Vermischtes.

Bändigung eines Löwen durch Operation. Ein eigenartiges Experiment wurde, wie derInf." aus tierärztlichen Kreisen geschrieben wird und wie schon kurz mitgeteilt, vor einigen Tagen in Stutt­gart durch den Leiter der Chirurgischen Klinik der Tierärztlichen Hochschule Prof. Dr. Hoffmann zu Stuttgart gemacht. In einem Zirkus war ein Löwe plötzlich sehr ungebärdig geworden und es erschien unmöglich, ihn noch länger ohne Gefahr für den Bändiger und das Publikum vorzuführen. Da sein Wert aber für den Besitzer recht hoch war, so faßte man den Entschluß, die Wildheit des Tieres durch eine Operation zu beseitigen. Die Wärter begaben sich also in den Käfig und drängten das Tier lang­sam in eine Ecke, wo es betäubt werden sollte. Als Betäubungsmittel für den König der Wüste wurde Chloroform und Aether benutzt. Es waren aller­dings beträchtliche Massen notwendig, ehe die Be­täubung eintrat. Zuerst wurden 500 Gramm an­gewendet, die dem Tiere nicht den geringsten Schaden taten. Auch die Anwendung von weiteren 500 Gramm blieb zuerst ohne Erfolg. Als man sich anschickte, eine neue Dosis dem Löwen zu verabreichen, merkten die behandelnden Aerzte, daß das Chloroform bereits seine Wirkung tue. Tatsächlich war der Löwe auch nach wenigen Minuten fest eingeschlafen, so daß die Operation durch den Professor und seinen Assistenten vor sich gehen konnte. In ganz kurzer Zeit war auch die Arbeit beendet, da sich die Operateure be­eilen mußten, um aus der gefährlichen Nähe des Löwen zu kommen, bevor dieser wieder aufwachte. Die Narkose hielt im ganzen nur 15 Minuten an und hatte nur geringe üble Nachwirkungen. Durch die Operation soll nun der Löwe gebändigt sein. Nach Versicherung der Aerzte wird er jedenfalls zahm sein wie ein Hündchen. Man darf dem Er­folge dieser Operation mit Interesse entgegensehen. Wenn der Löwe tatsächlich auch nach seinerKranken­stube" noch zahm und milden Sinnes bleibt, dann würden sich durch diese Operation für die Bändig­ung von wilden Tieren ganz neue Aussichten eröffnen.

Juristendeutsch. Ein Freund derWürtt. Ztg." schreibt: Der folgende von, einem württem- bergischen Gericht verfaßteBandwurm" verdient öffentlich bekannt zu werden:In der Strafsache gegen 1. N. N. in N., 2. N. N. in N. wegen fahr­lässiger Körperverletzung werden die Angeschuldigten unter Uebernahme der Kosten des Verfahrens auf die Staatskasse außer Verfolgung gesetzt, da nach dem Ergebnis der Voruntersuchung ein zur Eröffnung des Hauptverfahrens hinreichender Verdacht dafür nicht begründet erscheint, daß sie als zur Leitung der Auf­räumungsarbeiten bei Brandfällen berufene städtische Beamte .... zu N. bei Aufräumungsarbeiten des Brandschutts der am .... durch Brand zerstörten Dampfziegelei des N. N. in N. durch städtische Ar­beiter durch Fahrlässigkeit die Körperverletzung von 8 durch einen Mauereinsturz auf dem Brandplatz mit teilweise recht erheblichen Folgen verschütteten städtischen Arbeitern unter Außerachtlassung der für sie vermöge ihres Amtes und Berufes besonders ge­botenen Aufmerksamkeit durch ihr gänzliches Weg­bleiben von den Aufräumungsarbeiten bezw. durch Nichterkenntnis des gefahrdrohenden Zustandes der tatsächlich eingestürzten Mauer verursacht haben." O Wohlklang deutscher Laute.

