eine Aufforderung zur Vereinfachung der Verwaltung bedanke, wenn der Versuch hierzu ihm ein Miß­trauensvotum bringe. Er fügte dem später noch hinzu, daß das Haus auch keine Nichtbilligung aus­sprechen sollte, wenn es nicht notwendig sei. Er verlange eine gerechte und billige Beurteilung seines Verhaltens. Die Abgeordneten Haußmann (V) und Hildenbrand (Soz.) wandten sich entschieden gegen den Antrag, der das Haus in einen Wider­spruch mit sich selbst bringe und es mitschuldig mache, wenn der Ministerpräsident sein Programm für die Vereinfachung der Verwaltung nicht ausführe. Dr. v. Kiene (Z.) verwahrte sich gegen diese Auf­fassung. denn die vorliegende Frage erschöpfe nicht die große Frage der Verwaltungsvereinfachung. Auch Dr. Hieb er (D.P.) erklärte sich gegen den Antrag, der nach langer Debatte schließlich mit 43 gegen 22 Stimmen des Zentrums und des Bauernbunds bei 6 Stimmenthaltungen (Zentrum) ab gelehnt wurde. Morgen Bauordnung.

Stuttgart, 4. April. Die Regierung hat be­kanntlich die Absicht, die Oberamtsphysikate und Oberamtstierarzstellen in einer Anzahl kleinerer Oberämter eingehen zu lasten und diese Stellen mit denen eines benachbarten Oberamts zu einem Amt zu verschmelzen. Dieses Vorhaben hat die Regierung bereits zu verwirklichen begonnen, indem sie die in Erledigung gekommenen Oberamtsphysikate in Oberndorf und Laupheim nicht mehr besetzte, sondern das erstgenannte mit dem Oberamt Sulz und das letzgenannte mit dem Oberamt Biberach zu einem Physikatsbezirk vereinigte; hinsichtlich der Oberamtstierarztstellen ging sie noch einen Schritt weiter, indem sie die Oberamtstierarztstellen der 3 Oberämter Backnang, Gaildorf und Hall zu einem Amt zusammenlegte.

Stuttgart, 4. April. Wie es dem Minister v. Weizsäcker gelungen ist, die Ausgaben bei der Eisenbahn derart zu verringen, daß das abgelaufene Geschäftsjahr einen verhältnismäßig günstigen Ein­nahmeüberschuß ergeben hat. so ist er auch bei der Post unermüdlich bemüht, den Verwaltungsapparat im Sinne von Ersparnissen zu vereinfachen. Neuer­dings hat er Bestimmungen erlasten, durch die die Zuständigkeit der Postämter I. und II. Klasse auf dem Gebiete der Landpost, des Ortsbestelldienstes, der Ausstattung des Personals mit Dienstkleidern, der Instandsetzung von Diensträumen, der Visitation der Postagenturen re. erheblich erweitert wird. Durch derartige Maßnahmen wird die Generaldirektion der Posten und Telegraphen wesentlich entlastet, so daß dort Personalersparnisse eintreten werden.

Stuttgart, 4. April. Der bisherige Kom­mandeur der 26. Division. Generalleutn. v. Oppeln - Bronikowski wurde mit dem Charakter als General der Inf. zur Disposition gestellt. Zu seinem Nach­folger ist der bisherige Kommandeur der 51. Jnf.- Brigade, Generalleutnant Frhr. v. Soden, ernannt worden. Das Kommando der 51. Infanterie- Brigade wurde Generalmajor v. Bossert, früherer Kommandeur des Jnf.-Regiments Alt-Württemberg Nr. 121, übertragen.

Stuttgart, 5. April. Wie derSchw. Merk." hört, ist der amerikanische Erpräsident Roosevelt von dem Fürsten Waldburg - Wolfegg eingeladen worden. Schloß Wolfegg einen Besuch abzustatten und dort denTaufschein Amerikas," die welt­berühmte Waldseemüller-Weltkarte des Jahres 1507, auf der zuerst der Name Amerika erschien, zu be­sichtigen.

