Krankenhauses, in denen sich die Krüppel befanden. Alle sahen den Feuertod vor Augen, zumal die Wärter den Kopf verloren hatten und sinnlos hin und her rannten. Viele Kranke, die sich mit aller Mühe aus dem Bett schleppen konnten, stürzten sich kopfüber aus dem Fenster. Die anderen, die ans Bett gefesselt waren, erfüllten die Schreckensnacht mit ihren Hilferufen. Endlich nahte im Augenblick der höchsten Not die Feuerwehr, die von sämtlichen Bürgern der Stadt unterstützt wurde. Mit wahrem Todesmut drangen alle in das brennende Gebäude, in dem sich u. a. ungefähr 100 kranke Kinder befanden. Mehrere Male mußten die Retter zurückweichen, da sie eine Rauchvergiftung befürchten mußten. Die Treppenhäuser waren von dichtem Qualm erfüllt. Endlich faßte der Leiter der Feuerwehr Mut und drang mit einem Rauchhelm bewaffnet an der Spitze seiner Mannschaft vor. Das Rettungswerk glückte. In weniger als einer Viertelstunde waren sämtliche Kranken in Rettungssäcken aus dem brennenden Gebäude entfernt und in Sicherheit gebracht. Nur einige, die selbst aus dem Fenster gesprungen waren, hatten sich sehr schwere Verletzungen zugezogen.
Württemberg.
Stuttgart, 20. Oktbr. Der König ist heute von Schloß Friedrichshafen hier eingetroffen.
Stuttgart, 20. Oktbr. Nach einer amtlichen Bekanntmachung im „Staatsanzeiger" können Postpakete und Postfrachtstücke nach dem Bereich der französischen Nordbahn wieder zur Beförderung angenommen werden.
Stuttgart, 18. Okt. Bekanntlich hat das mit der Reichspostverwaltung abgeschlossene Freimarkenübereinkommen unseres Postetats im Laufe der Jahre sehr günstig beeinflußt. Hierin wird sicherem Vernehmen nach infolge der Revision dieses Ueber- einkommens, wozu die ungünstige Finanzlage des Reichs die Veranlassung bot. eine wenig erfreuliche Aenderung eintreten, so daß der Postüberschuß im Etat für 1911 gegenüber 1910 um mehr als eine Million Mark niederer angenommen wird.
Stuttgart, 18. Oktober. Zur Frage der Frankierung der Postsendungen in Deutschland. Ein eigentümliches Streiflicht auf die Post- verhältnisse in dem kulturell so hochstehenden Deutschland wirft die soeben erlassene Bekanntmachung des Reichspostamts, wonach die in einem der zum südafrikanischen Bunde gehörigen Staaten (Kapkolonie, Transvaal, Oranjefluß-Kolonie und Natal) ausgegebenen Freimarken auch in jedem anderen der vier Bundesstaaten zur gültigen Frankierung von Postsendungen benützt werden dürfen. Es können also Briefe aus Transvaal mit Freimarken der Kapkolonie gültig frankiert werden. Anders bei uns: Hier werden Sendungen, die im Reichspostgebiet oder jn Württemberg mit bayerischen Freimarken oder in Bayern mit Freimarken des deutschen Reiches frankiert werden, als unfrankierte Sendungen behandelt, demnach als ungültig betrachtet.
Stuttgart, 19. Okt. Die aus dem hiesigen Untersuchungsgefängnis vor 14 Tagen ausgebrochenen
Auf der Bahn des Verbrechens.
Detektivroman von Max Arendt.Denart.
4) -- (Nachdruck verboten.)
Kommt es öfter vor, daß Herr Baumgart abends ausgeht?"
„In letzter Zeit — allerdings."
Wieder fiel es dem Detektiv auf, daß die Tochter des Beamten mit der Antwort merklich zögerte.
„Und wissen Sie, wo Ihr Herr Vater die Abende zubringt?"
Verwirrt sah das junge Mädchen den Frager an.