Ostende in Erregung. In den Spielsaal von Ostende drang in einer der letzten Nächte das Gericht von Gent ein, um alles Spielmaterial und alle Einsätze, die beim Hasardspiel aufgefunden wur­den, mit Beschlag zu belegen. Man spielte in Ost­ende wie alle Jahre in geschlossenem Zirkel. Der Klub, der die Spieler aller Nationen freundlichst aufnahm, führte den harmlosen Titel Cercle Litöraire. Als das Gericht in dem Spielsaal erschien, kam es zu ergötzlichen Szenen; denn es sollen sich gerade etwa 400 000 Franken auf dem Spieltisch befunden haben. Jeder suchte natürlich seinen Einsatz und seine Person in Sicherheit zu bringen. Verschiedene Herren und Damen waren so vorsichtig, die Fenster­scheiben einzuschlagen, um ins Freie springen zu können. Hierbei kam es zu Zusammenstößen mit den Polizisten. Ein deutscher Landsmann ohrfeigte sogar einen Polizeikommisfar und wurde deshalb festgenommen.

4^00000 gefrorene Eier vernichtet. In den vereinigten Staaten wurde eine riesige Steiger­ung des Eierpreises dadurch erzielt, daß Spekulanten Millionen von Eiern dem Markte entzogen und in Gefrierhäusern aufbewahrten. Die Gerichtsorgane in der Union sind hinter diesenkonservierten" Eiern her. In Broocklyn wurden ihrer 400 000 in einem Gefrierhaus entdeckt und auf ihre Genießbarkeit ge­

prüft. Die Aerzte, denen die Untersuchung anver­traut war, sagen, in jedem Ei, das sie als Stich­probe aus dem riesigen Vorrat entnahmen, hätten 30 Millionen von Bazillen sich befunden. Sie bean­tragten die Vernichtung sämtlicher 400 000 Eier auf Grpnd von 120 Stichproben, die alle das gleiche Resultat geliefert hatten. Die Eierspekulanten pro­testierten und verlangten die Untersuchung aller 400 000 Eier. Der Gerichtshof lehnte diese Ob­struktion ab und ordnete die Zerstörung der 400 000 Eier an.

Eine Million Dollars zu verdienen. Der Preis einer runden Million Dollars erwartet den glücklichen Erfinder, dem es gelingt, einen Apparat anzufertigen, der den Schmelzhüttenrauch verzehrt. Derartige Vorrichtungen werden schon mit Erfolg in vielen großen Städten angewendet, aber in allen diesen Fällen kommt der Rauch von einfachen Oefen her, die nichts wie Kohle oder Holz verbrennen. Schmelzhüttenrauch jedoch enthält Gase, die von dem Schmelzen der Metalle herrühren und bis jetzt ist es dem menschlichen Verstand nicht gelungen, ein Mittel zu finden, das die giftigen Wirkungen des Rauchs aushebt, der die Atmosphäre um ein jedes Schmelzwerk herum verpestet. Der Preis von einer Million Dollars für den erfolgreichen Erfinder ist kein Märchen; denn die großen Hüttengesellschaften der Vereinigten Staaten haben diese Summe für Prozesse und Entschädigungen an unzufriedene Nach­barn und Beschädigte schon oft ausgegeben. Vor einem Jahre hat die Guggenheimer - Koalition, die fast den ganzen Schmelzhüttentrust kontrolliert, 500 000 Dollars für einen brauchbaren Rauchver­zehrer angeboten, und der Preis ist nunmehr, wenn auch unoffiziell, von der Amalgamated Copper Kom- pany, der einige der größten Schmelzhüttenwerke der Welt gehören, verdoppelt worden. Erst kürzlich wurde eine Hütte im Werte von acht Millionen Dollars von der Bevölkerung Utas geschlossen, weil die Rauchplage unerträglich war.

