Unterkommen gefunden hat, auf das nachdrücklichste vor der Auswanderung nach Amerika gewarnt werden. Aber auch die Angehörigen dieser Mädchen sollten alles tun, um sie vor einem solchen Schritt, der gleichbedeutend ist mit Not und Elend, abzu­halten. Bedauerlich ist, daß die Mädchen in den meisten Fällen zu einer Auswanderung in ameri­kanische Klöster von Leuten verleitet werden, die den TitelSeelenhirten" führen.

Betrugsversuch gegen eine Zeitungs- redaktion. Die Eitelkeit, sich als Dichter gedruckt zu sehen, hat einen Privatbeamten in eine recht unangenehme Lage gebracht. Er fand in einem Blatte ein Gedicht, schrieb es ab, änderte es in einigen unwesentlichen Punkten und sandte es an die Redaktion eines Tageblattes. Der Redakteur erinnerte sich aber, es schon gedruckt gelesen zu haben und verzichtete auf den Abdruck. Das Landgericht Magdeburg hat den Einsender wegen versuchten Betruges im Rückfalle zu sechs Wochen Gefängnis verurteilt, weil er auch noch Honorar erschwindeln wollte. Die Revision des Angeklagten wurde vom Reichsgerichte als unbegründet verworfen.

New-Aork, 2. Okt. Bei dem Vanderbilt- Rennen wurden im ganzen 4 Personen getötet und 40 verletzt. Der Automobilist Stone wurde so schwer verletzt, daß an seinem Auskommen gezweifelt wird. Ein Automobilhändler ist während des Rennens getötet worden. Jnfölge des unglücklichen Verlaufes des Rennens um den Vanderbilt-Pokal glaubt man, daß das heutige Rennen das letzte sein wird. Es ist der Rennleitung nahegelegt worden, das für den 15. Oktober geplante Rennen um den großen Preis aufzugeben. Demgegenüber wird von der Rennleitung erklärt, daß das Rennen programm­mäßig statlfinden wird.

Der größte Bahnhof der Wett.

Die einzig in Europa dastehende Bedeutung Leipzigs als internationale Messtadt, ferner die Lage Leipzigs im Herzen Deutschlands und Europas und das riesige Wachstum Leipzigs als Handels- und Industriestadt haben dazu geführt, daß Leipzig den größten Bahnhof der Welt erhalten wird. Die Ur­sache dafür, daß Leipzig den größten Bahnhof aus der ganzen Welt erhalten muß, geht auf dem Ge­biete des Verkehrs schon daraus hervor, daß Leipzig die Anfangs- und Endstation von sechs durchaus verschiedenen, aber sehr großen und weitverzweigten Bahnlinien ist, und daß der Eisenbahnverkehr in Leipzig zuletzt auf sieben zum Teil in sehr großen Entfernungen von einander liegenden Bahnhöfen bewältigt werden mußte. Man kann sich daher leicht vorstellen, was für eine Riesenaufgabe gelöst werden mußte, um von diesen Bahnhöfen, von denen fünf schon einen ganz großen Verkehr hatten, einen ein­zigen gewaltigen Zentralbahnhof zu bauen. Es ist nämlich in Leipzig möglich gewesen, von drei der größten Bahnhöfe den Grund und Boden durch Zu­kauf einer Anzahl Häuser und Straßen für den neuen Zentralbahnhof zu gewinnen. Dadurch hat die Stadt Leipzig auch den großen Vorteil, daß der Zentralbahnhof als riesige Kopfstation angelegt, sich noch in der Stadt befinden wird. Im Jahre 1913 gedenkt man mit dem Bau des Leipziger Zentral- bahnhoses fertig werden zu können. Der Bahnsteig des Leipziger Zentralbahnhofes wird 270 Meter lang werden und sechs riesige brückenähnliche Bogen werden ihn umspannen. Vor diesen sechs Bogen wird sich das Hauptgebäude des Riesenbahnhofs erheben. Die nördlich an das Bahnhofsgebäude anschließenden Hallen für die ankommenden und ab­gehenden Eisenbahnzüge werden in Eisen und starkem Glas ausgeführt. Sechsundzwanzig nebeneinander­liegende Geleise sollen dann den Riesenverkehr bewältigen. Es ist auch interessant, daß der Leip­ziger Zentralbahnhof zur Hälfte sächsische und zur Hälfte preußische Staatseisenbahn sein und deshalb auch dreizehn sächsische und dreizehn preußische Doppel­geleise besitzen wird. Die Riesenfassade des Zentral­bahnhofes selbst wird eine Länge von 300 Metern haben. Die Tiefe entlang der Bahnsteige wird aber sogar 320 Meter betragen. Der Personenbahnhof des neuen Leipziger Zentralbahnhofes wird ein Areal von nahezu hunderttausend Quadratmetern einnehmen, man wird sich daher wohl nur erst durch einen Be­such dieses Riesenbahnhofes eine richtige Vorstellung von dessen gewaltiger Größe machen können. Der riesige Postverkehr in Leipzig hat auch dazu geführt, daß der neue Leipziger Zentralbahnhof einen beson­deren Postbahnhof bekommen wird. Auf diesem Postbahnhofe können auf 32 Geleisen mit je 56 Meter Ladelänge gleichzeitig 132 Bahnpostwagen vollgepackt und abgefertigt werden. Von gleicher Großartigkeit sind auch die Anlagen für den Per­

