ernstlich beschädigt werden würde. Ein in die Lust gefeuerter Schuß hätte das Tier aber nicht verscheucht, da sich Hunde nur dann zurückziehen, wenn die Waffe auf sie gerichtet sei.

Neuenbürg, 16. Sept. (Ein außergewöhn­licher Winter.) Einen ganz außergewöhnlichen Kohlenvorrat müssen wir uns dieses Jahr sichern; denn der Winter soll außergewöhnlich streng werden, wie man ihn seit Menschengedenken nicht erlebt hat so verkünden meteorologische Berichte. Und die Wahrsagung scheint recht glaubhaft; sie stützt sich auf eine ebenso außergewöhnliche Beobachtung: Das Polareis ist schon in der zweiten Julihälfte so weit nach Süden vorgedrungen, daß die Westküste Spitz­bergens von den Touristendampfern nicht mehr er­reicht werden konnte. Wie außergewöhnlich die Erscheinung ist, kann daran gemessen werden, daß im Winter 1897/98 noch im November eine Expe­dition ungehindert nach Spitzbergen gelangen und dort bis Ende November bleiben konnte. Es scheint also ein strenger Winter in Sicht zu sein. Manch ängstliches Gemüt mag vielleicht schon die Theorien einiger Astronomen und Geologen bewahrheitet sehen, daß der Halleysche Komet seine Einflüsse auf die Pendulation des Erdballs geltend gemacht hat, und daß wir einer neuen Eiszeit entgegengehen, nament­lich in Anbetracht dessen, daß es diesen Sommer schon in den Vogesen und im Schwarzwald mehr­fach geschneit hat. Wer weiß?

Pforzheim, 15. September. In dem Kunst­gewerbemuseum hat Kunstmaler Albert Maurer aus Nürnberg zwei Oelgemälde ausgestellt, welche während seiner italienischen Studienreise geschaffen worden sind und durch ihre Farbenwirkung einen tüchtigen Künstler in ihrem Schöpfer verraten.

Pforzheim, 16. Sept. Dem 14jährigen Gra- veurlehrstng Karl Lutz, welcher im Juli ein zwei­jähriges Kind vom sicheren Tod des Ertrinkens rettete, wurde durch den großh. Landeskommissär unter Einhändigung eines Geldgeschenks eine öffent­liche Anerkennung ausgesprochen.

** Feldrennach. Der nächste Viehmarkt findet hier statt am Dienstag den 20. ds. Mts. Gebühren werden hier bekanntlich nicht erhoben. Gleichzeitig findet auch Krämermarkt hier statt.

Neuenbürg, 17. Septbr. Auf den heutigen Schweinemarkt waren 68 Stück Milchschweine zu­geführt, welche zum Preise von 1826 Mk. pro Paar verkauft wurden.

Vermischtes.

Das Gespenst von Donauwörth. In Donauwörth wurde, so erzählt derTag", in letzter Zeit ein Gespenst beobachtet, das in den Nacht­stunden mit einer brennenden Laterne lautlos und furchterregend auf der Stadtpromenade hin und her ging. Zwei herzhafte Einwohner paßten dem Ge­spenst, bis an die Zähne bewaffnet, aus, und es stellte sich heraus, daß es ein friedfertiger Angler war, der sich Regenwürmer zum Fischfang suchte!

Ihm gefällts. Man schreibt denM. N. N.": Ein Hausbesitzer in Pfullendorf (Baden) hat seine

schen Concils zu Rom am meisten. Die Trachten­bilder von den aus allen Weltgegenden in Rom ver­sammelten geistlichen Würdenträgern und Vätern zu besehen, bot großes Interesse, und die Ansichten der berühmten Kirchen, Paläste, Straßen und Plätze nicht weniger.Daß der Papst unfehlbar sei", hörten wir wohl, es fehlte uns aber der Glaube, und wir freuten uns an den schönen Bildern und Beschreibungen. Erst geraume Zeit später hatte ich Gelegenheit, in Onkens großem Geschichtswerk Ge­naueres über den Gang der Conciliumsverhandlungen zu lesen und weil das am Schluffe der Verhand­lungen, am 18. Juli 1870, durch Papst Pius X. verlesene Unfehlbarkeitsdogma mein größtes Interesse erregte, notierte ich mir dessen Inhalt, welcher lautet:

