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Stockholm,11. Sept. Nach einer Meldung aus Varberg in Schweden ist der Schooner „Hedwig" aus Helsingborg während des Sturms mit einem unbekannten Fahrzeug zusammengestoßen. Acht Mann der Besatzung des Schooners sind ertrunken. Aus Falkenburg in Schweden wird gemeldet, daß die Brigg „Hugo", die mit Kohlen auf der Fahrt von England uach Kalmar sich befand, bei Hallarne gestrandet ist. 4 Mann sind ertrunken, 4 wurden gerettet.
Vermischtes.
(Auszeichnung.) In der kürzlich in Berlin stattgehabten Ausstellung für Frauenarbeit und Familienbedarf wurde der bekannten Sun light seife die silberne Medaille nebst einem Ehren- Diplom zuerkannt.
— Zur Frauenbewegung in China Als Frau Archibald Little vor einigen Jahren unter den chinesischen Frauen eine Bewegung gegen das Einschnüren der Füße in Gang zu bringen suchte, da meinten die meisten Menschen achselzuckend, eS sei hoffnungslos, gegen eine so festgewurzelte Sitte eines so konservativ denkenden Volkes angehen zu wollen. Frau Little ließ sich jedoch nicht abschrecken, sondern wirkte in den verschiedensten chinesischen Orten für ihre Sache weiter. Jetzt scheint es wirklich, als ob der ausgestreute Samen aufzugehen und Früchte zu bringen verspreche. In Hangt- schau, der Hauptstadt der Provinz Ttschekiang, hat z. B. kürzlich eine Versammlung von chinesischen Frauen und Töchtern wohlhabender Kaufleute statt- gesunden, die sehr gut besucht war. Mehrere der älteren Frauen hielten kurze Ansprachen über den Gegenstand, während von einigen jüngeren Gedichte
aufgesagt wurden, die bekannte Literaten gegen das Einschnüren der Füße verfaßt hatten. Ferner berichte! die Köln. Ztg. in derselben Sache, daß der Taotai (Regierungspräsident) von Stangyang in der Provinz Hupeh, Namens Tschu, die Notabeln dieser Stadt zusammenrief und ihnen in einer längeren Rede die schlimmen Folgen deS Einschnürens nachdrücklich auseinandersetzte. Aber damit ließ er sich nicht genügen, sondern er befahl, einen langen Aufruf gegen die Sitte an den Straßenecken anzuschlagen. Endlich schickte er in alle größeren Teehäuser Leute, die dort unentgeltlich eine von ihm selbst verfaßte, von dem Gewährsmanne der North China Daily News sehr günstig beurteilte Flugschrift gegen das Fußeinschnüren verteilen sollten. Der Taotai Tschu hat sich eine Liste aller derjenigen Familien in der Stadt Siangyang geben lassen, in denen es Töchter mit natürlichen Füßen giebt, und er hat die Eltern sämtlich verpflichtet, die Füße ihrer Töchter in diesem Zustande zu lassen. Man sieht also, es scheint auf diesem Gebiet, wo das alte Reich so rückständig ist wie kein anderes Land der Erde, wirklich etwas Bewegung in die träge chinesische Masse zu kommen.
— Die Parfümfabrikation der Riviera. Einem im Berner „Bund" erschienenen Aufsatz über die Parfümfabrikation an der Riviera entnehmen wir Folgendes: Schon früher hatte sich Grasse, jetzt der gewerbreichste Ort der Riviera, durch seine Parfümfabrikation bekannt gemacht. Jetzt besitzt Grasse 35 Essevzenfabriken. Im Durchschnitt werden jährlich 1,200,000 Rosen und 300,000 kx Orangcnblüten verbraucht und für 5 Mill. Fr. destillierte Essenzen verkauft. Die Blumenfelder nehmen einen Raum von 25,000 da ein. Val- lauris hat 9 Parfümfabriken. Das wichtigste Produkt dieser bedeutenden Industrie ist das Neroliöl,
das aus den Blüten der bitteren Orangen hergestellt wird. Ein Kilo dieses Oels kommt auf 300 Fr. zu stehen. Aus den Schalen der bitteren Orangen wird Pomeranzenöl fabriziert; nur sehr wenig Oel wird aber aus den Schalen der süßen Orangen gewonnen. Sehr bedeutend ist auch die Fabrikation der Rosenessenzen, wo zu 1 Liter Essenz 12,000 Irx Rosen im Werte von 1200—1500 Fr. verwendet werden. Das sogenannte „Rosenöl" wird aus einem Grase Auäropoxon Zedosoamdus hergestellt. Aus den Blumen der großblütigen Jasmin wird das Jasminöl gewonnen, wobei 100 Kilo Blüten nur 12 Gramm Essenz geben. Ein mit Jasmin bestandener Hektar bringt jährlich 15,000 Fr. ein, kostet aber auch viel Arbeit. Die gefüllten Veilchen wurden ehedem mit 5—10 Fr. das Kilo bezahlt, jetzt nur mit 2 50 Fr., sodaß ein halbes Kilo Vcilchen- extrakt noch 18—20 Fr. gilt. Aus den Blüten von LelÄr^onillm csxitstum u. s. w. wird Geraniumöl gemacht, ebenso werden dis Blüten der Tuberose (HyozintDnart) und von Jonquille (Narzissenart) zu Parfüms verwendet: auch die Blätter der Zitro- nellpflanze (lüxM 6itrioäora), dann Veilchenwurzel (von Iris tloremiim, einer Lilienart), die Patschouli- blüten, das Sandelholz und viel anderes mehr. Der Verbrauch der Essenzen hat in neuester Zeit jedenfalls nicht abgenommen, zum Glück vieler Ortschaften an der Riviera. Wenn auch viele Parfüms schädlich auf das Nervensystem wirken, so sind andere neuerdings als geschätzte antiseptische Mittel anerkannt. So wird der Typhusbazillus in 12 Minuten durch Zimmtessenz getötet, in 35 Minuten durch Thymianessenz, in 75 Minuten durch Majoran und in 80 Minuten durch Patschouli.