sonenverkehr und für den Güterverkehr und wird dieselbe noch durch die neuesten technischen Apparate für das Rangierwesen ganz bedeutend unterstützt. Die Kosten dieses Riesenbahnhofes dürften sich auf mindestens 130 Millionen Mark belaufen, von denen die Stadt Leipzig 17 Millionen trägt und die Reichs­post auch einige Millionen Mark zuschießt, den Rest der Kosten haben die sächsischen und preußischen Staatsbahnverwaltungen übernommen.

Württemberg.

Stuttgart. 30. Sept. Im Hinblick auf den in der letzten Zeit in der Presse gemachten Vor­schlag, auch in Württemberg den Beginn der Fern­sprechzeit im Monat Oktober statt wie bisher auf

7 Uhr, auf 8 Uhr festzusetzen, hat der Verband württ. Industrieller eine Eingabe an die General­direktion der Posten und Telegraphen gerichtet, mit dem Ersuchen, den bisherigen 7 Uhr-Beginn der Fernsprechzeit im Monat Oktober beizubehalten, da eine Aenderung in dem in der Presse angeregten Sinn für das industrielle und gewerbliche Leben unseres Landes durchaus nachteilig wirken würde.

Stuttgart, 1. Okt. Zu der von verschiedenen Zeitungen gebrachten Mitteilung, daß neuerdings infolge der zunehmenden Verbreitung der Maul- und Klauenseuche in der Schweiz die Einfuhr und Durch­fuhr von Rindern und Ziegen aus einer Reihe schweizerischer Kantone nach und durch Württemberg verboten worden sei, erklärt der Staatsanzeiger, daß das Gegenteil richtig ist. Durch eine Verfügung des württ. Ministeriums des Innern vom 21. September ist die Einfuhr und Durchfuhr von Rindern und Ziegen, die seit 26. Januar d. I. aus der ganzen Schweiz verboten war, aus den Kantonen Aargau, Basel-Stadt, Basel-Land, Bern, Freiburg, Neuen­burg, Schaffhausen, Solothurn und Waadt nach und durch Württemberg unter gewissen Bedingungen wieder gestattet worden, während sie aus den Kan­tonen Appenzell, Genf, Glarus, Graubünden, Luzern, Schwyz, St. Gallen, Tessin, Thurgau, Unterwalden, Uri, Wallis, Zürich und Zug mit Rücksicht auf den Stand der Maul- und Klauenseuche in der Schweiz bis auf weiteres verboten bleibt.

Die Deputation zur Einweihung des Württemberger D enkmals bei Champigny wird am 8. Oktober unter Führung des Präsi­denten des Württ. Kriegerbundes, Generalleutnant z. D. v. Greifs, nach Paris abfahren. In der 30 Mann starken Deputation werden das Präsidium, die Einzelmitglieder und Vereine vertreten sein.

