sierten Welt mit lebhaftem Interesse nach dem aufblühenden Lande der Pampas gerichtet sind. Auch Deutschland, welches ja wichtige Handelsbeziehungen zu Argentinien unterhält, bringt der argentinischen Jubelfeier warme Teilnahme entgegen. Generaloberst v. d. Goltz erschien auf Befehl Kaiser Wilhelms als offizieller Vertreter Deutschlands zu den Jubiläumsfestlichkeiten in Buenos-Aires, und zwei deutsche Kriegsschiffe werden dort jetzt die schwarzweiß-rote Flagge zeigen, welche Aufmerksamkeiten von deutscher amtlicher Seite man in den argentinischen Regierungskreisen sicher zu schätzen wissen wird.
Vermischtes.
Pferdebesitzer Vorsicht! Die Stuttgarter Pferde-Versicherungs-Gesellschaft A.-G., Paulinen- straße 50, macht die Pferdebesitzör anläßlich des Herannahens der Zeit der Grünfütteruug auf die Gefahren dieser Futterweise aufmerksam. Auf keinen Fall darf unmittelbar von der Trocken- auf die Grünfütterung übergegangen werden, sondern nur ganz allmählich dadurch, daß man zuerst einen Teil des Trockenfuttsrs durch kleine Partien Grünfutter ersetzt, welche man dann von Tag zu Tag langsam steigert, jedoch wolle man stets vor dem Grünfutter etwas Trockenfutter reichen. Am beachtenswertesten ist, daß Grünfutter nur frisch verfüttert werden darf, deshalb sollen keine Vorräte hievon gelagert, sondern nur geholt werden, was man augenblicklich zum Füttern notwendig hat, denn gelagertes, welkes oder warm gewordenes Grünfutter geht in Gärung über und ruft die tätlichen Kolikfälle hervor, denen jährlich viele schöne Pferde zum Opfer fallen. Kein einziges Futter als Grünzeug ist so leicht zer- setzlich und gärt so rasch, daß die betroffene Darmpartie durch die dabei entstehenden Gase ausgedehnt und erheblich leichter geworden ist, sie vermag sich daher unschwer nach oben zwischen die andern Dörmschlingen zu verschieben und erzeugt damit Verschlingungen und andere Darmverlagerungen, welche tierärztlich schwer zugänglich sind. Kein anderes Tier, als gerade das Pferd hat einen so ungewöhnlich langen und geräumigen Dickdarm, der zudem wegen des langen Gekröses, an welchem er in der Bauchhöhle aufgehängt ist, ausnehmend leicht beweglich und dabei so reizbar und empfindlich sich erweist, daß schon eine geringfügige Erregung desselben, die bei den andern Haustieren spurlos vorübergeht, eine Kolik nach sich ziehen kann, von der man nie weiß, ob sie einen tätlichen Ausgang Ausgang nimmt. Schon aus diesen Gründen konnte Grünfutter auch niemals ein Futter für Arbeitspferde sein, höchstens eine kleine (täglich einmalige) erfrischende Beigabe auf Trockenfutter. Die Volksansicht, daß eine sogenannte Grünfutterkur im Frühjahr für Pferde „gesund" sei, ist ein Aberglauben, der schon manchem Pferdebesitzer großen Schaden gebracht hat. Derjenige, welcher nicht aus wirtschaftlichen Gründen auf Grünfütterung bei Pferden angewiesen ist, sollte sich nur der Trockenfütterung von Hafer, Heu und Häcksel bedienen, welche nachgewiesenermaßen weitaus die rationellste Fütterung
für diesen Zauber. Sie klagte dem jungen Mädchen ihre Sorgen und führte es darauf zu den Leidenden.
Friederike empfing die Eintretenden mit vorwurfsvollem Stöhnen und erhob sich von einem Lehnstuhl.
Sie war von außergewöhnlicher Größe und Häßlichkeit.