Breitfeld wartete eine Weile, dann sagte er mit scharfer Stimme:
„Mein Fräulein, ich muß Sie bitten, mir nach bestem Wissen und Gewissen Auskunft zu geben."
Jetzt überzog eine fahle Blässe ihr Gesicht. Klara Baumgart schien mit sich selber zu ringen. Endlich sagte sie mit fast erloschener Stimme:
„Ich bin nicht gewiß, aber ich glaube, mein Vater spielte."
„War er nicht in den letzten Tagen anders?"
„Ja, mir schien, als ob ihn eine schwere Sorge drückte. Aber Sie ängstigen mich, was wollen Sie von meinem Vater? Ist ihm ein Leid zugestoßen?"
„Durchaus nicht, er befindet sich vollkommen wohl. Es handelt sich um eine rein private Sache. Wann kam Ihr Vater gestern nach Hause?"
„Es mochte gegen 11 Uhr sein!"
„Wachten Sie noch?"
„Nein, ich war bereits in meinem Zimmer."
3 Gefangenen sind nunmehr verhaftet worden. Der angebliche Siegfried Engel wurde in Oesterreich festgenommen, der Kellner Zerbach und der Kaufmann Weiß in Gera.
Stuttgart, 19. Okt. Große Plakate an sämtlichen Plakatsäulen Stuttgarts weisen auf die große Kartellschau für Hunde sämtlicher Rassen hin, die die Bezirksgruppe Stuttgart des deutschen Pudelklubs am Sonntag den 23. Oktober in der Gewerbehalle veranstaltet. Es kommen 6 große Preise im Wert von zusammen 260 Mk. und 150 Ehren- und Spezialpreise im Gesamtwert von 1000 Mk. an die Aussteller zur Vergebung. Hundebesitzer und Züchter erhalten Progamme bei F. Bazille, Stuttgart, Reinsburgstraße 152, III.
Heilbronn, 19. Okt. Von Seiten der Stadtverwaltung wurde hier eine besondere Veteranenehrung veranstaltet. Nach einer Feier vor dem Kriegerdenkmal, wobei Dekan Dr. Dopffel die Gedächtnisrede hielt und Oberbürgermeister Dr. Göbel einen Kranz für die Stadt niederlegte, fand ein kurzer Gedenkakt vor dem Kaiser Wilhelm-Denkmal statt, das Rechtsanwalt Köstlin mit einem Kranz schmückte unter einer Ansprache auf das deutsche Vaterland. Sodann gab fiie Stadt den Veteranen ein Festmahl in der Harmonie, in dessen Verlauf die Ehrengabe der Stadt, für Veteranen je 10 Mk. und für die Witwen von solchen je 5 Mk. zur Verteilung gelangte.
Eßlingen, 20. Okt. Jn einem Weinberg auf der Neckarhalde wurde der vor einem Monat auf dem hiesigen Bahnhof entwendete Koffer, der Schmucksachen im Wert von 17 000 Mk. enthalten Halle, leer aufgefunden. Von dem Dieb hat man immer noch keine Spur.
Ellwangen, 20. Okt. Der frühere Schultheiß Grupp von Reichenbach OA. Gmünd hatte sich vor der hiesigen Strafkammer wegen Unterschlagung, Fälschung von Privaturkunden und Betrugs zu verantworten. Die Mitglieder des Darlehenskassenvereins sind um die Summe von 55 000 Mk. geschädigt worden. Der Angeklagte wurde unter Versagung mildernder Umstände zu einer Gesamtstrafe von 4 Jahren Zuchthaus und 5 Jahren Ehrverlust verurteilt.
