starken waren, durchsuchte, trennte man auch die Matratze auf: in dem Roßhaar fand man größere Mengen von Arsenik. Nach dem Urteil der Sachverständigen mußten alle, die die Matratze benutzten, im Schlafe winzige Partikel des Gifts inhaliert haben. Das vergiftete Bett hat so in kurzer Zeit nicht weniger als 6 Menschen gelötet, bis man endlich das Geheimnis entdeckte.
Cernowitz, 11. April. Als bei dem Dorfe Tautry ungefähr 30 junge Leute in der Nähe der dortigen SteinbrKhe spielten, stürzten plötzlich mehrere Steinblöcke ab. 7 Personen wurden getötet, 9 sehr schwer verletzt, 8 erlitten leichte Verletzungen.
Württemberg.
Vom württembergischen Heere. Man schreibt der „Köln. Ztg." aus Schwaben: Der württ. Armeebefehl vom 1. April bringt Aenderungen in den höheren Kommandostellen. Der königliche preußische Generalleutnant v. Oppeln - Bronikowski ist seines Kommandos über die 36. Infanterie-Division (1. Königlich Württembergische) enthoben worden und an seiner Stelle der königlich württ. Generalleutnant Frhr. v. Soden, bisher Kommandeur der 51. Jnfanteriebrigade (1. König!. Württembergische) zum Divisionskommandeur ernannt worden. An Stelle v. Südens trat der bisherige Regimentskommandeur Generalmajor v. Boffert, während dieser wiederum durch den Obersten v. Moser, bisher im Großen Generalftab, ersetzt wurde. Auch diese beiden Kommandeure sind Württemberger. So gestaltet sich das Verhältnis der preußisch - württembergischen Offizierskommandierungen von neuem um eine der höchsten Kommandostellen noch günstiger als bisher, indem Württemberg nun drei Divisionen besetzt hält, eine württembergische und zwei preußische, obwohl es nur über zwei etatsmäßige Divisionskommandos verfügt. Wer angesichts dieser Tatsachen noch von preußischer Engherzigkeit und Voreingenommenheit sprechen möchte, müßte geradezu mit Blindheit geschlagen oder bösen Willens sein. In Wirklichkeit haben diese Entgleisungen auch völlig aufgehört. Freude und Stolz erfüllt ganz Schwaben und das Vertrauen hierzulande in die oberste deutsche Heeresleitung ist ungeteilt und unbegrenzt. Man wird es uns nicht als Eigenliebe auslegen, wenn wir uns der hohen Brauchbarkeit unserer schwäbischen Offiziere bewußt sind, denn wir wissen und erkennen an, was wir gerade in dieser Hinsicht Preußen zu danken haben. So fragt man gar nicht mehr nach Ausgleich und bundesstaatlichem Heimatschein, „deutsch" und militärische Befähigung sind ausschlaggebend. Von letzterer freilich hat Württemberg im Manöver 1909 glänzende Proben gegeben. So viel aber ist, wie sich die Dinge seit 40 Jahren nun entwickelt haben, sicher: kein Offizierskorps im ganzen Deutschen Reich nimmt eine gleich günstige Stellung ein wie das württembergische, und dies dankt es nicht zum mindesten den Verträgen mit Preußen, das gewiß auch nicht geringe Opfer gebracht hat.
Stuttgart, 11. April. Gestern mittag kurz nach 13 Uhr entstand in der Hofpianoforlefabrik Schiedmayer u. Söhne, Neckarstraße, ein Schadenfeuer von größerem Umfang. Von den 4 großen Fabrikgebäuden war es das Mittelgebäude, das, wie man annimmt, durch Selbstentzündung der dort in großer Menge aufgestapelten Vorräte an Ersatz- «nd Bestandteilen und sonstigen Materialien in Brand geraten war. Die Gefahr für die anschließenden Gebäude waren eine um so größere, als in den Parterreräumlichkeiten, von wo das Feuer ausging, ein bedeutender Vorrat an feuergefährlichen Stoffen, Spiritus, Lackwaren, Filze usw. gelagert waren. Dem energischen Eingreifen der schnell auf dem Brandplatz erschienenen Feuerwachen, unter der persönlichen Leitung des Branddirektors Jakoby, gelang es jedoch schon nach einer halben Stunde, durch Benützung zweier Dampfspritzen, die gewaltige Wassermassen in die Flammen schleuderten, das Feuer auf seinen Herd zu beschränken und jede weitere Gefahr für den übrigen Gebäudekomplex zu beseitigen. Der Gebäudeschaden beträgt nach sofortiger an Ort und Stelle vorgenommener Abschätzung 10—13000 Mk. Erheblich größer ist der Materialschaden. Er wird auf 35—40000 Mk. beziffert. Der Betrieb erleidet keinerlei Störungen.