„Was fehlt Ihnen, Friederike?" fragte Anny teilnehmend.
„Alles!" knurrte das Mädchen, wohl als Beweis seiner Vielseitigkeit.
Anny lachte. „Das ist ein bischen viel."
„Wenn Sie wüßten, Fräulein, wie mir ist, dann würde Ihnen wohl das Lachen vergehen!" wimmerte Friederike mit finsteren Blicken und gab eine etwas ungenaue Beschreibung ihrer Leiden zum besten.
Die Nichte wollte trösten. „Es ist gewiß weiter nichts als eine kleine Erkältung," meinte sie, nachdem sie mit der Tante in das Wohnzimmer zurückgekehrt war, aber Frau Rat ließ sich dieses so liebevoll großgezogene Angstobjekt nicht so ohne weiteres entreißen und stritt leidenschaftlich gegen eine optimistische Auffassung der Krankheit. Sie trat an den Tisch, wo sich eine Unmenge Bücher auftürmten, und begann eifrig darin zu blättern.
„Du weißt, Kind, ich besitze einige medizinische Bücher, bei denen ich mir stets Rat hole. Und nun höre, höre mal, Anny, hier steht unter „Nervenfieber": „Kürzere oder längere Zeit klagt der von dieser Krankheit Befallene über Müdigkeit, Ein
ist und bei welcher die Pferde am leichtesten gesund, kräftig und ausdauernd erhalten bleiben.
Neugeborene Hunde und Katzen werden im Frühjahr und im Sommer das Licht der Welt erblicken. Es muß dringend empfohlen werden, schreibt hierüber die „Tierschutzkorrespondenz", davon nur die wirklich schönen und kräftigen Tiere leben zu lassen und auch nur diejenigen, für welche man sicher einen guten Abnehmer oder Liebhaber weiß. Es ist grundfalsch, die jungen Hunde und Katzen zwecklos groß zu ziehen, weil man sich nicht gern von den drolligen Tieren trennen möchte. Endlich werden sie an Hinz und Kunz verschenkt und keiner kümmert sich mehr darum, wo die einstigen Lieblinge geblieben sind. In den meisten Fällen werden die verschenkten oder billig verkauften Tiere den neuen Besitzern bald eine Last. Schlagen, Stoßen und Vernachlässigen der Tiere sind alsdann die Folgen. Derjenige handelt als wahrer Wohltäter an den Tieren, der aus Rücksicht auf ihre späteren, oft recht traurigen Lebensschicksale die Zahl der neugeborenen Hunde und Katzen vermindert. Habgierige Hundezüchter lassen oft zu viel Tiere bei der Hündin liegen. In der Regel geht es aber nicht nach Wunsch, weil die Hündin zu schwach ist, um eine größere Anzahl Hunde ernähren zu können. Geht die Hündin ein, so folgen bald die übrigen Tiere, und der Züchter hat den Schaden. Ein Ersäufen oder gar Lebendig-Begraben der Tiere ist grausam und darf niemals vorgenommen werden. Durch einen starken Schlag auf das kleine Köpfchen werden die Tierchen ohne Quälerei getötet. Zum Schluß sei noch bemerkt, daß die Jungen von Hunden und Katzen sich natürlich desto besser entwickeln, je weniger ihrer sind. Fünf Junge sind bei einer gutgenährten und kräftigen Hündin gerade genug. Will man von jungen Katzen feststellen, welche am kräftigsten zu werden verspricht, so nimmt man der alten Katze alle Jungen fort und dasjenige, welches die Katze zuerst nach dem Lager trägt, wird das beste in Zukunft sein. Nur die scheuen Katzen bringen die zunächst liegende kleine Katze in das Lager, hier würde das Gesagte trügen. Sehr laut schreiende Junge von Hunden und Katzen, die beständig nach rückwärts kriechen, haben in der Regel kein langes Leben und sterben bald ab. Auch junge Hunde und Katzen, deren Beinchen fortwährend zu zucken scheinen, töte der Besitzer ohne Qual, ehe die Tiere von selber eingehen.
