der Stunde auf 0.08 und bei 1000 Brennstunden im Jahr die ganze Lampe auf 16 stellt. Das Gasglühlicht braucht bei 50 Kerzen in der Stunde 80 Liter Gas. welche 1.6 kosten, so daß dir Kerzenstunde auf 0,03 kommt, 1000 Brennstunden berechnen sich auf ebenfalls 16 Außergewöhn­lich billig ist das Petroleumglühlicht, welches bei 40 Normalkerzen stündlich für 1 Oel konsumiert, so daß die Kerzenstunde einen Aufwand von nur 0,025 ^ verursacht.

Zum Streik in Pforzheim. Die amtliche Karlsr. Ztg." schreibt: Angesichts der schweren wirt­schaftlichen Schädigung, welche bei einem längeren Stillstand der Geschäfte der Pforzheimer Edelmetall- industrie infolge der vor einigen Wochen entstandenen Lohnbewegung immer weitere Kreise der erwerbs­tätigen Bevölkerung bedroht und im Hinblick auf die großen Verluste des Mittelstandes durch die Ausfälle beim Weihnachtsgeschäft hält es das Mini­sterium des Innern für seine Pflicht, nochmals den Versuch zu machen, ob nicht eine Verständigung zwischen den Arbeitgebern und Arbeitnehmern der Pforzheimer Edelmetallindustrie noch vor den Feier­tagen herbeigeführt werden könnte. Zu diesem Zwecke hat sich das Ministerium des Innern gegenüber dem Arbeitgeberverband für Pforzheim und Umgebung und den Vertretern der Arbeitnehmer bereit erklärt, an der Hand von Grundzügen, welche die Lohn­regelung der Arbeiten der Kettenmacher einschließlich einer etwaigen Lohnerhöhung, die Lohnmachzeit, die Heimarbeit und die Art der Schlichtung von Lohn- streitigkeitsn betreffen, eine zunächst unverbindliche Aussprache zwischen den beiderseitigen Vertretern herbeizuführen. Handelskammer und Stadtrat wurden um Unterstützung dieses Schrittes ersucht.

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Neuenbürg, 15. Dez. Ueber die Rechte und Pflichten der Dienstboten fällte das preußische Kammergericht eine Entscheidung. Eine Beamten­tochter G. hatte von ihrem Vater die Erlaubnis erhalten, in Stellung zu gehen. Das Mädchen nahm zuerst eine Stelle als Verkäuferin an und trat dann in den Dienst eines Direktors Sch. als Mädchen für alles. Nach einiger Zeit verließ das Mädchen den Dienst, weil sie schlechtes Essen bekäme, auch hätte der Vater seine Genehmigung, daß sie in einen Dienst trete, zurückgezogen. Die Strafkammer verurteilte aber das Mädchen auf Grund des Ge­setzes vom 24. April 1854 zu einer Geldstrafe, weil das Mädchen ohne gesetzmäßige Ursache den Dienst verlassen habe. Der Vater könne nicht zu jeder beliebigen Zeit seine Genehmigung zurückrufen und dadurch das Dienstverhältnis in Auslösung bringen. Die Zurücknahme der Genehmigung könne nur nach Ablauf des Dienstvertrages wirksam werden. Ein Mädchen dürfe nicht schon dann aus dem Dienst laufen, wenn ihm das Essen nicht schmecke, das Gesinde dürfe nach der Gesindeordnung ohne Auf­kündigung der^ Dienst erst dann verlassen, wenn ihm selbst die notdürftige Kost verweigert werde. Dieser Entscheidung trat das Kammergericht bei.

Schenkt keine Peitsche zu Weihnachten. Kein Geschenk scheint uus für Kinder unangebrachter, als eine Peitsche. Was soll das Kind damit tun? Ein Spielzeug, das keinen anderen Zweck hat, als damit zu schlagen, wild und roh zu machen, ist ein schlechtes Spielzeug, das gar nicht verkauft werden sollte. Es gibt viel nützlichere Dinge für den Kinder­zeitvertreib. Die Peitsche gewöhnt ans Lärmen und Schreien, ans Hauen und Dreinschlagen. Das sind lauter böse Gewohnheiten, die später schwer wieder auszurotten sind. Der Bube haut sein Steckenpferd, seinen hölzernen Gaul; er schlägt den Stuhl, den Ofen, den Hund und die Katze; er haut auf Blumen und Sträncher, auf seine Kameraden und Geschwister. Anstatt gutherzig zu sein, gewöhnt sich das Kinder­herz an Roheit. Deshalb ist die Peitsche kein Spiel­zeug für Kinder.

