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^ 146. Amts- Rrrd KuzsigeöküLt für den Wezirk Kalw. 78. Jahrgang.
SrschtinunsStage: Dienrtag. Donnerstag, Sams- jag, Sonntag. JnsertionSpreis 10 Psg. pro Zeile für Ctadt and Brztrksorte; außer Bezirk 12 Pfg. !
Donnerstag, den 17. September 1903.
Abonnementspr. in d. Stadt pr. Viertelj. Mt. 1.10 incl. Trägers. Vierteljährl. Postbezugspreis ohne Bestellg. f. d. Orts- u. Nachbarortsverkehr 1 Mk., f. d. sonst. Verkehr Mk. 1.10, Bestellgeld A) Pfg.
Amtliche NekannLmachrmgen.
Bekanntmachung- bete, de« Eintritt junger Leute in Unteroffizier-Vorschulen und in Unteroffizierschuren.
Junge Leute, welche Neigung für den Unteroffizierstand haben, werden unentgeltlich in den Unteroffizier-Vorschulen und in den Unierosfizier- schulen für diesen Beruf ausgebildet.
In die Unteroffizier-Vorschulen werden junge Leute im Alter von 15—17 Jahren, in die Unteroffizierschulen solche im Alter von 17—20 Jahren ausgenommen, wenn sie gewissen Aufnahmebedingungen entsprechen. Diese Aufnahmebedingungen, welche im Amtsblatt des K. Ministeriums des Innern Nr. 6 pro 1902 bekannt gemacht find, können auf den Rathäusern eingesehen werden; auch ist das K. Bezirkskommando und das Oberamt bereit, nähere Auskunft darüber zu geben.
Die Freiwilligen aus Württemberg werden gewöhnlich in die Unteroffizier-Vorschule in Neubreisach bezw. in die Unteroffizierschulen in Ettlingen oder Biebrich a/Rh. ausgenommen. Die Einstellung findet jährlich 2 mal, im April und Oktober, statt.
Calw, den 14. September 1903.
K. Oberamt.
Voelter.
Tagesnemgkeiten.
Calw. Dem Landjäger Schuhmacher in Untcrreichenbach wurde von Sr. Maj. dem König für die mit eigener Lebensgefahr ausgeführte Rettung eines Menschen vom Tod des Ertrinkens die Rettungsmedaille in Silber verliehen.
Calw. Wie wir hören, beabsichtigt der seit dem 7. Lebensjahr erblindete Orgelvirtuos Emil
Schröder aus Neustrelitz, der seit länger als 25 Jahre in Deutschland, Oesterreich, Holland und Rußland als anerkannter Künstler tätig ist, am kommenden Sonntag Nachmittag 5 Uhr in der hies. Stadtkirche ein Orgelkonzert zu veranstalten. Herr Musikdirektor Höfer und der Kirchenchor haben sich freundlichst bereit erklärt durch Mitwirkung Herrn Schröders Programm gewünschte Abwechslung zu geben. Wir können allen Freunden gediegener Kirchenmusik einen hohen Kunstgenuß in Aussicht stellen und wünschen zugleich dem des Augenlichts beraubten Künstler, welcher wegen seines prachtvollen Spiels die besten Ewpfehlungen und Kritiken aufweisen kann, eine recht zahlreiche Zuhörerschaft.
sAmtliches aus dem StaatsanzeigerZ S e. König!. Majestät haben geruht, die erledigte Stelle des zweiten wissenschaftlichen Hauptlehrers am Schullehrerseminar in Nagold dem Stadtpfarrer vr. Häcker in Weilderstadt, Oberamts Leonberg, mit dem Titel eines Professors auf der VIIl. Stufe der Rangordnung zu übertragen.
-u. Neuhengstett, 12. Scpt. Nachdem die Hopfen nun alle gepflückt sind, bis auf den von 2—3 Produzenten, wurden unter obigem Datum auch fast alle verkauft; ausgenommen der der Wirte, welche ihn an ihre Bierbrauer absetzen. Gelöst wurde pro Zentner für Is. 145 nebst 5 Trinkgeld, für mittlere Ware 140 nebst 1—4 Trinkgeld. Auf größere Partien fielen 10—15 Trinkgeld. Die Gemeinde kann dieses Jahr mit ihrer Ernte recht zufrieden sein. Leider fehlt das Obst vollständig; der Sturm am Freitag hat vollends alles heruntergerissen. Es wäre zu wünschen, wenn
das zugeführte nicht zu teuer würde, damit man nicht das ganze Jahr auf den Zibebenmost angewiesen wäre.
Aus dem Oberamt Böblingen, 12. Sept. Die Hopsenpflücke, mit welcher zu Anfang dieser Woche auf sämtlichen Markungen begonnen werden konnte, nahm einen ungehinderten Fortgang. Auch das Trocknen verursachte keine besondere Mühe. Der Ertrag ist jedoch ziemlich ungleich. Während auf den Schönbuch Markungen die Anlagen Heuer im Durchschnitt schöner stehen, als im vorigen Jahr, hatte in Aidtal die ungünstige Frühjahrswitterung üble Nachwirkungen in einigen Lagen zur Folge. Die gesund gebliebenen Hopfeupflanzungen liefern lupulinreiche Ware von schöner Farbe. In ungeschützten Lagen hat der gestrige Sturm nicht unbedeutenden Schaden angerichtet. Von auswärtigen Händlern wurden in einigen Bezirksorten bereits Aufkäufe gewacht. Die Preise bewegen sich zwischen 125—140 per Zentner.
