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und AnzeigeökaLt für den HLezirk Gakv. ' 78. Ilchrgaug.
Srscheimrngstage: Dienstag, Donnerstag, Samstag, Sonntag. JnsertionSpreiS 10 Pfg, pro Zeile für Stadt und Bezirtsort«; außer Bezirk 12 Pfg.
Sonntag, den 13. September 1903.
Abonnernentspr. in d. Stadl pr. Viertelj. Mk. 1.10 incl. Träger!. Vierteljährl. PostbezugSpreis ohne Bestellg. f. d. OrrS- u. Nachbar- ortLverkehr 1 Mk., f. d. sonst. Verkehr Mk. 1.10, Bestellgeld 20 Pfg
Arutkiche Nek»«ntmachttrrge«.
An die R. Ortsschulinspektorate und Schulstellen des Bezirks.
Die heurige Hauptkonferenz wird am Mittwoch, den 23. September d. I., im Saal des evang. Vereinshaufes in Calw stattfinden und vormittags 9 Uhr beginnen.
Tagesordnung:
1. Lehrprobe: „Einführung in die neue Recht
schreibung".
2. Vortrag: „Bedeutung der Erziehung zur Kunst für
ein Volk und den Einzelnen und die hieraus der Schule erwachsenden Aufgaben".
3. Referat über einen Orgelkurs in Nagold.
4. Besprechung des Konferenzaufsatzes von 1902.
Nach Schluß der Verhandlungen gemeinsames Mittagessen im „Badischen Hof".
Calw, 12. September 1903.
K. Bezirksschulinspektorat.
Schmid.
Bekanntmachung.
Die Besitzer von 4°/°igen württemb. Staatsschutdverschreibunge« aus dem Jahre 1891 werden auf den am Rathause jeder Gemeinde angeschlagenen Aufruf der Staatsschuldenkasse vom 10. August d. I. aufmerksam gemacht, wonach sämtliche nicht gekündigte Schuldverschreibungen dieses Anlehens vom 17. August d. I. an rum Umtausch gegen 3'/» V°ige bei der Umwandlungsstelle der Staatsschuldenkasse oder einem der K. Kameralämter außerhalb Stuttgarts einzureichen find.
Nähere Auskunft erteit die Unterzeichnete Stelle, von welcher auch Formulare zu Anmeldungen unentgeltlich bezogen werden können.
Hirsau, 12. September 1903.
K. Kameralamt.
V o e l t e r.
Lagesnemgkeiten.
Calw. Aus der „Bäckermühle" wird uns bezügl. der Brandursache mitgeteilt, daß das Feuer in einer Bürstenmaschine (Putzapparat) durch Selbstentzündung ausgekommen sei.
* Calw. Die Septembernummer der Blätter „Aus dem Schwarzwald" zeichnet sich durch reichen Inhalt und schöne Bilder aus. Sie enthält einen lesenswerten Aufsatz über das Leben des Dichters Ludwig Auerbach. Dieser Dichter ist zwar nicht so berühmt wie sein Namensvetter Bertold Auerbach von Nordstetten, aber seine Gedichte sind echte Perlen lebenswahrer und poesteverklärter Schwarzwaldschilderungcn, so daß er verdient, auch in weiteren Kreisen bekannt zu werden. Es ist der Dichter des vielgesungenen und gepriesenen Liedes: O Schwarzwald, o Heimat, wie bist du so schön! In einem weiteren Aufsatz „Liebenzell und der Ostweg" werden die Naturschönheiten von Liebenzell hervorgehoben und Vorschläge zu lohnenden Touren in Liebenzells Umgebung gemacht. Der „Jahresbericht der Bezirksvereine für 1902" gibt uns einen Einblick in die Arbeit der einzelnen Vereine. Eine humorvolle Schilderung „Zur Hebung des „Grünen BaumeS" in Altensie:g" beschreibt uns anschaulich die Aufsehen mache!,) c Erfindung des Werkmeisters Rückgauer und ihre Anwendung bei der Höherstellung von Gebäuden, lieber den „Ostweg" ist mitgeteilt, daß bis jetzt der Hauptweg bezeichnet ist von Pforzheim bis Zavelstein. Eingehalten wurde folgender Weg: Pforzhei m—Würmtal—Hohenwart—Schellbronn— M onbachbrücke 13 km, Monbachtal—Liebeuzell 19 km, Kollbachtal—Koll- bachbrücke — Ernstmühler Platte—Bruderhöhle— Hirsau 26,5 km, — Calw 29,5 km, — Georgenhöhe—Z avelstein 34,5 km. (Am Rathause in
Calw sind Wegtafeln mit genauer Entfernungsangabe angebracht.) Von den Nebenlinien sind 2 Wege: der Liebenacker und der Calw er Weg ebenfalls bezeichnet. Den Namen Calwer Weg führt folgende Strecke: Monbachbrücke— Westgrenze Unterhaugstett 3,5 km, — Hummelberger Höhe—Wolfschlucht Hirsau 8,5 km. Der Haupt- Weg ist mit einem schwarz-roten Rhombus, die Nebenwege mit einem gelb-blauen Rhombus bezeichnet. Außerdem bringt die Nummer noch Nachrichten aus den Bezirksvereinen, eine Bücher- und Kartenschau, eine Fortsetzung des Mitgliederverzeichnisses u. a. Das Verzeichnis konstatiert ein Anwachsen der Mitglieder, besonders auch im Bezirksverein Calw.
