vermischtes.
letzt. Einen guten Engel hatte das kleine Kind, das in der Stube lag und friedlich lächelte, als man es schwarz vor Rauch und Ruß aus der Unglücksstätte wegtrug.
Tettnang, 15. März. Am letzten Freitag morgen wurde dem Wagner Renz von Oberwolfertsweiler, wohnhaft in Degernsee, Gemeinde Langenau, nebst anderen Gegenständen ein auf 4300 Mark lautendes Sparkassenbuch der Oberamtssparkasse Tettnang gestohlen. Am gleichen Tage abends, ehe der Bestohlene den Diebstahl bemerkte und Anzeige erstattete, hat der Dieb, ein gutgekleideter jüngerer Mann, auf das Sparbuch bei der Kasse 1500 abgeholt und ist damit verduftet. Dem Täter glaubt man auf der Spur zu sein.
Eßlingen, 15. März. Ein schneidiges Mitglied besitzt das hiesige Stadttheater. Es sandte der „Schwäb. Rundschau", dem Eßlinger Amtsblatte, folgende Postkarte: „Werter Herr I Ich verbitte mir ein für allemal die gehässige Abkanzelei meiner Person in Ihren Kritiken. Sie haben keinen Schulbuben, sondern einen reifen Schauspieler vor sich. Ergehen Sie sich lieber in Randbemerkungen, wo diese angebracht sind. H.(ugo) R.(eyer-Lindau)." Da der Künstler auch an die „Eßl. Ztg." in ähnlichem Sinne schrieb, so haben sich die Redaktionen darüber geeinigt, daß der Künstler sich nicht mehr zu beklagen hat, denn er wurde von der Kritik seither nicht mehr erwähnt, in keiner Besprechung steht mehr ein Wort über ihn.
Heidenheim 17. März. Unser neuester „Grenzbote" enthält folgendes hübsche Inserat: Die in Nr. 59 ausgeschriebene Versteigerung von Frau Hüttenkassier Mergenthaler Witwe in Königsbronn findet bestimmt am 19. März statt. Der Kladderadatsch wird, wenn er das zu Gesicht bekommt, im Briefkasten seine Freude daran haben.
Berlin, den 8. März 1910.
Württemberg «ad der Fremdenverkehr.
Für das kommende Frühjahr ist in Berlin eine Ausstellung geplant, welche dem internationalen Reise- und Fremdenverkehr dienen und ihn im Spiegelbild wiedergeben soll. An der Spitze der Unternehmung, die „Wurf" hat und etwas Bedeutendes zu leisten vermag, steht Herzog Adolf Friedrich von Mecklenburg. Stellvertretende Ausstellungspräsidenten sind Geheimrat Emil Jacob und Baron v. Kuhlmann; Direktoren sind die HH. Schlieper und Willner. Auch für den, der nicht sehnsüchtig nach dem Fürstenhimmel blickt, hat des Mecklenburgers Name guten Klang. Die anderen Herren sind gereifte, im Schildbanne der Arbeit bewährte Männer.
Also die Ausstellung hat Wurf. Wird auch sicherlich über das Mittelmaß hinausgehenden Erfolg haben. Kein Wunder, daß die Landesausstellung (die Ausstellung soll den Eigenheiten der einzelnen Länder Rechnung tragende von Spezialkomitees betraute Kollektivausstellungen unter dem Namen Landesausstellung vereinigen!) von der ganzen zivi- >
Dann sah er nach der Uhr. „Oho, schon Sieben. , Da Hab' ich höchste Zeit." Er griff zu Hut und Stock, verabschiedete sich von Frau und Kindern, auch Nero bekam seinen Abschiedsgruß. Eine Minute danach verhallten die Schritte des eilig die Landstraße Dahinschreitenden. Die Familie war allein.