Salat. Die Zeit des Salats hat wieder begonnen. Da dürfte es nicht uninteressant sein, einmal auf die Geschichte des köstlichen und überaus gesunden Grünzeuges zu werfen. Die ursprüngliche Heimat des Salats ist nicht festzustellen. Der Name Salat kommt von dem lateinischen insalata, das heißt gesalzen, und bedeutet eigentlich keine Pflanze, sondern jede mit Essig, Oel und sonstigen gewürzigen Zutaten bereitete kalte Speise. Man bereitet ja auch aus Fleisch, Hering usw. Salate, wie beispielsweise den Ochsenmaulfalat oder den sogenannten italienischen Salat, den man aber in Italien gar nicht kennt. Jetzt handelt es sich aber um den in den Gärten kultivierten Kopfsalat, bo-
genommenheit des Kopfes, Schwindel, Frostgefühl, Gemütsverstimmung" — ja, Anny, da haben wir es ja!" Sie blickte halb ängstlich, halb triumphierend auf die Nichte. „Verstimmt ist Friederike, das wirst du mir doch zugeben."
Statt aller Antwort lachte das junge Mädchen.
„Wenn es nicht vielleicht rheumatisches Fieber ist," fuhr Frau Rat fort, „oder gar der Anfang von Schwindsucht. Höre mal, hier steht nämlich —"
Aber jetzt entzog Anny der Tante ungerührt das Buch. „Tantchen, wenn deine Friederike durchaus krank sein soll, so laß sie zu Bett gehen."
„Sie will ja nicht!" entgegnete Frau Rat kläglich.
„Dann schicke sie ins Krankenhaus."
„Das will sie auch nicht."
„So lasse sie zum Arzt gehen."
„Das tut sie nicht."
„O, diese Friederike!" seufzte Anny. Sage ihr, daß sie sich zusammen nehmen soll, ich glaube, sie will nur ein bischen feiern."
Frau Rat faltete die Hände und sah die junge Nichte, die so vermessene Worte sprach, flehend an. „Um Himmelswillen, Anny, sage das nicht. Das Mädchen hat ein so ausgebildetes Ehrgefühl; ein derartiger Verdacht würde sie furchtbar kränken."
Anny überlegte. Sie konnte heute nur wenige Stunden bei der Tante bleiben. Diese aber, das sagte sich die Nichte, befand sich in dem gemütlichen Zustande, von ihren Aengsten verzehrt zu werden, wenn nicht etwas Eingreifendes geschah.
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tanisch Is,8tuck sativa genannt, der jetzt auf unserm Tische prangt und in allen Familien genossen wird. Schon die Perser zur Zeit des Kambyses kannten den Gartensalat, Griechen und Römer erlabten sich daran, und bei Plinius finden wir bereits die meisten der bei uns gebauten Varietäten. Die Alten sagten von ihm: Das Temperament des Salates ist kalt und feucht, erfrischt das Gemüt, kühlt die Leber, macht guten Appetit und wohl schlafen. Und diese wohltätigen, gesundheitlichen Wirkungen des Salat- genuffes, die schon die Alten erkannt hatten, haben noch heute ihre volle Gültigkeit. Darum versäume keiner bei der nahenden Zeit des Salatgenusses, sich daran recht gütlich zu tun! Eßt Salat!
