in ihrem Naturgenuß gestört werden, wie durch hingeworfene Reste der Mahlzeit, als da sind Frühstückspapier, Eierschalen und leere Flaschen. 6) Benütze nicht die Rinde der Baume als Stammbuch! Das Einschneiden von Buchstaben und Zeichen schädigt nicht nur den Baum, ein über und über mit Narben und frischen Wunden bedeckter Stamm muß auf jeden Naturfreund verletzend wirken.
Pforzheim, 20. Juli. Die Abiturienten des Reuchlingymnasiums leisteten sich dieses Jahr den Scherz einer Mulus-Postkarte. In vortrefflicher Abbildung standen die Lehrer als wilde Cyklopen am Gestade. Der stärkste von ihnen war Polyphem, wie er eben einen mächtigen Felsblock schwang. Auf dem Meer in einem Schifflein fliehen als Odysseus mit seinen Gefährten die Abiturienten. Nun kamen die Muli, als sie in feuchtfröhlicher Stimmung bei einander saßen, auf die lustige Idee, auch eine Karte an den alten Cicero zu senden, der ihnen mit seinen Schriften doch so oft das Leben sauer gemacht hatte. Die Adresse lautete: Markus Tullius Cicero, Volksredner im Hades in Griechenland. Dieser Tage kam nun die lustige Karte aus „Athen" als „unbestellbar" zurück. Von der Post war sie mit dem Vermerk versehen: „Konnte nicht zugestellt werden, da der Styx angeschwollen infolge Hochwassers". Ferner machte die findige Post, die über alles Bescheid zu wissen scheint, noch die treffende Bemerkung: „Der Adressat dürfte sich wohl im Orkus befinden". Diese lustige Karte darf sicher als Kuriosum gelten.
Pforzheim, 20. Juli. Der heutige Schweinemarkt war mit 159 Milchschweinen befahren, von welchen 100 Stück zu 26—34 pro Paar ver- kauft wurden.
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Der Elefant im Damenbade. Aus Juist schreibt man dem Hannoverschen Kurier: Durch den Sturm der letzten Tage wurden die verschiedensten Gegenstände an den Strand geworfen, die von den Badegästen mit dem größten Eifer zur Ausstattung ihrer Sandburgen gesammelt werden. Freilich sind die Erbauer der Burgen sehr genügsam. Alte Körbe ohne Boden, Kisten, Planken, Rundhölzer, Flaschen, Krüge, alte Konservedosen: alles wird herangefchleppt, um das Werk ihrer Baukunst auszustatten. Kürzlich warf die See jedoch einen Gegenstand an den Strand, der von allen bewundert, von keinem aber mitgenommen wurde. Es war ein junger Elefant, das heißt ein toter, der nachmittags die ganze Badegesellschaft in Aufregung versetzt hatte. Am Damenbadestrand wurde während der Badezeit ein großes „Etwas" mit jeder See weiter herangeworfen, doch niemand hatte Ahnung, was es sein konnte. Mit einem Male waren die Beobachter starr vor Erstaunen über das, was sie sahen, und zwar mit vollem Recht; denn ein Elefant war es, der die badenden Damen überraschte. Es ist ein junges Tier, etwa eineinhalb Meter lang und, wie festzustellen war, noch nicht lange im Wasser. Vielleicht ist das Tier auf einem Transport nach Hamburg auf einem Dampfer verendet und
kommen. Gehst doch mit dem nächsten Schiff? Nun, dann bin ich beruhigt. Daraufhin müssen wir aber wirklich noch einen Schluck zusammen trinken, altes Haus."