Hausen, OA. Brackenheim, 18. Oktbr. Trotz aller Arbeit in den Weinbergen (es wurde häufig fünfmal gespritzt, geschwefelt und gut gedüngt) fällt der Herbst recht klein aus. Viele können ihren Ertrag in der Gölte heimtragen. Die ältesten Leute können sich an einen solch geringen Jahrgang nicht erinnern. Bis Anfang September war noch Aussicht auf einen guten Herbst, dann aber kam der Mehltau und der Sauerwurm. Letzterer hat wohl am meisten vernichtet. Die Weinberge sind für diese Jahreszeit noch schön belaubt, und da das Holz gut ausreicht, taucht auch schon wieder die Hoffnung auf fürs nächste Jahr. Heuer aber ist es nichts, selbst die sogen. Glücksherbste sind ausgeblieben.
Berkheim, 19. Oktbr. Hier vorgenommene Grabungen im Römerwäldchen haben das Ergebnis gehabt, daß Reste einer römischen Niederlassung, entweder einer Poststation oder eines Pachthofs,
„Wollen Sie mir gestatten, einen Augenblick in das Zimme^ Ihres Vaters einzutreten?"
Klara gmg voran.
Das Zimmer lag jenseits des schmalen Korridors. Das junge Mädchen zog die Vorhänge auf und — das erste, was dem Detektiv in die Augen fiel, war — eine blaue Brille, die auf dem Nachttischchen lag. Breitfeld betrachtete sie mit aufmerksamen Augen.
„Trägt Ihr Herr Vater immer eine Brille?"
„Nur zu Zeiten," entgegnete Klara unbefangen.
„Gestern hatte er sie auf, als er das Haus verließ?"
„Ich habe es nicht gesehen —"
-„Und was für einen Mantel trug Ihr Vater gestern abend?"
„Einen großen dunkelgrauen Regenmantel."
„Es war doch gestern abend aber sehr schwül, fiel es Ihnen nicht auf, daß Herr Baumgart gleichwohl einen Mantel nahm?"
„Mein Vater meinte, er werde spät nach Hause kommen — und er ist bei Nacht sehr empfindlich."
„Ich danke Ihnen," sagte der Detektiv.
Ehe Klara noch eine Frage an ihn richten konnte, war er bereits die Treppe hinabgeeilt.
Auf der Straße rief er einen Droschkenkutscher an: „Nach der Zentralbank!" befahl er. „Abereilen Sie, ein gutes Trinkgeld ist Ihnen sicher." Nach kurzer Zeit hatte der Detektiv sein Ziel erreicht.
Nachdem er dem Diener sein Anliegen und seinen Namen mitgeteilt hatte, wurde er sofort vorgelassen.
„Ich habe nur wenige Fragen an Sie zu richten.
aufgefunden wurden. Die Niederlassung hängt zweifellos mit derjenigen in Köngen zusammen.
Rottenburg. 19. Okt. Flotter Schülergesang ertönt abendlich mit Einbruch der Dunkelheit auf den Straßen. Es sind unsere „Feldjäger", die von der Mäusejagd heimkehren. Die Stadt zahlt für jede getötete Maus 1 Pfg. Die Knabenwelt macht sich diesen Umstand zu nutze, und zwar mit dem Erfolg, daß seit 1. Oktober bis jetzt mehr als 10000 Stück abgeliefert wurden. Ein Beweis, in welch unheimlicher Zahl die kleinen Nager die Felder bevölkern, und wie sehr die Saat ohne energische Gegenmaßnahmen gefährdet wäre.
Maulbronn, 19. Okt. Wie zahlreich sich die Feldmäuse vermehren beweist die Tatsache, daß auf einem hiesigen Acker ein Knecht 21 junge Mäuse in einem Nest gefunden hat.
Sindelfingen, 19. Okt. Die 89 Jahre alte Frau Rosine Widmaier ist dadurch verunglückt, daß ihre Kleider, während sie am Ofen saß, Feuer fingen und die Frau so schwere Brandwunden erlitt, daß sie diesen erlag.