Indem wir getreulich festhalten an der von An­beginn des christlichen Glaubens überkommenen Ueberlieferung, lehren wir, mit Zustimmung des heiligen Concils, zur Ehre Gottes, unseres Heilandes, zur Erhöhung der katholischen Religion und zum Heile der christlichen Völker und erklären als einen von Gott geoffenbarten Glaubenssatz: daß der römische Papst, wenn er von seinem Lehrstuhl aus (ex catdeära) spricht, das heißt, wenn er in Ausübung seines Amtes als Hirt und Lehrer aller Christen, kraft seiner höchsten apostolischen Gewalt, eine von der gesamten Kirche festzuhaltende, den Glauben oder die Sitten betreffende Lehre entscheidet, vermöge des göttlichen, vom heiligen Petrus ihm verheißenen Beistandes, jene Unfehlbarkeit besitzt, mit welcher der

Fenster mit einer Malerei von grellen, buntfarbigen Streifen umrahmen lassen, was nichts weniger als schön aussieht. Außer der Malerei kann man an dem Haus auch noch folgende Inschrift bewundern: Mir g'fallts eso." Damit wollte der Mann offenbar einem abfälligen Urteil über sein sonderbar geschmücktes Haus Vorbeugen.

Weißer Hirsch. DerVoss. Ztg." wird fol­gendes aus dem Salzkammergut erzählt: In einem vom Kaiser und seinen ständigen Gästen, seinem Schwiegersohn, dem Prinzen Leopold von Bayern, und dessen Söhnen, vielbesuchten Revier gab es noch diesen Sommer einen weißen Hirsch. Seiner Schlauheit ebensowohl wie gewiß auch der Seltenheit seiner Farbe hatte das Tier es zu verdanken, daß es niemals erlegt wurde und so ein ehrwürdiges Alter erreichte. Schon begann sich die Legende dieses bemoosten Hauptes zu bemächtigen, und der Aberglaube des Volkes sah in dem stets von der Kugel Verschonten eine Art von Symbol, das nie­mand verletzen durfte, ohne Unheil auf sich herab­zuziehen. Man denke sich nun den Schrecken der Umgebung des Kaisers, als dieser die Absicht aus­sprach, bei der nächsten Treibjagd den weißen Hirsch zu schießen. Zuerst wagte niemand etwas dagegen einzuwenden. Aber dann verbreitete sich die Nachricht davon im Volk. Treiber, Jäger und Bauern flüsterten und raunten vor Angst um den Kaiser ergriffen, und endlich faßten sich die Leute ein Herz, und wurden bei der Hofjagdleitung vor­stellig, man möge doch den Kaiser von einem Vor­haben abreden, das ihm sicherlich Unglück bringen werde. Es heißt, der alte Herr habe sich zuerst gar nicht willfährig gezeigt; der weiße Hirsch hatte doch gar zu viel Verlockendes für den kaiserlichen Jäger, als aber der Leibarzt sich auf Seite der Bauern schlug, da gab Franz Josef nach; in Gottes Namen solle der Hirsch am Leben bleiben. Leider ist dies aber nicht die Pointe der Geschichte. Wäh­rend der nächsten Treibjagd geriet der weiße Hirsch wirklich ins Treiben, der Kaiser verschonte ihn, aber der Enkel des Kaisers, Prinz Georg von Bayern, hatte das Unglück, das geheiligte Tier zur Strecke zu bringen. Die Chronik meldet nicht, ob eine Strafpredigt des kaiserlichen Jagdherrn den unglücklichen Schützen als erstes Unheil traf.