8 Teilnehmer sind Inhaber des Eisernen Kreuzes. Auch das Ehrenmitglied des Bundes, General der Inf. z. D. v. Pfaff, und der Schöpfer des Denk­mals, Bildhauer Pros. Fremd, werden sich an der Einweihungsfeier beteiligen. Diese findet am 11. Oktober, vormittags, statt.

Stuttgart, 1. Oklbr. Eine hier abgehaltene öffentliche Versammlung der Gastwirtsgehilfen und -Gehilfinnen beschäftigte sich mit dem neuen Stellen- Vermittlungsgesetz. Es wurde eine Resolution an­genommen, in der anerkannt wurde, daß in dem Gesetz ein bedeutender Fortschritt zu konstatieren ist, jedoch bedauert wurde, daß nicht die Schaffung paritätischer Arbeitsnachweise von Staats- und Ge­meindewegen durch das Gesetz bestimmt werde.

Stuttgart, 1. Okt. Die Briefumschlag- und Papierausstattungsfabrik Eugen Lemppenau, die erste deutsche Kouvertfabrik, begeht heute die Feier ihres 50jährigen Bestehens. Aus diesem Anlaß hat die Firma eine interessante Festschrift heraus­gegeben.

Heilbronn a. N., 1. Okt. Ueber das im Juli hier abgehaltene Liedersest des Schwäbischen Sänger­bundes liegt die endgültige Abrechnung noch nicht vor, doch steht fest, daß ein Defizit nicht zu ver­zeichnen sein wird.

Vom Oberamt Brackenheim, Einges. v. 1. Okt. (Schreiberschultheißen.) Der Gemeinderat Ochsen­burg schreibt im Staatsanzeiger infolge Rücktritts des seitherigen Inhabers die Stelle des Ortsvor­stehers aus für einen tüchtigen Fachmann, Gehalt 1500 ^!, wozu noch etwa 150 Nebengebühren kommen. Die Gemeinde zählt 638 Einwohner, ist vorwiegend landwirtschaftlich, nur einige badische Steinhauerbetriebe sind auf der Markung. Die Ver­hältnisse liegen einfach. Ein tüchtiger, schreibge­wandter Bauer oder Handwerker könnte die Rathaus­arbeiten besorgen. Allein es muß nach dem Willen der Ochsenburger ein Fachmann sein, dem man einen Gehalt aussetzt, der zu wenig ist zum Leben und zuviel zum Sterben. Die Folgen solcher Bezahlung hat man gesehen. Die Gemeinde allerdings kann nicht mehr leisten, allein dann braucht sie auch keinen Fachmann. Es ist überhaupt im Oberamtsbezirk

Brackenheim das leidige Streben in den kleinsten Gemeinden nach einem Fachmann. So haben Haberschlacht mit 482 und Frauenzimmern mit 470 Einwohnern Fachschultheißen, die Gehaltsverhältniffe sind und können nicht besser sein als in Ochsenburg. Stockheim ist.von dieser Großmannssucht gründlich kuriert und hat einen Bäcker gewählt.

Tuttlingen, 1. Okt. Die Trockenlegung des ganzen Donaubettes unterhalb des Brühls ist noch nicht eingetreten, doch ist der Flußlauf bereits an mehreren Stellen durch Kiesbänke unterbrochen, so daß man hier von der Schwarzwalddonau bereits keinen Tropfen mehr erhält. Die gänzliche Versink­ung der Donau hat sich also bereits vollzogen. An den trocken gelegten Stellen findet man auch schon vollendete Fische und Kadaver von Waffertieren aller Art. Zum Glück besorgen die Krähen, die in großen Scharen am Brühl sich aufhalten, die Ent­fernung der Tierleichen. 'Der Gränzbote macht da­rauf aufmerksam, daß sich jetzt, wo auf dem rechten Ufer an zahlreichen Stellen die gesamten Wasser­mengen plötzlich verschwinden, die beste Gelegenheit bietet, die Versinkungsstellen zu besichtigen. Man vernimmt aus der Tiefe ein Donnern und Tosen stürzender Wassermassen, das so mächtig ist, daß man glaubt, ein Bahnzug komme eben aus dem in unmittelbarer Nähe befindlichen Möhringer Tunnel.

