stellen möge. Wie wir aus dem Inseratenteil ersehen, gibt die Direktion heute abend das reizende Lustspiel „Der Herr Senator" von Kadelburg. Es steht uns hiermit ein genußreicher Abend in Aussicht.
§. Neuenbürg, 31. Mai. Die Feier des Wilhelmstages am letzten Samstag im Gasthaus zum „Ochsen", war von einer stattlichen Anzahl Wilhelm, alt und jung gut besucht und nahm einen sehr gemütlichen und ruhigen Verlauf. Das in origineller Weise humoristisch zusammengestellte Programm wurde rasch abgewickelt und mit froher Begeisterung entgegengenommen. Zur Verschönerung dieser Feier hatte sich die hiesige Feuerwehrkapelle bereitwilligst zur Verfügung gestellt und somit in ihrem Teil zum guten Gelingen beigetragen. Bei Gesang und Ansprachen entschwand die Zeit nur zu schnell und wohlbefriedigt gingen die Wilhelm um die Mitternachtsstunde nach Hause mit dem Bewußtsein, die kameradschaftliche Zusammengehörigkeit auf diese Weise zur Geltung gebracht zu haben und mit dem allgemeinen Wunsche „Auf Wiedersehen im nächsten Jahre!"
§. Neu.enbürg, 30. Mai. Einen dritten und Ehrenpreis errang unter 15 Vereinen der hiesige Fußballklub „Phönix" bei dem sonntägigen Sportfeste in Dill-Weißenstein. Nicht endenwollender Applaus von ca. 7—800 Zuschauern begleitete die Mannschaft von Sieg zu Sieg und nur einem Mißgeschick ist es zuzuschreiben, daß dieselben um den sicheren wohlverdienten 1. Preis gekommen sind. Möge dem jungen Verein noch mancher schöner Erfolg beschicken sein, um so unser Städtchen auch in der Fußballwelt zu Ehren zu bringen.
Neuenbürg, 30. Mai. Wie verhalten wir uns bei Gewittern? Die Gewitterfurcht, die besonders häufig bei Kindern wahrzunehmen ist, ist eine allgemein verbreitete. Mädchen, die beim Rodeln beinahe Hals und Beine brechen. Jungen, die auf turmhohe Bäume, Dächer und Felsen klettern, junge und ältere Leute, die im Auto dahinrasen, daß ein Unglück geradezu unvermeidlich wird —: sie haben oft eine ganz schreckliche Furcht vor dem zuckenden Blitz und dem grollenden Donner. Der Donner tut bekanntlich keinem Menschen etwas zuleide. Und die Unfälle, die der Blitz verursacht, sind so seltene, daß sie im Verhältnis zu den Unglücksfällen, die sich sonst im Hause, auf der Straße, aus der Eisenbahn rc. ereignen, gar nicht ins Gewicht fallen. Uebrigens soll der schönste Tod der sein, daß man vom Schlag oder Blitz getroffen wird, was in Berücksichtigung des Umstandes, daß wir ja alle sterben müssen, uns gegenüber den Gefahren des Blitzes weniger furchtsam stimmen sollte. Befindet man sich im Hause, so ist man schon einigermaßen vor dem Blitze geschützt. Denn wo sich auf dem Hause ein guter Blitzableiter befindet, dort benutzt der elektrische Funke die zur Erde führende Blitzableitung. Sollte aber ein Blitzableiter fehlen, so nimmt der Blitz zumeist an der äußeren Mauer des Gebäudes seinen Weg. Natürlich kommt es auch vor, daß der Blitz mitten durch eine Stube springt; doch diese Fälle sind selten, am seltensten
„Willst du mir nicht von der Gesellschaft erzählen?" entgegnete sie schnippisch. „Sie war gewiß reizend —"
„Ich fand es sehr gemütlich," erwiderte er ruhig. „Am Abend wurde getanzt; Emmy ist wirklich eine gute Tänzerin."
„So!" rief Anny außer sich. „Bist du denn überhaupt nur hier, um mich von den Vorzügen deiner schönen Emmy zu unterhalten? Ich habe gar nicht gewußt, daß Vu so für sie schwärmst. Und Geld hat sie auch — haufenweise! Geh boch hin und verlobe dich mit der — da brauchst du nicht so lange zu warten."
„Anny," rief Hans erschrocken, „du wärst wirklich damit einverstanden?"
Annys Nervenspannung machte sich in einem schrillen Lachen Luft.
„Warum nicht? Hältst du mich für so selbstsüchtig, daß ich dich nicht freigeben würde? Aengstige dich nicht um mich, Hans, ich komme schon durch die Welt."
„Anny!" rief der junge Mann außer sich, „du hast wohl eingesehen, daß du klüger handelst, den Bräutigam zu wählen, den dir die Tante bestimmt hat. Emmy, Mädchen, sage, ist das dein Ernst?"