Schlagfertig. In einem verufenen Viertel New-Iorks tritt nachts an einen einsamen Wanderer ein wenig vertrauenerweckendes Jndividium mit der Frage nach der Zeit heran. Der Gefragte, geistes­gegenwärtig und sich des Zweckes der Frage wohl bewußt, gibt dem Strolch eine furchtbare Maul­schelle, indem er ihm gleichzeitig zuruft:Eins hat's geschlagen!"Gott sei Dank", erwidert betroffen der Geschlagene,daß ich nicht eine Stunde früher gefragt habe."

Zweisilbige Charade.

Der Vogel trägt sie.

Die Uhr bewegt sie,

Dem Schüler muß sie fleißig dienen.

Und nächtlich ruht er noch auf ihnen.

Kriegschronik von 187M.

17. «. 18. September 1870.

Kassel. Kaiser Napoleon sandte heute dem Prinzen Napoleon (Jerome) folgendes Telegramm:

Wilhelmshöhe, 17. Sept. 1870.

Mein teurer Vetter!

Ich bin von Deinem Anerbieten, meine Ge­fangenschaft zu teilen, tief gerührt; aber ich wünsche mit den wenigen Personen, die mich begleitet haben, allein zu bleiben, und ich habe selbst die Kaiserin gebeten, nicht zu mir zu kommen. Ich hoffe, daß wir uns einst in glücklicheren Zeiten Wiedersehen werden; bis dahin wiederhole ich Dir die Versicher­ung meiner aufrichtigen Freundschaft. Napoleon.

Vom Kriegsschauplatz. Das Hauptquartier der 3. Armee ist heute Corbeil; der Kronprinz von Sachsen geht direkt auf St. Denis los.

Gefecht am Mont Mesly (vor Paris). Schar­mützel und Brückenschlag bei Villeneuve, St. Georges, Rekognoszierungsgefecht bei Staims und Ecouen.

Meaur. Wie aus dem Großen Hauptquartier verlautet, haben die französischen Truppen in der Nähe von Sivry und St. Denis in den Privat­häusern und Gehöften in scheußlicher und brutalster Weise gehaust. Aus reiner Zerstörungswut wurden überall die Hausgeräte, Bilder, Spiegel, Teppiche, Gartenanlagen rc. völlig zerstört; die etwa noch zurückgebliebenen Einwohner wurden vertrieben und mißhandelt. So Hausen die Franzosen in ihrem eigenen Lande!

Berlin. König Ludwig von Bayern hat an das Komitee zur Bewirtung bayerischer Krieger, die in der Stärke von 400 Mann einen Zug franzö­sischer Gefangener aus der Schlacht bei Sedan nach Berlin begleitet hatten und dort in der wärmsten Art empfangen und geehrt wurden, ein freude­erfülltes Danktelegramm abgesandt.

Paris. Der alte Marschall Vaillant, Mit­glied der Verteidigungs-Kommission, wäre heute beinahe vom Pöbel, welcher ihn für einenpreußi­schen Spion" hielt, erschlagen worden. Ein großer Auflauf entstand und der Marschall wurde bis abends 9 Uhr gefangen gesetzt; General Trochu, der um diese Zeit von den Befestigungswerken zurückkehrte, setzte ihn in Freiheit.

Viktor Hugo ist höchst entrüstet, daß seine Ansprache an die Deutschen keinen Erfolg gehabt und diese ihren Marsch auf Paris fortsetzen.

Das heutigeJournal oküeiol" enthält einen sehr ausführlichen Bericht über die durch Uebermacht und List in einem Dorfe, 4 Meilen von Paris, gefangenen preußischen grünen Husaren, die mit starker Bedeckung und unter großer Aufregung der Bevölkerung von Paris eingebracht sind.