Kornwestheim, 13. April. Die Former und Gießer der hiesigen Eisengießerei A. Stotz, die gestern wegen Lohndifferenzen in den Ausstand getreten waren, haben heute früh um 9 Uhr die Arbeit wieder ausgenommen, nachdem die Verhandlungen zu einer Verständigung geführt haben. Um 7 Uhr morgens hielten die Arbeiter noch eine Versammlung ab, in der das Ergebnis der Verhandlungen besprochen und gutgeheißen wurde.
JlSfeld, OA. Besigheim, 13. April. Das unnötige Hochzeitsschießen hat hier einen schweren Unfall zur Folge gehabt. Ein junger Mann hat die Flinte zu stark geladen. Der Lauf riß und zerschmetterte ihm die Hand, so daß zwei Finger abgenommen werden mußten.
Vom Bodensee, 11. April. Ein bei dem Landwirt Weber in Gehrenberg bediensteter Tirolerknabe hieb sich vorsätzlich mit einer Axt zwei Finger der linken Hand ab, um aus seinem Dienstverhältnis befreit zu werden. Nach Anlegung eines Verbandes durch einen Arzt suchte der jedenfalls vom Heimweh geplagte Bursche das Weite und konnte bis jetzt nicht wieder zu seinem Dienstherrn zurückgeführt werden.
Vom Lande, 10. April. Sind Kometenjahre gute Weinjahre? Blättert in der Geschichte zurück, so findet sich die landläufige Annahme, daß Kometenjahre gute Weinjahre sind, oftmals, aber nicht immer bestätigt. Als 1811 die „Zuchtrute Gottes" am Himmel stand, wuchs ein vorzügliches Getränk. Auch 1744 war der Tropfen nicht schlecht. Das Jahr 1653, dem im Dezember 1653 ein als halber Mond formierter Komet vorausgegangen war, brachte viel und guten Wein. Ebenso gab es im Kometenjahr 1630 einen feinen Herbst. Dagegen wird vom Kometenjahr 1583 berichtet, daß es viel Frucht und Wein gegeben, aber die Frucht kam naß in die Scheunen und die Trauben faulten im Regenweiter, so daß der Saft sauer wurde. 1580 war ein kleiner Herbst samt saurem Wein, obgleich 50 Tage lang ein Komet im Zeichen des Wassermanns am Himmel zu sehen stand. Ebenso war's im Jahre 1577, wo das Rebwerk gar Übel geblühet und wenig und sauren Wein gegeben; der Komet sah bärtig aus. Anno 1543 dagegen wuchs zwar wenig, aber ein sehr guter Wein. In diesem Jahre flog aus einem Kometen Feuer wie ein Drach herunter — es war wohl ein Meteor —. Wenn also die Kometenjahre meist gute Weinjahre sind, so ist es das eine- mal die Güte, das andremal die Menge des Traubensaftes, die dem Jahre das schmückende, dursterregende Beiwort gegeben. Ein wirklicher Einfluß des Kometenjahres auf das Gedeihen des Rebstockes ist aber naturwissenschaftlich noch nicht nachgewiesen.
