er sei von Peary um Pelze und Walroßzähne im Betrage von mindestens 40 000 Mk. betrogen worden.
Frankfurt. 9. Juni. Den Amerikanern zu Ehren fand gestern abend im Zoologischen Garten ein von etwa 3000 Personen besuchter glänzender Festkommers statt, bei dem der kommandierende General des 18. Armeekorps v. Eichhorn, mit begeisternden Worten die Amerikaner und die Kriegervereinssache feierte und das Kaiserhoch ausbrachte. Die Festrede hielt der württ. Hauptmann a. D. Dr. Gantter. Er erinnerte daran, daß der Deutsche im Ausland ein Kulturträger ersten Rangs ist, ohne dabei den Zusammenhang mit der alten Heimat, ihrer Sprache und ihren Sitten zu verlieren, daß in Nordamerika 14000 Kameraden in deutschen Kriegervereinen zusammengeschlossen sind, und schloß mit einem begeisterten Hoch auf das deutsche Vaterland. Weiter zündende Reden und Gesänge folgten. Heute vormittag 9'/- Uhr fuhren die Amerikaner von hier weiter nach Karlsruhe und Stuttgart.
Allenstein, 8. Juni. Während der heutigen Vormittagssitzung im ProzeßSchönebeck ereignete sich ein aufregender Zwischenfall. Als große Zeich- . nungen, welche die Situation in dem Mordhaus , darstellten, vorgeführt wurden, bekam bei Nennung des Kinderzimmers die Angeklagte plötzlich einen Anfall von Schreikrämpfen. Die Aerzte bemühten sich, sie in einen besseren Zustand zu bringen. 10 Minuten währte der Schreikrampf, dann trat ein Lachkrampf ein. Später besserte sich der Zustand und man hofft, nachmittags die anberaumte Lokalbesichtigung vornehmen zu können.
Der berüchtigte Einbrecher Kannengießer aus St. Wendel, der am Dienstag von der Strafkammer in Saarbrücken zu 8 Jahren Zuchthaus verurteilt wurde, nachdem er bereits am Montag in Trier zu 3 Jahren Zuchthaus verurteilt worden war, ist nach der Sitzung aus dem „Grünen Wagen" ausgebrochen, indem er das Dach durchbrach. Es gelang ihm, zu entkommen.
Köln, 8. Juni. Bei der gestrigen Explosion in der Carbonidfabrik sind etwa.80 Personen verletzt worden.
Nach dem Genuß von geräuchertem Seelachs, den Fabrikarbeiter in Bielefeld billig von aus- wärts bezogen hatten, sind 80 Personen an Vergiftungserscheinungen erkrankt.
Lissa (Posen), 7. Juni. In dem Dorf Zelazno, Kreis Kosten, entstand gestern in einem Hause während der Abwesenheit des Besitzers Feuer, wie man annimmt, infolge Spielens seiner beiden im Hause befindlichen Kinder mit Streichhölzern. Bei der großen Dürre und dem starken Wind fielen dem Brand
Gin schwerer Fall.
Humoristische Novelle von Else von Bucholtz.
10) - (Nachdruck verboten.',
(Schluß.)
Ada Karstner ist die Tochter eines Millionärs; gegen Geldsorgen werde ich also gefeit sein. Ich denke, das kleine Vermögen, das du mir zugedacht hast, wird'Anny als Brautgabe nicht unwillkommen sein. Sollten sich meine Kombinationen bewahrheiten und Anny jenen jungen Mann lieben, so sage ihr nur, bitte, daß meine gestrigen Neckereien über besagten jungen Mann keinen anderen Zweck halten, als sie über ihre Gefühle ein wenig auszuhorchen, und daß meine Meinung über ihn durchaus nicht so abfällig ist, wie ich heuchelte. Doktor Müller — xaräon, nun habe ich doch seinen Namen verraten — ist nicht nur bei seinen Kollegen beliebt, unter Aerzten ein nicht zu unterschätzendes Zeichen von persönlicher Liebenswürdigkeit, sondern wird sogar von Kapazitäten seines Faches hoch geschätzt. Und wenn ich nun noch verrate, daß er infolge einer äußerst glänzend verlaufenen Kur an einem Arbeiter der großen F'schen Fabrik die Aussicht hat, bei dieser fest angestellt zu werden, was für einen so jungen Arzt ebenso viel Ehre wie pekuniäre Vorteile bedeutet, so habe ich wohl meine Bosheit von gestern wieder wett gemacht."
„Anny, Herzenskind! Was sagst du dazu?" fragte jetzt Frau Rat, die während des Lesens schon durch zahllose Zwischenbemerkungen ihre lebhafteste Teilnahme ausgedrückt hatte. „Anny, Anny? Ja, wo bist du denn?"
Aber Anny antwortete nicht, die war hinausgelaufen und weinte.
Infolge dieses Briefes hätte die Tante gewiß ihre Einwilligung zu ihrer Verlobung mit Hans gegeben, wenn alles noch wie gestern gewesen wäre, aber jetzt —
28 Gehöfte mit insgesamt 60 Gebäuden zum Opfer. Zahlreiches Vieh ist in den Flammen umgekommen. Die beiden Kinder werden vermißt.
