Vermischtes.
Aus kleinen Anfängen. Wie bescheiden die Anfänge des größten industriellen Unternehmens in Baden, der Firma Heinrich Lanz in Mannheim gewesen sind, geht aus einem charakteristischen Beleg hervor, den Dr. Karl Lanz vor einiger Zeit in einer nicht öffentlich bekannt gewordenen Rede anführte, die nun in einem Erinnerungsbuch aus Anlaß des 50jährigen Jubiläums der Firma mitgeteilt wird. In einem alten Notizbuch fanden sich folgende vom Gründer der Fabrik eigenhändig geschriebenen Aufzeichnungen: Mein Reinvermögen bestand am 1.
Januar 1861 aus ' fl. 13—3 Kr.
Zunahme in 1861 fl. 40—54 Kr.
Reinvermögen am 1. Jan. 1862 fl. 53—57 Kr.
Im Jahr 1862 verdient fl. 1653—36 Kr. So klein fing der Mann an, dessen Schöpfung heute 4000 Arbeitern Verdienst gibt und dessen Witwe und Kinder innerhalb zweier Jahre 4 Millionen Mark für humanitäre und wissenschaftliche Zwecke spendeten.
Darf der Verteidiger vor Gericht weinen? Warum sollte er nicht? Gesetzliche Bestimmungen verbieten es unseres Wissens nicht. Das heißt, es ist von den Vereinigten Staaten die Rede, wo man jüngst diese Frage aufgeworfen hat. Seit einiger Zeit sind dort nämlich die Verteidiger auf den Trick verfallen, durch Weinen auch den hartherzigsten Gerichtshof zu rühren und so einen Freispruch zu erwirken. Nach dem Eclair hat nun die Frage, ob dem Verteidiger von Gericht das Weinen erlaubt sei, oder ob dies ein ungesetzlicher Kunstgriff, ein unerlaubter Kniff zur Beeinflussung der Geschworenen sei, jüngst durch eine Kommission folgende Beantwortung erfahren: Tränen vor Gericht sind ein Hilfsmittel der Verteidigung, das erlaubt ist, wie jedes andere. Die Richter haben durchaus kein Recht zu prüfen, ob die Tränen echt sind.
Was Josef Kainz an Honorar bezog. Von unterrichteter Seite gehen dem „Leipz. Tagebl." Mitteilungen über das Einkommen zu, das Josef Kainz gehabt hat. In Leipzig, wo er 1876 zuerst fest engagiert wurde, betrug seine Gage 120 Mk. monatlich. Bei den Meiningern bekam er 300 Mk. pro Monat. Als er im Jahr 1880 an die Münchener Hofbühne kam, verfügte er schon über ein Einkommen von 20 000 Mk. jährlich. König Ludwig II. erhöhte dann sein Gehalt. In den letzten Jahren erreichten seine Einkünfte die größte Höhe. Die Honorare, die er für Gastspiele erhielt, schwankten nach der Größe der Theater, in denen er auftrat, zwischen 1000 und 4000 Mk. pro Abend. Nach oberflächlicher Schätzung nimmt man in seinem Freundeskreis an, daß der große Schauspieler in den letzten Jahren durchschnittlich 200 000 Mk. im Jahr verdient habe. In dem letzten Jahr ist er durch seine Krankheit an der vollen Ausübung seines Berufs behindert gewesen. Dafür waren aber die Einnahmen in den Jahren von 1905 bis 1910 so hoch, daß sie die Summe von 200 000 Mk. noch überschritten.
Eines Tages brach das Unwetter los.
„Wo kommst du her?"
„Aus dem Nachbarhause."
„Na, das dachte ich mir. Ich sah dich mit diesem Frauenzimmer im Garten gehen."
„Nun, warum fragst du dann?"
„Was hast du dort zu tun?"
„Mein Beruf führt mich dahin. Die Dame ist krank, und ich behandle sie."
Da die Frau Professor wußte, daß ihr Mann in bezug auf seinen Beruf unzugänglich war, schwieg sie, aber sie sann auf Rache.
Der Professor setzte inzwischen seinen Verkehr mit Frau Lenonvillier und ihren alten Freunden fort. Er hatte hier seinen eigenen, und zwar den besten Stuhl, neben einem Tischchen mit Tabak und Wein. Er war oft mit Helene allein, und ihre weiche, melodische Stimme stahl sich wie eine Liebkosung in sein Ohr. Er lebte auf und wurde lächelnd und mitteilsam.
Das währte viele Monate. Professor Kuntz- müller wagte immer häufigere Besuche.
„Ist die Dame im Nebenhause noch immer krank?" fragte seine Frau dann und wann, sagte aber weiter nichts.
Neujahr kam heran, Frau Professor Kunzmüller saß vom Morgen bis zum Abend und schrieb Rechnungen. „Professor Kunzmüller hat die Ehre. Herrn oder Frau X. ein glückliches neues Jahr zu wünschen und umstehende Rechnung über Krankenbesuche im verflossenen Jahr zu präsentieren."
