Saales für Kongresse, Tagungen von Vereinen usw. recht fühlbar; so mußten während der Vorsaison schon derartige Versammlungen in wenig geeigneten Räumen, z. B. im kleinen Rathaussaal, gehalten werden. Hier wird der frei gewordene Saal eine Lücke ausfüllen und außerdem Gelegenheit zu gemeinsamen Mittagessen größerer Vereine, an der es in der Hauptbadezeit bisher ebenfalls fehlte, bieten. Bergbahn und Kurhaus bedeuten sicherlich für unsere Badestadt Wendepunkte zu erfreulichem Aufschwung. (S. M.)
Eb Hausen, 14. Juli. Heute mittag '/s3 Uhr zog ein schweres Gewitter über das obere Nagoldtal. Gewaltige Wassermassen, vermischt mit Hagelkörnern, ergossen sich über unsere Gefilde. Der Blitz schlug in das Haus des Schreinermeisters Mall, beschädigte Dach und Giebel und sprang auf das angebaute Nachbarhaus über, glücklicherweise ohne zu zünden. Die Magd des Mall, welche sich auf der Bühne befand, wurde betäubt, nahm aber sonst keinen Schaden. Auch in den Kirchturm fuhr ein Strahl und beschädigte den Blitzableiter. Die Nagold bringt seit gestern bedeutende Wassermengen.
Nagold, 15. Juli. Während eines gestern abend über dem Pfarrdorf Eff rin gen niedergegangenen schweren Gewitters versteckten sich die Leute des Gemeinderats Weik, die auf dem Felde arbeiteten, unter einem Heuhaufen, wo sie sich sicher glaubten. Kurz darauf schlug der Blitz in den Heuhaufen und tötete den von Sulz gebürtigen Knecht Friedrich Rühm; die im selben Haufen sitzende Tochter Weiks kam mit einer geringen Lähmung davon.
Pforzheim, 14. Juli. Der Bürgerausschuß hat das Projekt der Rathauserweiterung mit einem Aufwands von 495 000 genehmigt.
Pforzheim, 13. Juli. Aus Anlaß der gestern begonnenen Hauptversammlung des Badischen Hauptvereins der Gustav Adolf-Stiftung wurde heute i/,10 Uhr in der dichtgefüllten Stadtkirche der Festgottesdienst gehalten, bei dem Stadtpfarrer Höflich von Mannheim-Neckarau die Predigt übernommen hatte. Bei dem Festgottesdienst gab der Vorsitzende Stadtpfarrer Zandt-Konstanz den Jahresbericht bekannt, aus dem hervorgeht, daß das Interesse am Gustav Adolf-Verein auch im letzten Jahre wieder gewachsen ist und die Gaben sich vermehrt haben. Auch Vertreter benachbarter Vereine überbrachten in kurzen Ansprachen die Grüße. Nachmittags vereinigten sich die Teilnehmer im Saalbau zu einem Festessen, das durch eine große Anzahl von Reden gewürzt wurde.
** Pforzheim, 15. Juli. In seiner Wohnung wurde heute mittag der 36 Jahre alte Vergolder Adolf Em. F. Teppe aus Altona, der seit ein paar Jahren hier eine Vergolderei betreibt, mit Cyankali vergiftet tot aufgefunden. Nach einem bei Teppe aufgefundenen Brief geschah die Tat, weil er sich „verrechnet" habe. T. hatte die Absicht, nächsten Monat zu heiraten.
Pforzheim, 14. Juli. Heute kam wieder ein Goldhehlereiprozeß zur Verhandlung. Der Schmelzer Hälferich stahl in einer Pforzheimer Goldscheidranstalt, in der er beschäftigt war, Goldabfälle und schmolz sie zusammen. Die eingeschmolzenen Stücke, die einen Wert von mehreren Tausend Mark halten, brachte er dem Goldschmied Albert Bischofs, der ihm dafür 700 ^ bezahlte. Bischofs verkaufte wieder das gestohlene Gold für 12 000 ^ an den Fabrikanten Karl Schroth. Hälferich erhielt dafür 1 Jahr 6 Monate Gefängnis, Bischofs 1 Jahr 3 Monate und Schroth 6 Monate Gefängnis.