Die Drei saßen noch eine halbe Stunde so bei traulichem Geplauder zusammen, und die Herzen wurden ihnen weit. Erst der Schall der Schiffsglocke, der vom nahen Ufer drunten herauftönte, trieb sie von ihren Sitzen. In aller Eile mußte die Zeche beglichen werden, und dann packte man die Sachen auf, um an die Dampferbrücke hinabzueilen, wo das Schiff schon angelegt hatte. Vater und Tochter umarmten sich, die beiden Männer drückten sich warm die Hände — noch ein paar Zurufe hinüber und herüber, ein Tücherwinken, ein Hutschwenken — dann das schrille Abfahrtzeichen, das schaufelnde Geräusch des Rades — ein Quirlen und Brodeln der Wasfer und mit kurzen, fauchenden Rauchstößen des Schornsteins glitt der Dampfer stromab. In wenigen Minuten war das Ufer mit der rebenumfponnenen Gafthofsterasse hinter ihnen versunken.
Ursula hatte eine Träne an der Wimper zerdrückt. Faustinus sah's ganz deutlich, aber auch, daß sie's mit einer entschlossenen Bewegung tat und gleich darnach tapfer zu lächeln suchte. Das gefiel ihm, wie alles an diesem Mädchen, das er nicht genug bewundern konnte. Er setzte sich zu ihr an den Bug des Dampfers, den Blick auf die rebenbegrenzten Uferhügel hinausgerichtet, von denen die geborstenen Mauertrümmer verfallener Burgen, die Kapellen und Winzerhäuschen ins Land hinabgrüßten.
dann über Bord geworfen worden. Die Badegäste I hatten ein Ereignis, wie es in einem Seebade noch nicht vorgekommen ist. In keinem zoologischen Garten könnte ein Tier mehr bewundert werden, wie hier das tote Elefantchen.. Als alles seine Neugier befriedigt hatte, wurde der kleine Dickhäuter auf Veranlassung der Strandbehörde in den Dünen verscharrt.
An Röntgenstrahlen gestorben. In Lower Clapton ist kürzlich der englische Physiker Harry Cox an den Folgen einer Röntgenstrahlen- Hautentzündung gestorben. Der besonders in England geschätzte Gelehrte hatte vor etwa vierzehn Jahren die Röntgenstrahlen zu seinem Sonderstudium gemacht, und manche neue Erfindung, die es heute den Aerzten möglich macht. Röntgenstrahlen ohne Gefahr für sich selbst in der Heilkunst zur Anwendung zu bringen, ist Cox' Verdienst. Als er seine Experimente begann, war die bösartige Wirkung, die solche Strahlen unter Umständen ausüben können, noch nicht bekannt. Allerdings glaubte Cox schon vor zwölf Jahren, die ersten Spuren der Zerstörung seiner Gesundheit durch die Strahlen bemerkt zu haben; aber er arbeitete nichts desto weniger eifrig weiter und leistete namentlich während des Burenkrieges durch Auffindung von Geschossen in den Körpern von Verwundeten große Dienste. Bald nach dem Kriege mußte ihm bereits ein Finger abgenommen werden. Trotzdem gründete er noch damals mit seinem eigenen und dem Gelds feiner Freunde eine Fabrik für Röntgenapparate und richtete sie selbst ein. Zwei Jahre später erschienen die Spuren seiner Erkrankung im Gesicht, besonders am Mund. Cox war gezwungen, sich vom Geschäfte zurückzuziehen, was den Verlust seines ganzen Vermögens zur Folge hatte. Die Regierung setzte ihm ein Jahresgehalt von 200 Pfund aus, wodurch ihm ein kärgliches Auskommen für die Jahre gesichert war, während deren er nun dem sicheren Tod entgegensah. Cox wußte nur zu gut, daß es für ihn keine Rettung gab. Ein Finger nach dem anderen mußte ihm abgenommen werden; dann folgten die Hände und ein Arm. Sein Gesicht verdorrte und wurde so abschreckend, daß er sich in Gegenwart Fremder stets zu verhüllen pflegte. Als der Zustand des Märtyrers bekannt wurde, sammelte Sir William Treloar 2600 Pfund füx ihn, damit ihm das Warten auf den Tod wenigstens in etwas erleichtert werde. Während der letzten sieben Jahre soll Harry Cox große Schmerzen gelitten haben.
