japanischen Sommerfrischen der Berge flieht. Aber in diesem Jahre störte das Schicksal die bedauerliche Ruhe des Sommers. Nicht nur, daß der Himmel kühl blieb, jetzt sind auch Ströme des Regens niedergegangen, die unendlichen Schaden angerichtet haben. Mächtige Ueberschwemmungen haben die Felder verwüstet, die Reisernte ist vernichtet, die Seidenzucht ist zerstört. Hunderttausende von Bauern sehen ihre mühsame Lebensarbeit mit einem Schlage verloren, sind an den Bettelstab gebracht. Dieses nationale Unglück, dessen Folgen weit über den momentanen Schaden von einigen 70 Millionen Den hinausragen, wird schwer auf Japans Handel und Wandel drücken und die Erholung aus langer Krise wieder auf Jahre hinaus verzögern.
Württemberg.
Stuttgart, 17. Sept. Für die in diesem Jahre am Sonntag, 9. Oktober zu begehende gottesdienstliche Feier des Geburtsfestes der Königin ist, wie der Staatsanzeiger mitteilt, vom König als Predigttext die Schriftstelle gewählt worden: Sprüche 2, 8: „Der Herr behütet die, so recht tun und bewahret den Weg seiner Heiligen."
Stuttgart. 17. Sept. Die Landesversammlung des Württ. Hauptvereins des Evangelischen Bundes wird am Sonntag 2. Oktober in Schorndorf abgehalten werden.
Stuttgart, 17. Sept. Nach einer hier eingetroffenen Mitteilung aus Brüssel ist auf der Brüsseler Weltausstellung die von der Firma Robert Bosch-Stuttgart veranstaltete Ausstellung von magnetelektrischen Zündapparaten für alle Arten von Fahrrad-, Automobil-, Boots-, Luftschiff- und Flugmaschinenmotoren mit dem Grand Prix ausgezeichnet worden.
Stuttgart, 17. Sept. Am 11. ds. Mts. wurde aus dem um 11V, Uhr vormittags von hier nach Eßlingen abgegangenen Zug oder in Eßlingen selbst eine braunlederne Handtasche gestohlen, die 11 Lederetuis mit Schmucksachen enthielt, die einen Gesamtwert von über 17 000 Mk. hatten. Auf die Ergreifung der Diebe, von denen man noch keine Spur hat, ist eine Belohnung von 300 Mk. ausgesetzt.
Cannstatt, 18. Septbr. In der vergangenen Nacht ereignete sich hier ein schwerer Automobilunfall. Anscheinend infolge zu schnellen Bremsens überschlug sich ein Taxameterautomobil. Der Chauffeur und beide Insassen wurden aus dem Wagen geschleudert. Der elftere und die Insassin erlitten schwere Verletzungen. Der mitfahrende Herr wurde ebenfalls verletzt, konnte sich jedoch später in seine Wohnung begeben.
Heilbronn, 16. Sept. Daß der wegen seiner Veruntreuungen zu einer längeren Zuchthausstrafe verurteilte frühere Schultheiß Bosch von Stockheim ein Freund der Literatur und Musik war, davon zeugt seine Konkursmasse, die jetzt zum Verkauf ausgeschrieben wird. Bosch hat eine gar nicht unbedeutende Bibliothek hinterlassen, die einen Ankaufswert von einigen Tausend Mark hatte und vorwiegend theologische Literatur, Politik, außerdem Fachliteratur, allgemeine Literatur und Belltristik enthält. Unter den in seinem Besitz befindlichen Musikalien sind solche für Klavier, Violine und Zither.
Baiersbronn, 17. Septbr. Um die hiesige Ortsvorsteherstelle bewerben sich nicht weniger als 10 Kandidaten, die alle dem Verwaltungsfach angehören. Von Söhnen unser Gemeinde hat sich Sparkassenkontrolleur Kaiser in Freudenstadt gemeldet.
