ungen, wie sie der Postscheckoerkehr brachte, beantragt. Es wäre dann Sache unserer Vertreter, bei etwaigen Verhandlungen günstigere Bedingungen herauszuschlagen.
Stuttgart, 2. Nov. Als finanzielle Wirkung des seit dem 1. April 1909 bestehenden Staatsbahnwagenverbandes im Jahr 1909 kann für Württemberg eine Ersparnis von rund 400 000 Mk. herrührend, vornehmlich aus der Ersparnis von Wagenleerläufen, angenommen werden. Eine jährliche Ersparnis in dieser Höhe ist seinerzeit auch in der den Ständen vorgelegten Denkschrift über die Bildung des Verbands und bei der Aufstellung des Eisenbahnetats für 1909 in Aussicht genommen worden.
Stuttgart, 3. Nov. Die Generaldirektion der Staatseisenbahnen hat bei einer Halle'schen Gesellschaft 750 neue Eisenbahnwagen im Werte von Iff- Millionen Mark bestellt.
Stuttgart, 1. Nov. Wie der „Staatsanz." berichtet, ist heute der evangelische Synodus zu seinen jährlichen Beratungen zusammengetreten.
Stuttgart, 1. Nov. Auf die konservative Werbung um die Nationalliberalen hat am Samstag der Vorsitzende der nationalliberalen Partei Abg. Kübel in einer Versammlung in Göppingen die Antwort gegeben. „Er sagte: „Man müsse abwarten, ob den freundlichen Worten der Konservativen die Taten entsprechen. Sei dies der Fall, dann werde auch wieder einmal ein freundlicheres Verhältnis angebahnt werden können, das jedenfalls für den Augenblick als ausgeschlossen betrachtet werden müsse. Die Konservativen sollen durch ihre Taten beweisen, daß sie in ein freundlicheres Verhältnis zu den Liberalen treten wollen; sie müssen den Liberalen den Platz an der Sonne gönnen, auf den diese Anspruch haben." — Parteisekretär Keinath versicherte am Sonntag in einer Versammlung in Tuttlingen gegenüber den konservativen Aufmerksamkeiten, nach rechts zu gehen würde nach Lage der Sache eine Unterwerfung unter die jetzige Mehrheit bedeuten. Aber in taktischer Beziehung habe die Partei keinen Grund, sich schon ein Jahr vor der Wahl zu binden, zumal die Verhältnisse im Reich doch so verschieden seien.
Stuttgart, 3. Nov. Das Unwetter, das vorgestern über die hiesige Gegend hinraste und in den Abendstunden mit langandauerndem Platzregen seinen Höhepunkt erreichte, hat uns auch eine eigentümliche Naturerscheinung gebracht. Gerade als das Wetter am heftigsten tobte, wurde über Stuttgart ein Kugelblitz beobachtet. Wider Erwarten sind die Störungen, welche der Sturm an den Telephonleitungen verursachte, nicht besonders schlimm.
Oberndorf, 2. Novbr. Der gestern tobende Sturm, welcher gegen 8 Uhr abends seinen Höhepunkt erreichte, hat auf der Hochebene großen Schaden angerichtet. Telegraphenstangen wurden umgeworfen und viele Bäume entwurzelt. In den Ortschaften und einzelnen Höfen wurden Dächer beschädigt und Kamine umgestürzt. Unfälle sind bis jetzt nicht gemeldet.
Heilbronn, 1. Novbr. In einer von etwa 1200 Personen besuchten Versammlung der Fort-
Auf der Bahn des Verbrechens.
Detektivroman von Max Arendt-Denart.
12 ) -- (Nachdruck verboten.)
Als Baumgart den Brief an den Bankdirektor in den Kasten geworfen hatte, machte ier einen Spaziergang; aber je mehr er sich in die Angelegenheit vertiefte, in die er auf so eigentümliche Weise verwickelt worden war, je mehr wurde ihm klar, daß infolge der gegen Baumgart scheinbar vorliegenden Verdachtsmomente von allen Seiten nicht diejenige Sorgfalt auf die Ermittlung etwaiger anderer Spuren verwendet worden war, die eine so ernste Sache erforderte: „Nehmen wir an, es sei erwiesen. Baumgart habe den Mord nicht begangen, wer denn?"