Fuessen, 6. Juni. Gestern abend ereignete sich auf der Straße nach Hohenschwangau ein schwerer Automobilunfall. In der Nähe von Peiting kam einem mit 4 Herren und einer Dame besetzten Daimlerwagen ein Radfahrer entgegen, der kurz vor dem heransausenden Automobil die Straße überqueren wollte, wobei er zu Fall kam. Der Chauffeur zog rasch die Bremse. Das in voller Fahrt befindliche Auto überschlug sich mehreremal und wurde an eine Straßenbarriere geworfen. Die Insassen wurden herausgeschleudert. Der Chauffeur und die Dame erlitten schwere Verletzungen. Die übrigen Mitfahrenden erlitten leichtere Verletzungen. Das Automobil wurde vollständig zertrümmert.
Berlin, 6. Juni. In der Reichshauptstadt herrschte gestern eine wahre Tropenhitze. Mit dem Thermometersiand von 44 Grad Celsius im Schatten erreichte die Temperatur eine Höhe, wie sie in diesem Jahr und um diese Jahreszeit wohl überhaupt noch nicht beobachtet worden ist. Die Hitze hatte eine große Anzahl von Unfällen, so namentlich von Abschlägen, zur Folge. Leider wurde die Glut, die über Berlin lag, nur durch ein kurzes, wenn auch schweres Gewitter unterbrochen. Dabei wurde die katholische Sebastianskirche auf dem Gartenplatz von einem kalten Blitzstrahl getroffen. Der Blitz fuhr , mit gewaltigem Getöse zunächst am Blitzableiter des Turmes herab, riß den Blitzableiter etwa in der Höhe I des Daches aus seiner Verankerung und verschwand dann im Erdboden. Eine Trauung, die in der Kirche stattfand, wurde durch den Vorfall unliebsam gestört. Die Teilnehmer stürzten im ersten Schrecken auf die Straße und alarmierten sofort die Feuerwehr. Materieller Schaden war indessen nicht entstanden. Immerhin hat die Gewalt des Blitzschlags innerhalb des Daches der im gotischen Stil erbauten Kirche mehrere zentnerschwere Sandsteinstücke herausgerissen, die in den die Kirche umgebenden Rasen fielen.
Köln, 8. Juni. Am Sonntag fuhr während des schweren Gewitters in Floirsdorf ein Blitzstrahl in das Haus einer Witwe und tötete ein dort zu Besuch weilendes 21 jähriges Mädchen. Zahlreiche Blitzschäden sind zu melden aus Wulportsheim, Ahrweiler und Dernau. In Vettelhof hat der Blitz einen Gärtner mit seinem Sohn getroffen. Der Sohn ist tot, der Vater verletzt. Auch hat Hagelschlag großen Schaden in den Weinbergen und an den Feldfrüchten verursacht. Der Tunnel bei Mayschoß ist infolge der starken Wassermassen, die in der letzten Zeit niedergegangen sind, eingestürzt. Die
Vergebens suchte sie die immer wieder hervordrängenden Tränen zu trocknen.
Sie hatte nicht gehört, wie die Klingel gezogen worden war und im Korridor gegangen wurde. Plötzlich hob sie aufhorchend den Kopf. Jetzt war's ihr doch, als hätte sie den Ton einer Stimme gehört — einer Stimme —
Ohne zu überlegen, was sie tat, eilte sie dorthin. Sehen konnte sie nichts, der Korridor war bekanntlich finster, aber hören —l
„Friederike, sind Sie's?" rief sie ängstlich.
Da vernahm sie auf einmal den lieben, bekannten Klang. „Ich bin'sl" sagte diese Stimme gepreßt. „Ich möchte nicht noch 'mal stören; nur will ich mir etwas holen, was ich vorhin hier auf dem Tische liegen gelassen hatte."
Er schwieg. Keine Antwort. Nur das Atemholen der beiden war durch die Stille und die Dunkelheit zu hören.
Aber unter dem Schutze dieser Finsternis wuchs dem jungen Manne der Mut. Was er unter anderen Umständen nicht gewagt haben würde — jetzt tat er's.
Er trat näher auf das Mädchen zu.
Ja, Anny, noch einmal, ehe wir für immer auseinandergehen, will ich dir aussprechen, wie sehr du mich durch deine Liebe beglückt hast. Ich habe kein Recht, dir zu zürnen, ich will dir nicht sagen, wie tief du mich jetzt betrübst; ich will dir nur noch von Herzen danken für die Seligkeit, die du mir bereitet hast. Mag jetzt auch die Ernüchterung desto bitterer sein, die Erinnerung an jene Zeit werde ich immerdar wie ein Heiligtum bewahren. Ich hege keinen Groll. Lebe wohl und werde glücklich!"