Stuttgart. lLarrdeSProdukteubörse.t (Bericht vom 11. April 1910.) Die Tendenz auf dem Weltmarkt hat sich in abgelaufener Woche ruhiger gestaltet, hervorgerufen durch die günstigen Saatenstandsbenchte Deutschlands, wie auch Rußlands und Rumäniens, andererseits auch infolge des inzwischen eingetretenen schönen Wetters. Die schlechten Berichte von Amerika blieben vorerst einflußlos. Die Angebote aller Exportländer waren billiger, auch die Abladungen Rußlands und Argentinien sind stärker als in der Vorwoche. Unsere Landmärke verzeichcn schwache Zufuhren bei ziemlich unveränderten Preisen. — Mehlpreise per 100 Kilogr. inkl. Sack: Mehl Nr. 0: 34 Mk. SO Pfg. bis 35 Mk. 50 Pfg., Nr. 1: 83 Mk. 50 Pfg. bis 84 Mk. 50 Psg., Nr. 2: 32 Mk. 50 Psg. bis 33 Mi. 50 Pfg., Nr. 3: 81 Mk. 50 Pfg. bis 82 Mk. 50 Pfg., Nr. 4: 28 Mk. 50 Pfg. bis 29 Mk. 50 Psg. Kleie 10 Mk. 50 Pfg. bis 11 Mk. — Pfg. (ohne Sack).
Kus StaSt» Bezirk unS Umgebung.
Neuenbürg. Am Donnerstag, den 14. April, finden in den Morgenstunden internationale wissenschaftliche Ballonaufstiege statt. Es steigen Drachen, bemannte oder unbemannte Ballons in den meisten Hauptstädten Europas auf. Der Finder eines jeden unbemannten Ballons erhält eine Belohnung, wenn er der jedem Ballon beigegebenen Instruktion gemäß den Ballon und die Instrumente sorgfältig birgt und an die angegebene Adresse sofort telegraphisch Nachricht sendet.
Höfen, 4. April. Dem „Pforzh. Anz." wird von hier geschrieben: In der Nacht auf Sonntag wurde der Besitzer des bekannten Gasthauses zum „Ochsen", Hr. Karl Lustnauer hier, durch ein eigenartiges Geräusch vor seinem Schlafzimmerfenster im 3. Stock des Hauses beunruhigt. Beim Hinaussehen aus dem Fenster bemerkte er, daß ein kleiner Mann auf einer kleinen Leiter zu seinem Fenster heraufsteigen wollte, jedoch mit der Leiter davonsprang. als er sich entdeckt sah. Heute mittag wurde nun ein Pforzheimer Polizeihund auf die zurück- gelassenen Spuren gebracht. Der sehr gut dressierte Hund nahm ohne Zögern die Fährts aus und führte seine Begleiter über die Bahnlinie hinüber zu dem Hrn. Privatier Emmerich gehörigen kleinen Landhause „Villa Martha", in welchem ganz allein, im bescheidenen Mansarden-Zimmerchen, die Familie des Taglöhners W. wohnt. Letzterer wurde nun von dem herbeigerufenen Calmbacher Landjäger auf das Rathaus gebracht. Die unterwegs vorgebrachten Beteuerungen des W. fanden keinen Glauben. Die benützte Leiter fand sich einige Meter oberhalb der Brücke beim Ochsen vor. Ob es in diesem Falle auf die Geld-
kasfette des Hrn. Lustnauer abgesehen war, oder ob es sich „ums Fensterln" handelte, wird die weitere Untersuchung der Sache ergeben. Der Polizeihund hat hier großartig gearbeitet. Das ganze Suchen dauerte nur etwa 10 Minuten.
Unterreichenbach, 11. April. Die hiesige Ortsvorsteherwahl ist auf den 4. Mai festgesetzt. Der Gemeinderat hat die Besoldung auf 3300 Mk. festgesetzt, woraus ersichtlich wird, daß die Gemeinde auf einen Fachmann, also geprüften Verwaltungsbeamten reflektiert, was ganz dem Geschäftsumfange entspricht. Die Stelle wird im „Staatsanzeiger" zur Bewerbung nunmehr ausgeschrieben und soll die Kandidaten-Vorstellung am Montag den 3. Mai vor sich gehen.
Alten steig, 13. April. Nach 30 jähriger Tätigkeit am hiesigen Wernerschen Bruderhaus verläßt heute mit Rücksicht auf seine angegriffene Gesundheit Verwalter G. Späth die Stätte seiner langjährigen Tätigkeit und unsere Stadt, um nach Heilbronn überzusiedeln.