Und als der Detektiv sich mit diesen Fragen beschäftigte, erschienen ihm eine ganze Anzahl von bisher fast unbeachteten, von der Untersuchung als unwichtig angesehenen Nebendingen in ganz anderem Lichte als bisher.
Als ob in dieser Sache noch gar nichts unternommen worden wäre, ging er ans Werk.
Hermann Klinger war nicht wenig erstaunt, als er den Detektiv in seinem Zimmer sah. Die beiden Herren hatten eine lange Unterredung und nach deren Beendigung wurde Frau Kruse hereingerufen. Die Alte war sichtlich noch mehr ersckrocken, als ihr Herr, als sie der Beamte, dessen Kommen sie schon überrascht hatte, ersuchte, Platz zu nehmen, da er sie noch um einige Auskünfte bitten müsse.
schrittlichen Volkspartei Heilbronn wurde der Reichstagsabgeordnete Dr. Naumann unter starkem Beifall, zum Kandidaten für die nächste Reichstagswahl proklamiert.
Ludwigsburg, 2. Novbr. Ein geriebener Gauner und internationaler Hoteldieb, der im Mai in einem hiesigen Hotel die Generalswitwe v. F. bestohlen und kurz vorher erhebliche Hoteldiebstähle in Herrenalb und Hirsau begangen hat, ist von seinem Schicksal ereilt worden. Nach Verübung mehrerer Diebstähle in der Schweiz und in Norddeutschland ist er in Offenburg ertappt und verhaftet worden. Es ist der Kaufmann Karl Guitz von Mönchsheim, der noch manches andere auf dem Kerbholze haben soll.
Leonberg, 1. Nov. (Zur Fleischteuerung.) Ein hiesiger Metzger machte bekannt, daß er Schweinefleisch zu 80 aushaue. Als ein Versuch, dies zu Hintertreiben, fehlschlug, beschlossen die übrigen Metzger, das Fleisch für 75 ausschellen zu lassen, wozu es aber besonderer Umstände wegen nicht kam; dagegen ließ der erste Metzger, als ihm dies zur Kenntnis kam, seinerseits das Fleisch für 74 durch die Ortsschelle bekannt machen. Diese Vorgänge wurden von den Konsumenten beifällig ausgenommen.
Ellwangen, 2. Nov. Auf dem Wege zum Gottesdienst zog ein 17jähriger Bursche in Ebnat ein geladenes Terzerol aus der Tasche und zeigte es seinem Kameraden I. A. mit den Worten: „Der ist immer geladen!" Im gleichen Moment ging der Schuß los. Die Kugel drang dem Kameraden in den rechten Fuß und verletzte ihn schwer.
Langenau, 2. Nov. Die von der Hagelversicherung in diesem Jahre ausgezahlten Entschädigungen für die versichert gewesenen Feldfrüchten auf der Markung Langenau betragen mehr als 180 000 Mark. Insgesamt dürfte sich der entstandene Schaden auf etwa 400000 Mk. stellen.
Untertürkheim, 4. Nov. Der gestrige Verkauf der hofkammerlichen Weine brachte folgende Erlöse: Weiß Gewächs gemischt pro Hektol. 100 Rot Gewächs gemischt pro Hektol. 107 »46, Trollmger pro Hektol. 139—150 -4t, Riesling pro Hektol. 140 «6, Dautenklinge (rot) pro Hektol. 161 »4«
Stuttgart, 2. Nov. Mostobstmarkt auf dem Wilhelmsplatz. Zufuhr 150 Ztr., Preis 6,00- 6,80 »4L per Ztr.