Stuttgart, 9. Sept. Die Notbremse wegen eines Gebisses! Unter diesem Stichwort berichtet die „Inf.": Der Eisenbahnzug auf der Strecke Berlin — Stuttgart wird ungehalten. Eine Panik bemächtigt sich der Reisenden, als er plötzlich auf freiem Felde steht, und man sich eine Erklärung nicht geben kann. Stimmen werden laut, die diesen Stillstand zu erklären suchen, denn man hört, daß die Notbremse gezogen worden. Allerlei Vermutungen werden hervorgebracht. Wahrscheinlich hat ein Eisenbahnräuber ein Abteil überfallen, in dem eine alleinreisende Dame saß, oder ein Zusammenstoß ist noch in letzter Sekunde verhindert worden. Die Reisenden i raffen schon ihre Sachen Zusammen und einige Damen bekommen bereits Weinkrämpfe. Aber da findet sich eine Erklärung für den Stillstand des Zuges und für die Anwendung der Notbremse. Ein Herr stand am offenen Fenster und schaute sich die Landschaft an. Plötzlich muß er wohl von dem Windzuge etwas stark „getroffen" worden sein, denn ein leichter Schnupfen kündigte sich durch ein heftiges Niesen an. Zwei- und dreimal tönt sein kräftiges „Hatschi" in die Luft. Das letzte Niesen entführt ihm sein Gebiß, das er an Stelle seiner eigenen Zähne auf der Zunge balancierte. Er sah es dahinfliegen, und sah es sich unter den Bäumen niederlegen. Was sollte der Mann tun? Konnte er ohne Zähne auf seine Kundschaftsreise gehen? Da alle seine Kunden gerade seine herrlichen und weißen regelmäßigen Zahne bewunderten? Kurz entschlossen zog er die Notbremse. Der Zug stand still, rasch kletterte der Mann hinaus, holte sich sein Gebiß, und gab dem Schaffner die entsprechende Antwort. Die Panik löste sich sehr bald in ein herzliches Gelächter auf. Ob aber der Mann berechtigt gewesen ist, in diesem Falle die Rotbremse zu ziehen, bezweifelt der Zugführer sehr stark. Jedenfalls wird wohl das Gericht
Was diesemSieg bei Weißenburg kurz vorher auf französischer Seite in Stadt und Umgebung vorangegangen ist, hatte ich nachmals Gelegenheit in der interessanten Schrift „Edgar Hepp. ^VissemdourA au äedut äe l'invasion äs 1870. Uöeit ä'un sous-prätst. karis 1887" zu lesen und will nicht verfehlen, das Betreffende hier zu erwähnen.
„. ... In der elsässischen Festungs- und Kreisstadt Weißenburg, welche unmittelbar unterhalb des letzten bayerischen Dorfes Schweigen an der Grenze liegt, hatte Frankreich einen sehr eifrigen Unterpräfekten namens Edgar Hepp. der sofort nach der Kriegserklärung anfing, über alles, was er von Bewegungen der Bayern erfuhr, erstens an den Präfekten in Straßburg und zweitens an die Minister des Innern, des Krieges und des Auswärtigen telegraphisch Meldung zu machen. Diese Tätigkeit wurde ihm am 23. Juli amtlich untersagt, weil die Minister diese Telegramme langweilig fanden und an ihre Richtigkeit nicht glaubten. So kam es, daß sie in Paris nichts erfuhren von der Aufstellung einer bayerischen Batterie auf der Höhe von Schweigen, die am 25. geschah und erst, als sie Kunde erhielten von dem ganz tollkühnen Kundschafterritt, welchen der Graf Zeppelin am 25./26. mit 4 badischen Offizieren und 8 badischen Dragonern durch den ganzen Kreis Weißenburg unternommen, erst da ward er beauftragt, die Einsendung von Nachrichten wieder aufzunehmen. Aber die Sorglosigkeit nicht allein der Minister in Paris, sondern auch des Kommandos in Straßburg blieb unerschütterlich. Am 1. August kam zu Hepp ein Offizier in bürgerlicher Kleidung, der mit ungeheurer Ueberraschung vernahm, daß die Bayern seit einer Woche in Schweigen eine große Batterie errichtet hätten. Am 2. erschien eine Reiterabteilung der Brigade Septeuil am Hagenauer Tor, deren Chef ihn fragte, was er Neues wisse.
