waltenden Forstreservefonds, dessen Bestände verzinslich anzulegen sind.
Stuttgart, 23. Juni. Reichskanzler Dr. von Bethmann-Hollweg ist heute morgen um 10 Uhr 6 Minuten hier eingetroffen. In seiner Begleitung befand sich Unterstaalssekretär Wahnschaffe. Auf dem Bahnhof waren anwesend der Ministerpräsident v. Weizsäcker, der preußische Gesandtes. Below- Ranzau und der Legalionssekretär v. Gemmingen. Die Herrschaften begaben sich sofort durch den Eingang am Bahnsteig IV ins Hotel Marquardt. — Später trat der Reichskanzler im k. Automobil die Fahrt nach Bebenhausen zum Königspaare an. In Bebenhausen fand um 1 Uhr Tafel statt, zu welcher sämtliche Herren Einladungen erhalten hatten. Um 5 Uhr waren die Herren wieder in Stuttgart. Abends fand zu Ehren des Reichskanzlers veim Ministerpräsidenten v. Weizsäcker ein Diner statt, an welchem auch die übrigen württ. Staatsminister und die Präsidenten der beiden Ständekammern teil- nahmen. Daran schloß sich ein Bierabend in der preußischen Gesandtschaft. In der Nacht ist der Reichskanzler wieder nach Berlin zurückgekehrt.
Stuttgart, 22. Juni. Die Brooklyner Sänger sind entzückt über den liebenswürdigen und huldvollen Empfang, der ihnen gestern durch das würt- tembergische Königspaar in Bebenhausen zuteil geworden ist. Sie wurden in das alte Refektorium geleitet, wo bald darauf der König und die Königin in Mitte der Sänger erschien. Unter Leitung ihres Dirigenten Scharpf trugen die Amerikaner eine Reihe deutscher Lieder vor und zum Schluß auch noch das amerikanische „Old folks at Home", wofür ihnen seitens der Majestäten warmes Lob und Worte reichster Anerkennung zuteil wurden. Der König und die Königin ließen sich eine ganze Reihe von Herren und Damen vorstellen und unterhielten sich mit ihnen in der huldvollsten Weise. Der König lud dann seine Gäste zu einem kleinen Imbiß ein, wobei die Herren mit Wein, Sekt, kalter Platte und Zigarren, die Damen mit Tee, Kaffee, Schokolade und Kuchen bewirtet wurden. Die Stimmung wurde eine sehr gemütliche und mit Dankbarkeit im Herzen schieden die Amerikaner. Ihnen allen wird die freundliche gastliche Aufnahme, die ihnen ein deutsches Fürstenpaar bereitet, eine schöne Erinnerung bleiben. — Nach Tübingen zurückgekehrt, legte Präsident Aichmann im Namen der Brooklyner Sänger am Denkmal Uhlands einen Lorbeerkranz nieder. Auf der Rückreise wurde noch Nürtingen ein Besuch abgestattet, wo die Wiege des Präsidenten Aichmann gestanden und wo der Dirigent Scharpf als Seminarist seine Studien absolviert hat. Der Besuch der Amerikaner war für die Stadt ein großes Fest.
Stuttgart, 23. Juni. Der Schwäbische Sängerbund Brooklyn hat heute vormittag mit Extrazug seine Reise nach Baden-Baden fortgesetzt. Von dort aus begeben sich die Teilnehmer an den Bodensee oder nach München und kehren am 30. Juni hierher zurück. Später werden sie dem Schwäbischen Liederfest in Heilbronn beiwohnen.
Errungene Achtung.
Geschichtliche Erzählung aus der Zeit des siebenjährigen Krieges von E. Brook.