Tübingen, I.Nov. Gestern standen auf dem Bahnhof 4 Wagen Schweizer Aepfel; der Zentner kostete 6 »4L Nachfrage nach Obst ist noch immer vorhanden.
klus SlaSt» Bezirk uns Umgebung.
Z. Waldrennach, 1. Novbr. Endlich ist es wahr geworden: Waldrennach hat ein neues Schulhaus bekommen, wie man es sich nicht schöner wünschen könnte. Auf luftiger Höhe, zwischen grünen Wiesen, mit reizendem Ausblick auf dunkle Wälder und ferne Bergrücken, so steht es da. Einfach, aber nett und hübsch sein Aeußeres, einfach, aber zweckmäßig und gesund seine Einrichtung. Gestern, am 31. Oktober haben wir es eingeweiht. Es war ein Festtag für Alt und Jung, ein Festtag vor allem für Lehrer und Schüler. Da standen sie vor ihrem alten Schulhaus und sangen aus vollem, fröhlichen Herzen; nun durften sie ja vom dunkeln,
„Sie wissen also nicht," begann er, „wer die Anweisung gab, daß die Türen geölt werden sollten?"
„Nein," entgegnete die alte Frau.
„Und dennoch sind die Türangeln und das Schloß wenige Tage vor der Tat geölt worden."
„Frau Kruse, sind Sie öfter außerhalb des Hauses gewesen?" fragte der Detektiv weiter.
„Nun am Mittwoch bin ich immer in der Stadt bei guten Bekannten."
„War das auch vor dem Tode Ihres Herrn?"
„Jawohl."
„Und Herr Klinger war immer zu Hause?"
„Wenn nun am Mittwoch vor der Tat irgend jemand die Tür geölt hätte, würde ihr Herr Ihnen davon erzählt haben?"
„Herr Klinger pflegte mit mir sehr wenig von häuslichen Angelegenheiten zu sprechen."
„Er selber würde auch niemand bestellt haben, um die Tür zu ölen?"
„Das halte ich nicht für möglich, da ich das ja immer besorgt habe."
Breitfeld blieb noch eine zeitlang mit Hermann zusammen. Er gab unumwunden seiner Ueberzeug- ung Ausdruck, daß, wenn Baumgart an dem Morde unschuldig war, als Täter nur diejenigen in Betracht kamen, die eine Zeit vorher den Einbruch verübt hatten.
„Als der Detektiv ging, begriff er nicht, warum Hermanns Augen in so eigenartigem Glanze leuchteten. als er sagte: „Sie haben mich durch Ihre Eröffnungen unendlich glücklich gemacht."
Wie konnte der junge Mann glücklich darüber
niederen, dumpfen Raum hinüberziehen in Helle, lichte Lehrsäle. Die Freude hierüber hat auch zugleich für seine Schützlinge Hr. Hauptlehrer Es sich ausgesprochen, als er Abschied nahm vom alten Haus; eine Reformation im Kleinen — es war der 31. Oktober — hat er diese segensreiche Neuerung genannt. Drüben unt'rem schön gezierten Eingang übergab Hr. Stadtbaumeister Stribel die Schlüssel mit herzlichem Glückwunsch für künftige Zeiten. Hr. Schultheiß Scheck dankte ihm und allen denen, deren Geist und Fleiß das neue Werk geschaffen. Dann gings hinauf zur neuen Stätte, in der edler Geist des Ernstes sich in die jungen Seelen senken soll. Blumen und Kränze schmückten das Haus. Man besichtigte die hohen, geräumigen Zimmer, fand alles schön und gut und lobte die geschickte Meisterhand. Droben im oberen Lehrsaal hielt Hr. Dekan Uhl die Weiherede und erbat Gottes Segen auf Haus, Lehrer und Kinder. Dann überbrachte Hr. Bezirksschulaufseher Pfarrer Schneider die Glückwünsche des Kgl. Oberschulrats; in seiner Festrede führte er u. a. aus: Wissen ist Macht, so laute der Spruch drunten über dem Eingang, doch müsse jedes Wissen in religiösem Grund und Boden