Stuttgart, 14. Scpt. (Hofenmarkt im städtischen Lagerhaus.) Die ungünstige Witterung der letzten Tage hat die Zufuhr wesentlich beeinträchtigt, indem nur 77 Ballen ankamen. Der Handel vollzog sich wieder äußerst lebhaft und es war binnen kurzem der gesamte Vorrat abgesetzt. Primaware wird gesucht. Die Preise lauten: für prima 150—165 ^., mittel 140—150 ^ Nächster Markt 21. September.
Stuttgart, 14. Sept. Mostobsthändler Robert Hallmaher hat auf dem Nordbahnhof von der Eisenbahnverwaltung einen Platz zur Errichtung einer Auktionshalle, iu welcher der Geschäftsbetrieb
T^NÜlEkNN. Nachdruck verboten.
Treue.
Original-Roman von Irene ».Hellmuth.
(Schluß.)
Aengstlich lauschte der Graf wieder. Im Zimmer war es so still. Nichts konnte man vernehmen als das Ticken der Uhr. Unruhig warf er sich hin und her. Endlich, — fast eine halbe Stunde später als gewöhnlich, hörte er den Wagen Vorfahren. Ein erleichternder Seufzer entfloh seinen Lippen, doch wieder horchte er fast befremdet auf, als er mehrere Stimmen unterschied, lachende, fröhliche Stimmen. Was brachte das Mädchen denn für Gestllschaft mit? Halb aufgsrichtet saß er da, als Jsa heftig die Türe aufriß, und mit dem Jubelruf: „Vater, mein lieber Vater," ihm jubelnd an den Hals flog.
„Aber, Kind, was ist denn nun wieder los?" —
Weiter kam er nicht, denn die übrige Gesellschaft trat eben in das kleine Zimmer. In fliegender Hast erzählte Jsa dem Erstaunten unter Lachen und Weinen, was sich zugetragen.
Kurt schüttelte kräftig seine Hand.
„Geben Sie mir Ihre Tochter, ich will sie halten als mein köstlichstes Gut!" sagte er bewegt.
„Nehmen Sie das Mädel, Kurt, und machen Sie es glücklich, 's ist ein gutes Kind,-ein gutes Kind!"
Tennewitz schluckte die Tränen hinunter, die sich ihm in die Augen drängen wollten.
Dann saß die lustige, junge Gesellschaft um den kleinen Tisch , und Jsa bereitete wieder, wie damals in der Residenz, den Thee, und strich zierliche Butterbrötchen. Kurts Blicke hingen entzückt an dem lieblichen Gesicht des jungen Mädchens.
Bis nach Mitternacht saßen die glücklichen Menschen beisammen in dem kleinen Stübchen.
Noch lange lag Jsa wach. Wieder guckte ein Mondenstrahl herein, aber heute fiel er auf ein glückseliges Mädchengesicht, dessen kindliche Züge wie verklärt erschienen. Sie träumte von zukünftigem Glück, träumte mit offenen Augen.
Warmer Sonnenschein liegt in Buchecke auf dem alten Herrenhause, das im Schmucke frischgrünender Guirlanden, zahlreicher Kränz- und Blumen einen recht festlichen Eindruck macht. Und immer nach hatte Tante Martha etwa« a»s- zusetzen, die Leute können es ihr gar nicht schön genug machen, — hierher muffen nock Blumen und dorthin. Es hilft dem alten Gärtner nichts, daß er versichert, er Habs kein Blümchen mehr im ganzen Park, im Garten sei alles geplündert, er wisse nicht mehr, woher er es nehmen soll. Tante Martha läßt das nicht gellen, sie droht dem Alten mit dem Finger:
„Ich weiß schon, Sie woll-n Ihre Lieblinge nicht abschneiden, aber diesmal hilft Ihnen das nicht, heute muß alles vom Stocke!"
Und sie geht selbst noch einmal, um nachzuschauen, und bringt zur Verzweiflung des Gärtners die ganze Wirtschaftsschürze voll der schönsten, eben erblühten Camelien, die der Stolz des alten Mannes sind. Seufzend fügt er sich in das Unvermeidliche. Endlich ist alles zur Zufriedenheit Tante Marthas geschmückt.
„Nun mögen sie kommen." sagte sie aufatmend, und wischt sich über die Stirn. Bei der Arbeit war ihr warm geworden. Aufmerksam späht sie die Straße hinab, ob der Wagen, der die Neuoermählten bringen soll, noch nicht sichtbar ist. Sie setzt sich in ihrem Stübchen auf den Sopha. Der Tag hat sie doch recht müde gemacht.
Graf Tennewitz, der wieder vollständig hergestellt ist, kommt herein und nimmt neben ihr Platz. Er sieht fast jung aus.
„Wo ist denn Susanne mit dem Fritz wieder hin?" fragt er.
Die Tante tut sehr geheimnisvoll.
„Es handelt sich um eine Ueberraschung. die auch Ihnen gilt, ich darf nichts verraten, Kurt hat alles so angeordnet," sagt sie und lächelt.
„Ei, da bin ich aber wirklich neugierig," meint Tennewitz und blickt forschend auf die alte Dame.
„Ja. ja," nickt sie vergnügt, „eine große Ueberraschung!"
In diesem Augenblick fährt draußen ein Wagen vor.
„Herrgott, — da sind sie schon, — und ich sitze hier, statt die junge Herrin zu empfangen!"
Dann trippelt Tante Martha eilig den Korridor entlang, und kommt gerade recht, um Jsa, die ihr entgegenfliegt, in ihren Armen aufzufangen. Mit überströmenden Augen drückt Tante das jugendliche Weib an ihre treue Brust.