vermischtes.
Zur Borromäus-Enzyklika. In diesen Tagen hat man Anlaß, sich eines Zwischenfalls zu erinnern, der sich auf dem vatikanischen Konsul abspielte. Als dort der Kirchenversammlung eine Vorlage gemacht wurde, die den Protestantismus als „Pestis" (zu deutsch Pest) bezeichnte, ließ Bismarck dem Kardinal Antonelli durch Hrn. v. Arnim, den norddeutschen Bundesgesandten, mitteilen: wenn das Bekenntnis des Königs von Preußen und dadurch er selbst amtlich beleidigt würden, werde er den Gesandten abberufen. Und was war die Folge? Die Kurie hat sofort das „Pestis" in der Vorlage gestrichen.
Edison über seine neuesten Erfindungen. In amerikanischen Zeitungen erschien vor kurzem die Nachricht, daß Edison einen Apparat erfunden habe, eine kunstvoll konstruierte Maschine zur Aufnahme lebender Photographien mit den natürlichen Farben. Der berühmte Erfinder hat sich nun zu diesen vorzeitig in die Oeffentlichkeit gedrungenen Mitteilungen geäußert: er arbeitet allerdings seit langer Zeit an diesem Problem und hegt auch günstige Erwartungen, allein er ist noch weit davon entfernt, alle Schwierigkeiten überwunden zu haben. Insbesondere stößt die Wiedergabe der roten Farbe auf große Hemmnisse; mit den übrigen Farben hat er bereits recht günstige Erfolge errungen. Zugleich sprach Edison voller Begeisterung von der neuen Maschine, die er nun vollendet hat und die eine Wiedergabe lebender Photographien mit dem gesprochenen Worte ermöglicht. „Man hat mehrfach behauptet, bereits Sprechmaschinen zu haben, die die lebenden Photographien begleiten und die zugleich die Mängel des Grammophons nicht besitzen. Aber diese Behauptungen waren nur von schlauen Geschäftsleuten und Kinematographen-Unternehmern iu die Welt gesetzt; in Wirklichkeit stand hinter dem Vorhang ein Mensch, der zu den Bildern den Text sprach. Aber nun haben wir einen Apparat, der eine vollkommene Täuschung hervorbringt. Nun können wir ein ganzes Drama auch stimmlich reproduzieren. Die Stimmen klingen so ausgezeichnet, als ob man vor einer wirklichen Bühne säße. Auch Musik kann wiedergegeben werden. Dabei fehlt völlig der gepreßte unnatürliche Klang des Phonographen. Es klingt wie die Wirklichkeit. Wenn es uns noch gelingt, die Farben wirklich natürlich noch zu reproduzieren, dann haben wir alle Elemente des Schauspiels beisammen, die Sprache, die Gebärde und die Farbe. Das Flimmern, Prasseln und Knattern fehlt in diesen Sprechmaschinen und Kinematographen vollkommen. Das alles gab es auch bei meinem ersten Kinematographen nicht, aber als die Unternehmer die Sache ausbeuteten, erschienen vor dem Publikum plötzlich diese flimmernden, knatternden Aufnahmen. „Warum?" meinte Edison und zwinkerte dabei verständnisvoll mit den Augen: „Nun, man läßt die Maschine doppelt so langsam laufen, als ich beabsichtigt hatte. Man produziert mehr Quantität bei schlechterer Qualität. Wenn man die Maschinen rascher laufen ließe, so würden die Aufnahmen vollkommen sein".
Männert wird in einer halben Stunde da sein. Dann lasse ich euch allein, und du wirst schon Gelegenheit finden, auf den Busch zu klopfen und ihm diplomatisch zu verstehen zu geben, daß du seiner Werbung keinen Widerstand entgegensetzest. Wahrhaftig, da klingelt es schon an der Vorzimmertür. Das ist er! Nun beschwöre ich dich, Hugo, sei einmal in deinem Leben nicht ungeschickt. Es handelt sich um das Glück deines Kindes."
