boten wurde. Zu Schillers Totenfeier, die Goethe als Leiter des Weimarer Hoftheaters dem ver­blichenen Freunde veranstaltete, wurde dasLied von der Glocke" zum ersten Male in dramatisierter und vertonter Form dargestellt. Diese Goethe'sche Einrichtung ging im Jahre 1825 beim Brande des Weimarer Hoftheaters zu Grunde. Franz Freiherr v. Dingelstett dramatisierte sie später ebenfalls; zu dieser Bearbeitung schrieb Peter v. Lintpaintner die Musik; inszeniert (Dekorationen und Kostüme alt­modisch) wurde dieselbe von Kunst- und Theater­maler Emil Weis aus München. In dieser Form, verteilt in die Rollen: Meister, Meisterin und Alt­geselle, wurde die Dichtung am Wiener Burgtheater im Jahre 1899 zur Bühne gebracht. So soll sie auch in den nächsten Tagen in Calw zur Aufführ­ung gelangen unter persönlicher Leitung des Hrn. Emil Weis.(C. W.)

vermischtes^

Marbach, 18. Juni. Von den Rotschwänz­chen ist bekannt, daß sie an allen möglichen und unmöglichen Stellen ihre Nester bauen; so befindet sich jetzt unter einem Gepäckwagen der Kleinbahn MarbachHeilbronn auf der Hinteren Wagenachse zwischen den beiden Rädern ein Nest mit Eiern, auf dem die Mama das Brutgeschäft besorgt; der Wagen fährt jeden Tag mit Milchkannen beladen zwischen hier und Beilstein einmal hin und her. Das Männchen scheint den Wagen auf seiner Fahrt regelmäßig zu begleiten, denn man hat es sowohl in Beilstein wie hier beobachtet, wie es seinen Besuch bei Frau und zukünftiger Familie abstattet. Vor 2 Jahren hatten auch Rotschwänzchen oben in dem­selben Milchwagen ihr Nest gebaut und so lange gewohnt, bis die drei jungen Vögel davonfliegen konnten.

Wie ein Krieg entsteht. Das Schloß Tria- non in Versailles soll nach einer neuen Ver­fügung der französischen Regierung neu hergestellt und in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzt werden. Bei diesem Anlasse erzähltenNos Loisirs" eine Anekdote aus der Geschichte des Sonnenkönigs, die dafür charakteristisch ist, wie im Geschick der Staaten und Völker kleine Ursachen manchmal zu großen Wirkungen führen. Ludwig XIV. interessierte sich glühend für die Baukunst, und als das Grand Trianon gebaut wurde, kam er oft auf den Bau­platz, um die Fortschritte der Arbeit zu verfolgen. Eines Tages bemerkte er bei der Anlage eines Fensters einen kleinen Fehler, den Mansart, sein berühmter Architekt, nicht beachtet hatte. Der König ereiferte sich und erklärte seinen Begleitern, dem Künstler Lenotre und dem Kriegsminister Louvois, das Fehlerhafte der Ausführung. Lenotre gab dem Könige recht, Louvois aber widersprach ihm, das Fenster sei sehr schön und ihm fehle nichts. Ludwig wurde ärgerlich und schließlich sogar zornig und fuhr seinen Minister gereizt an. Als Louvois dann in seine Wohnung zurückkehrte, war er verstimmt und um sein Ministerschicksal besorgt.Ich bin ein ver­lorener Mann", sagte er zu sich,aber das ist auch

Wißt Ihr," und er wandte sich im Sattel zu seinem Gefährten, wißt Ihr, warum man uns in diese Gegend voll Wald und wieder Wald schickt?"

Halb und halb nur, Herr Leutnant!"

Wir sollen Schloß Friedewald besetzen und das Landvolk vor den raubenden Franzosen möglichst schützen."

Ein eigenes Leuchten ging über die Züge des Oberjägers.

Da kommt das Wetter!" rief der Leutnant, seht, wie es über die Berge daherbraust, das ist Regen und Hagel. Ihr kennt diese wald- und wasserreiche Gegend?"