2) - fNacvdruck verbotene
Vater Bastei zog die Maserpfeife aus dem Munde, aber er vergaß, den eingesogenen Dampf durch die Nase wieder von sich zu geben, wie er so gern tat; doch der Mund bleibt offen stehen vor Verwunderung. Der Reiter reicht ihm vom Pferde herab die Hand zum Willkommen. Der Bauer weiß sich nicht zu fassen, er fährt nach dem Kopfe. Er fühlt sie noch da oben die lange gestrickte Wollmütze mit der langen Troddel und reißt sie respektvoll herunter. Dann hebt er langsam, zögernd die Hand, um in die dargebotene Rechte einzuschlagen.
„Ihr kennt mich nicht mehr?" fragt schmunzelnd der Jäger.
„Nein ich weiß — nicht — mit wem — ich die — Ehre —"
Der Jäger lachte aus vollem Halse.
„Das macht die Uniform, Vater Bastei!"
Doch da wird's lebendig in dem verblüfft dastehenden Haufen. Der lange Schneider arbeitet sich, links und rechts mit den hageren Ellenbogen um sich stoßend, heran.
„Willkommen ruft er mit gewaltiger Stimme, „willkommen Heinz Schweizer!"
„Was, der Heinz, der Forstgehilfe drüben aus dem Seulingswald?" riefen die Stimmen durcheinander.
„Wahrhaftig, er ist's, der Heinz ist's, des Vater
Welzheim, 23. Juni. Der Landwirt Karl Mohring in Hetzenhof, Gemeinde Lorch, hat die ihm vom Bunde der Landwirte angetragene Kandidatur für die bevorstehende Landtagsersatzwahl im Welzheimer Bezirk angenommen.
Rottweil, 21. Juni. Gestern trafen als Abordnung der zurzeit in Deutschland weilenden chinesischen Militärstudienkommission in Begleitung eines deutschen Offiziers zwei chinesische Offiziere im Oberstrang hier ein. Sie waren vom Waldhotel Villingen hierhergekommen und begaben sich nach dem Neckartal zur Besichtigung der Pulverfabrik. Nach der Besichtigung der Fabrik führte die Sprengstoff-Aktiengesellschaft eine Sprengung mit elektrischer Fernzündung vor. Auf dem Fabrikterrain war zu diesem Zweck ein Gebäude errichtet worden. Die Besucher wurden sodann in der Villa Duttenhofer bewirtet und fuhren um 3 Uhr nach Oberndorf zur Besichtigung der Waffenfabrik Mauser. Daselbst geführt von den Direktoren der Fabrik leitete Geh.Rat Mauser den Rundgang der exotischen Gäste. Abends 7 Uhr sind die Gäste mit dem V-Zug nach Berlin zurückgekehrt, nachdem sie zuvor einer Einladung des Geh.Rats Mauser Folge geleistet hatten.
Maulbronn, 22. Juni. Berechtigtes Aufsehen erregt, laut „Neckarzeitung", die Verhaftung des Schultheißen Goll in Freudenstein, die vom Vorstand des Maulbronner Amtsgerichts auf dem dortigen Rathaus vorgenommen wurde. Ms Gründe werden gerüchtweise Urkundenfälschung und Unregelmäßigkeiten beim Darlehenskassenverein, dessen Vorstand Goll ist, genannt. Goll wurde vor etwa 4 Jahren zum Ortsvorsteher in Freudenstein gewählt und erfreute sich anfangs allgemeiner Achtung, seine Jagdliebhaberei scheint aber mit der Zeit seine Amtsführung beeinträchtigt und seine Ausgaben über seine Kräfte gesteigert zu haben.
Hall, 16. Juni. Der Verbandstag der württ. Bäckerinnungen, der am Montag hier abgehalten wurde, war aus allen Teilen des Landes zahlreich besucht. Das meiste Interesse erregte naturgemäß die Bäckereiausstellung in der „Eisenbahn". Alle ausgestellten Maschinen zeigten sich in Tätigkeit. Referate behandelten die Themen: Die neue Bäckereiverordnung. die Hefenfrage bezw. das neue Hefensyndikat und die Frage der Etikettierung des Mehls und Zurücknahme der leeren Säcke. Der nächste Verbandslag wird in zwei Jahren in Böblingen abgehalten werden.