Damit verschwand die Gattin und ließ ihren Gemahl in sehr gemischter Stimmung zurück. Zum Glück war Männert, ein hochaufgeschossener, schmal- schultriger, kurzsichtiger Mann, selbst viel zu befangen, um die Aufregung seines Vorgesetzten zu bemerken.
Inzwischen hatte sich der Rat einen Feldzugplan zurecht gelegt. Das beste war, man ging direkt auf das Ziel los, natürlich mit der nötigen Vorsicht. So schob er denn dem jungen Manne freundlich einen Stuhl hin und holte eine Zigarrenkiste aus den Tiefen des Schreibtisches.
„Zünden Sie sich doch eine Zigarre an, lieber Kollege. Echte Importen, das Stück dreißig Pfennige. Bei Zigarren darf man ja den Preis sagen. Und, richtig, weil wir gerade einmal allein sind, ich wollte schon lange mit Ihnen unter vier Augen sprechen. Nämlich, kurz heraus gesagt, ich glaube bemerkt zu haben, als wenn Sie etwas auf dem Herzen hätten, vielleicht einen geheimen Wunsch —"
Männert errötete bis über die Ohrenspitzen. „Oh, Herr Rat, Sie haben bemerkt —"
Druckfehler. Wer sich über Druckfehler ärgert, möge zur Beruhigung lesen, was Paul Feige darüber zu sagen hat, nämlich dieses: „Druckfehler sind Jrrtümer, die weder der Setzer, noch der Korrektor, noch der Redakteur, sondern nur der Leser entdeckt; während die Völker für die Fehler der Regierungen büßen müssen, muß für die Druckfehler seines Blattes, die er nicht gemacht hat, der Redakteur büßen und zwar dreifach: erst ärgert er sich selbst, dann ärgert ihn der Verleger und endlich ärgern ihn „sieben gescheite" Leser. Druckfehler gehören zu den unvermeidlichen Eigenschaften jedes Druckerzeugnisses, das schnell hergestellt werden muß, sie verhalten sich wie der Rost zum Eisen, wie die Hefe zum Wein, wie Dissonanz zur Harmonie, nur mit dem Unterschied, daß vor dem Druck noch niemand weiß, ob sie fehlen, oder ob sie da sein werden — mancher Satz wird überhaupt erst lesenswert durch einen Druckfehler. Der Redakteur freilich kann davon sagen: „Nur wer die Praxis kennt, weiß was ich leide!" So lange musiziert und gesungen wird, wird es falsche Töne, solange geschrieben und gedruckt wird, wird es Schreib- und Druckfehler geben; es scheint mir ein alter Kalender- Rein am besten darauf zu passen: „Gib, Leser nicht zu scharf auf alle Fehler acht — denn niemals ist ein Blatt, und der, der es gemacht — und der so es gelesen — Von allen Fehlern frei gewesen."
Vom Nährwert der Pilze. Der vielfach gehegten und namentlich von vegetarischer Seite immer wieder verbreiteten Behauptung, daß die eßbaren Pilze „an Nährwert dem Fleische gleichzustellen" seien, jedenfalls aber alle anderen Vege- tabilien an Nährkraft übertreffen, tritt Professor Dr. Hans Schinz, der Direktor des Botanischen Gartens in Zürich, im Jahresbericht seines Instituts nachdrücklich entgegen. Er stellt die bisher bekannten chemischen Untersuchungen zusammen, aus denen u. a. hervorgeht, daß der Steinpilz nur einen geringen Nährwert besitzt, weil der hohe Wassergehalt den wirklichen Eiweißgehalt auf ein Minimum herabdrückt. Aehnliche experimentelle Feststellungen wurden hinsichtlich der Ausnutzbarkeit des Champignons gemacht. Dazu kommt noch als weiteres Hindernis für eine sehr ausgebreitete Anwendung von Pilzgerichten, daß es — nach Ansicht des Hygienikers R. H. Saltet — „den meisten Menschen unmöglich sein dürfte, öfters eine nur einigermaßen ins Gewicht fallende Menge von Schwämmen bei einer Mahlzeit zu verzehren." Augenblicklich sind wieder im Züricher Polytechnikum neue Untersuchungen über den Nährwert der Pilzsorten im Gange. In jedem Falle aber ist nach Professor Schinz die Ueberzeugung begründet, daß den Pilzen vorläufig nur die Rolle eines Genußmittels, aber nicht eines Volksnährmittels zuerkannt werden kann.