Wildberg, 10. Sept. Gestern wurde Markus Süßer von Gültlingen wegen Meineids und Sonnenwirt Ungericht hier wegen Anstiftung hiezu durch den Untersuchungsrichter verhaftet und vom Landjäger an das Amtsgericht Nagold eingeliesert.
3. Herr enbe r g, 10. Sept. Auf den heutigen Viehmarkt waren zugeführt: 76 Ochsen, 52 Kühe und 278 Stück Jungvieh, was gegen letzten Markt ein Mehr bedeutet von 47 8 102 Stück. Von Händlern waren zugeführt 84 Stück, gegen letzten Markt 18 Stück mehr. Der Verkauf ging gut bei gegen letzten Markt gleich bleibenden Preisen. Begehrt waren sämmtliche Viehgattungen namentlich aber Jungvieh und trächtige Kalbeln. — Auf den Schweinemarkt waren angeführt: 495 Stück Milchschweine und 253 Stück Läufer, der Verkauf ging gut. Preise für 1 Paar Milchschweine 19—30 für Läufer 34—90
Leonberg, 9. Sept. In den letzten Tagen wurden verschiedene Partieen Hopfen zum Preis von 125—150 ^ pro Zentner verkauft.
AENÄstKllAW. Nachdruck verboten.
Treue.
Original-Roman von Irene v. Hellmuth.
(Fortsetzung.)
Der Fremde schien mit einemmrls sehr unruhig geworden zu sein; denn er rückte nervös hin und her, stieß mit dem Ellenbogen die Dame an, und flüsterte anscheinend sehr aufgeregt mit ihr.
„Wie, du glaubst?" fragte sie.
„Der Herr hier sagt es eben."
„Mein lieber Nachbar," wandte sie sich mit liebenswürdigem Lächeln an den Dicken, „wie alt glauben Sie wohl, daß Signora Gratiana ungefähr sein könnte?"
„Nicht mehr wie achtzehn Jahre," gab dieser zurück. „Man sagt allgemein, daß sie den Direktor Conradty heiraten werde."
Der gutmütige Alte hätte wohl noch mehr gesagt, hielt aber erschrocken inne, denn er fühlte sein Handgelenk so fest umspannt, daß sich sein Gesicht schmerzlich verzog.
„Was sagen Sie da, — den Direktor Conradty heiraten" — tönte es von den blaß gewordenen Lippen des jungen Mannes, der so bestürzt aussah, daß sein Nachbar ihn kopfschüttelnd betrachtete. Dann fuhr er eifrig fort: „Nun ja, 's ist doch eine gute Partie, die sie da macht. Die Gratiana soll in sehr bescheidenen Verhältnissen leben, man hört so allerlei, als ob sie Schulden hätten, cs soll da ein Graf um sie herumschwärmen und sie soll von sehr vornehmer Herkunft sein." —
Die Musik setzte ein und machte die weitere Unterhaltung unmöglich. Gespannt blickte alles nach dem Eingang, wo zwei Clowns erschienen und mit ihren Witzen und Spässen die Lachmuskeln kec Besucher in Bewegung setzten. Dann folgte Miß Bella mit ihren „großartigen Evolutionen zu Pferde," nach ihr kamen Luftturner, Akrobaten, dressierte Elefanten und tanzende Ponys.
Den Anfang der zweiten Abteilung machte Signora Gratiana, die, begleitet von einem wahren Sturm des Beifalls, mit gewohnter Ruhe und Sicherheit in die Manege ritt.
Gleichzeitig waren die Drei, die beiden Herren und dis Dame, von ihren Sitzen in die Höhe gefahren, und starrten nun die Schulreiterin, deren Pferd eben über die Barriere wegsetzte, wie eine überirdische Erscheinung an. Zitternd lehnte der Eine am Arm der Dame und flüsterte: „Beim allmächtigen Gott, —
— sie ist es! — — O arme Jsa, — wie bleich und schmal sie aussieht! —
— Still, still," unterbrach er sich, als er merkte, daß die Dame neben ihm eine heftige Bewegung machte, als wollte sie davon eilen. „Verhalte dich ganz ruhig, rühr dich nicht, damit Jsa uns nicht sieht, sie könnte erschrecken, und — weißt du noch, wie es damals ihrem Vater ging? O Gott, — sieh nur, wenn ihr nur nichts passiert!"
Der große Mann starrte, sich ängstlich duckend, unverwandt auf die kühne Reiterin hinab, während ihm zwei Tränen langsam über die Wangen rollten. Auch die Dame drückte ihr Taschentuch an die Augen, und der Gatte flüsterte ihr zärtlich zu: „Weine doch nicht, Susannchen, du regst dich auf, es wird ja nun alles gut werden!"
Die Angeredete schien kaum auf die Zärtlichkeiten zu achten. Sie blickte