Tübingen. 20. Juni. Während des letzten Hochwassers sind an dem im Bau begriffenen Neckarstauwerk eine große Menge Dielen und Rundholz weggerissen und fortgeschwemmt worden. Einen Teil der Sachen erhielten die Unternehmer in Kirchentellinsfurt und Pliezhausen wieder. Der größere Teil aber wurde in Mittelstadt gelandet und dort als gute Beute betrachtet. Namentlich hat der dortige Müller das Standrecht ausgeübt und soll nun in einen Prozeß verwickelt sein, bei dem es sich um einige tausend Mark handelt.
Eßlingen. 20. Juni. Zur Warnung möge folgender bedauerliche Vorfall dienen: Der 12
Bastels verflossener Schwiegersohn!" Und der Schnei- ^ der schüttelt mit Nachdruck die Hand des Kriegers.
„Der erste bin ich, der zweite nicht!" rief er lachend zurück. „Ihr alle wißt doch, zum Eidam hat mich der große Bauer nimmer haben wollen!"
„Der Heinz?" stotterte auch der dicke Bauer. „Der Heinz? Wahrhaftig er ist's!" Und er klappt den Mund zu, zieht aus der fast verlöschten Pfeife eine gewaltige Dampfwolke und stülpt die lange Mütze wieder aufs Haupt. Der Jäger ist für ihn auf einmal keine Respektsperson mehr. Er wendet sich stolz ab. Aber viele Hände strecken sich nunmehr dem Jäger entgegen und viele Stimmen bieten ihm kräftiges Willkommen.
„Laßt Euch heute Abend einmal im Wirtshause sehen, Heinz!" rief's aus einem Hausen junger Burschen.
„Ich komme, wenn irgend möglich!"
Der Reitertrupp bewegte sich weiter, schwenkte nach links und verschwand im Torbogen des alten Schlosses. Nicht so rasch wie die Reiter hatten die Bauern den Platz geräumt; während die Jugend dem bunten Zuge bis zum Schlosse nächstes, standen sie in Gruppen, ratschlagend, oft lebendig gestikulierend.
„Wahrhaftig, der Heinz war's!" rief aufs neue der Schneider, „und Ihr kanntet ihn nicht, Vater Bastei, ja, ja, ja, was so eine Uniform tut, die von Künstlerhand geschaffen, wie gegossen sitzt; ja, unter den Jägern, wo sollte man auch anders suchen! Ein hübscher, wackerer Geselle, der Heinz, gelt, lieben Freunde?!"
„Ein Luftikus wie Ihr, Schneider, ist er!" fuhr
Jahre alte Sohn des Schreiners Dietrich sprang mit andern Knaben dem über die Stadt fliegenden Ballon nach. Stark erhitzt trank der Knabe rasch Wasser, worauf sich Unwohlsein einstellte und andern vormittags ist er an den Folgen der Unvorsichtigkeit gestorben. Es muß eindringlich davor gewarnt werden, in erhitztem Zustand rasch kalte Getränke zu sich zu nehmen.
Endersbach OA. Waiblingen, 21. Juni. Welch enormen Vorteil uns eine Remskorrektion bringen würde, hat man beim letzten Hochwasser gesehen. Die durch die Firma B. Birkel Söhne Endersbach vorgenommene Felsensprengung im Remsbett bewirkte einen so raschen Wasserabfluß, daß auf hiesiger Markung die Rems ihr Bett kaum verließ. Wann endlich finden sich die Mittel für die Remskorrektion?
Riedlin gen, 23. Juni. Dem Hund eines Landwirtes wurden von der Mähmaschine sämtliche 4 Füße abgeschnitten. Bei dieser Art Maschinen kann nicht genug Vorsicht empfohlen werden, da oft auch Menschen durch sie zu Schaden kommen.