Hohenstadt, OA. Geislingen, 18. Okt. (Ein Kuriosum.) Was nicht alle Jahre vorkommt, ist, daß ein Landwirt die Kartoffeln, die er hätte schon vorigen Herbst einernten sollen, erst gegenwärtig heraustut. Er wurde im letzten Herbst vom Schnee überrascht bei seiner Kartoffelernte. Daß im vergangenen Winter die im Felde draußen gebliebenen Kartoffeln nicht erfroren sind und Heuer reichlich sich mehren konnten, ist ein Beweis, daß die rauhe Alb nicht immer ihren „rauen" Namen verdient.
Geradstetten, OA. Schorndorf, 18. Oktober. Was doch im Leben nicht alles passieren kann, zeigt folgender Vorfall: Dieser Tage stellte der Mühlebauer von Winterbach sein Fuhrwerk vor eine hiesige Wirtschaft, in deren nächster Nähe die zu etwa ff» mit Weinmost gefüllte Herbstgelte des Weingärtners S. stand. Wie Pferde es gerne in der Gewohnheit haben, sich an Gegenständen zu schaffen zu machen, nagt eines deren an dem etwas hervorstehenden Zapfen des Gefässes und zog und siehe, der „edle Süße" floß die Dorfkandel hinunter.
Der braune Bär auf der Ostalb. Im „Engen Loch", einer 20 Meter langen Spaltenhöhle hoch oben am Felsenkranz des Scheuelbergs bei Heubach, unweit der Jakobsgrotte, entdeckten Gmünder Schüler eine Anzahl Knochen, welche die Anwesenheit des braunen Bären auf der Ostalb noch in historischer Zeit beweisen. Bär und Fuchs hatten in den Unterschlupf ein Wildschwein, ferner Rind, Schaf und Ziege als Fraß hineingeschleppt. Die Untersuchung ergab keine diluvialen Tierrefte; die Flurnamen, wie Bärenhalde, Bärental usw., erhalten durch den genannten Fund eine materielle Unterlage.
(La«dcKprod<tkte«bSrse Stuttgart). Bericht vom 17. Oktober. DaS Getreidegeschäft hat sich in abgelauiener Woche wieder ruhiger gestaltet, da die großen Weltverschiffungen, ferner das Anwachsen der amerikanischen Weizen- Vorräte und die guten Ernteaussichten Argentiniens verstimmend auf die Marktlage einwirkten. Rußland und Rumänien haben ihre Preise nur wenig ermäßigt und da die Rheinfrachten infolge des niederen Wasferstandes beträchtlich gestiegen sind, werden diese Preisrückgänge dadurch nahezu kompensiert. —
sagte Breitfeld höflich. „Es handelt sich um Ihren Kunden, Herrn Klinger."
„Ich habe es soeben durch Säulenanschlag erfahren," nickte der Bankdirektor."
„Es handelt sich ohne Zweifel um einen ganz raffiniert ausgeklügelten Raubmord. Es ist darum von Wichtigkeit, daß die Untersuchungsbehörde weiß —"
„Die Untersuchungsbehörde sind Sie," unterbrach ihn mit feinem Lächeln der Direktor.
Breitfeld wehrte bescheiden ab.
„Ich bin nur ein Organ dieser Behörde. Es handelt sich also darum, zu wissen, wann Klinger zuletzt von der Bank Geld in Empfang nahm?"
„Das können Sie sofort erfahren. Lassen Sie uns hinunter in den Kassenraum gehen."
Jn fieberhafter Aufregung folgte Breitfeld. Als die beiden Herren in den weiten Kassenraum traten, winkte der Direktor einem der Kassierer.
„Wann hat Klinger zuletzt eine Abhebung gemacht?"
Gestern nachmittag.
Breitfelds Augen leuchteten.
„Darf ich Sie noch um eine Auskunft bitten?"
Der Kassierer verneigte sich zustimmend.
„Um welche Summe handelte es sich?"
„Es wurden 18000 Mark von Herrn Klinger erhoben, wenn ich nicht irre, kurz vor Schluß der Bank, also etwa gegen ff*5 Uhr."
„Ich danke Ihnen, meine Herren."
(Fortsetzung folgt.)