Neuenbürg, 12. Juni. Nasse Jahrgänge. Das heurige Jahr darf und muß bis jetzt nach dem Charakter der.letzten Zeit zu den nassen Jahrgängen gerechnet werden. Es ist deshalb von Interesse, zu wissen, welche Jahre des vergangenen Jahrhunderts sich besonders durch Regenwetter auszeichneten. Nach älteren Aufzeichnungen waren es folgende Jahrgänge, welche wie nachstehend geschildert sind. 1816 ersoff bei dem immerwährenden Regen die Gerste, der Weizen geriet nicht, die Heuernte war Ende Juli und die Fruchternte Ende August. 1818 regnete es im Frühjahr drei Monate fast ununterbrochen; darnach kam eine lange Trockenperiode. Weizen und Wein gerieten gut. Ein nasses Frühjahr ist auch 1824 zu verzeichnen; doch waren Heu- und Getreideernte früher und das Jahr im allgemeinen gut. Anno 1833 war ein nasses Frühjahr und ein trockener Sommer. Frucht, Heu und Wein gerieten nicht, wohl aber Kartoffeln und Obst. Im Jahre 1837 gab es nur Heu. 1846 folgte auf ein nasses Frühjahr eine große Hitze. Es geriet nur der Wein. 1860 regnete es während des ganzen Jahres, so daß alles verdarb. Mitte Oktober fiel schon Schnee
und die Trauben wurden nicht reif. Ein nasses Jahr, das reich an Hagel und Ungewittern war, war das Jahr 1867. Im Frühjahr wurde vom Hagel alles zerschlagen. Ein später Frost im Mai ließ nichts mehr aufkommen, so daß die Leute übel daran waren. Hoffen wir nun, daß sich das Wetter des heurigen Jahres, das in der letzten Zeit sich durch ausgiebigen und lange anhaltenden Regen auszeichnete, in der Folgezeit ändern möge.
Neuenbürg, 12. Juli. Insektenstiche ist ein lästiges Uebel, dem wir alljährlich im Sommer besonders an Gewässern ausgesetzt sind. Um sich von den Stichen der Mücken und anderen Insekten zu schützen, durch die zum Teil recht bösartige Entzündungen und Blutvergiftungen entstehen können, hat man schon die verschiedensten Mittel mit mehr oder weniger Erfolg angewendet. Ein ausgezeichnetes Schutzmittel besteht darin, daß man Gesicht und Hände mit Seifenspiritus bestreicht, den man zu diesem Zwecke auch noch parfümieren lassen kann. Man streicht ihn mittels Schwämmchen oder Pinsel auf die Haut und läßt ihn trocknen. Hat man versäumt, durch dieses Mittel vorzubeugen, so betupft man den Stich sofort mit verdünntem Salmiakgeist, den man am besten in einem kleinen Fläschchen, an dessen Korken sich ein Glasstäbchen befindet, bei sich trägt.
Calw, 13. Juli. (Viehmarkt.) Auf den heutigen Markt waren zugeführt 296 Stück Rindvieh. Verkauft wurden 9 Paar Ochsen und Stiere zu 1160—1760 pro Paar, 33 Stück Kühe zu 360
bis 512 l/L, 47 Stück Kalbeln und Jungvieh zu 130—446 6 Kälber zu 72—125 das Stück.
Pferde waren 8 Stück auf dem Markt. Auf den Schweinemarkt waren zugebracht 346 Stück Milchschweine und 118 Läufer. Erlös für elftere 20 bis 40 ^ü, für letztere 55—120 ^ pro Paar.
Pforzheim, 13. Juli. Der heutige Schweinemarkt war mit 185 Milchschweinen befahren, von welchen 100 Stück zu 30—38 pro Paar verkauft wurden.