und als er zum 100. Mal wiederholte, daß an der Grenze ungeheure Truppenmassen aufmarschierten, meinte jener, das müsse ein Irrtum oder jedenfalls eine starke Uebertreibung sein, auf all seinen Ritten sei ihm nichts Verdächtiges begegnet. Endlich am Abend des 3. August um '/27 Uhr kam in einem Mietwägelchen der General Abel Douay, Befehlshaber der 2. Division des ersten Korps der Rheinarmee, mit dem Unterintendanten der Division Hrn. Greil angefahren und sagte zu Hepp, den er Herunterrufen ließ, mit dem Ausdruck vollständigster Sorglosigkeit, er bitte um Entschuldigung, daß er ihn habe behelligen müssen, aber er sei von der langen Wagenfahrt so müde, daß er sich schon gefragt habe, ob seine Kräfte für den Feldzug auch ausreichen würden. Dann fragte er mit gnädiger Göttermiene, was es Neues gebe; ihm sei gemeldet worden, Hepp glaube, der Feind stehe mit großen Truppenmassen in der Nähe; er müsse ihm auf alle Fälle zum Trost sagen, daß er mit seiner Division im Anzug sei, um die Grenze zu schirmen, wo man sich versammeln werde und daß er zur Beruhigung der Einwohner ein Bataillon des 74. Linienregiments in der Stadt lasse; augenblicklich bitte er nur um Beistand, damit der Intendant Hr. Greil innerhalb der nächsten 48 Stunden die Beschaffung des Lebensmittelbedarfs für das erste Korps in Weißenburg bewerkstelligen könne; zu dem Zweck möge er den Hrn. Intendanten auf der Unterpräfektur empfangen; er selber kehre zu seiner Division zurück, die auf dem Geißberg Lager nehme. Dabei bot der Unterpräfekt Hepp seine ganze Beredtsamkeit auf, um dem General begreiflich zu machen, daß mindestens 80 000 Mann jenseits der Grenze versammelt seien und daß in zwei Tagen solch ein Jntendanturdienst nicht eingerichtet werden könne, nachdem man eben erst alle Vorräte nach Hagenau zurückgenommen habe. Er bestimmte den General, in sein Arbeitszimmer herauf-
die Entscheidung darüber zu treffen haben, denn der Reisende war der Ansicht, ganz korrekt gehandelt zu haben, da die Eisenbahnverwaltung das Ziehen der Notbremse nur dann gestattet, wenn eine ernstliche Gefahr vorliegt. Der Reisende erklärte, daß die Gefahr für seine Gesundheit durch das Fehlen der Zähne bestanden hätte, da er ohne sein Gebiß nicht ordentlich essen kann, daß ferner Gefahr für seine Existenz dagewesen wäre, da er Reisender sei, und die Kundschaft nicht ohne Gebiß besuchen könne. In der Tat wurde das Gebiß von dem Verlierer sofort gefunden, als der Zug hielt, nnd der weiche Waldboden hatte es vor dem Zerbrechen bewahrt.