Markensammler werden schon jetzt darauf aufmerksam gemacht, daß in diesem Monat die seltene Gelegenheit eintrifft, daß der Poststempel 10. 10. 10, also drei Zehner, enthält, und so für Markensammler einiges Interessantes bietet.
Himmelserscheinungen imOktober. Die Sonne, die zu Anfang des Monats erst 3 Grad unter dem Himmelsäquator steht, steigt im weiteren Verlaufe noch 11 Grad tiefer, wodurch eine sehr beträchtliche Verringerung der Tagesdauer und der Erwärmung bei uns hervorgebracht wird. Während sie zu Anfang des Monats erst um 5 Uhr 58 Minuten unter den Horizont herabsinkt, geht sie am Ende schon um 4 Uhr 32 Minuten unter, also fast 1?/r Stunde früher. Je weniger sich die Sonne zeigt, desto besser ist der Mond jetzt zu sehen, der als Vollmond ja immer der Sonne gegenübersteht. Er erreicht seinen höchsten Stand über dem Himmelsäquator am 23. Oktober früh und geht an diesem Tage schon um 8 Uhr abends auf, obwohl das Vollmondsdatum schon um 5 Tage überschritten ist. Die einzelnen Phasen finden an folgenden Tagen statt: Neumond am 3. Oktober, Erstes Viertel am 11. Oktober, Vollmond am 18. Oktober und Letztes Viertel am 25. Oktober.
(Entschuldigung.) „Sie haben dem Zeugen bei der Rauferei die Nase schrecklich zugerichtet. Das ist ja eine furchtbare Roheit I" — „Herr Richter, meine Absicht war das nicht; aber bei dem können Sie hinbauen, wo Sie wollen, da treffen Sie immer die Nas'."
Aufgabe.
Ein Bauer verkauft an einen Wirt eine Anzahl Enten und Gänse und erhält dafür im ganzen 80 Mk. Die Zahl der Enten ist größer als die der Gänse. Jede Ente wird mit 3,50 Mk., jede Gans mit 5,50 Mk. bezahlt.
Wieviel Enten und wieviel Gänse hat der Bauer an den Wirt verkauft?
Auflösung der Scherzfrage in Nr. 151.
Auf der Tonleiter.
Richtig gelöst von Berta Hiller, Emma Schmid und R. Mack in Neuenbürg; Luise Kappler und Hermann Säger, Straßenwarts Sohn, in Calmbach.
Kriegschronik von 187M.
1. 2. Oktober 1870.
Meuterei der Freischützen in Tours wegen Hunger. Beobachtung von Montmedy, Beginn der Belagerung von Soissons, Gefechte bei Lessy, Gefecht bei Carrefour-Pompadour.
Versailles. Gestern haben die Franzosen einen Ausfall auf die Sevres-Schanze gemacht, aber den Spaß teuer bezahlen müssen. Von dem kleinen Bataillon kam keiner über die Seine zurück, außer er wäre ein guter Schwimmer gewesen. Trotz des I wütenden und groben Geschützfeuers aus den Vor- I
l Sie kam zu Frau Lenonvilliers Konto. Hundert- ? achtzehn Krankenbesuche hatte Frau Professor Kuntz- : müller gezählt. Und sie schrieb nun eine Rechnung j über hundertachtzrhn Krankenbesuche; gleich elfhundert- s achtzig Mark. Und der Brief wurde gleich abge- ^ schickt.-
; Der Professor trat wie gewöhnlich still und i lächelnd in den Salon seiner Freundin. Er hielt i eine entzückende Bonboniere aus Meißner Porzellan ; in der Hand.
! „Ich bringe meiner verehrten Freundin eine ! kleine Neujahrsgabe", sagte er. Aber Helene erhob ! sich stolz vor ihm, und ihre sonst so sanften Augen s schossen Blitze.
t „Ihre Neujahrsgabe", rief sie, „Ihre Neujahrs- r gäbe —"
s Und der Professor hörte in den zornigen Worten s genau dieselben scharfen, schneidenden Modulationen l der Stimme, die seine Frau an ihren schlimmsten ^ Tagen hatte. Er kniff das linke Auge mechanisch zu. r „Sie sind ein alter Lumpl" schrie Frau Lenon- ^ villier wütend. „Machen Sie, daß Sie mir aus - den Augen kommen I"
r Und der Professor entfloh, ohne ein Wort von der ganzen Geschichte zu verstehen und ohne sich j auch nur die Mühe zu geben, sie zu verstehen. Seine s Freundschaft zu .'Frau Lenonvillier glich den zarten s kostbaren .Gläsern, die von der leisesten Berührung ! springen. Und außerdem wußte er auch, daß es ? hoffnungslos ist, mit Frauen zu disputieren. Er zog sich also an feinen ehelichen Herd zurück und >
werken und Kanonenbooten wurden sie entweder alle abgefangen oder in die Seine geworfen. Täglich steigen aus Paris kleine Luftballons auf, um mit den Provinzen die Verbindung zu unterhalten. Eine Menge Minen, von denen unsere Soldaten schon eine beträchtliche Anzahl aufgefunden und unschädlich gemacht haben, sind rings um Paris angelegt. — In einer am Donnerstag abgehaltenen Sitzung der Minister widerstrebten Jules Favre und Arago gegenüber den übrigen der nutzlosen Fortsetzung des Krieges. Man solle in Anbetracht des Ernstes der Situation das französische Volk befragen, was zu tun sei.-
Rouen. Die Nachricht von der Uebergabe Straßburgs, welche von der Regierung erst gestern zugestanden wurde, hat auf das Pariser Volk einen tiefen und ernsten Eindruck gemacht. Die Regierung verhandelte 5 Stunden resultatlos über ihre zukünftige Haltung, während Jules Favre dafür stimmte, die Waffenstillstands-Verhandlungen wieder auszunehmen.