Neuenbürg, 16. Juli. Auf dem heutigen Schweinemarkt, welchem 24 Stück Milchschweine zugeführt waren, kostete das Paar 25 bis 30 Mk.
Vermischtes.
Das Lawinenunglück an der Jungfrau. Der „Köln. Ztg." wird geschrieben: Wer gleich mir das Pech hatte, auf einer Reise durch die Schweiz die ungünstige Witterung der letzten Tage und Wochen selbst zu durchleben, wird den Wagemut der Reisenden und mehr noch der Bergführer, die jetzt an der Jungfrau oder richtiger gesagt, am Eiger verunglückt sind, geradezu unverständlich finden. Vier Tage lang hatte ich mich in Grindelwald, auf besseres Wetter lauernd, mit kleineren Berg- und Gletschertouren, von denen man aber stets durchnäßt heimkehrte, begnügt, als ich mich zwei Tage vor dem erwähnten Unglück, zu einer Fahrt mit der Jungfraubahn entschloß. Aber auf der jetzigen Endstation Eismeer (3161 m Meereshöhe), von der die Bergli- hütte (3300 w), also die Stätte des Unglücks, in der Luftlinie bloß 1 km entfernt ist, umsauste uns bei schneidender Kälte ein derartiger Schneesturm, daß man. was bei gutem Wetter gar nicht schwer ist, nicht einmal zu den zwischen Eismeer und Bergli- hütte sich auftürmenden Gletschern hinabzusteigen vermochte. Während die Lawinen donnernd über die Aussichtsgalerien hinwegtosten, wäre es geradezu lals Wahnsinn erschienen, die Eismeerstation zum Ausgangspunkt weiterer Bergfahrten zu machen. Da auch an den beiden folgenden Tagen der Regen in Strömen herniedergoß, so haben die Verunglückten unmöglich mit besseren Witterungsverhältnissen rechnen können. Bei den Führern pflegt nur allzu oft der entschuldbare Wunsch nach Verdienst und bei den Touristen das Ende des Urlaubs oder sonst ein ihr Reiseziel abkürzender Grund zu Unternehmungen zu drängen, die ruhige Ueberlegung auf eine bessere Zeit verschieben würde. Mit welchen Ueberredungs- künsten haben mich nicht eine Woche vorher die Führer von Chamonix zu einer Montblancbesteigung anzureizen versucht. Aber die beiden einzigen Gesellschaften von je zwei Personen, die trotz der Ungunst des Wetters auf derartige Vorschläge eingingen, haben, was man von unten mit dem Fernrohr genau verfolgen konnte, unfern des Gipfels im Schneesturm umkehren müssen.
Die Zerstörung des Montblanc-Observatoriums. Die dieser Tage bekannt gewordene Nachricht von der Zerstörung des Observatoriums auf dem Gipfel des Montblanc, 4810 Meter über dem Meer, kommt für die Kenner des höchsten europäischen Gipfels nicht überraschend. Seit Jahren
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schon nahmen die Besteiger des Montblanc-Gipfels wahr, daß das Observatorium mehr und mehr im 'Schnee versank. Eine vor zwei Jahren auf dem Gipfel gemachte Aufnahme zeigte das Gebäude bereits bis zum Dache unter Schnee vergraben, und angesichts dieses Umstandes konnte die endgültige Katastrophe nur mehr eine Frage von ein oder zwei Wintern sein. Als Mitte der 80 er Jahre der Pariser Astrophysiter Pierre Janssen den Plan faßte, auf der höchsten Bergspitze Europas ein Observatorium für astronomische und meteorologische Zwecke zu erbauen, wurde von erfahrenen Alpinisten sofort auf die ungeheueren Schwierigkeiten und auf die begrenzte Lebensdauer eines solchen Bauwerks hingewiesen. Janssen ließ sich aber von seinem Plane nicht abbringen; ihm lag daran, in der dünnen, reinen Höhenluft seine spektroskopischen Untersuchungen zu vervollkommnen, die sich hauptsächlich mit der Konstitution der Sonne befaßten. Unter größten Schwierigkeiten wurde im Jahre 1893 das Werk vollendet. Der ganze Bau kostete mit seiner Einrichtung mehr als 300000 Franken.