Aus Staöt» Bezirk unS Umgebung.
Am Sonntag den 26. Juni werden anläßlich des Sängerfestes in Calmbach folgende Sonderzüge ausgeführt: u) Von Pforzheim nach Wildbad:
Pforzheim . . ab 8.00 Vm.
Calmbach . . an 8.55 „
Wildbad . . an 9.07 „
b) Von Wildbad nach Pforzheim:
Wildbad . . ab 6.10 Nm.
Calmbach . . ab 6.17 „
Pforzheim . . an 7.01 „
Die Sonderzüge halten auf sämtlichen Zwischenstationen an. zu ihrer Benützung berechtigen die allgemein gültigen Fahrkarten 3. und 4. Klasse.
Wildbad, 22. Juni. Die Kunde von der Teilnahme unseres Königspaares an der auf 1. Juli festgesetzten Einweihungsseier des neuerbauten Kurhauses hat in der hiesigen Bevölkerung einen überaus freudigen Widerhall gefunden. Die Vorbereitungen zu einem festlichen Empfang sind in vollem Gang. Dem Vernehmen nach wird das Königspaar auch der Sommerberghöhe unter Benützung der Bergbahn einen Besuch abstatten.
Neuenbürg, 22. Juni. Mit dem 30. Sept. 1910 läuft die Frist ab, innerhalb der die durch Beschluß des Bundesrats vom 27. Juni 1908 außerkursgesetzten Fünfzigpfennigstücke der älteren Geprägeformen mit der Wertangabe „50 Pfennig" durch die Reichs- und Landeskassen noch einzulösen sind.
Calw, 20. Juni. Nach dem Vorgang anderer Städte (wie z. B. die Nachbarstadt Neuenbürg) ist man auch hier dazu übergegangen, die öffentlichen Brunnen zu schmücken. Der Verschönerungsverein hat zunächst den öffentlichen Brunnen auf dem Marktplatz mit einem hübschen und schön arrangierten Blumengewinde aus allerlei lebenden Blumen versehen. Der belebende Schmuck macht einen sehr gewinnenden Eindruck.
der angeredete Bauer auf, „ja, ein Luftikus wie Ihr! Wie hätte ich auch an den gedacht, ich hatte ihn längst ja vergessen," setzte er, mehr zu sich redend, hinzu. Doch war er verstanden.
„Ihr ihn vergessen? Wer's glaubt!" entgegnete der Schneider; es schien, als wollte er den Alten
ärgern. „So leicht vergißt man nicht-und
wenn Euer Gedächtnis schwach geworden, so sind's darum nicht alle Köpfe und eine weiß ich. —
Er kam nicht weiter. Das Gesicht des Bauern rötete sich vor Zorn. „Schweigt, langes Laster," tobte er, „ich werde ihr, die Ihr meint, die unnützen Gedanken bald austreiben; und wenn sie wirklich noch an den sauberen Jäger denkt, soll sie's bald vergessen, so wahr ich Bastei heiße. In acht Tagen hält meine Annamarie Verspruch mit dem Christoph, dem Rötelmüller. So, nun wißt Jhrs alle und Ihr, Schneider, könnt's Eurem guten Freunde verraten, wenn's gefällig ist."
Er wollte davon. Die Bauern um ihm her standen betreten. Endlich sagte einer von ihnen:
„Du stellst Dich ja recht feindlich gegen die Jäger. Ueberlegst Du die Folgen? Leicht könnten wir büßen für unbedachte Worte, die Jäger sind jetzt die Herren hier!"
Viele murmelten dem Sprecher Beifall. Bastel nicht.
„Die Hand voll Jäger," spottete er, „Herr hier im Orte? „Ha, wie lange mag's dauern. Wenn die Franzosen von ihrem Hiersein hören, werden sie den Besuch bald heimschicken, ha, ha!"