Stuttgart, 2. April. Der Verbandstag des Württ. Bäckerinnungsverbandes findet am 6. und 7. Juni in Hall statt. Mit der Tagung wird eine Ausstellung von Bäckereimaschinen, Geräten und Bedarfsartikeln verbunden sein. Der Verband zählt 40 Innungen mit 2430 Mitgliedern.

Stuttgart, 4. April. Bei dem zweiten Auf­streich des Verkaufs des Bahnhofhotels W. Heiler wurde von der Automatengesellschaft, die das Vor­kaufsrecht auf das Anwesen hat, ein Gebot von 470 000 Mk. gemacht. Da eine viel höhere Be­lastung vorhanden ist, dürfte der Zuschlag wohl nicht erfolgen.

Wurzach, 5. April. Herzog Albrecht von Württemberg, der gegenwärtig auf Besuch bei dem Fürsten von Wolfegg weilt, hat gestern früh auf der Birkhahn-Bälz im Wurzacher Ried, Revier Wolfegg, zwei kapitale Birkhähnen erlegt.

Laupheim, 5. April. Ein hier erst seit einigen Tagen in Stellung befindlicher Hausbursche veran- laßte ein 7jähriges Mädchen, ihm den Stadtbahn­hof zu zeigen. Unterwegs schenkte er dem Mädchen ein Fünfpfennigstück und lockte es hinter die Turn­halle, wo er sich dann in unsittlicher Weise an ihm verging. Auf das Geschrei des Kindes zog er ein

Messer aus der Tasche und drohte dem Kind mit Erstechen. Das Kind schrie aber aus Leibeskräften weiter, so daß der Bursche sein Vorhaben aufgeben und sich gegen den Stadtbahnhof flüchten mußte. Dort wurde er festgenommen und dem K. Amts­gericht hier übergeben.

Inge! fingen OA. Crailsheim, 5. April. Als ganz besonderes Vorkommnis ist zu berichten, daß Straßenwärter a. D. Chr. Huttmann am 3. April einen jungen Schwarm Bienen bekommen hat.

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* Neuenbürg, 6. April. Wie wir hören, ist die erledigte Stadlpfarrei Herrenalb dem Pfarrer Storz in Glatten, Dek. Freudenstadt, übertragen worden. Der Ernannte ist ein geborener Neuen­bürger. Sein Vater war in den Jahren 18681879 Knabenschullehrer hier und wurde von hier aus nach Heilbronn befördert.

§. Birkenfeld, 4. April. Seit gestern hat Birkenfeld wieder eine Kleinkinderpflege. Nachdem vor mehreren Jahren die Kinderpflege ein­gegangen, war es eine oft und viel erwogene Frage, wo und wie eine solche wieder errichtet werden könnte. Eine glückliche Lösung fand diese Frage in dem Einbau eines Saales in die alte längst nicht mehr benützte Kelter. Der Platz ist wohl wie kein anderer für die Kinderpflege geeignet. Am Ausgang des Orts, Dietlingen zu gelegen, von allen Seiten leicht erreichbar, können in dem Haus mit seinem daran anschließenden freien Platz die Kinder unbe­hindert und niemand störend sich aufhalten. Die Kinderschwester ist in dem Mutterhaus für Klein­kinderpflegerinnen in Großheppach ausgebildet. Eine besondere Bedeutung erhält der Saalbau für das kirchliche Leben Birkenfelds. Durch das Entgegen­kommen der bürgerlichen Kollegien wurde der Saal gegen eine jährliche Miete der Kirchengemeinde zur Mitbenützung überlassen. Der evang. Männer- und Jünglingsverein, sowie der Jungfrauenverein haben nun ein stattliches Heim gefunden. Zu Gemeinde­abenden und Bibelstunden ist der geräumige Saal wohl geeignet. Mit einem Griff läßt sich jede Kinderschulbank in eine bequeme Sitzbank für Er­wachsene verwandeln. Von einer größeren Ein­weihungsfeierlichkeit wurde abgesehen. Mit einem in allen Teilen wohlgelungenen Gemeindeabend wurde gestern der Saal eröffnet. In seiner Festrede ver­glich der Ortsgeistliche den früheren Zweck des Hauses mit seinem jetzigen und wünschte, daß die reichlich hier vorgesehene Tätigkeit auch zu einer ge­segneten werde. Hr. Schultheiß Holzschuh legte in seiner Rede die Geschichte des Baues dar. Ernste und heitere Deklamationen und Aufführungen verschönerten den Abend. Gesänge des Kirchenchors, sowie des gemischten Chors des evang. Männervereins boten willkommene Abwechslung. Mit einem gemeinsam gesungenen Liedervers schloß die Feier.