Da faßte er etwas Weiches. Es war Annys kleine Hand, deren Druck er, ach, nur allzu genau kannte. Und plötzlich fühlte er noch mehr, fühlte, wie sein Kopf hinuntergebogen wurde, wie sich zwei heiße Lippen auf seinen Mund preßten und hörte ihre liebe, erregte Stimme flüstern:
„Aber, Hans, du böser, du dummer Hans! Weißt du, daß du sehr, sehr töricht bist? Wenn du
Arbeiter konnten sich noch rechtzeitig in Sicherheit bringen. — Auf dem Schießplatz Wahner Heide bei Köln ist der Offiziersbursche Brückner vom 12. sächsischen Artillerie-Regiment in Metz vom Blitz erschlagen worden. Zwei andere Soldaten wurden durch den Blitz verwundet.
Kaiserslautern. 8. Juni. Ueber die Pfalz sind gestern schwere Gewitter mit Hagelschlag niedergegangen. Bei Saarbrücken wurde eine Frau vom Blitze erschlagen. Eine andere Frau wurde durch einen Blitzschlag schwer verletzt. An vielen Orten hat der Blitz gezündet und größere Feuersbrünste hervorgerufen.
Bukarest, 9. Juni. Nachdem es ununterbrochen 24 Stunden geregnet hatte, mußten der Schulunterricht und die Fabrik- und Werkstätten- arbeit geschloffen werden. Der Eisenbahnverkehr ist vielfach unterbrochen. Für die Ernte hegt man Besorgnisse.
Wie mehreren Blättern aus Nizza gemeldet wird, hinterließ ein kürzlich in Mentone verstorbener Ausländer sein auf mehrere Millionen geschätztes Vermögen dem Pariser Bankhaus Rothschild.
Durch eine furchtbare Explosion ist das pyrotechnische Laboratorium und Feuerwerkskörper in Sserebjakow in der Nähe von Petersburg zerstört worden. Das ganze Gebäude flog in die Luft. Ein 12jähriger Knabe wurde total zerrissen, 6 Personen wurden lebensgefährlich verletzt. Die Ursache der Explosion war Salpetersäure schlechter Qualität.
Württemberg.
Stuttgart, 7. Juni. Zur Borromäus- Enzyklika bemerkt das in über 100000 Exemplaren über ganz Württemberg verbreitete „Evangelische Sonntagsblatt" u. a.: „Möge dieser Anlaß die Augen recht öffnen für die tiefe Kluft, welche die evangelischen Konservativen von dem katholischen Zentrum scheidet und scheiden muß." Das betr. Blatt ist bekanntlich kirchlichkonservativ. Seine Auffassung deckt sich voll und ganz mit dem Standpunkt der liberalen Protestanten.
Der Staatsanzeiger schreibt: In einigen Blättern wird die Nachricht verbreitet, daß die staatlichen Hüttenwerke und besonders das Hüttenwerk Wasseralfingen im Etatsjahr 1909 besonders günstig abgeschlossen und einen beträchtlichen Ueberschuß gegenüber dem Voranschlag erzielt haben. Wir sind in der Lage mitzuteilen, daß dies nicht der Fall ist, daß vielmehr die Ertragsablieferung sowohl der Hüttenwerke in ihrer Gesamtheit als des Hüttenwerks Wasseralfingen hinter dem Etat zurückgeblieben ist.
nicht willst, daß wir uns trennen — ich bestehe gewiß nicht darauf!"
„Anny Herzlieb!" jubelte Hans und dann schwatzte er, jedenfalls aus Höflichkeit, um die Behauptung von seiner Dummheit nicht Lügen zu strafen — lauter törichtes, ungereimtes Zeug.
„Und nun hin zur Tante!" rief er. „Sie weiß alles und zürnt mir nicht."
Hans zog sein Bräutchen in das Zimmer, wo die alte Dame dem jungen Paare mit unendlicher Verwunderrng entgegenblickte.
„Anny mit Ihnen, Herr Doktor, Hand in Hand! Wer hat Sie wieder hergebracht?"
Da lachte er glückselig.
„Mein guter Engel hat mich hergeführt, direkt meiner Anny in die Arme. Ach, Anny, und wenn wir hundert Jahre warten müßten — ich tu's.
Da unterbrach sie die Tante.
„Darf ich denn nicht auch mal zu Worte kommen, Kinder? Hundert Jahre braucht ihr wahrlich nicht mehr warten," und sie erzählte und versprach und setzte dem jungen Paare eine jährliche Rente aus und das alles in so rasender Eile, als sollte dieses schnurstracks getraut werden.
Da unterbrach Friederike die glücklichen Drei. Mit einer gewissen feierlichen Wucht betrat sie das Zimmer, um mit harter Stimme zu melden, daß das Mittagessen bereit stände.
„Ich glaube, sie haßt mich," sagte Doktor Hans lachend, aber, weiß Gott, es ist mir nicht möglich, die Gefühle des famosen Frauenzimmers zu erwidern. Sie hat mir allerdings böse Stunden bereitet, denn ihre Krankheit war wirklich ein schwerer Fall — für mich, und hätte mir um ein Haar mein Lebensglück gekostet. Doch nun ist die Krisis vorüber, sie hat unsere Liebe nur noch gesunder und stärker daraus hervorgehen lassen."
Er schloß sein Bräutchen in die Arme und mit schallender Stimme rief er übermütig: „Friederike soll leben! Hurra! Hoch!"