In der Erregung hatte er sich'versprochen. Aber Anny sah nicht das blasse Gesicht, nicht die angstvollen Augen, sie überhörte den flehenden Ton der Stimme, sie hörte nur das „Emmy". Ließ diese unbewußte Verwechslung nicht tief blicken?
in den unteren Stockwerken eines Hauses. Gern benutzt der Blitz auch die warme Luft in und über der Esse, um zur Erde zu gelangen. Man lasse daher bei starkem Gewitter das Feuer im Ofen ausgehen. Auch schließe man die Fenster. Man meide zu enges Zusammensein (indem sich die Familie um den Tisch, auf die Ofenbank setzt) und halte sich möglichst einzeln mitten in einem Zimmer auf, möglichst entfernt vom Ofen, vom Fenster und von metallenen Gegenständen (Nähmaschine, Telephon). Ganz nutzlos ist es, metallene Gegenstände beim Gewitter mit Decken zu verhüllen, wie das vielfach geschieht. Jedoch halte man derartige Sachen (Schere, Messer) nicht in der Hand, solange es blitzt. Der innerste Raum eines Hauses ist immer der gesichertste. Ist die Furcht vor dem Erschlagenwerden gar groß, so lege man sich platt mit dem Rücken auf die Diele, auf den Sopha, — ins Bett. Unbedingt sicher ist man übrigens nirgends. Dicke Kleidung und Schuhwerk aus Fils schützen den Körper. Befindet man sich während eines Gewitters im Freien, so wähle man die tiefsten Stellen (Talmulden, Gräben), wo man sich platt niederlegt. Sind Bäume nicht weit davon, so ist das ganz gut, nur stelle man sich nicht in die nächste Nähe derselben —: grüne Buchen, die durch ihre feinen seidenen Härchen den Blitz abstoßen, ausgeschlossen! Berüchtigt sind Telegraphenstangen. Am häufigsten vom Blitze getroffen werden von den Bäumen Pappeln, Eichen, Kiefern, Birnbäume. Mitten im Walde ist man geborgen!
Enzberg, 31. Mai. Heute wird der Betrieb der Papierfabrik, die aus den Händen der Firma Wolf u. Söhne - Untertürkheim in den Besitz des Gerbereibesitzers Roser-Eßlingen überging, eingestellt. Der alte Teil der Fabrik, der bei dem im Jahre 1905 stattgefundenen Brande stehen blieb, wird niedergelegt und neu aufgeführt. Der neue Besitzer wird eine Gerberei und Lederfabrik einrichten.
Pforzheim, 31. Mai. In dem benachbarten Stein fand am Sonntag nacht der Feldhüter Jakob Keller, ein Veteran von 1866 und 1870, ein ungewöhnliches Ende. Er fiel beim Heimgehen aus dem Wirtshaus in den 3 Meter tiefen Trog des Dorfbrunnens und ertrank.
vermischtes.
Von einem netten süddeutschen Idyll berichtet der „T. R." ein Leser: Fuhr da jüngst der Ballon eines oberschwäbischen Luftschiffervereins auf und suchte nach mehrstündiger Fahrt Landung bei Ingolstadt. „Heda!" rief einer der Insassen, ein norddeutscher Offizier, einigen auf dem Felde arbeitenden Leuten zu, „helfen Sie mal, halten Sie das Seil fest." Einer der Arbeitenden schaut auf diesen Zuruf hin empor. „Dös san Preußen", sagt er gemächlich zu seinen Genossen, die daraufhin ruhig Weiterarbeiten und den Ballon mit seinem an dem Erdboden hinschleifenden Seil seinem Schicksal überlassen. Darob grimmer Zorn in der Brust eines anderen Insassen, eines bayerischen Leutnants, und plötzlich ertönt eine Stimme von oben: „Oes
„Und wenn es mein Ernst wäre!" rief sie heftig, zornig, „du würdest es bald überwunden haben."
Er wollte ihre Hand ergreifen — Kling-ling tönte es da, und Anny, froh, entkommen zu können, ging, um zu öffnen.
Es war Frau Rat, von dem Dienstmann begleitet, der einige unterwegs von ihr gemachte Einkäufe trug.
Anny hätte für ihr Leben gern ein Viertelstündchen für sich zum Ausweinen gehabt. Nun mußte sie aber, während die Tante ablegte, dem Manne die Sachen abnehmen und ihn ablohnen.
Sie wickelte die Paketchen aus und tat sie in die Schränke, mit klopfendem Herzen dabei nach dem Nebenzimmer lauschend, wo sich Hans befand.
Aber da drinnen blieb alles still.