Calmbach. Solchen, die sich für unsere Evangelisation interessieren, teilen wir mit, daß Hr. Zimmermann gebürtiger Stuttgarter ist und als Kaufmann mehrere Jahre in London und Paris war. Im Jahre 1886 trat er in die Evangelisten­schule Johanneum zu Bonn a. Rh. ein, woselbst er auch während seines zweijährigen Aufenthaltes die Universität besuchte. Seither war er in der Schweiz, im Hessischen, in Westfalen als Reiseprediger, so­dann 5 Jahre in Schlesien als Evangelist und zu­letzt in Frankfurt a. M. als Leiter des Christlichen Vereins junger Männer N. O. tätig. Seit dem Jahre 1904 ist er vom Württ. Verein für Evangeli­sation angestellt und hat in Heidenheim, Ulm, Oehringen, Aalen, Kirchheim u. Teck, Feuerbach, Stuttgart und einer Anzahl anderer Orte je 14 Tage lang Evangelisationsoorträge gehalten.

Wildbad, 4. April. Wie alljährlich fand auch dieses Jahr und zwar am gestrigen Sonntag das vom hiesigen Schützenverein veranstaltete Nachbar­schaftsschießen statt. An auswärtigen Gästen war der Neuenbürger Schützenverein anwesend. Die Feier wurde mit einem Frühschoppen imGraf Eberhard" eröffnet; um 1 Uhr begann das Schießen. Die Ehrenscheibe errang Hr. Fritz Krauß, Schlosser­meister. Den Schluß des Tages bildete ein gemein­sames Abendessen imWindhof". (Chr.)

/X Herrenalb, 5. April. Wenn die Kurgäste anrücken, beginnt für unsere Vereine die tote Saison; zuvor wird noch einmal die letzteHeerschau" ab­gehalten. In diesem Sinne hielt der Militär­verein am vergangenen Sonntag seine General­versammlung im Hotel zur Post. Vorstand A. Hauber eröffnete die Sitzung mit Bearüßungsworten. Aus dem Geschäftsbericht war zu ersehen, welch ge­deihlicher Fortentwicklung der Verein sich erfreuen

darf, was der eifrigen Zusammenarbeit seiner Or­gane, allen voran der Leitung des energischen Vor­stands, zuzuschreiben ist. Schriftführer A. Walther und Kassier W. Walther haben die laufenden Ge­schäfte mit Treue und Sorgfalt erledigt; Vorstand und Ausschuß wurden nahezu einstimmig wieder­gewählt. Elfterer hielt eine eindringliche Ansprache über die Pflichten der Mitglieder, unter welchen Kameradschaftlichkeit, Ehrgefühl und treue Gesinnung gegen König, Kaiser und Vaterland obenan stehen.

Eine Sammlung für das Champigny-Denkmal ergab eine namhafte Summe. Mit dem Gesang kräftiger Soldatenlieder erreichte die Sitzung ihr stimmungsvolles Ende. Abends versammelte der Kirchenchor seine passiven Mitglieder und die An­gehörigen der Sängerinnen und Sänger im Hotel Bellevue zu einem Unterhaltungsabend, der unter Mitwirkung einer kleinen Hauskapelle einen recht gemütlichen Verlauf nahm.