Ein Drama von ungeheuerlicher Tragik spielte sich in dem französischen Oertchen Selon- court im Doubs-Departement ab. Der 70 jährige Bauer Dronot, der wegen seines Geizes mit seiner ganzen Familie zerfallen war und von allen Nachbarn gemieden wurde, fühlte den Tod herannahen und sandte daher an seine Söhne die Aufforderung, zu ihm zu kommen, damit er sein irdisches Gut unter ihnen verteile. Aber die Kinder kannten ihren Vater zu gut, um dem Glauben zu schenken und nur ein einziger Sohn leistete der Aufforderung Folge. Kaum hatte er die Schwelle des Bauernhofes überschritten, als er von dem Greise, der hinter der Tür auf der Lauer stand, einen Schuß in den Unterleib erhielt. Es gelang ihm indessen, bis aufs Feld zu flüchten, wo auf seine Schmerzens- schreie Nachbarn herbeieilten und ihn forttrugen. Als sie dann in den Hof stürmten, um den Mörder seines Sohnes zu verhaften, fanden sie nur noch einen Leichnam. Der alte Geizhals, der den furchtbaren Plan gefaßt hatte, seine eigenen Kinder zu ermorden, damit keiner in den Besitz seiner Habe gelange, hatte sich selbst eine Kugel durch den Kopf gejagt.
Heidelbeeren. Die Heidelbeeren oder Blaubeeren sind die weitverbreitetsten und am reichsten tragenden Beerensrüchte Deutschlands. Es ist eine Freude, in manchen Gegenden ihre Fülle nur anschauen zu können. Für ärmere Leute und Kinder find sie eine oft bedeutende Erwerbsquelle! Die Heidelbeeren sind der Gesundheit äußerst dienlich und verbessern, wie man so zu sagen pflegt, die „körperlichen Säfte". Aus dieser Erfahrung heraus spricht auch der Volksmund: „Die Heidelbeerzeit ist die schlechteste Zeit für die Aerzte." Freilich ist es zu bedauern, daß in manchen Gegenden Mengen dieser guten Frucht unbenutzt verfaulen, weil die Wälderbesitzer einfach das Betreten ihrer Reviere verbieten. Sie haben dazu wohl staatlich das Recht, allein vom menschlichen Standpunkte aus ist ein solches Verbot deswegen nicht recht zu nennen, weil der Schöpfer der Natur diese Beeren doch deshalb in so reicher Menge gedeihen läßt, daß sie den Menschen zugute kommen sollen. So ist wenigstens die allgemeine Auffassung. Wenn der Waldstand durch einzelne Rücksichtslose Schädigung zu erleiden hat, so ist doch schließlich nicht die Gesamtheit dafür verantwortlich zu machen.
Heuwetter.
Der Michel rennt de Flecka na,
— 's ischt weng en kuriose Ma —
„Wo brennt's denn, Michel, was ischt,
Kommt Zeppelin und Major Groß?
Geit's Freibier, spricht e Sozi gar?
Zieht ei der neue Herr Vikar?"
„Von ällem nex. i' schaff em Heul"
„Bist du verrückt? — Es regnet glei'I"
Der Michel aber goht fürbaß:
„I denk, daß's Heu jetzt obe naß,
Drum wend i's uf die ander Seit,
No kriagt's au do sei Feuchtigkeit!"
Wechsel-RStsel.
Dem Schmerze gleich, der dich erfaßt,
Kann's Tränen dir erzwingen.
Wenn du versetzt zwei Zeichen hast, Melodisch wird's erklingen.
Auflösung des Rätsels in Nr. 109.
Wolfsmilch.
Nichtig gelöst von Julius Böpple und Walter Kübler in Neuenbürg; Karl Trinkner in Rotenbach a/E.