Eine Klapperschlangenjagd. Im „Schw. Merkur" erzählt Alfred Manus nach dem Bericht eines alten Kapitäns ein Jagdabenteuer mit einer Klapperschlange. Der Held der Erzählung war mit einem kalifornischen Diener auf die Wildtaubenjagd ausgezogen, als er plötzlich auf eine riesige Klapperschlange stieß. Das Tier hob beim Herannahen des Jägers seinen Vorderkörper etwa fußhoch und war im Begriff, auf den Feind loszufchnellen. Der Kapitän konnte sich vor dem tödlichen Bisse nur dadurch retten, daß er der Schlange blitzschnell den Fuß auf den Hals setzte, bevor sie zum Sprunge ausholen konnte. Was dann weiter geschah, erzählt
Alle Poesie des Lebens schien ihm in dieser herrlichen Rheinfahrt zusammenzudrängen, und immer wieder klang es in ihm, wie Glockenschall und Orgelton: „Wie schön ist die Welt!" Das Herz war ihm weit und groß und das Blut rann ihm durch die Adern, wie beschwingt vom Wein, von der Sonne und von der Jugend.
Es waren nur wenige Menschen auf dem Schiffe, da die eigentliche Reisezeit noch nicht begonnen hatte, und es plauderte sich ungestört, während die blühenden Stromgelände, gleich Märchengebilden, vorüberglitten. Es währte so gar nicht lange, bis Ursula Faustinus Germans Lebensgeschichte kannte, soweit er sie nicht schon vorher ihrem Vater erzählt hatte, und sie selbst schilderte ihm mit anmutiger Natürlichkeit, die kleinen Leiden und Freuden ihres jungen Daseins. Alles lag licht vor ihm und je länger sie sprach, desto mehr war's ihm, als tauche er in einen tiefen Schacht und hole mühelos das lautere Gold daraus empor. Warm und weich, wie nie im Leben, war ihm zu Mute.
„Was ich doch für ein Glückskind bin," dachte er, „das ist ja alles wie der schönste Dichtertraum, und diese Augen könnten einen ganz närrisch machen!"
Dann fragte er: „Und Sie fürchten sich gar nicht, nun so unter Fremde zu gehen?"
„Ein bischen schwer wird mir's schon werden," meinte sie mit einem kleinen Seufzer und es lag jetzt etwas Rührendes für ihn in diesen Kinderaugen, die in den Schoß blickten, „und Heimweh — richtiges Heimweh wird gewiß nicht ausbleiben. Aber
er selbst höchst anschaulich: „Nun hättet ihr das Biest sehen müssen. Schnell mußte ich mit dem anderen Fuß auch noch rauf, sonst wäre ich heruntergefallen und dann adjo. Auch so hatte ich genug zu halten, mir war, als ob ich auf einer Elektrisiermaschine stände. Ich freute mich, daß ich den Rat meines alten, klugen Kapitäns besalat hatte, denn das Untier biß ja nun wie toll in meme dicken, rindledernen Stiefelschäfte hinein, da war aber nichts zu machen. Eine höllisch ungemütliche Situation, in der ich steckte, denn wenn mich das Vieh abschmiß, war ich geliefert, und das Tier war so ungebärdig, daß ich andauernd balancieren mußte, um obenauf zu bleiben. Mein Diener jammerte in respektvoller Enftfernung; alles Winken und Rufen nützte nichts, der wäre nicht heraekommen, wenn ich ihn auch zur Belohnung zum Kaiser von Belutschistan hätte machen können. Mein Gewehr, das geladen war, konnte ich auch nicht fassen, denn dann hätte ich das Gleichgewicht verloren, auch würde es mir nicht viel genützt haben, denn der Kopf der Bestie angelte nur immer rund um die Beine, und ich war mir nicht sicher, ob ich sie an einer anderen Stelle mit dem leichten Vogelschrot tödlich treffen würde. Endlich, endlich schien die Kraft der Schlange zu erlahmen und die Bewegungen des Kopfes wurden langsamer; nun, ich wog auch damals schon meine 180 Pfund. Jetzt durfte ich es endlich wagen, nach dem Gewehr zu greifen. Lange dauerte es, bis ich den richtigen Augenblick erwischte; denn ich durfte beileibe nicht vorbeischießen, ich hatte keinen zweiten zu versenden. Also endlich schoß ich und traf. Tot lag die Bestie. Nun stieg ich von dem Kadaver herunter, und dann nahm ich einen gehörigen Schluck Whisky aus der Feldflasche, mir war nämlich bei der Geschichte doch ein wenig flau geworden. Nachdem mir das Blut wieder etwas schneller durch die Adern floß, sah ich mir mein Opfer an, es hatte die respektable Länge von sechs Fuß. Das war eine hübsche Trophäe und um keinen Preis hätte ich sie liegen lassen. So gut wie es ging schob ich sie in meine riesige Jagdtasche, die ich mir von Bord mitgenommen hatte.