AsLkaureLeil.
Oengslsnkeng's weinessigfski-ilr in Eßlingen a. N-, feierte s chon vor 2 Jahren ihr 2Sjähriges Jubiläum.
Amtliche uu- PrivatanMgeu.
K. Amtsgericht Calw.
Gerichtstag
in Neu weil er wird am Montag, den 21. d. M., vormittags 10 vis 12 Uhr, auf dem Rathause daselbst abgehalten.
Den 12. September 1903.
Amtsgerichtssekretär Hau x.
Wildberg OA. Nagold.
Mit dem am Montag, 21. ds. Mts., hier stattfindenden
Vieh- und Krämermarkt
wird Heuer wieder der
Schkferlnuf
in Verbindung gebracht und ergeht hiemit freundliche Einladung, zum Besuch desselben. Nach dem Wettlauf der verheirateten und ledigen Schäfer (I. Preis je 1 Hammel) findet der Wettlauf der Schäferinnen statt; diesem schließen sich noch an: Hürdenrennen der Turner, Wasscrtrageu, Sacklaufen, Mastklettern. Zum Wettlauf zugelassen werden nur solche, die sich am Festzug beteiligt und in früheren Jahren den ersten Preis nicht erhalten haben. — Aufstellung des Festzugs um 12 Uhr im Forsthof.
Die Verpachtung der Krämerstände wird am Samstag, 19. Sept., nachmittags 6 Uhr, und die aller übrigen Standplätze am Montag, 21. Sept., morgens 8 Uhr, beim Rathaus vorgenommen, wozu Liebhaber cingeladen werden.
Stadtpflege.
Flauer.
K. Forstamt Enzklösterle.
Stammholzverkauf
am Freitag, den 25. September, vorm. 11 Uhr, im „Waldhorn" in Enzklösterle. Scheidholz aus Staatswald I—VII: Forchenlangholz 534 St. m. Fm. 2 I., 62 II., 122 III., 152IV.,11V. Kl.; Sägholz:26St. m. Fm. 5 I., 1 II., 4 III. Kl.; Tannenlangholz: 1278 St. m. Fm. 286 I., 245 II., 300 III., 388 IV., 13 V. Kl.; Sägholz: 256 St. m. Fm. 1611., 36 II., 58 III. Kl.
Vollvoräia vslv.
. . Nächsten Mittwoch
MM Smg-mdk
MM mid Abstimmung.
Vollzähliges Erscheinen er-
Der Ausschuß.
Hiklkliid Kid Tauch.
Zusammenkunft Mittwoch abend beiHolzäpfel z. „Lamm".
Dienstmüdchen-Hesuch.
Zwei kräftige, nicht unter 18 Jahre alte Mädchen finden für Küche und Haushaltung gut bezahlte Stellen bei der
Mdt. Krankeuhausverwattttug.
Verloren
ging auf dem Wege vam Stadtgarten nach Zavelstein ein schwarzer Dameu- krageu. Der redliche Finder wird gebeten, denselben gegen Belohnung abzugeben, wo? sagt die Red. d. Bl.
Calw, 13. September.
Todesanzeige.
Teilnehmenden Verwandten und Bekannten geben wir die schmerzliche Nachricht, daß unser iunigstgeliebtes, unvergeßliches Kind
Karl
im Alter von 5°/» Jahren, heute früh nach kurzer, aber schwerer Krankheit sanft entschlafen ist.
Um stille Teilnahme bitten
die trauernden Eltern
Karl Sliiber unü Frau.
Beerdigung Dienstag Nachmittag 2 Uhr.
Lredittmnk siir Landwirtschaft und Gewerbe,
Ealw,
eingetragene Genossenschaft mit beschränkter Haftpflicht.
Wir verzinsen bis auf Weiteres Kapitalien von Nichtmitgliedern
bei Zmonatlicher gegenseitiger Kündigung mit 3^2 °/o,
„ t „ „ „ „ 3 o/g.
In den nächsten Tagen treffen sehr schöne reife hessische
Uostäpfsl
ein, welche zu billigem Preis abgebe.
Hiebei bemerke ich, daß durch den Sturm eine bedeutende Schwankung in den Preisen eintreten dürfte und dieselben binnen kurzem sehr in die Höhe gehen werden.
D. Herion.
Gakw. Canzunterricüt. ßalw.
Den wert. Damen und Herren zur Nachricht, daß der
Tan,- und Austandsunterricht am Donnerstag, den 17. Sept., sür Damen um 6 /- Uhr, siir Herren um » - Uhr, im großen Saal des Badischen Hofes beginnt. Weitere Anmeldungen können ! zu oben genannter Zeit bet mir persönlich gemacht werden.
Hochachtungsvoll
Gustav Seyfert,
InstituLslanzkeHrer aus Stuttgart.