der Zeit von 8—9 Uhr abends für den geschäftlichen Verkehr geschlossen werden müssen.
Als Kommissar behufs Feststellung der für den Antrag erforderlichen Mehrheit der beteiligten Geschäftsinhaber (Z 138 f. Abs. 1 u. 2 der Gew.O.) ist heute gemäß Z 1 der Bekanntmachung des Bundesrats vom 25. Januar 1902 (R.Ges.Bl. S. 38) Amt- mann Gaiser beim K. Oberamt Neuenbürg bestellt worden, was hiermit zur allgemeinen Kenntnis gebracht wird.
Reutlingen, den 21. Dezember 1910.
K. Kreisregierung.
Hofmann.
K. HöerarnL Yeuenöürg
Unter Bezugnahme auf vorstehende Verfügung wird bekannt gegeben, daß die Liste sämtlicher beteiligten Geschäftsinhaber der Stadtgemeiude Neuenbürg während der Zeit vom 3V. Dez. 1910 bis 13. Januar 1911 im Rathaus hier zur öffentlichen Einsicht aufgelegt ist. Einsprachen gegen die Richtigkeit und Vollständigkeit dieser Liste können von den beteiligten Geschäftsinhabern bis zum Ablauf dieser Frist schriftlich oder zu Protokoll bei dem Stadtschultheißenamt hier oder bei dem Unterzeichneten angebracht werden. Nach Ablauf der Frist vorgebrachte Einsprachen bleiben unberücksichtigt.
Den 27. Dezember 1910. Amtmann Gaiser.
K. Höerarnl Weuenöürg.
A« die Gkmtin-kbehördlii.
Auf die im Staatsanzeiger Nr. 301 erschienene Bekanntmachung des K. Medizinalkollegiums betreffend die im Laufe des Jahres 1911 abzuhaltenden Unterrichtsknrse für Fleischbeschaner wird hiemit hingewiesen.
Den 28. Dezember 1910.
Neuenbürg.
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Telephon Nr. 6.
Oberamtmann Hornung.