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Amts- und Anzeigeßkatt für den Bezirk Kakw.
78. Ichrgang.
rrscheinungStage: Dienstag, Donnerstag, Tams- iag, Lonntag. JnsertionspreiL 10 P?g, pro Zeile fiir Stadt »nd B«z!rrrs:t«; außer Bezirl 12 Pfg.
Donnerstag, den 34. September 1906
Aüonnementspr. in d. Stadt pr. Diertelj. Mk. 1.10 tncl. Trägers. Vierteljahr!. PostbezugspreiL ohne Bestellg. f. d. Orts- u. Nachbar- ortsverkehr 1 Mk., f. d. sonst. Verkehr Mk. 1.10, Bestellgeld 30 Pfg.
Krrriliche Nekarr«Lm-ch«rrßerr.
Bitte NM Gaben für die Gemitter- beschadigtcn des Landes.
Im Laufe dieses Sommers sind verschiedene Gegenden unseres Landes von schweren, verheerenden Ungewitiern heimgesucht worden. Besonders empfindlich ist der Schaden, den der Hagel an Gebäuden, die alsbald wiederhergestellt werden mußten, und in den Weinbergen, die bei der Höhe der Prämien nicht versichert werden konnten, ungerichtet hat.
Aus einer Reihe von Gemeinden sind bereits Gesuche um Unterstützung der Notleidenden an die Zentralleitung des Wohltätigkeitsvereins gerichtet worden. Auch sind ihr für diesen Zweck schon einzelne Gaben zugekommen. Im Blick auf das große Bedürfnis glaubt sie aber an die oft bewährte Wohltätigkeit teilnehmender Menschenfreunde in Stadt und Land mit der Bitte um Gaben zugunsten der bedürftigen Gewitterbeschädigten unseres Landes auch öffentlich sich wenden zu sollen.
Gaben werden entgegengenommen vom „Kassenamt der Zentralleitung des Wohltätigkeitsvereins", Königstr. 74, Gebäude im Hofe der ehemaligen Legionskaserne.
Stuttgart, den 9. September 1903.
Jeutrallkituug des Woliltiitigkeitsvercius.
Moser.
Die gemeinsch. Aemter
werden ersucht, die eingehenden Gaben der Amtspflege zu übergeben.
Calw, den 21. September 1903.
K. gem. Oberamt.
Voelter. Roos.
In Hirschlarrverr, OA. Lconberg ist die
Maul- urrv Maueuseuche ausgebrochen.
Calw, 23. Sept. 1903.
K. Oberamt.
__ I. V,: Fahr, stv. Amtm.
Tageskemgkkitcn.
* Calw, 23. Sept. Im Hopsenhandel ist eine Stockung eingetreten. Während in voriger Woche für den Ztr. bis zu 170 in den Gäuorten, wie in Merklingen und Weilderstadt, bezahlt wurde, werden jetzt von den Unterhändlern nur noch 150 geboten. In Möttlingen wurde der meiste Vorrat zu 165 pr. Ztr. verkauft; in Stammheim erzielten die Produzenten 145 aus dem Ztr. Ob die Stockung nur vorübergehend sein wird, wird sich sofort nach den jüdischen Feiertagen zeigen. Es ist möglich, daß die Preise, wenn die jüdischen Händler wieder erscheinen, weiter in die Höhe gehen, es kann aber auch eine bleibende Abschwächung im Preise eintreten. Beim Hopfenhandel gilt jedes Jahr das bekannte Wort: „Der Hopf ist ein Tropf!"
Z Deckenpfronn, 20. Sept. Heute nachmittag 2Ahr fand in der hiesigen Kirche das Gäu- Missions fest statt. Im Anschluß an Ps. 118, 15. f. begrüßte Pfarrer Daur von hier die zahlreich erschienen Missionsfreunde aus nah und fern mit frohbewegten Worten, sie einladend, teilzunehmen an der aus dem Textwort sprechenden Festes- und Siegesfreude, wozu ja gerade ein Missionsfest in Anbetracht der vielen und großen Siege auffordere, welche die Sache des Wortes Gottes in aller Welt einst und jetzt feierte und — das dürfen die Missionsfreunde glauben und versichert sein — auch in der Zukunft feiern
werde. Als zweiter Redner trat Missionar Eis- felder aus Indien auf. Er legte seinen interessanten Ausführungen 1. Sam. 11, 1—11, zu Grunde und betonte, daß zu einem ganzen Sieg des Christentums über den ihm im Heidentum und in der Christenheit selbst entgegengetretenden Unglauben eine heilige, allgemeine Begeisterung für die Mission und ein ungeschwächter Fleiß nicht allein im Geben und Sammeln, sondern auch im Beten für das Misstonswerk durchaus notwendig sei. Dankbar wurden von der andächtigen Versammlung die in seinen Vortrag eingeflochtenen Mitteilungen aus den reichen Erfahrungen seiner 21jährigen Misstonstätigkeit unter den Hindus entgegengenommen, und die besten Wünsche begleiten ihn auf seiner dritten Reise, die er nächsten Samstag nach Indien anzutreten gedenkt. Der dritte Redner, Hr. Dekan a. D. Wurm aus Calw, sprach über Joy. 17,18—23 und zeigte an der Hand des Bibel- Wortes in herzlichen, cindringenden Worten, wie es durchaus nötig sei zum Gelingen des Misstonswerkes, daß jeder Christ in der Heimat sich selbst heilige und zum Opfer für die Mission drangebe, so wie es die Gründer unserer Missionsgesellschaften getan, die, ohne Aussicht auf Staatsbeiträge ec., nur im Vertrauen auf die unverminderte, freiwillige Betätigung der Liebe der Glaubensgenossen, das große Werk begonnen und durchgeführt haben. Denn nur aus dem neuen Leben aus Gott erwachse die Freudigkeit zur Mission, die aber in der Einigkeit des Geistes von allen getrieben werden müsse, wenn anders sie zum Siege geführt werden soll. Ihm, dem greisen Redner und seinen beiden Vorrednern ist der Dank der Missionsfreunde für die erhebenden Vorträge sicher.