Metz. Marschall Bazaine erhielt auf seine Bitte alle deutschen, englischen und belgischen Zeit­ungen der letzten 14 Tage vom Hauptquartier zu­gesandt, worauf er, von den letzten Ereignissen bis­her nicht unterrichtet, einen Parlamentär schickte, der die Kapitulation antrug, wenn der Besatzung freier Abzug in allen Ehren und Waffen gestaltet würde. In der Stadt Hausen Ruhr und Typhus.

göttliche Erlöser seine Kirche in Entscheidung einer -

den Glauben oder die Sitten betreffenden Lehre ! ausgestattet wissen wollte und daß daher solche Ent­scheidungen des römischen Papstes aus sich selbst, nicht aber erst durch die Zustimmung der Kirche, unabänderlich sind. So aber Einer, was Gott ver- .! hüte, wagen sollte, dieser unserer Entscheidung zu ! widersprechen: der sei im Bann". !

Wie wir aus dem genannten Geschichtswerk. weiter erfahren, entlud sich im Augenblick, da diese Verlesung geschah, mit Donner und Blitz und wolken­bruchartigen Regengüssen ein furchtbares Gewitter über Rom; es war der Tag vor der Ueber- l gäbe der Kriegserklärung in Berlin, die ein ! Gewitter von ganz anderer Furchtbarkeit über Europa ^ und über den Kirchenstaat verhängen sollte, denn be- j reits am 20. September des gleichen Jahres zogen die italienischen Truppen in Rom ein. Die Ab- , stimmung am darauffolgenden 2. Oktober ergab im ganzen Kirchenstaat 133 681 für Anschluß und nur ! 1507 Stimmen gegen Anschluß ans Königreich ! Italien. (Forts, folgt.) !

Den heiratslustigen Mädchen. Heirats- ^ lustige Mädchen sollen bei der Wahl ihres Zukünf- ' tigen folgende Punkte betrachten: 1. Heirate keinen , Mann, der eine Stunde später erscheint, als vorher ausgemacht worden ist. 2. Heirate keinen Mann, der immer Gesellschaft haben muß, um sich zuamü­sieren". 3. Heirate keinen Mann, der sich auf einer Lüge ertappen läßt. 4. Heirate keinen

Mann, der gegen die Tiere roh ist, an der Natur nicht seine Freude hat. 5. Heirate keinen Gigerl, aber auch keinen Mann, der mit einem schmutzigen Kragen herumläuft. 6. Heirate keinen Mann, der mit seinem Schmuck (Ringen, Ketten, Anhäng­seln) prahlt. 7. Heirate keinen Mann, der dir direkt erklärt, daß er mit seinem Einkommen nicht auskommen könne, und der womöglich obwohl er verdient von zuhause eine monatliche Rente er­hält. Wie soll es später werden, wenn wir ver­heiratet sind? mußt du dich dann fragen. 8. Heirate keinen Mann, der dir nicht ruhig ins Auge blicken oder dir nicht herzhaft die Hand geben kann.

9. Heirate keinen Mann, der sich über alle mög­lichen anderen Menschen lustig macht; er wird sich vielleicht auch über dich lustig machen. 10. Heirate keinen schönrednerischen Worthelden mit theatralischem Gepräge; keinen, der dir phantastische Briefe schreibt, die des Ausdruckes eines klaren Verstandes ent­behren. Nimm aber auch keinen, der dir nicht ein liebes Wort zu widmen fähig ist; er wird sonst

später vielleicht brutal sein. 11. Heirate keinen, der sich zu geflissentlich nach dem Vermögen deines Vaters erkundigt. 12. Heirate keinen, der nicht ehrerbietig von seinen oder deinen Eltern spricht.

13. Heirate keinen, der kein heiß zu erstrebendes Ziel seiner beruflichen Tätigkeit vor Augen hat. 14. Heirate keinen, der noch andere Beziehungen unterhält und von dem du nicht felsenfest überzeugt bist, daß er nur dich will. 15. Heirate nie nie einen Trinker!

Ardattion. Druck m» «erlag von L. Meeh i» Neuenbürg.