Genau, Herr Leutnant, ich habe dort hinten im Seulingswald lange Jahre als Forstmann gestanden."

Seine Hand wies nach Westen, wo der Wald immer weiter sich dehnte.

Es trifft sich das gut," sagte der Offizier und lenkte sein Pferd zurück, seiner lagernden Truppe zu. Kommt, laßt uns auch etwas Schutz suchen vor dem Unwetter!"

Und dann kam es herüber über den Wald, pras­selnd und knatternd, Blitze zuckten, der Donner rollte widerhallend in den Schluchten. Doch rasch, wie es gekommen, zog vom Sturme gepeitscht, das Gewitter vorüber nach Osten zu. Vom Himmel hernieder strahlte die Sonne und das verschüchterte Leben des Waldes begann auf's Neue sich zu regen.

* *

*

Der Reitertrupp trabte auf der Straße nach

mein einziger Fehler." Seit einiger Zeit bekümmert sich der König viel zu viel um den Bau. Ihm fehlt ein frischer, fröhlicher Krieg. Und den soll er, so Gott will, nun auch haben." Drei Monate später brach der Krieg um die Erbansprüche Ludwig XIV. auf die Pfalz aus, der Tausenden das Leben kostete und die Verwüstung der Pfalz mit sich brachte.

Ein Bienenschwarm in der Badanstalt. Man schreibt aus Petersburg: Am Rigaischen Strande, bei Äffern, ereignete sich ein tragikomischer Unfall, der eine wahre Panik hervorrief. Ein Bienenschwarm zog längs des Wassers dahin und ließ sich plötzlich in einer Damenbadeanstalt nieder. Die erschreckten Frauen taten das Unvernünftigste. Sie suchten nämlich mit Leinentüchern und Bade­mänteln die Tiere zu verscheuchen und zerstreuten dadurch die erschreckten Tiere, die sich angegriffen glaubten und sich zur Wehr setzten, indem sie die einzelnen Damen attackierten und sich in deren nassen Haaren verkrochen. Die meisten von ihnen trugen zahlreiche Stiche davon, und bald erhob sich ein derartiges Zetern und Hilfegeschrei, daß man ein schweres Unglück vermuten mußte. Einige Herren eilten aus ihrem Bade, das in der Nähe lag. zur Hilfe herbei: Doch die galanten Schützer konnten wenig ausrichten, sie trugen selbst Stiche davon und halfen schließlich den Damen zu schreien. Erst nach langem Bemühen wurde man den Schwarm von Bienen los. Alle stiegen nämlich in das Wasser und tauchten unter. Eine Stunde später trauten sie sich erst in die Kabine zurück. Zu gleicher Zeit er­eignete sich ein ähnlicher Vorfall, der beweist, daß die Bienen, wenn man sie richtig behandelt, ganz ungefährliche Tiere sind. Ein anderer Schwarm ließ sich nämlich auf dem Kopfe eines Feldhüters nieder, in dichter Masse sein ganzes Gesicht bedeckend. So, mit dem Schwarme auf dem Kopfe, ging der Feldhüter zu einem benachbarten Bienenzüchter, der ihm das Volk abnahm und es in einen Bienenkorb brachte. Keine der Bienen hat bei dieser die Zu­schauer seltsam anmutenden Szene den Mann gestochen.