Hedwig ging mit den Kindern in den Garten. Da gab es alles Mögliche auf Gemüse- und Blumenbeeten zu ordnen und zu richten. Nero lagerte sich quer vor die Gartentür. Ein beruhigender Blick der Frau folgte seinen Bewegungen. Karl hat recht, dachte sie, wer mit dem Tier zu tun bekommt, ist nicht zu beneiden.
Hans und Karl, der Vierjährige, tummelten sich im Garten, bald die Mutter mit Fragen attakierend, auf die der Weiseste der Weisen die Antwort hätte schuldig bleiben müssen, teils in Nero dringend, sich einige landläufige Kunststücke zu eigen zu machen, in denen Pudel und Spitze zu brillieren pflegen. Lächelnd sah Hedwig den Dreien zu, während sie einen Augenblick in der Arbeit innehielt und die fleißigen Hände über dem Schoß kreuzte. Wäre ein Maler zur Stelle gewesen, so hätte das reizende Bild ihn wohl veranlaßt, zu Stift und Skizzenbuch zu greifen und diesen Ausschnitt aus dem großen Lebensbild, dem man etwa den Titel geben könnte „Das Glück im Waldhaus", zu verewigen.
Das Gefühl tiefer, innerer Zufriedenheit erfüllte das Herz der Frau, die sich vor Tausenden bevorzugt erachteten, weil ihr der große Wurf gelungen war, an der Seite eines wackeren, gleich ihr uner-
lisierten Welt mit großer Sorgfalt und Energie vorbereitet werden.
Wie ich höre, hat die Schweiz, Oesterreich-Ungarn, Holland wie auch Skandinavien bereits glänzende Beschickung vorbereitet. Alles was Reiselust und Reiseintereffe weckt, soll hier zur Ausstellung gelangen. Auch auf die Beteiligung der süd- und westeuropäischen Länder und des Orients ist in sicherer Weise zu rechnen.
Natürlich werden auch in der deutschen Abteilung umfassende Vorkehrungen getroffen. Kurorte, Bäder und die einschlägigen Industrien für Verkehrswesen, Reiseausrüstungen rc. beeilten sich, Plätze auf der Ausstellung zu suchen. In Bagern und in anderen Bundesstaaten ist man emsig bemüht, die Spezialausstellungen mit Gewissenhaftigkeit und Umsicht vorzubereiten.
Und da tuts mir weh, daß Schwabenland hier fehlt, etwas allzu sehr Fabius Cunctator spielt. Unsere eigene Heimat ist doch wahrhaftig seiner ganzen historischen, kommerziellen und verkehrstechnischen Vergangenheit nach wie kaum ein zweites Land berufen, bei dieser Ausstellung eine hervorragende Rolle zu spielen. Unser engeres Heimatland, dessen Brooklyner sangesfrohe Kinder, vereint im dortigen schwäbischen Sängerbund, sich jetzt eben rüsten, um mit dem „President Lincoln" am 1. Juni nach Europa abzufahren und der teueren alten Heimat einen herzlichen Besuch abzustatten und das Heilbronner Sängerfest mitzumachen, unser liebes engeres Heimatland hat wahrhaftig keinen Grund, nach Schwabenart sein Licht unter den Scheffel zu stellen.
Bayerns, der Schweiz bezwingende großartige Naturschönheiten, Oesterreichs unendlich abgestufte Reize von Land und Leuten in allen Ehren! Aber auch hier muß es heißen: „Der wackre Schwabe forcht sich nit."