Etwas vom Baden. Das Baden zählt im Sommer zu den größten Genüssen. Die damit erzielte freie Bewegung im Wasser steht unbedingt an der Spitze unserer gymnastischen und anderen gesundheiterhaltenden Uebungen. Das Baden war überhaupt die erste Uebung, die bereits die alten Völker
„Also ist es doch wahr", dachte der Rat. „Die Weiber haben in solchen Dingen immer eine verdammt feine Nase." Und laut fügte er hinzu: „Mein Gott, lieber, junger Freund, man wird eben Menschenkenner, wenn man mehr als dreißig Jahre im Amte ist. Also, da wir so weit sind, sprechen Sie ruhig von der Leber weg. Wozu die Schüchternheit!"
Männert wechselte die Farbe wie ein Chamäleon. „Ich dachte nur, daß es der Herr Rat vielleicht ungütig aufnehmen würden."
„Aber keine Spur. Nur nicht zu bescheiden.
Der junge Mann rieb sich verlegen die Hände. „Offen gestanden, ich hatte selbst schwere Bedenken. Für einen Mann meiner Stellung —".
Der andere lächelte gütig. „Nun, Sie werden ja nicht ewig Hilfsarbeiter bleiben. Also, lieber Männert, ohne viel Federlesens, wie ein Mann zum anderen."
„Männert schnappte nach Luft. O, Herr Rat, Sie sind zu gütig. Nämlich es ist nicht etwa die Sucht nach weltlicher Lust, die den heißen Wunsch in mir rege macht, sondern mein Herz zwingt mich —"
Der Rat war beinahe gerührt. „Ich weiß, mein Sohn, ich weiß. Ich habe nie an Ihren reinen Absichten gezweifelt."
Männert sprang auf. „Also, wenn der Herr Rat nichts dagegen haben, so will ich sofort —
„Nicht so stürmisch, lieber Freund. Uebrigens ist Jda gar nicht zu Hause."
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zwangsweise den Jugenderziehern vorschrieben. Im alten Sparta, dessen Jugend bekanntlich auf öffentliche Kosten erzogen wurde, war ein täglich zweimaliges Baden vorgeschrieben, und der alte Lykur- gus schrieb, und das wohl nicht mit Unrecht, die Sehnengeschmeidigkeit seiner Männer in erster Linie diesem gesunden Sport zu. Unter den späteren Gesetzgebern war bekanntlich Peter der Große ein leidenschaftlicher Freund des kalten Wassers, wie denn von dem Russen überhaupt bekannt, daß sie das Wasser in reinem Naturzustände ebenso lieben wie im gebrannten Zustande. Daher der Name Wutki! Auch Napoleon I. schrieb für Schulen und Kasernen vom Mai bis September das Baden in strengster Durchführung vor. In Deutschland ist es erst seit einigen Dezennien obligatorisch beim Militär eingeführt. Es wird dort in beachtenswerter Weise gepflegt. So gesund das Baden für den menschlichen Körper ist, so verhängnisvoll kann es mitunter werden, wenn man nicht die nötigen Vorsichtsmaßregeln beachtet. Bevor man in das Bad geht, kühle man Brust und Stirn mit Wasser. Man bade nicht zu lange, zumal bei kühlem Wasser nicht länger als fünf, höchstens zehn Minuten. Bei sehr warmen, sonnigen Tagen mag man das Bad noch etwas länger ausdehnen. Durch Schwimmen schaffe man sich viel Bewegung. Man kühle fleißig den Kopf, um Kopfschmerzen vorzubeugen. Sobald man ein Frösteln im Wasser empfindet, verlasse man das nasse Element sofort. Nach dem Baden trockne man sich gut ab, frottiere tüchtig, kleide sich rasch an und verschaffe sich natürliche Bewegung, damit eine lebhafte Blutzirkulation die durchs Bad abgekühlten Gliedmaßen bald wieder mit wohltuender Wärme erfüllt. Die meisten Erkältungen beim Baden werden durch Nichtbeachtung dieser Winke verursacht. Wer sich nicht wohlfühlt infolge körperlicher Ueberan- strengungen oder seelischer Aufregungen, der mag das Baden unterlassen. Bei leerem Magen oder unmittelbar nach dem Essen soll man nicht baden!