Das schnellste Fahrzeug der Welt. Das Automobil hat die Lokomotive überflügelt und kann sich heute rühmen, das schnellste Fahrzeug der Welt zu sein. Im Engineering Rekord wird mit­geteilt, daß der bisherige Schnelligkeitsrekord des Automobils eine neue Steigerung erfahren hat. Bisher waren 127,6 englische Meilen in der Stunde die höchste Leistung, aber selbst diese fabelhafte Ge­schwindigkeit ist nun du^ch ein neues Gasolinauto­mobil von nicht weniger als 200 Pferdekräften überboten worden. Das Fahrzeug erreichte eine Schnelligkeit von 132,72 englischen Meilen und durch­brauste die englische Meile in genau 27,33 Sekunden. Das stellt den Lokomotivenrekord mit 120 Meilen in der Stunde weitaus in den Schatten und über­trifft auch die bei der Schnelligkeitsprüfung elek­trischer Lokomotiven im Jahre 1903 in Zossen er­zielten Geschwindigkeiten. So ist im Automobilwesen die Technik den praktischen Erfordernissen bereits weit voraus und die wichtigste Frage bleibt fortan nur die Bestimmung, welcher Schnelligkeitsgrad für den Kraftwagen am vorteilhaftesten ist.

Westen dahin, an der Spitze der Offizier mit dem Oberjäger.

Wie lange haben wir noch zu reiten?" fragte der erstere.

Bei scharfem Trab vielleicht eine Stunde!"

Vorwärts!"

Der Regen hatte gänzlich aufgehört, ein frischer Odem stieg auf aus den Wiesen und feine Nebel hingen über den Wäldern rechts und links. In den Regentropfen an Gras und Baum brachen sich die Strahlen der Sonne und es glitzerte und flimmerte herüber wie lauter Diamant. Es war ein herrlicher Ritt durch die Talsenkung. Und da lag das Ziel. Gehöfte tauchten auf und hier bei den ersten Häusern teilte sich der Weg nach rechts und links.

Der Offizier zog den Zügel an.

Nach links!" bemerkte sein Begleiter.

Der Offizier nickte und ließ seine Truppe heran­kommen. Die kleine Schar ordnete sich zum Einzug. Aus den Häusern stürzte alles herbei, Bauer und Bäuerin, Greis und Kind. Wohl war es in jener Zeit nichts seltenes, daß Truppen durchzogen oder sich einquartierten; aber es war dock nicht einerlei, ob es Freund oder Feind war, der heranzog.

Hessische Jäger," rief ein Bauer,willkommen I"

Na," sagte ein anderer, eine mächtige breite Gestalt,das wird halt wieder eine nette Bescherung geben."

Es sind ja Landsleute, Bastei!" sagte der erste.

Wenn auch," war die trotzige Antwort.Was gilt's, die setzen sich bei uns fest im alten Neste da

KrdaMois. NrM rM VeÄsz SSL 8. Kkvotz k« V-WLhkH,

(Auch ein Grund.j A.:Wo wollen wir denn jetzt hingehen?" B.:Ich denke, wir gehen ins ,Porschbräu'I" A.:Warum sagen Sie denn .Porschbräu'? Es heißt doch .Pschorrbräu'l" B.:Ja. wissen Sie, wenn ich den Namen richtig ausspreche, dann fällt mir jedesmal mein falsches Gebiß heraus!"

(Ein böser Mann.jSie:Ach, Männe, wenn du mich mit dem entzückenden Kostüm überraschen wolltest ich wäre außer mir vor Freude!" Er:Nein, meine Liebe, sei lieber ein paarmal außer dir vor Wut; das ist für mich zwar weniger angenehm, aber bedeutend billiger."

Sinn-Rätsel.

Mich hat das Schiff, das zu der Fahrt Nach fernem Strand die Anker lichtet; Mich hat die Flinte, die zum Schuß Der Jäger auf das Häslein richtet;

Mich hält der Bauer in der Hand, Wenn früh er geht zum Amtsgerichte; Mich hat er wohl am Abend auch.

Wenn heim er wankt beim Sternenlicht?.

Auflösung des Rätsels iu Nr. 97.

Nagel.

Richtig gelöst von Karl Trinkner in Rotenbach.

Literarisches.

Im eigene» Hause nicht teurer als in der Miels. Wohnung."