Spinnen als Vogelfeinde. In letzter Zeit ist wiederholt von seltsamen Angriffen auf junge oder schwache Vögel durch heimische Spinnen berichtet worden. Dazu wird aus der Pfalz geschrieben: In der Nähe von Frankeneck sahen des Weges kommende Arbeiter einen Vogel ängstlich flatternd im Strauchwerk. Das Tierchen, ein Finke, gab fortgesetzt Klagelaute von sich. Als er ohne Mühe gefangen worden war. stellte sich heraus, daß im Gefieder des Vogels fünf große Spinnen saßen, die ihm Blut aus dem Leibe saugten. Kreuzspinnen waren es nicht. Der Finke wäre zweifellos umgekommen, wenn man ihn nicht von den ekelhaften Tieren befreit hätte. Er wurde eine Zeit lang gefangen gehalten und nach einigen Stunden in Freiheit gesetzt. Er hatte sich so erholt, daß er wieder aut fliegen konnte. Man wird demnach gut tun, bei den Vogelschutzbestrebungen auch die Spinnen zu beobachten, da der Fall offenbar nicht vereinzelt ist.
es muß schon gehen. Gute Bekannte haben mir die Stelle verschafft und bürgen mir dafür, daß ich zu edel denkenden Menschen komme. Der arme Papa wird's im Grunde schwerer haben, als ich."
„Wenn er doch wieder heiratete!" sagte Faustinus. „Oder wünschten Sie's nicht?"
„Von ganzem Herzen wünscht' ich's!" fiel sie treuherzig ein. „Um seinetwillen und um der beiden Kleinen willen. — Und — ich meine, ich kann's Ihnen ruhig sagen. Sie sind ja ein alter Freund von ihm und ich Hab' Vertrauen zu Ihnen — an ihm liegt's nicht, daß er nicht schon eine Fra« hat. Aber die. die er haben möchte, will nicht und eine andere steht ihm nun einmal nicht an. Da wird wohl leider alles so bleiben, wie es ist."
„Will nicht!" wiederholte Faustinus mit einem gewissen Ton der Entrüstung. „Sieh' einmal einer an! Einen so stattlichen Mann, wie Felix Probus, nicht zu wollen! Das muß aber eine sein!"
„Sie dürfen sie aber deshalb doch nicht verdammen, Herr Professor," sagte sie dann, „es ist damit vielmehr eine eigene, rührende Geschichte, die einem das Mädchen bloß noch lieber machen kann."
„Sie liebt wohl einen andern?" fragte Faustinus.
„Sie hat wenigstens einen andern geliebt, vor langen Jahren. Es ist eine Jugendliebe gewesen, aus der nichts werden konnte. Und da-hat sie dem Manne damals versprochen, sie wolle auf ihn warten. Deshalb kann sie sich nun nicht entschließen, den Papa zu erhören. Und lieber will sie lebenslang unvermählt bleiben." (Schluß folgt.)
Redaktion, Druck und Verlag vo« L. Me eh i« Neueubürg.