über freundliche Dörfer, schweigende Wälder und fruchtbare Felder geht der Flug. Gegen 12 Uhr erreichen wir das Weichbild der Stadt. Da liegt zu unseren Füßen gebettet, die stolze Schöne, die Perle des Elsaß. Freundlich grüßen Kaiserpalast, Univer­sität und die Kasernen zu uns herauf, des Münsters Plattform ist von Hunderten von Personen dicht »esetzt, die herrliche Grüße mit uns tauschen und reudig dem Segler der Lüfte zujubeln. Tücher- chwenken, fröhliche Gesichter überall. Einen aller- iebsten Anblick bietet aus der Vogelperspektive die Orangerie, die wie ein Schmuckkästchen sich präsen­tiert, ebenso wie jener Herrensitz, der an stillem See dem Einzug froher Gäste entgegenharrt. Romantisch hebt sich die Altstadt mit ihren verwitterten Dächern, ihren spitzen Giebeln ab, die bunten Beete einer Gärtnerei wirken aus dieser Ferne wie man ver­zeihe den profanen Vergleich italienischer Salat, die schmalen Wasserinnen auf den Feldern ringsum blinken so fein wie Silberdraht, in der Sonne auf, denn die Sonne ist unsere Begleiterin, indeß drüben über dem Rhein ein starker Regen eben niedergeht. Um '/.II Uhr waren wir aufgestiegen, um 12 Uhr trotz widriger Luftströmung über dem Straßburger Münster emgetroffen was will man mehr? Und nun erst heimwärts; wie das brave Rößlein rascher zueilt, wenn es seinen schirmenden Stall wittert, so auchL. Z. 6", In flotter Fahrt geht es nordost. wärts; ein exfolgreiches Wettrennen mit einem keuchenden Elsenbahnzug erhöht den Reiz. Wie scheint doch der Zug an den Schienen haften zu bleiben, indeß wir sausend die Luft durchschneiden. Ahnt das Züglein in unserem Luftkreuzer schon den stärkeren Konkurrenten? Ist sein Fauchen also Zorn und Neid? Nur gemach: vorläufig wird das Flügel­rad noch dominieren, doch was schadet am Ende eine gesunde Konkurrenz? Zu unserer Linken türmen sich plötzlich dunkle Wolkenwände auf und Regen strömt flutenartig zur Erde. Unserer wackerer Pilot Dürr und der wetterkundige Dr. Eckener wissen Rat, sie befolgen die Lehre vom Klügeren, der nachgibt, und steuern das Schiff in weitem Bogen um den Waldessaum herum über die ehrwürdige, romanische Kirche Schwarzachs, dann über das freundliche Hügelsheim und Sandweier dem Flugplätze zu. Da liegen stumm und still die Tribünen Iffezheims, die wir noch ein letztes Mal grüßen, ehe sie den For­derungen der Neuzeit weichen, wie niedlich, ein wahres Kinderspielzeug, liegt das Gut Tiefenau da und wie schlank hebt sich der Kirchturm des Dörf­chens Sinzheim gen Himmel. Da drüben winkt Rastatt, und vor uns, in graue Wolkenschleier gehüllt, das liebliche Baden-Baden, die köstlichste Zierde des Schwarzwaldes. Unser Sehen zieht uns dahin, allein Wind und Wetter und die Befehle des Ober­kommandierenden sind stärker als alles Wünschen und Hoffen. Die Schleifenfahrt über Baden-Baden muß unterbleiben und niemand ist in der Gondel, der sich nicht drein fügte. Einmal, weil ers doch nicht ändern konnte, dann auch, weil die Erkenntnis allmählich überall durchgedrungen ist, daß die Vor­sicht auch die schützende Mutter der Luftschiffer ist. Um '/.I Uhr werden die Taue ausgeworfen, und

rade die rechte Mitte zwischen Wärme und Kälte. Es ist milder als Fluß- und Quellwasser und doch für einen so weit ausgedehnten See immer ziemlich kalt. Setzt man es der freien Luft aus, was die Einwohner im Sommer zur Nachtzeit tun, so wird es fast so kalt wie Schnee. Der See enthält eigen­tümliche Arten von Fischen, in Geschmack und Ge­stalt verschieden von denen anderer Gewässer. In der Mitte durchschneidet ihn der Jordan".

Und die Annäherung an Jerusalem auf dem Landweg von Westen, d. h. vom mittelländischen Meer her und die Wirkung des plötzlichen Ansichtig- werdens der heiligen Stadt auf das Gemüt des Pilgers schildert Dr. Sepp in seinem WerkJeru­salem und das heilige Land" (Verlag von Georg Josef Manz, Regensburg, 1875) in höchst anmutiger Weise:

Endlich naht das Ziel. Der Führer sprengt ungeduldig voran und ruft: ei Xoäos, oder Ilagio- xolis! Alle entblößen unwillkürlich ihr Haupt und mit Tränen füllen sich die Wimpern, der Pilger hat nach langer Wanderschaft das Ziel seiner Sehnsucht vor Augen, die Geschichte von Jahrtausenden zieht im Geiste an ihm vorüber.