Aeußerlich wenigstens, aber innerlich war der junge Mann nichts weniger als ruhig. Er war einfach wütend über alles und alle, am meisten aber darüber, daß das Gespräch gerade bei der verhängnisvollsten Wendung unterbrochen worden war. „Ich bin nicht, wie andere normale Menschenkinder, vom Klapperstorch, sondern ganz gewiß einmal vom Pechvogel auf die Welt gebracht worden," murmelte er in ingrimmigem Humor vor sich hin.
Aber auch in dieser Erkenntnis war nur geringer Trost.
Wenn Anny, wie er mit heftig pochendem Herzen hoffte, in einem Anfalle übler Laune die bösen Worte gesprochen hatte, würde sie ihr Unrecht bald
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gscherte Kameln, ös s—dumme, kennts koan bayrischen Leutnant?" Daraufhin erneutes Aufschauen der Arbeitenden und plötzlich freudiges Erkennen: „Oho, der redt deutsch mit uns, dös ist was andres. Freunderl, packts an." Und im Nu greifen zehn Hände nach dem -Seile des Ballons. Stramme, bayrische Fäuste halten ihn. Die Landung geht „glatt" von statten . . .
Juni.
Der Juni leitet seinen Namen von der römischen Göttin Juno ab. Nach anderer Meinung soll er als junius w6N8is (der juristische Monat) dem römischen Konsul Junius Brutus gewidmet sein. Im ersten Jahrhundert erhielt er sogar zu Ehren der betreffenden Herrscher vorübergehend den Namen Germanicus oder Actius. Die deutsche Bezeichnung für den Monat Juni lautet Brachmonat, weil in ihm die Felder gebrochen, d. h. umgepflügt werden. Auch wurde er früher häufig Sommermonat oder Rosenmonat genannt, während er um das Jahr 1300 als der andere Mai bezeichnet wurde. Mit dem Juni treten wir in die Zeit der sommerlichen Vegetation ein. Gärten und Anlagen stehen im herrlichsten Blumenflor. Der balsamische Geruch der Rosen durchzieht die Luft.
Ueber dem Busch der Rose Wölbt sich das Sternendach,
Hinter dem Busch der Rose Ist die Liebe noch wach.
Wartet, ihr Knospen am Zweige,
Bis es Zeit ist, zu blühn —
Junge Liebe, die schweige,
Bis es Zeit ist, zu glühn.
Doch sie küssen und kosen —
Und in selbiger Nacht Brechen alle die Rosen Aus in duftiger Pracht.
Von den Bäumen aber winken in verführerischem Rot die saftigen Kirschen. Der Juni bildet die geeignetste Zeit für allerlei kleine Ausflüge und Landpartien. Für den Landmann darf der Juni gern etwas Regen bringen, d. h. wenn die Temperatur dabei auf sommerlicher Höhe bleibt; denn die alten Bauernregeln sagen:
Juni feucht und warm Macht den Bauer nicht arm.
Dagegen
Wenn naß und kalt der Juni war,
Verdirbt er meist das ganze Jahr.
Wechfelriitfel.
Jeder einen Städtenamen kennt.
Schon genannt im Alten Testament.
Wollt ihr von des Städtenamens Zeichen Nun das zweite und das letzte streichen, Setzen dann zwei andre Laute ein,
Wird's ein preußischer Minister sein.
Auflösung der Aufgabe in Nr. 85.
Etweder die Zahl 96 oder die Zahl 32. Richtig gelöst von Rudolf Mast in Rotenbach.
einsehen und ihm durch irgend ein kleines Zeichen sagen, daß sie ihn wie immer liebte.
Aber Anny zeigte sich vorläufig nicht, und so blieb dem jungen Manne nichts anderes übrig, als sich von Frau Rat zu verabschieden.
„Ich komme in einer Stunde wieder, um noch einmal vor der Nacht nach der Patientin zu sehen," versicherte er, entschlossen, den Tag nicht vergehen zu lassen, ohne sich mit Anny ausgesprochen zu haben.
O, Kind, es muß schlimm mit Friederike stehen," jammerte Frau Rat, sich nochmals zu der Kranken begebend.
Als diese eintrat, erhob sich die Patientin halb von ihrem Lehnstuhl, energische Zeichen nach der Tür machend, damit diese geschlossen werden sollte, drinnen saß nämlich Anny.
Das ängstliche Herz der alten Dame schlug gewaltig. Die Kranke sah so verstört aus. Was sollte dieses seltsame Benehmen bedeuten?
„Wie ist Ihnen, Friederike?" fragte sie zitternd, nachdem sie dem stummen Befehle nachgekommen war.
„Mich?" entgegnete die Kranke höhnisch in grollendem Baß und verdrehte in schier unglaublicher Weise die Augen nach der Tür hin. „Lassen Sie's jetzt man sein, sich um mir aufzuregen, Frau Rat, da — da drin — Ihre Nichte, um die sollten Sie sich kümmern dhun!"
(Fortsetzung folgt.)