Unter keinen Umständen dürfen wir gerade bei dieser Ausstellung in Berlin 1911 fehlen. Unser Schwarzwald, unsere Schwabenalb, unseres Bodensees glitzernde Fläche mit ihren Ufern, unsere Bäder, unsere einzigartige wuchtige Geschichte: sie alle müssen vertreten sein. Und wenn wir heute für unser Mergentheimer Karlsbad die Lanze kräftig nach Deutschritterart einsetzen, so dürfen wir nicht vergessen, daß auch wir, was an uns ist. tun müssen, um all denen „da draußen in der Welt" immer und immer wieder ins Gedächtnis zu hämmern, daß in Württemberg Marbach und Hohenstaufen, Weinsberg und Wildbad, Hohentwiel, Maulbronn und Ulm, Tübingen, Oberndorf und Biberach liegen. Wie anders soll der Fremde, dessen kulturgeschichtliche Kenntnisse nicht ganz lückenlos sind, auf das Land ob und unter der Steig, auf dessen Albrücken die Hohenzollernburg sich erhebt, hingewiesen werden, wenn solche Gelegenheit verabsäumt wird.
Aus der Mitte der hiesigen Schwabenkolonie ist mir der ehrenvolle Auftrag zuteil geworden, diesen Weckruf zu erlassen. Mit tausend Freuden tue ichs. Möge sein Echo Hallen von der Sulm bis zur Argen, von der Enz bis zur Iller! Fritz Maser.
müdlich schaffenden Mannes und täglich und stündlich beglückt durch die warmherzige Liebe der beiden törichten Kleinen ein Leben in stiller Zufriedenheit und wohltätiger Sorglosigkeit zu führen, das sie mit keiner Königin gelauscht hätte.
(Fortsetzung folgt.)
Die männliche „Kammerzofe". Eine eigenartige Ueberraschung erlebte die Fürstin Olga Z.... eine Dame der Hochfinanz und Hocharistokratie in Petersburg. Sie engagierte vor einem Jahre eine Kammerzofe, die ihr mit den besten Empfehlungen von ihrer Freundin, der Gräfin Sinaida Zemiroff, geschickt worden war. Annuta, die Kammerzofe, verrichtete ihre Dienste schweigend, geschickt, und niemals hatte die junge, anmutige Fürstin einen Grund zur Klage über Annuta. Sie war die geschickteste Friseurin, sie schneiderte mit fleißiger Hand, sie besserte die Sachen der jungen Fürstin kunstvoll aus, sie ging mit unhörbaren Schritten der Fürstin zur Hand. Zuweilen allerdings wollte es der jungen Gebieterin scheinen, als sei die Figur ihrer Kammerzofe etwas ungeschickt und manchmal erschien auch das Organ rauh und tief. Aber Annuta wußte diese „Heiserkeit", die die Stimme so wenig zart machte, durch leises Sprechen, ja durch Flüstern zu verbergen. Wie erstaunt war Fürstin Olga, als vor einigen Wochen die Polizei in ihr Haus drang und sie aufforderte, den Kleinbauer Michel Lopkin herauszugeben. Die Dienerschaft, sowie die Angehörigen der Fürstenfamilie beteuerten auf das
Ostfriesischer Edelwein. Auf einer Wanderung durch das ostfriesische Moor kehrte ein Leser der „Nordd. Allg. Ztg." in einer einfachen Bauernwirtschaft ein. Zwischen ihm und dem wackeren Wirte entspann sich darauf das folgende niedliche Gespräch: „wat kriecht man hier denn Io trinken?" „Oh Här, hier kont Se allns hebben, wat Se drinken wullt." „Hebbt Se denn auk Wien?" „Jau Här, Wien häwt wi auk." „Wat hebbt Se denn vör willen Wien?" „Witten Wien? Den häwt wi nich." „Hebbt Se denn rauden Wien?" „Räuden Wien? Häwt wi auk nich." „Wat hebt Se denn vör Wien?" „Gälen und figeletten (Gelben und Violetten)." „Sooo — dann geft Se mi man 'n Schnaps."