Gerabronn, 2. Okt. Infolge eines Augen­leidens hat der Schultheiß von Beimbach, Pfeifer, sein Amt niedergelegt. Die Gemeindekollegien haben seinen Sohn Leonhard als Amtsverweser bestimmt.

Marbach. 2. Okt. (Unfall.) Ein mit der Sense vom Felde heimkehrender Bauer traf, als er in der Nähe spielender Kinder eine Wendung machte, eines dieser Kinder, ein 9jähriges Mädchen, so unglücklich mit der Sense, daß dem Mädchen die Stirne über dem rechten Auge ausgeschnitten wurde. Der Schnitt war so tief, daß der Knochen bloßlag. Die Wunde mußte vom Arzt genäht werden.

Aus dem Horber Oberamt, 2. Oktober. (Guten Appetit!) DasSchwarzw. Volksblatt" weiß folgende niedliche Geschichte zu berichten. In einem Dorfe, nicht L., sondern S., half man sich über die teuren Fleischpreise folgendermaßen hinweg: Mußte da gestern eine schöne Kuh verlacht werden. Trauernd umstanden die fleischgierigen Dorfbewohner die geschlachtete Kuh und hörten mit Schrecken des Fleischbeschauers:Ins Loch!" Doch die guten Leute wußten sich bei diesen teuren Zeiten zu helfen. Als die Polizei, der die Kuh zur Verkochung über­geben war, sich vorher noch durch einige Schoppen stärkte und dann nachher ans Werk gehen wollte, war die Kuh verschwunden, wahrscheinlich unter die Dorfbewohner aufgeteilt. Das Fleisch soll besser gemundet haben, als dieKippermaß". Alles Suchen der Polizei hatte keinen Erfolg, die Kuh blieb verschwunden.

Kus StaSt» Bezirk unS Umgebung.

üü Neuenbürg. (Sitzung der bürgerlichen Kollegien am 30. Sept.) Auf der Tagesordnung stand die Frage der Erstellung einer Eisbahn. Als seiner Zeit das Projekt auftauchte, ging man davon aus, daß die Ausführung desselben einen Aufwand von ca. 1000 Mk. erfordern werde; in­zwischen hat aber Stadtbaumeister Stribel einen detaillierten Kostenvoranschlag gefertigt, wonach ein Aufwand von mindestens 2000 Mk. erwachsen wird. Die Kollegien sprachen sich nun einhellig dahin aus, daß sie bereit seien, falls die Herstellung sofort gewünscht würde, die eine Hälfte des Aufwands auf die Stadtkasse zu übernehmen, daß aber die andere Hälfte von privater Seite aufgebracht werden müßte. Der zweite Punkt der Tagesordnung betraf die Er­richtung eines Gewerbegerichts in hiesiger Stadt. Es wurde ein dahin gehender Beschluß nach kurzer Beratung gefaßt. Vorausgesetzt ist, daß die gewerbe­reicheren Gemeinden des Bezirks (wie Höfen, Calm­bach, Wildbad, Dennach, Schwann, Conweiler, Birkenfeld, Feldrennach, Herrenalb, Gräfenhausen) sich anschließen.

Neuenbürg, 30. Septbr. (Eingesandt.) In den letzten Tagen war wieder von einem Unfall zu lesen, durch welchen ein Fuhrwerk auf der Staats­straße NeuenbürgBirkenfeld beschädigt und der Fuhrmann schwer verletzt wurde. Der Grund des Zusammenstoßes soll darin zu suchen sein, daß das Automobil auf die unrichtige Seite ausgewichen ist. Auch der Fuhrmann scheint nicht ganz richtig ge­fahren zu sein, da er die Mitte der Fahrbahn, statt die rechte Seite derselben eingehalten haben soll. Nach einer bezirkspolizeilichen Vorschrift sollen sämt­liche Fuhrwerke (auch Automobile) die rechte Seite der Fahrbahn einhalten. Es ist auffallend, wie