Tuttlingen, 17. Sept. Ein hübsches Ge- schichtchen über die Anziehungskraft des Militärs erzählt der „Grenz-Bote." Von Arbeiterinnen einer hiesigen Fabrik wurde anläßlich der Manöver an den Fabrikanten folgender Brief gerichtet: Werter Herr H.! Wir möchten Sie höflich ersuchen, uns diesen Nachmittag frei zu geben. Sie werden wissen Herr H., daß wir Weibsleut auch noch ein wenig militärnärrisch sind und eine solche Gelegenheit selten geboten wird (stimmt!). Wir werden bestrebt sein, diesen Nachmittag nächste Woche wieder einzubringen. Werter Herr H., sind Sie so gut und tun Sie uns den Gefallen. Im Namen aller Ihrer Stepperinnen. (Es folgen 36 Unterschriften). — Der Arbeitgeber konnte sich mit den „zwingenden Gründen" nicht verschließen und bewilligte das Urlaubsgesuch der „Militärnärrischen" anstandslos.
Kus StaSt, Bezirk unS Umgebung.
Neuenbürg, 18. Sept. Seit zwei Tagen ist nun das längst vergeblich erwartete, freundliche Herbstwetter bei uns eingezogen. Der Altweibersommer ist da. Heute hatten wir einen prächtig schönen Sonntag, so sonnig und klar, daß es eine wahre Freude war, die frische Herbstluft des Morgens und Abends, den herrlichen Sonnenschein in allen Zügen zu genießen. Vielfach konnte man wie aus einem Munde hören, „heute ist's ein so schöner, sommerlicher Sonntag, wie wir solchen fast den ganzen Sommer hindurch keinen hatten". Was Wunder, wenn es Jedermann hinauszog, in die freie Natur, hinaus in die Wälder und auf die Höhen, die heute eine besonders genußreiche Fernsicht boten. — Schon während der ganzen letzten Wochen lagerte das ausgedehnte Hochdruckgebiet, dem der Altweibersommer seine Entstehung verdankt, etwas nördlich von uns und in Nord- und Westeuropa, wie im Süden herrscht daher schon seit längerer Zeit das schöne, beständige Wetter, das sich nun endlich auch bei uns eingestellt hat. Wir h-ben diesmal umso mehr Recht, auf einen längeren Altweibersommer, als seine Dauer schon seit mehreren
zukommen, und dort wies er ihm auf der Karte nach, wo nach seiner Ermittelung die deutschen Truppen aufmarschiert sein müßten; der immer noch ungläubige General wünschte ihm Glück zu dem Besitz so guter Karten und war auch sehr erstaunt, daß er von der bayerischen Batterie auf der Höhe von Schweigen jetzt das erste Wort vernahm. Er blieb noch zum Cafe, ließ sich von dem Unterpräfekten noch einmal vortragen, was dieser so oft schon und immer nur tauben Ohren gepredigt hatte. Das ganze Ergebnis war, daß der höfliche General beim Abschied zu Frau Hepp sagte: „Madame, wollen Sie mir das Vergnügen machen, morgen früh 8 Uhr mit Ihrer Frau Mutter und Ihrem Gatten auf den Geißberg zu kommen. Sie werden dem Abkochen der Turkos beiwohnen, und ihren Abmarsch zu einer Kundschaftung mit Kanonen in der Richtung auf Altenstadt sehen". Die Einladung ward dankend angenommen, um ff-8 Uhr rollte der General auf seinem Mietwagen ab und versprach, am nächsten Morgen den Bienwald durch seine Reiterei ganz gründlich absuchen zu lassen. Abends zwischen 10 und 11 Uhr kam eine Estafette von ihm bei Hepp an mit der Bitte, ihm doch die Karte von der Pfalz zu leihen, die er bei ihm würdigen gelernt habe. Am nächsten Morgen 7 Uhr wollte Hepp mit seinen Damen gerade in den Wagen steigen, um nach dem Geißberg zu fahren. Da fiel ein Schuß, eine Granate platzte über dem Hagenauer Tor, ein fürchterliches Geprassel verheerender Geschosse folgte nach — die Schlacht bei Weißenburg hatte begonnen. General Douay hatte also keine Ahnung von dem Verderben, das wider ihn heraufzog, während man auf der Gegenseite ganz genau ausgekundschaftet hatte, daß außer seiner Division nichts an der Lauter stand . . ." (Forts, folgt.)
-r