Die Trompeter von Jericho. In der letzten Religionsstunde — so erzählt man der „Täglichen Rundschau" — war die Erzählung von der Eroberung Jerichos Gegenstand der Erörterung gewesen. Die Geschichte war zur Wiederholung aufgegeben worden und wurde in der nächsten Stunde von einem Sextaner ausführlich berichtet. Die aufmerksam lauschenden Mitschüler sowohl wie der Lehrer schienen mit der Leistung zufrieden zu sein. Da meldete sich ein kleiner Geist, der sich über den merkwürdigen Hergang offenbar Gedanken gemacht hatte. Er fragte den Lehrer: „Wenn von dem starken Blasen der Posaunen die Mauern Jerichos einfielen, wie kam es da, daß das Haus der Rahab, das doch an der Mauer stand, stehen bleiben konnte?" Der Lehrer wurde doch verlegen, wie er diese Gewissensfrage beantworten sollte. Da kam ihm ein kleiner Knirps zu Hilfe, der sich ungestüm zur Sache meldete. „Na, Karlchen, Du wirst uns diese wichtige Frage wohl beantworten? Was meinst Du?" — „Da hat gewiß einer gestanden, der nicht so laut blasen konnte", erklärte der Pfiffikus, stolz auf seinen glücklichen Einfall.
Logogriph.
Es nennt mit „d" dir einen Baum,
Mit „i" ist's dünn, man sieht's oft kaum; Und wird ein „s" ihm eingestellt.
Dann wächst es draußen auf dem Feld.
Auflösung der Charade in Nr. 41 ds. Bl. Augenblick.
Literarisches.
Ei«e wichtige Neuerung für jede« Geschäftsmann vollzieht sich auf I. April d. Js., nämlich das Inkrafttreten der Novelle zur Zivilprozeßordnung, welche die Zuständigkeit der Amtsgerichte bis auf Streitgegenstände von 600 Mk. erhöht. Auch das Klageverfahren, so u. a. die Ladung zur mündlichen Verhandlung ist nicht unwesent- lich vereinfacht, so daß die Führung einfacher Prozesse künftig durch den Gläubiger selbst leicht möglich ist. Ein soeben im Verlag von A. L S. Weil in Tübingen erschienenes Büchlein unter dem Titel „Wie treibe ich meine Forderungen ein?" behandelt in ausgezeichneter Weise das neue Verfahren. Das Büchlein, ein vortrefflicher Ratgeber für jeden Geschäftsmann, ist zum Preise von 75 Pfg. auch von jeder Buchhandlung zu beziehen.
eifrigste, daß ein Mann, der diesen Namen führt, sich nicht in dem fürstlichen Schlosse befinde. Nur Annuta verhielt sich schweigend und ließ mit großer Verlegenheit ihre Hände untersuchen, und stellte sich mit wachsender Verlegenheit vor das Auge der Polizei. Bald aber half kein Leugnen mehr, Annuta mußte zugeben, daß sie ein Mann sei und auf den Namen Lopkin höre. Die „Kammerzofe", die seit einem Jahre zu größter Zufriedenheit der Fürstin Olga in dem Hause bedienstet gewesen, war ein Verbrecher, der mehrere Diebstähle, sogar einen Raubanfall auf dem Gewissen hatte. „Annuta" mußte den Dienst verlassen und sich unter dem Schutze der Polizei hinter schwedische Gardinen begeben. Die Aufregung und der Schrecken in dem Fürstenhause war natürlich groß.
Die Köpenicker sind vorsichtiger geworden. Das zweite Bataillon des Elisabeth-Regiments hatte kürzlich eine Nachtübung bei Köpenick. Damit den Mannschaften am frühen Morgen Kaffee gegeben werden kann, fuhr ein Hauptmann des Regiments nach Köpenick und bestellte bei einem dortigen Gastwirt für 400 Mann Kaffee. Das war dem Wirt verdächtig. Kaum hatte der Herr Hauptmann sein Lokal verlassen, so klingelte er bei dem Elisabeth- Regiment an und fragte, ob die Sache mit oem Kaffee, den der Hauptmann bestellt hatte, denn auch seine Richtigkeit habe. Diesmal entpuppte sich zur Freude des Köpenicker Restaurateurs der Offizier als ein echter Hauptmann.