Erst taucht eine Moschee die alte Himmel- fahrtskirche auf dem Gipfel des Oelberges vor uns auf, dann erheben sich allmählich die 40 ' hohen Mauern Jerusalems mit der hohen Burg Sion, welche die Stadt auf dem gefährlichsten Punkte gegen die Hochebene von Westen verteidigt. Welch eine Ueberraschung, wenn man vollends vom Oelberg

sofort ziehen Dutzende fester Männerhände das : Vorderteil des Luftkreuzers zu Boden, indeß das ! Heck noch frei in die Lüfte ragt; wers noch nicht kannte, das Prinzip der schiefen Ebene; hier konnte ers praktisch erlernen .... Jetzt hält das Schiff wieder die Balance, ein paar Kommandos und ruhig liegtL. Z. 6" an seinem Ankerplatz. Geschäftige Hände regen sich, der menschliche Vorspann zieht mächtig die Taue an und sanft gleitet das Luft­schiff in die freundliche Halle, wo es der nächsten

sieghaften Fahrt entgegenträumt. Die

Fahrt ist aus. Herrlich war diese Reise durch das weite Aethermeer, wundersam und unvergeßlich die Eindrücke, die auf die Sinne einstürmten. Losge­löst von allem Kleinen und Kleinlichen, hocherhaben über dem Alltagsgetriebe, über den Sorgen und Mühen des täglichen Lebens, fühlt sich der Mensch da oben in Gottes freier Luft wie neugeboren. Das Gefühl eines gewissen, gesunden Uebermenschen be­schleicht ihn, gefestigt durch die verblüffende Sicher­heit und Ruhe, mit welcher dieser gewaltige Koloß in seinem Element sich bewegt. Freudiger Stolz bewegt die Brust eines Jeden, daß es einem Deut­schen Vorbehalten blieb, diesen Anbruch einer neuen Zeit zu verkünden, und dankbewegten Herzens ge­denkt er des Mannes, dessen Tatkraft und Geist dies Wunder der Technik entstammt: des Grafen Zeppelin.

Herm. Koelblin, Buchdr.-Bes.

Kriegschronik von 187071

8./S. September 1870.

Vom Kriegsschauplatz.

Der König Wilhelm sandte an den Papst Pius IX. folgendes Schreiben:

Hauptquartier der deutschen Armee bei Reims,

8. September 1870.

Heiligster Vater I Der Herr Bischof von Pader­born hat mir das Schreiben übergeben, mit welchem mir Eure Heiligkeit bekannt geben, Grund zu der Vermutung zu haben, es könnte Se. Majestät der König von Italien vielleicht eine Armee in die päpst­lichen Staaten und nach Rom einmarschieren lassen. Eure Heiligkeit verlangen von mir, ich solle Seine Majestät den König von Italien an der Ausführung dieses Vorhabens verhindern und verlangen weiter eine bewaffnete Intervention meiner Truppen, um im Notfälle Eurer Heiligkeit beizustehen. Ich be­dauere in der Tat, daß die von mir und meiner Regierung angenommene Politik mir ganz absolut jede Intervention in einer solchen Frage unmöglich macht. Ich stehe andererseits zu meinem Bruder, dem Könige von Italien, in den besten Verhält­nissen und könnte die guten Beziehungen, die zwischen Deutschland und Italien bestehen, nicht eines poli­tischen Interesses wegen gefährden, das, wie Eure Heiligkeit zu ignorieren scheint, mit den Interessen Preußens in keinerlei Weise vereinbar ist. Ich zweifle ferner nicht, daß Se. Majestät der König von Italien und seine Regierung, wenn es nötig wäre, in Eurer Heiligkeit Staaten einzurücken, um die Ausschreitungen der revolutionären Partei Euro-

aus der heiligen Stadt zuerst ansichtig würde, und Jerusalem in seiner ganzen Herrlichkeit vor sich hätte!

Hier ist ein mit den Zähren der Väter, in deren Fußspuren wir treten, reichlich benetzter Boden. Namentlich als die Kreuzfahrer zuerst Jerusalems ansichtig wurden, fiel das ganze Heer mit Gottfried von Bouillon auf die Kniee, die Ritter stiegen von ihren Rossen und die Priester stimmten den ambro- sianischen Lobgesang an. Viele zogen selbst ihre Schuhe aus, küßten den Boden, vergossen Freuden­tränen, Gott um seinen weiteren Beistand anflehend, und unter Singen und Beten kamen sie den Mauern nahe"..

Als ich in späteren Jahren jenes Werk,Jeru­salem und das Heilige Land", las, fühlte ich die alte Sehnsucht nach dem gelobten Lande wie beim ersten Lesen der biblischen Geschichten aufs Neue er­wachen. Ob sie wohl noch gestillt wird? Cs wäre bald Zeit.