Es wird mobil gemacht. Einen schönen Schreck erlebten dieser Tage die zweihundert Ein­wohner des Dorfes Bronnen im Oberamt Laup- heim. Still und friedlich leben sie dahin, ohne sich viel um die Händel der Welt zu kümmern. Da kommt mit einem Male die Schreckenskunde:Es wird mobil gemacht." Und richtig in einem amt­lichen Schreiben hatte der Postagent, dem man nach­sagte, daß er weit und breit der Gescheiteste sei. einen Zettel gefunden, auf dem schwarz und weiß stand:Es wird mobil gemacht I" Postagent, Schultheiß und Lehrer treten zu hochernster Beratung zusammen, der Büttel rennt mit seiner Glocke durchs Dorf und ruft die Kriegsnachricht aus, am Rathaus verkündet es ein Anschlag, der Pfarrer ladet seine

Soldaten zur feierlichen Verabschiedung in die Kirche, dieeinzige Handlung" im Ort hat in kürzester Zeit ihren ganzen Vorrat an wollenem Unterzeug aller' Art verkauft. Die Männer rennen und die Frauen heulen. Ein Radfahrer, der von Wien kommt und mit der Nachricht überrascht wird, meint aber, davon müßte er doch eigentlich auch etwas wissen; etliche Herren von Laupheim, die sich zufällig einfanden, haben nur ein Lachen, und endlich kommen denen von Bronnen doch Zweifel. Noch einmal untersucht man das verhängnisvolle Couvert und hat des Rätsels Lösung. Neben dem erschrecklichen Zettel fand man noch ein Schriftstück des Inhalts, daß genanntes Formular im Mobilmachungsfalle vom Telegraphenbeamten auszufüllen und sofort der zu­ständigen Gemeindebehörde zuzustellen sei. Also mit der Mobilisierung war es nichts. Und da war ein besorgter Vater, dessen militärpflichtiger Sohn gerade in der Schweiz war, sogar 3 Stunden lang nach Ulm gerannt, um dort dem Herrn Bezirksfeldwebel die Abwesenheit des jungen Reservisten zu erklären und diesen dadurch vor dem Verdacht der Fahnen­flucht und dem Standrecht zu bewahren. Also ge schehen im schwäbischen Oberland am 6. Nov. 1910.

Die bärtige Ehefrau. Wie aus South Bend in Nordamerika (Staat Indiana) mitgeteilt wird, verheiratete sich dort dieAttraktion des Barnum und Baileyschen Zirkus", die bärtige Dame Miß Gräfe Gilbert, mit einem reichen Farmer, zu dem sie bereits seit ihrer Backfischzeit in zarten Be­ziehungen steht. Der Gatte ist glatt rasiert, und so ist es nicht zu verwundern, daß der Standesbeamte ihn für die Frau hielt. Er richtete deshalb alle für den Mann bestimmten Fragen an die mit dem Bart gezierte Braut. Dies brachte die bärtige Schöne aber keinen Augenblick in Verlegenheit und ruhig machte sie ihn auf sein Versehen aufmerksam und antwortete schließlich mit einem kräftigenJa" auf die wichtigste Frage, ob sie den Mann an ihrer Seite als Ehemann nehmen wolle. In der Tat nahm sich der bartlose Gentlemen, der sich einen langen Ulster angezogen hatte, neben seiner Aus­erwählten, deren Bart tief auf die Brust herabhängt, wie ein verkleidetes Mädchen aus. Zahlreiche Menschen hatten sich eingefunden, um der An- und Abfahrt des seltsamen Ehepaares beizuwohnen.

Der Grabgesang des Toten. Daß ein Verstorbener bei seinem Leichenbegängnis durch die Schönheit und den Wohllaut seiner eigenen Stimme der Trauerfeier Weihe und Stimmung schenkt, ist wohl kein alltägliches Ereignis. Aber die Freunde und trauernden Hinterbliebenen des italienischen Schuhmachers Pietro Ficco, der kürzlich in seiner neuen Heimat, in Washington, starb, haben dies Ungewöhnliche miterleben dürfen. Der biedere Schustermeister, so berichtet der Jtalo-Americano, war ein leidenschaftlicher Musikfreund, verfügte über eins schöne Stimme, und seine ersten Ersparnisse be­nutzte er dazu, sich ein Gramophon zu kaufen. Aber seine Liebhaberei ging so weit, daß er bei der Gramophongesellschaft selbst einige Lieder sang, von denen er sich Platten Herstellen ließ. Da Pietro nicht über genügend Geld verfügte, um bei seiner Beerdigung den alten Brauch feiner Heimat aus­üben zu lassen er konnte sich den Luxus eines Sängerchors nicht leisten verfügte er in seinem Testamente, daß bei dem Begräbnis sein Grammo­phon die Stimme des Toten, der mit schmelzendem Wohlklang sich selbst den Grabgesang anstimmte, das Ave Maria von Gounod und die Serenade der Engel. Das Grammophon und die 72 Platten, die Pietro Ficco hinterlassen hat, werden der greisen Mutter des dahmgegangenen sangesfrohen Schuh­machermeisters nach Italien geschickt werden.

Kriegschronik von 187M.

18.19. Dezember 1870.

Siegreiches Gefecht der badischen Division bei Nuits gegen Garibaldi. Scharmützel bei St. Romain, St.Agil,Langres. Langreswirdeingeschlossen.