Die Franzosen wachsen. Im Aufträge des französischen Kriegsministeriums ist in der Armee eine große Enquote veranstaltet worden, die darauf abzielt, die Schwankungen in der Durchschnittskörper­größe des französischen Soldaten zu verfolgen, um so ein Bild von den physiologischen Entwicklungs­tendenzen des französischen Volkes zu erhalten. Die statistischen Feststellungen haben ergeben, daß die Franzosen wachsen. Zwar ist der Unterschied kaum bemerkenswert, aber immerhin ein Wachstum. Im vergangenen Jahr war die durchschnittliche Körper­größe des Soldaten 1,661 m, in diesem Jahr beträgt sie 1,662 m, so daß ein Wachstum von einem Milli­meter zu konstatieren bleibt. Der größte Soldat der französischen Armee mißt 1,98 m, der kleinste Soldat 1,15 ui. Das Letzte Maß beweist übrigens, daß eine Minimalgrotze im französischen Heere nur noch auf dem Papier besteht.

Eine treffende Antwort. Im Briefkasten derIllustrierten landwirtschaftlichen Zeitung" (München) fragte jüngst ein Abonnent an,in welchem Alter man Fohlen am besten coupiere". Das Blatt veröffentlichte darauf folgende Antwort eines anderen Abonnenten:Die beste Zeit zum Verhallen eines schönen Pferdeschweifes ist sehr bald nach dem Tode des Pferdes. Dabei gewinnen sie einen guten Roßhaarwedel, ersparen dem Pferde bei Lebzeiten viel Plage durch Fliegen und helfen mit zur Be­seitigung einer tierquälerischen Modetorheit."

Gegen Insektenstiche wird zumeist eine Salmiaklösung empfohlen. Das Mittel ist gut, aber nicht immer zur Hand. In der Regel leichter zu erlangen ist gewöhnliche Waschseife, die also nicht parfümiert ist. Man reibt die leicht ange­feuchtete Seife auf die Stichwunde, über die sich schnell eine den Schmerz beseitigende Seifenschicht bildet. Ein anderes Mittel, das merkwürdigerweise nur ganz wenigen Menschen bekannt zu sein scheint, und das einfachste und mit voller Sicherheit wirkende ist, wird derMagdeb. Ztg." von einem ihrer Leser mitgeteilt: ein Stückchen Zucker, leicht angefeuchtet, wenn nichts anderes vorhanden ist, mit dem eigenen Speichel, kräftig auf der Stelle des Mückenstiches und seiner näheren Umgebung eingerieben, so daß eine dünne Zuckerkruste entsteht, die man eintrocknen läßt, beseitigt mit einer fast unfehlbaren Sicherheit innerhalb einer Viertelstunde nicht nur das lästige Jucken, sondern auch die Anschwellung, so daß man binnen kurzem die Stelle des Stiches nicht mehr aufzufinden vermag. Im Interesse der vielen von Mückenstichen geplagtenSommerfrischler", besonders Kinder, sei hiemit auf dieses einfachste aller Mittel aufmerksam gemacht, dessen allgemeines Bekannt­werden recht zu wünschen wäre.

Rätsel.

Wer's guter Lehr' verschließt. Verdienet Tadel;

Wer's mit zwei Punkten liest, Siehts an der Nadel.

Sage« von Neuenbürg und Umgegend.

Die umgehenden Feldmesser.

Im Albtale geht in den heiligen Nächten ein Geisterzug von Marxzell bis zur Wattmühle hin und her. Vier Männer, von denen jeder ein Licht trägt, führen in ihrer Mitte einen nackten Mann, aus dessen Leib, vom Hals bis zu den Füßen, Feuer hervor­scheint, besonders an den Rippen. Ein sechster schreitet in kurzer Entfernung nebenher. Er trägt ein blaues Licht und ist der Erlösung fähig. Die fünf anderen sind unter sich in großem Streit be- eriffen und schlagen heftig aufeinander los, vornehm­lich auf den Mann, der in der Mitte geht. Sie waren bei ihren Lebzeiten betrügerische Feldmesser und der Nackte der Anstifter, weshalb die andern ihm nun Vorwürfe machen und Rache an ihm nehmen.

Marxzell.