Enzberg, 11. April. Die Papierfabrik Enzberg wurde nun endlich von der Firma Wolf u. Söhne in Untertürkheim um 310000 Mk. angekauft. Genannte Firma hat, wie schon bekannt, auch die Filialfabrik Enzweihingen zu 40300 Mk. übernommen. Der Betrieb wird nun vorläufig weitergeführt werden. Das Fischwasser, welches von der Gemeinde für 6060 Mk. gekauft worden war, geht nun ebenfalls in den Besitz obiger Firma über. Die Verluste sämtlicher Gläubiger, sowie der früheren Inhaber selbst betragen gegen 600000 Mk.
Pforzheim. 11. April. Der 37 Jahre alte ledige Volksschullehrer Arny hat sich in einem Anfall von Schwermut in Karlsruhe erschossen. Er glaubte, das Hauptlehrerexamen nicht bestanden zu haben; es stellte sich aber nachher heraus, daß er doch durchgekommen war.
OLfiMschtLs.
Aus New-Dork wird berichtet: Mit der neuesten Lokomotive, die nun für die Atchison and Santa Fe-Eisenbahn gebaut worden ist, haben die amerikanischen Ingenieure ein Meisterstück vollbracht. Denn diese gewaltige Maschine ist wohl die größte der Welt; sie wiegt ohne Tender nicht weniger als 4630 Zentner, zusammen mit dem Tender sogar 7000 Zentner. Der Tender ist imstande 4000 Gallonen Petroleum für die Feuerung und 13 000 Gallonen Wasser für den Kessel mitzunehmen. Diese Riesenlokomotive läuft auf 38 Rädern. Aber ihre Bedeutung für den Eisenbahnbetrieb liegt nicht nur in der kolossalen Kraftentfaltung, deren diese Lokomotive fähig ist. Bei den alten Lokomotiven entweichen durch den Schornstein gewaltige Hitzmengen, die nutzlos in die Atmosphäre ausgestoßen werden. Die neue amerikanische Maschine ist so konstruiert, daß die Heizkraft der entweichenden Gase ausgenutzt wird: die Abzugsröhren sind so angelegt, daß die entweichende glühende Luft zugleich wieder zur Heizung des Kessels beiträgt. Welche gewaltigen Hitzmengen damit fruchtbar gemacht werden, zeigt sich darin, daß der Verbrauch an Heizungsmaterial eine Ersparnis von nicht weniger als 50 Prozent erfährt. Die Maschine ist imstande, einen schwer beladenen, eine englische Meile langen Güterzug ohne Schwierigkeit zu ziehen.
Die Frühlingsmode als Erzieherin. Was kein polizeiliches Verbot, keine Rücksicht auf die Hygiene und die eigene Gesundheit fertig gebracht hat, hat die launische Dame Mode erreicht: nämlich das Verschwinden der Kleiderschleppe auf der Straße. Alle diesjährigen Frühjahrskleider, selbst die Rennkleider, wie die Renn-Ouvertüre in Karlshorst zeigte, sogar die Abendkleider sind fußfrei. Die Damen werden also in dieser Beziehung in diesem Sommer nicht viel Staub aufwirbeln; der langjährige Kampf um die geschleppte Schleppe und Staubaufwirblerin hat sein Ende gefunden. Der Kampf gegen die Straßenschleppe ist nicht nur in den letzten Jahren geführt worden, sondern er ist schon sehr alt. Schon im Jahre 1418 wurde in Salzburg das Tragen von Kleiderschleppen untersagt. In den letzten zehn Jahren wurde in verschiedenen Städten wie Prag, Dresden usw. das Tragen von Schleppen oder das Staubaufwirbeln durch die langen Damenkleider polizeilich verboten und immer wieder auf ärztlichen Kongressen dagegen geeifert. Aber wie gesagt, was kein Verbot, jahrelanger Hinweis auf die Gefahren erreichte, hat die heutige Mode spielend erzielt.
Auflösung des Treunnugs-Rätsels iu Nr. 55.
Ein Bruch — Einbruch.