Versailles. Der 74 Jahre alte Justizminister
Aaaron Cremieux hat nun auch noch das-
Kriegsministerium übernommen.
Ferrieres. Vor Paris nichts Neues. Vor Metz hatte die Division Kummer gestern ein größeres Vorpostengefecht zu bestehen, wobei der Feind starke Verluste erlitt. Der Kampf dauerte von früh 3 Uhr bis 10 Uhr. Verluste auf deutscher Seite: 6 Offi- ziere, 109 Mann.
Straßburg. Die Greuel der Zerstörung zu entfernen, erheben sich Tausende von hilfsbereiten Händen. Der Magistrat Berlin hat einen Ausrus erlassen, der wiedergewonnenen deutschen Stadt zu helfen und hat hiezu 20 000 Taler, die Königin Augusta 1000 Taler gezeichnet. Der Aufrus ergeht an Deutschland. Die Bürger der Stadt sind aufgefordert worden, die Schäden zu liquidieren, die sie während der Belagerung erlitten haben. Es gilt das als Beweis, daß Deutschland die Stadt bereits als angehörig betrachtet und die Schäden raschestens heilen will.
Tours. Der frühere Festungskommandant von Straßburg, General Uhrich, ist heute hier eingetroffen und mit den größten Ehrenbezeugungen empfangen worden.
Cannstatts Versammlung von Notabeln für den Eintritt Württembergs in den norddeutschen Bund.
Voraussichtliche Witterung für 2. ds. Mts.
Der Lustwirbel im Norden hat seinen Einfluß über säst ganz Europa ausgedehnt, sodaß bei uns die südliche Luftströmung in eine westliche abgegangen ist. Deshalb steht zeitweise bewölltes Wetter mit vereinzelnten Regenfällen bei warmer Temparatur bevor.
In der Gegend von Neuroda in Thüringen hatte am Schluß des vorigen Jahrhunderts „die Kleewüchsigkeit der Böden immer mehr und mehr abgenommen, so daß dort ein einigermaßen leidlich siebendes Kleefeld eine große Sel- , tenhcit war- Im Laufe des letzten Jahrzehnts haben sich , dort die Verhältnisse vollständig zum Besten gewendet, nachdem die Kleeäcker and Wiesen jährlich reichlich mit Thomas- I mehl und Kali gedüngt werden.
setzte sein Leben in Migäne und Leiden fort.-
Die Rechnung über elshundertachzig Mark war die einzige, deren Eintreibung Frau Professor Kuntz- müller nicht mit unbarmherziger Strenge verfolgte.
(Heilung der Tuberkulose.) Inder 82.Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte, die dieser Tage in Königsberg abgehalten wurde, hielt Dr. Otto Gordon aus Berlin einen vielbeachteten Vortrag über seine Behandlung der Tuberkulose mit Endotin, einer neuen Art des Kochschen Tuberkulins. Wie der Redner betonte, ist die vielfach verbreitete Abneigung der Aerzte gegen das Tuberkulin, der sog. Allgemeinreaktion (hohes Fieber, schlechtes Allgemeinbefinden usw.) begründet. Es sei ein Irrtum, diese Allgemeinreaktion vom Tuberkulin nicht zu trennen. Sie habe mit der eigentlich wirksamen Substanz im Tuberkulin nichts zu tun, sondern sei nur eine unnötige Nebenerscheinung von unnötigen, im Tuberkulin vorkommenden Nebenkörpern. Durch Ausscheidung dieser Nebenkörper (Albumosen) ist es nun gelungen, die spezifisch wirksame Substanz aus dem Alttuberkulin giftfrei zu gewinnen: das Endotin. Gleich zahlreichen anderen Beobachtern hat der Referent bei der Anwendung von Endotin niemals, auch nicht bei Patienten, die andere Tuberkulinkuren absolut nicht vertrugen, auch nur die allergeringsten subjektiven oder objektiven Nebenerscheinungen feststellen können. Redner berichtete vielmehr von ganz vorzüglichen, mit keinem anderen Tuberkulin annähernd so reaktionslos > verlaufenen Kuren auch bei schweren Fällen.
Redattiov, Druck uud Verisg von C. Mertz in Rrueubürg.