Literarisches.
Das Deutsche Rote Kreuz. (Herausgegeben von Professor Dr. Kimmle.) Ein monumentales Werk von hoher, kulturhistorischer Bedeutung ist in diesen Tagen im Verlage von Voll u. Pickardt, Berlin, erschienen, welches die Beachtung weitester Kreise aus sich ziehen muß, insbesondere aber siir alle Männer« und Frauenvereine des Roten Kreuzes äußerst wertvoll und geradezu unentbehrlich ist. Es handelt sich um das von dem verdienten Generalsekretär des Centralkomitees der deutschen Vereine vom Roten Kreuz Professor Dr. Kimmle unter Mitwirkung von Bereinsmitgliedern in mustergültiger Weise bearbeitete prächtige Buch „Das Deutsche Rote Kreuz, Entstehung, Entwicklung und Leistungen der Vereinsorganisationen seit Abschluß der Genfer Konvention i. I. 1864 ."
Der Verfasser hat nicht nur dem segensreichen, opferfreudigen Wirken aller Organe des Deutschen Roten Kreuzes ein wohlverdientes, bleibendes Ehrendenkmal errichtet, sondern auch einen höchst willkommenen praktischen Wegweiser und Ratgeber auf dem weitverzweigten Gebiet der freiwilligen Krankenpflege geschaffen. Auch für die Staatsund Gemeinde.Behörden sowie für alle, welchen ein werktätiger Beistand in der Stunde der Geiahr und die Linderung der Not ihrer Mitmenschen am Herzen liegt, wird das durch seine Zuverlässigkeit und Vollständigkeit ausgezeichnete Buch von größtem Nutzen sein.
Männert dienerte. „Ich bitte, mich dem gnädigen Fräulein zu empfehlen und auch der Frau Gemahlin. Und jetzt mit Ihrer gütigen Erlaubnis will ich sofort zu Mayer hinüber eilen, zu dem Fahrradhändler ^ in der Königstraße —"
! Rat Müller starrte den anderen erschrocken an. Hatte der junge Mann im Uebermaß der Freude den Verstand verloren?
„Was wollen Sie denn bei Mayer, lieber Freund?"
„Von Ihrer gütigen Erlaubnis Gebrauch machen, Herr Rat, und mir ein Fahrrad kaufen. O, ich bin ? Ihnen ewig dankbar! Ich hätte nie gewagt, die Bitte zu stellen, weil ich fürchtete. Sie könnten das Radfahren für unvereinbar mit dem Berufsstande halten. Und, wie gesagt, es ist nicht eitel Lust am Sport, sondern, im Vertrauen gesagt, ich bin mit Fräulein Lotte, der Tochter des Herrn Pastor Braun, heimlich verlobt; und wenn ich erst Radfahren kann, dann kann ich mindestens zweimal in der Woche meine Verlobte besuchen."
Als Männert gegangen war, und die Frau Rätin, die erregt im Nebenzimmer gewartet hatte, die
Schreibstube ihres Mannes betrat-. Doch
warum die folgende düstere Familienszene ausmalen? Breiten wir den Schleier der Nächstenliebe darüber.
Fräulein Jda soll heute noch heiraten.
sAuffallend.j Schaffner: „Mein Herr, das sind Damencoupees da in dem Wagen!" Passagier: „Dam encoupees? ... Es ist doch so still darin!"
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