wurzeln. Die Gemeinde habe eine große Aufgabe ausgeführt und es sich sehr viel kosten lassen; das jedoch, waS die Kinder in diesen Räumen lernen, seien auch Werte, die allerdings nicht mit Geld bezahlt werden können, die aber trotzdem viel höher zu schätzen seien. Hr. Oberamimann Hornung beglückwünschte die Gemeinde zu dem schönen Schulhaus und hob besonders das große Opfer hervor, welches das kleine Waldrennach gebracht hat. Dann kam der zweite Teil der Feier: das Festessen im Gasthaus zum „Ochsen". Man saß gemütlich beisammen und freute sich des Fortschritts, des heißumstrittenen neue« Schulhauses. Kernige Ansprachen würzten das treffliche Mahl. Den Reigen eröffnete Hr. Oberamtmann Hornung, welcher der Fürsorge unseres geliebte» Königs für die Verbesserung des Schulwesens in lobender Weise gedachte. Sein freudig aufgenommenes Hoch galt dem Landesvater. Hr. Dekan Uhl pries den Erbauer, Hrn. Stadtbaumeister Stribel, welcher sich in der kurzen Zeit seines neuen Wirkungskreises besonders durch die schöne Ausführung des Neuenbürger Friedhofs die volle Anerkennung von Stadt und Land erworben hat. Hr. Stadt- schultheiß Stirn sprach in humorvoller Weise, wie Neuenbürg und Waldrennach schon seit alten Zeiten Freud' und Leid miteinander geteilt haben. Wenn auch in früheren Jahren dieses Zusammenwirken manchmal etwas getrübt wurde, stets verschwanden die Wetterwolken nach kurzer Zeit, und heute halten beide Gemeinden in schwesterlicher Eintracht treu zusammen. Hr. Hauptlehrer Essich trug in launigen Reimen die Entstehung des Schulhauses vor. Hr. Oberlehrer Vollmer überbrachte die Grüße der Neuenbürger Lehrerschaft und wünschte, daß die Erweiterung des Neuenbürger Schulhauses auch in so schöner und praktischer Weise wie hier in Waldrennach ausgeführt werde. Zum Schluffe sprach Hr. Schultheiß Scheck allen, welche bei dem Bau tätig waren, nochmals seinen herzlichsten Dank aus.
sein, daß ein Polizeibeamter an der Schuld des Mannes zweifelte, der dringend verdächtig war, seinen Vater ermordet zu haben? Aber Breitfeld hatte nicht Zeit, solchen Gedanken nachzuhängen. Mit großem Eifer machte er sich an die Verfolgung einer neuen Spur. —
Das Haus Klingers lag am Ende der Allee und rund umher sah man nur Baustellen; dennoch versuchte Breitfeld sein Heil. In jeder der umliegenden Villen tat er dieselbe Frage: ob man einige Tage vor dem Morde beobachtet hätte, daß jemand die Türangeln oder das Schloß im Klingerschen Hause geölt habe. Aber die Nacht brach herein, ohne daß er sein Ziel erreicht hätte. Mißmutig ging er endlich heim.
* -K
Am dritten Abend konnte der Detektiv endlich einen Erfolg verzeichnen. Ein Dienstmädchen von dem andern Ende der Allee, die abends am Klingerschen Hause vorübergegangen war, hatte einen jungen Mann beobachtet, der sich an der Tür der Villa zu schaffen machte.
Damit schien ein Schritt vorwärts gemacht zu sein. Wenn sich die Haushälterin nicht irrte, so hatte Herr Klinger sicher mit dieser Arbeit niemand beauftragt. Ein Fremder also hatte die Tür geölt, damit sie sich geräuschlos in den Angeln drehte. Von nun an befand sich Breitfeld in fieberhafter Erregung. Sein Entschluß war gefaßt.
Am andern Morgen ging er zu dem Richter, der den Fall Klinger bearbeitet hatte.