Nachdruck verboten.
Nach zwanzig Jahren.
(Clariffa.)
Roman von O. Elster.
(Fortsetzung.)
Eine Weile ritten die Offiziere, mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt, schweigend dahin. Dann Hub der General wieder an: „Vermagst du dich deines Vaters noch zu entsinnen, Konrad?"
„Gewiß, Onkel. Sein Bild steht mir noch deutlich vor Augen."
„Du warst neun Jahre alt, als er vor dem Feinde fiel. Jetzt bist du fast dreißig Jahre — wie die Zeit vergeht."
„Auch des Onkels Martens entsinne ich mich noch. Er und der Vater waren ja unzertrennliche Freunde."
„Und ich war der dritte im Bunde. Martens war der älteste von uns. Eine glänzende Laufbahn stand ihm offen, er war ein Kavalier vom Scheitel bis zur Sohle, ein genialer Soldat, der bereits 1864 und 1866 sich ausgezeichnet hatte. Er hatte bereits die Kriegsakademie besucht, war zum großen Generalstab kommandiert und erhielt beim Ausbruch des Kriegs ein Bataillon, obgleich er erst Hauptmann war. Ich bin sicher, er wäre jetzt schon Divisionskommandeur!"
„Lebte nicht bei dir eine Tochter des Hauptmanns Martens, Onkel?"
„Gewiß! Du mußt dich Gretens noch erinnern. Martens hinterließ kein Vermögen. Sein Tod warf seine Gattin auf ein langes Krankenlager, von dem sie sich zerrütteten Geistes erhob. Sie mußte einer Anstalt übergeben werden, ihre Pension ging für den Aufenthalt in jener Anstalt drauf, für die zehnjährige Grete blieb so gut wie nichts übrig. Da nahm ich sie und dich, die ihr ja beide
euren Vater verloren hattet, in mein Haus. Tu mußt dich des schönen blonden Kindes noch entsinnen. Drei oder vier Jahre lebte sie in meinem Hause, dann nahm sie ein Verwandter zu sich."
„Ja, Onkel. Ich entsinne mich ihrer. Hast Du sie später denn niemals wieder gesehen?"
„Niemals. Eines Tages ließ sich ein Herr bei mir melden. Er stellte sich mir als der Bruder der Frau Martens vor, der in die Revolutionsbewegung von 1848 verwickelt, nach der Niederwerfung der Revolution nach Amerika entflohen war. Er hatte sich mit der Heirat seiner Schwester mit einem preußischen Offizier niemals ausgesöhnt; er war ein starrköpfiger Republikaner geblieben und erst die gewaltigen Ereignisse von 1870 versöhnten ihn einigermaßen mit seinem alten Vaterlande. Aber er wollte doch nicht in Deutschland bleiben; er hatte drüben ein blühendes Geschäft, er war ein reicher Mann geworden. Er versprach, für Grete Martens sorgen zu wollen und nahm sie mit sich. Ich erhielt noch einige Briefe von dem Kinde, dann habe ich nichts mehr von ihm gehört. Sie wird sich wohl drüben in Amerika verheiratet haben."
„Nein, Onkel," rief Konrad lebhaft, „sie hat sich nicht verheiratet, ich habe sie wiedergesehen . . ."
„Ich glaube gar," lachte der General, „du hast Grete Martens wiedergesehen?"
„Ich täusche mich nicht. Auf dem letzten Konzert auf der Esplanade war es. Ein alter Herr — ein Franzose — und eine junge Dame fielen mir durch ihre markanten Erscheinungen auf; ich beobachtete sie eine Weile; da trat eine andere Dame, vielleicht dreißig Jahre alt, hoch und kräftig gewachsen, mit blauen Augen und blondem Haar, an der Hand ein Kind führend, hinzu. Aus einzelnen Worten, die ich hörte, mußte ich schließen, daß die blonde Dame die Erzieherin des Kindes war. Die Dame kam mir sofort bekannt vor. Ich wußte nur nicht,