Berlin. Graf v. Bismarck hat an mehrere Bot­schafter bei den europäischen Höfen Rundschreiben erlaßen, in denen er zur Kenntnis bringt, daß sehr viele französische Offiziere unter Bruch ihres Ehren­worts aus der Gefangenschaft entflohen und von der Regierung der Nationalverteidigung durch Aufstellung und Rangerhöhung sozusagen zu ihrer Handlungs­weise veranlaßt worden seien. Unter diesen Um­ständen müßte deutscherseits erwogen werden, ob es noch angängig sei, fernerhin den französischen Offi­zieren in der Gefangenschaft die üblichen Erleichter­ungen zu gewähren. Das Rundschreiben nennt die Namen der Generäle Duzrot Barral und Cambriels, sowie von 22 entwichenen Offizieren,

In Spandau fiel ein Brief eines gefangenen französischen Avantageurs in die Hände der Auf­sichtsbehörde. Er erzählte darin, daß sie täglich den Befchimpsungen von Militär- und Zivilpersonen ausgesetzt seien, ohne Schutz zu erhalten rc. Der Avantageur wurde sofort verhaftet, mit den fran­zösischen Offizieren konfrontiert, welche seine Lügen widerlegten, und zur Strafe an einen Bauplatz ge­wiesen, wo er, mit Hacke und Schaufel bewaffnet über die Folgen seiner Korrespondenz Nachdenken kann.

München. Sämtliche deutschen Fürsten und Freien Städte haben in der Kaiserangelegenheit zu­stimmend geantwortet. Der König von Bayern hat das Resultat telegraphisch nach Versailles mitgeteilt.

Saarbrücken. Die Besetzung von Luxemburg steht bevor. Graf Bismarck hat wegen Verletzung der Neutralität durch Luxemburg eine diplomatische Note erlassen, welche dort große Aufregung hervor­rief. da man befürchtete, Graf v. Bismarck habe die Absicht, das Ländchen zu annektieren. Der franzö­sische Konsul betrieb nämlich offen die Unterstützung Frankreichs, ohne daß die Regierung ihn daran hinderte.

Amiens wird von den Deutschen wieder besetzt. Unruhen in Lyon. Belagerung von Me zieres beginnt.

Versailles. Gestern mittag halb 2 Uhr hatte sich die Reichstagsdeputation im Hotel des Reser- voieres eingefunden, von wo aus sie in reservierten Postkaleschen, auf deren Bock ein Postillon saß, nach der Präfektur fuhren. Im Palais des Königs hatten sich vorher die sämtlichen deutschen Fürsten und Prinzen, die hier weilen, eingefunden, ferner Bismarck, Moltke, Podbielski, Blumenthal rc. Infolge des schönen Wetters wohnten der Auffahrt nicht nur zahlreiche deutsche Offiziere und Zivilisten, sondern auch die Aristokratie von Versailles bei. Im großen Empfangssalon der Präfektur harrte der König, um­geben von den Fürsten und der Generalität, der Deputation, welche, Präsident Simson an der Spitze, dem König die Urkunde übergab und die Adresse verlas mit der Bitte, die Kaiserkrone anzunehmen. Der König erwiderte tief bewegt, indem er der De­putation den Dank gegen die Vorsehung aussprach, deren wundersame Fügung sie alle hier in der fran­zösischen Königsftadt zusammengeführt habe. Cr sprach u. a. seine Bereitwilligkeit aus. die Kaiserkrone, die ihm im Namen der deutschen Fürsten vom König von Bayern angeboten wurde, anzunehmen, wenn in der einstimmigen Willenskundgebung der deutschen Fürsten und Freien Städte, sowie in dem damit übereinstimmenden Wunsche der deutschen Nation und ihrer Vertreter er den Ruf der Vorsehung er­kennen könne.

Nach der Vorstellung der Deputation verab­schiedete sich der König auf das wohlwollendste von dieser. Vor dem Galadiner beim König empfing der Kronprinz die Reichsboten. Er erklärte ihnen, daß er diese Tat zu den schönsten und unvergeß­lichsten seines Lebens zähle. Während des Mahles beim König traf ein Telegramm aus Karlsruhe ein, nach welchem die badischen Kammern dem Vertrag zugestimmt hatten. Nachdem die Reichsboten Aus­flüge in die Umgebung gemacht, die Soldaten auf den Vorposten besucht hatten, traten sie die Heim­reise nach Deutschland an.

Versailles. Die Beschießung von Paris wird nun mit vollem Ernste vorbereitet. 700 Kanonen und unzählige Massen von Explosionsgeschossen sind bereits an Ort und Stelle.

124. Depesche vom Kriegsschauplatz.Ver­sailles. General v. Werder griff am 18 den Feind an, welcher in beträchtlicher Stärke bei Nuits ge­nommen, etwa 600 Gefangene gemacht. Am 19. w urde er in südlicher und östlicher Richtung verfolgt. Diesseits Prinz Wilhelm von Baden und General v. Glümer leicht verwundet. v. Podbielski.

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