Die Rentablität des Eigenhauses weist der Kgl. Bau- inspektor F. Flur durch dieses Büchlein, das zum Preise von 1 ^ (Porto 10 -)) in der Westdeutschen Verlagsgesell, schaft in Wiesbaden 35 erschienen ist, an Hand verschiedener Beispiele ziffernmäßig nach. Aus den allen Laien verständ­lichen Ausführungen geht hervor, daß jede Familie in der Lage ist und sich je nach Größe und Ansprüchen für 45vg, 6000, 9000, 15000, 18000 und darüber ein Haus mit Garten erwerben kann, ohne dafür einen größeren Zins- auswand zu haben als in der Mietswohnung. Es wird durch viele Hausbeispiele der 50 Abbildungen veranschau- licht, daß ein Häuschen mit Garten heute kein unerreich­bares Ideal bleibt, wenn man nur einen kleinen Teil des Kostenbetrages für Anzahlung ausbringen kann. Wer den Wunsch hat, ein eigenes Haus mit Garten zu bewohnen, dem wird das billige Büchlein sicher willkommen sein.

Wer die Absicht hat, sich ein Heim auf eigener Scholle zu gründen, was übrigens heutzutage noch für jede Familie möglich ist, der soll erst Ansichten und Grundrisse verschie. dener derartiger Bauten studieren und sich mit allem ver- traut machen, was dazu gehört.

Eine Passende Gelegenheit dazu bietetLandhaus und Villa", Illustrierte Zeitschrift für Eigcnhauskultur und deutsche Wohnungskunst. Jährlich 24 Hefte ^ 12.. Einzel, hefte 60 -j. Herausgeber Emil Abigt, Wiesbaden. Mit den BeilagenDie Gartenstadt" undDas Landleben", bei Jahresabonnement mit der PrämieDas eigene Heim und sein Garten". Ein Führer für alle diejenigen, die sich ein Eigenhaus bauen oder kaufen wollen. Von Architekt vr. inZ. Gerold E. Beetz. Mit 600 Ansichten und Grund- rissen meist ausgeführter Häuser mit Angabe der Baukosten, Hausgärten und Jnnenräume. Preis -4L 6., Leinenband 7., Porto 50 Westdeutsche Berlagsgesellschaft, Wiesbaden 35.

Hier zeigen sich gangbare Wege, wie man ein Eigen­haus erwerben kann ohne über seine Verhältnisse hinaus zu gehen. Jede Familie findet darin eine Fülle praktischer Vorschläge.

drüben, dann wird der Feind bald da sein und wer muß die Zeche bezahlen?"

Der Blick des dicken Bauern ging fragend im Kreise umher.

Er hat recht, der Bastei!" rief ein anderer. Es ist ein Unglück mit diesem langen Kriege; man wird noch arm wie eine Kirchenmaus. Und für den Preußenkönig wird doch alles vergeblich sein, er wird doch zuletzt klein beigeben müssen!"

Daß Ihr kein Freund des großen Preußen­königs seid, ist eine bekannte Sache!" rief flammen­den Auges ein hagerer Mann,aber ich," und er schlug auf seine Brust,aber ich bin sein Freund, bewundere seine Taten, betrachte mit Ehrfurcht sein Bild, das in meiner Stube hängt!"

Kein Wunder!" knurrte der Bauer Bastel. Was hat so ein Schneider bei der ganzen Sache zu riskieren! Wenn Ihr auf einen Baum steigt, habt Ihr auf der Erde nichts mehr zu suchen. Aber wir müssen ausfressen, was der große König einbrockt."

Der Schneider wollte giftig erwidern. Er kam nicht dazu. Die Jäger ritten heran, stramme, kraft­volle Gestalten, von der Sonne verbrannt, gestählt in der Schule des Krieges. Da pariert der Ober­jäger sein Pferd vor dem gaffenden Haufen.

Grüß Gott, Vater Bastel! Und dabei zwirbelt er den langen Schnurrbart mit der Rechten und aus dem lachenden Munde blitzen zwei Reihen prächtiger weißer Zähne. Wahrlich ein schmucker Bursche, der da auf seinem Fuchse vor dem staunenden Haufen hielt. _ (Fortsetzung folgt.)