Der Weiler Marxzell, aus Kirche, Meßnerhaus und Mühle bestehend, hieß früher Mariazell und war eine Muttergotteswallfahrt. Als die Kirche wegen Baufälligkeit abgebrochen werden mußte, wollte man sie nach dem ihr eingepfarrten Dorfe Pfaffenrot verlegen. Deshalb wurden die Baustoffe und Werk­zeuge dahin gebracht. Aber in der Nacht kamen beide auf den Platz der Marxzeller Kirche. Nachdem dies noch einigemal geschehen, spannte man ein Psar Stiere, die noch kein Joch getragen, an ein Stück Holz und beschloß, da, wo sie ohne Leitung es hin­bringen würden, das Gotteshaus aufzuführen. Ge­raden Weges gingen die Stiere nach Marxzell und blieben auf dem Platze der Kirche stehen, worauf auch das neue Gotteshaus daselbst erbaut wurde. Auf dem Kirchhofe entspringt eine Quelle, deren Wasser für Augenkranke heilsam ist.

Der Schatz von Frauenalb.

Aus der Abtei Frauenalb ward einst ein Bube in den Wald des nahen Sägberges geschickt, um Ameisen zu einem Krankenbad zu holen. Nirgends konnte er solche finden. Endlich kam ein Mann, wie ein Jäger gekleidet, winkte ihm, mitzugehen und führte ihn zu einem großen Ameisenhaufen. Den­selben füllte der Knabe in einen Sack und stellte ihn in die Stube der Pförtnerin, wo er, weil es schon Abend war, bis zum Morgen stehen blieb. Als man ihn da öffnete, fand man statt der Ameisen lauter Goldstücke, worüber im Klostex große Freude war. Noch am nämlichen Tage ging von da eine Prozession mit dem Buben auf den Sägberg, um Gott an Ort und Stelle für den Schatz zu danken. Allein der Platz des Ameisenhaufens konnte nicht mehr gesunden werden. Den Knaben ließ darauf die Abtei sorgfältig erziehen und spendete von dem Gelds reichlich Almosen.

Schatz und Spuk um Siehdichfür.

Nicht weit vom Hofe Siehdichfür stand vor Zeiten ein Mannskloster, von dem nichts mehr übrig ist. Eines Vormittags sah eine Nöttinger Frau einen Kapuziner dort bei zwei Kisten stehen, zu dem sie, als er ihr winkte, hinging. Er zeigte ihr, daß die eine Kiste mit Gold, die andere mit Silber gefüllt sei und sprach dabei folgendes:All dieses Geld erhältst du, wenn du mich erlösest, wozu du nur nötig hast, mir heute mittag zwischen 2 und 3 Uhr eine Windel aus einer Wiege und ein Handtuch zu bringen, damit ich mir das Gesicht abtrocknen kann. Du brauchst nicht allein zu kommen, aber mehr als drei Seelen dürfen nicht um die Sache wissen." Nach Nöttingen zurückgekehrt, erzählte die Frau dem Pfarrer und anderen Leuten das Ereignis, so daß es im Orte ziemlich bekannt wurde. Zur bestimmten Zeit war sie mit zwei anderen Weibern auf dem Platze und viele Leute, die ihnen nachgegangen waren, stellten sich in einiger Entfernung hinter ihnen auf. Der Kapuziner und die Kisten standen da. Als aber die Frau ihm die Windel und das Hand­tuch geben wollte, wies er sie mit den Worten zu­rück:Mehr als drei Seelen haben die Sache er­fahren und deshalb ist meine Erlösung vereitelt!" Hierauf verschwand er mit den Kisten. Nur die drei Weiber, nicht aber die anderen Leute, hatten ihn sehen und seine Stimme hören können. Ein anderes Mal sah eine Frau, welche dort Laub rechte, aus demselben Helle Funken fahren. Ohne sich daran zu kehren, rechte sie fort, schlug den Blätterhaufen in ihr Tuch und trug ihn nach Hause. Als sie dort das Bündel öffnete, fand sie unter dem Laube mehrere Goldstücke.

Redaktion, Druck und Verlag von L. Meeh tu Reuenbürg.