Calw, 4. April. Eine schmerzliche Trauer­nachricht durcheilt soeben unsere Stadt: Herr Re­gierungsrat Voelter ist heute früh um 7 Uhr nach kurzem aber schwerem Leiden an Lungenentzündung gestorben. Mit inniger Anteilnahme wird man überall in Stadt und Bezirk diese Nachricht auf­nehmen. Ueber 15 Jahre lang ist Regierungsrat Voelter dem Bezirk vorgestanden; mit großer Schaffenskraft und mit Lust und Liebe hat er sich dem Bezirk gewidmet, keine Arbeit war ihm zu viel, kein Gang zu schwer, um überall die Interessen des Bezirks und das Wohl seiner Bewohner wahrzu­nehmen. Wie ein Vater um seine Familie, so war er für seinen Bezirk besorgt und er verstand es in ausgezeichneter Weise, mit den Einwohnern des Be­zirks zu verkehren und sich deren Eigenarten anzu­passen. Er war ein sehr humaner Oberamtsvorstand, nicht von oben herab behandelte er die Vertreter der Gemeinden, in liebevoller Weise leitete er die Beratungen und erreichte auf diese milde und ver­söhnende Art viel mehr, als wenn er nur vom grünen Tisch aus regiert hätte. Er lebte mit dem Volk und suchte nur das wahre Wohl der Bewohner zu fördern. Während seiner Amtszeit hat er unge­mein viel für den Bezirk geleistet. Sein Name wird unzertrennlich sein mit der Wasserversorgung des Bezirks, die sein eigenstes Werk ist. Im land­wirtschaftlichen Verein entfaltete er eine sehr nutz­bringende Tätigkeit; allen Zweigen der Landwirtschaft, der Viehzucht, dem Obstbau, der Bienenpflege brachte ! er Interesse entgegen, und wo es galt, das Volks- ! wohl zu heben, war er dabei. Er war unermüdlich ^ tätig für Verbesserung der Verkehrswege, er erbaute > Straßen und schloß manche Gemeinde für den Ver­kehr auf. Er war ein trefflicher Berater für die Gemeinden und viele Einrichtungen verdanken ihm . ihre Entstehung. Er war bemüht, den Gemeinden die Wohltat des elektrischen Lichtes zu verschaffen und gründete zu diesem Zweck einen Gemeindever­band, der das große Werk ausführen soll. Auf dem Gebiet der christlichen Nächstenliebe und der guten Sitte und Ordnung hat er ebenfalls viel getan. Sein Charakter war lauter und rein und mit größtem Vertrauen konnte man mit ihm beraten. Ein be­scheidener, christlicher Mann, ein guter Familienvater ist mit dem Dahingeschiedenen von uns gegangen; er strebte nicht nach Weltruhm, seine Zufriedenheit fand er im Erfolg seiner nützlichen Tätigkeit. Der Bezirk hat einen guten Vorstand verloren, das Andenken an den freundlichen Beamten wird nicht erlöschen. (C. W.)

Calw, 1. April. Mit dem Bau des neuen städtischen Elektrizitätswerkes wird in Bälde be­gonnen werden. Das Werk soll bis Herbst vollendet sein und wird ohne Grund- und Gebäudeerwerb auf 135000 Mk. kommen. Um die neuen Gebäude der Umgebung anzupassen und um nicht gegen den Heimatschutz zu verstoßen, soll ein Sachverständiger zur Begutachtung der Pläne beigezogen werden.

Calw, 31. März. Eine unangenehme Erschein­ung tritt gegenwärtig bei den Jubiläumsfeiern mancher Gesangvereine auf. Die festgebenden Vereine wollen ihrer Feier einen besonderen Glanz verleihen, indem sie mit der Jubiläumsfeier oder Fahnenweihe einen internationalen Wettgesang mit Geldprämien verbinden. Diese Neuerung ist nicht in Württemberg entstanden, sie ist in letzter Zeit hauptsächlich durch badische Vereine hereingetragen worden. Gegen diese Unsitte, die den Gesang der Männergesangvereine von ihrem idealen Standpunkt herunterzerrt und der Geldmacherei Vorschub leistet, hat der Schwäbische Sängerbund ganz energisch Front gemacht. Im vorigen Jahr wollte der Ge­sangvereinEdelweiß" in Stuttgart einen derartigen Wettgesang veranstalten und stellte dabei lohnende