Der Spätjahrmarkt war für uns Dorfkameraden ein Ereignis wichtigster Art, galt es doch, die mit mehr oder weniger Recht oder Unrecht so nebenbei aufgelesenen Nüsse zu möglichst hohen Preisen an den Mann zu bringen. Mit großem Interesse fragte einer den andern, wie vieleBürk" er schon habe, und da derBürk" vier Stück bedeutete, so waren die einzelnen Vorräte leicht festzustellen, lieber die Verkaufspreise einigte man sich. Unsere Kunden waren die Krämer, die in der Frühe ihre Stände aufschlugen. Man stellte sich, der eine da, der andere dort, in der Nähe des betreffenden Krämers auf, mit dem man in Geschäftsverbindung treten

i pas niederzuhalten, Eurer Heiligkeit jene Garantien i geben wollen, welche die freie Ausübung'jener Autori­tät sichern, die Eure Heiligkeit im Interesse der Kirche ausüben muß. als deren Haupt Sie aner­kannt werden. Mit dem größten Verlangen, es möchten der Friede und die Ordnung in jedem Teile Europas wieder gänzlich hergestellt werden, bitte ich Eure Heiligkeit mir zu glauben, daß ich bin Ihr aufrichtiger Freund Wilhelm."

Paris. Nordamerika und die Schweiz haben die französische Republik und die Regierung der­selben bereits anerkannt.

Paris. ' Der ,6auloi8« fordert die Regierung auf, einen Preis von einer halben Million auszu­schreiben für die Erfindung menschenmörderischer, den Feind vernichtender Höllenmaschinen. Trotz der Nähe des Feindes wird in den Zeitungen das Lügen­system fortgesetzt. Alles flüchtet aus Paris oder nach Paris.

Die Festung Laon ergibt sich der preußischen Kavallerie-Division. Nach abgeschlossener Kapitu­lation sprengt der Vertragsbrüchige Feind das Pulver­magazin in die Luft, wodurch Herzog Wilhelm von Braunschwelg, 15 Offiziere und 49 Jager des 4. preußischen Jäger - Bataillons und viele Mobil­garden (300 Mann) getötet oder verwundet wurden. Beschießung von Toul. Das Bombardement von Metz (St. Quentin) beginnt.

Das jamit-HandarbkilsMim,

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Andauernde Regenfälle haben in vielen Gegenden nicht nur die Ernte beeinträchtigt, sondern auch die Ar­beiten für die Herbstsaat verzögert. Infolgedessen ist vor­auszusehen, daß sich der Düngerversand wieder auf sehr kurze Zeit zusammendrängen wird; es empfiehlt sich daher, Düngerbestellungen möglichst frühzeitig aufzugeben. Beson­ders gilt dies für Thomasmehl, für das schon jetzt sehr lebhafte Nachfrage besteht. Sollte es übrigens zutreffen, daß Superphosphat, wie hier und da verlautet, für dieses Jahr bereits ausverkaust ist, so wird die Landwirtschaft noch mehr als bisher Thomasmehl bestellen.

Reklameteil.

Jeder Schankwirt, Weingärtner, Weinhändler, Weirikleinverkäufer, Drognist, Apotheker re. ist bei

Strasvermeidung zu genauer Führung von Geschäftsbüchern für den Weinverkehr nach gesetzlich vorgeschriebenen Schemas verpflichtet. Da die Kontrolle jetzt streng durchgeführt wird und in Bälde zu erwarten ist, tut jeder Interessent gut daran, sich die Geschäftsbücher baldigst anzuschaffen. Die­selben sind zu beziehen durch die Expedition d. EnztälerS.

wollte. Aus alter Erfahrung kannte derselbe den ortsüblichen Brauch, rief den Knaben an, ob er Nüsse habe, frug, was derBürk" koste, und gab ihm, was er wollte, d. h. was dem Krämer gut­dünkte. Mit einigen Kreuzern kam ich einmal ganz vergnügt nach Hause und erzählte meinen Handel. Der Vater hatte keinen Gefallen daran, denn er sagte, daß ich keine Nüsse verkaufen dürfe, weil wir keinen Nußbaum besitzen und es daher für jedermann, der mich verkaufen sehe, klar und deutlich sei, daß ich einen fatalen Handel treibe. Ich wandte wohl schüchtern ein, daß die anderen auch unter anderer Leute Bäume gehen, doch wurde dies nicht als voll­gültiger Beweis der Reinheit des Geschäfts ange­nommen und von da ab hatte das Nußgeschäft sür mich ein Ende.

(Fortsetzung folgt.)

sGemütlich.s Fremder, der bemerkt hat, wie ihm ein Dieb seine Uhr aus der Tasche gezogen):Schnell geben Sie meine Uhr zurück, sonst ruf' ich die Po­lizei I" Taschendieb (der aus seiner Tasche meh­rere Uhren hervorholt):Bitte welche ist's denn? . . . Suchen Sie s' Jhna 'raus!"

jDas Gegenteil.) Unteroffizier:Meier, wie heißt der neue Oberst?" Meier:Schulze, Herr Unteroffizier." Unteroffizier:Jawohl, Sie Schafs­kopf, das gerade Gegenteil Müller heißt er!"

sErstes Rendezvous.) Aeltliche Jungfer:Nun warte ich bereits drei Stunden auf ihn und ein anderer kommt auch nicht."

Redaktion, Druck und Verlag vo« C. Mreh tu Neuenbürg.