Blumensprache. Der Mai ist der Monat der Blumen und der Verliebten. Was Wunder, wenn sich da Männlein und Fräulein der Kinder Floras bedienen, um einander durch die Blume über den jeweiligen Stand ihres Herzens und ihrer Gefühle in Kenntnis zu setzen! Leider aber scheitert dieses Korrespondenzverfahren sehr häufig an der Verständnislosigkeit des Empfängers resp. der Empfängerin, und es dürfte daher ein verdienstlich Werk sein, Freund Amor einmal ein wenig zu assistieren, indem wir nachstehend die Hauptschlag- worte der Blumensprache zu Nutz und Frommen aller Verliebten und solcher, die es zu werden beabsichtigen, folgen lassen: Das blaue Veilchen besagt: „Unsere Liebe soll noch verborgen bleiben", die Blüte des Oleanders: „Dein ist mein Herz!" Die Nelke aber redet nur von Freundschaft, während eine Knoblauchblüte unverblümt ausdrückt: „Ich kann dich nicht leiden." Ein Blütenzweig rät Verschwiegenheit an, Fuchsschwanz heißt so viel als: „Man belauscht uns", Zittergras hingegen kündet: „Du hast mich erschreckt." Fein symbolisch deutet die Hungerblume das Schmachten des Liebhabers nach seinem Schätzchen an, Frauenhaar besagt schlechtweg: „Du hast mich gefangen", eine Strohblume versichert: „Ich harre aus", Reseda aber flüstert: „Wie gut du bist!" Der Hahnenkamm stellt die Frage: „Weshalb bist du so stolz?" und die Mimose haucht schüchtern: „Ich will dir's nimmer sagen, wie ich so lieb dich Hab'." In der weißen Aster ruht die Erklärung: „Du hast mich mißverstanden", die blaue behauptet: „Noch ist es nicht zu spät", die rote aber fragt: „Was wolltest du mir sagen?" „Ich bin einsam und verlassen", kündet das Heidekraut. „Du hast mein Herz mit Traurigkeit erfüllt", sagt die Zypresse, und die Granatblüte klagt: „Du willst nichts mehr von mir wissen!" Weiße Rosen forschen: „Warum verschmähst du meine Liebe?", rote vermitteln die Offenbarung: „Ich liebe dich!", gelbe aber mahnen: „Sei nicht neidisch!" Schüchtern lipselt die weiße Knospe der Blumenkönigin: „Weißt du, was Liebe ist", während die rote jubelt: „Mir ahnt, daß dir mein Herz gehört." Ein einzelnes rotes Rosenblatt bedeutet „Ja", ein weißes „Nein". Gras oder Bandgras aber besagt in allen Fällen: „U. A. w. g." Wehe dem jedoch, dem eine Hagebutte zugeschickt wird. Sie erklärt kategorisch: „Meine Liebe zu dir ist längst erloschen."
Sie hob, wie in plötzlicher Eingebung, den Kopf. „Tantchen, in deiner Stelle würde ich mir zur Beruhigung einen Arzt rufen."
Frau Rat erschrak zuerst, da sie in dem Vorschlag eine ernstliche Besorgnis der Nichte witterte. Dann kamen ihr abermals Bedenken, bis sie schließlich durch Annys bestimmtes: „Also du willst einen Arzt," zu einer direkten Bejahung verführt wurde.
„Meinetwegen bestelle ihn. Du weißt ja, wo Doktor Schulze wohnt. Er —"
Aber schon war das junge Mädchen hinausgeeilt und die Stufen hinuntergelaufen und trat aus einen Dienstmann zu.
„Gehen Sie sogleich zum Doktor Müller, Wilhelmstraße 3, und sagen Sie, er möchte sogleich zu Frau Rat Sichler kommen."
Mit pfiffigem Lächeln ging der Mann davon.
Anny ging entschieden langsamer, als sie ge- gekommen war, die Treppe hinauf. Ihr Gesicht war von dem kleinen Gange merklich erhitzt.
„Wenn er nur den Doktor zu Hause angetroffen hat, er ist ein so begehrter Arzt!" ängstigte sich Frau Rat inzwischen zum Zeitvertrieb.
Aber er mußte wohl zu Hause gewesen sein, denn schon nach kurzer Zeit klingelte es.
Anny stürzte sofort hinaus, den Ankommenden in Empfang zu nehmen.
(Fortsetzung folgt.)