Vermischtes»
„Stille Nacht, heilige Nacht." Wohl kaum ein Lied hat die Verbreitung gefunden, wie dieses herrliche Weihnachtslied. Joseph Mohr, Pfarrer von Oberndorf in Tyrol, hat es gedichtet, der Lehrer Franz Gruber komponierte es. Im Jahre 1818 trugen es beide ihrer Gemeinde am heiligen Abend vor. 16 Jahre später trat das Christkind die Reise durch die Welt an. Die Geschwister Ascher aus dem Jnntale waren 1834 in Leipzig und sangen am heiligen Abend in der katholischen Kirche zum Hochamt. Das Lied übte seine Wundermacht aus und verbreitete sich wie im Sturme in ganz Deutschland. Heute können wir uns kaum eine deutsche Weihnacht ohne die trauten Klänge denken.
Die Riesenkosten des Panama-Kanals: Aus New-Jork wird berichtet: Lebhaftes Aufsehen erregt die Ankündigung des Regierungs-Ingenieurs Colonel Gerthals, nach der die bisher für den Panama-Kanal ausgesetzten Kredite bei weitem nicht ausreichen. Nach den neuesten Berechnungen und dem veränderten Stand der Dinge werden in der nächsten Zeit weitere 500 Millionen für das Panamaprojekt gefordert werden müssen, so daß die Gesamtkosten auf rund 1500 Millionen, also nahezu das Doppelte der ursprünglich veranschlagten Summe anwachsen. Die neue Ueberschreitung des Voranschlages wird durch unvorhergesehene Schwierigkeiten und die steigenden Materialkosten und Arbeitslöhne begründet. Der ursprüngliche Entwurf enthält die Bedingung, daß alles Material amerikanischen Ursprungs sein muß, das bedeutet eine erhebliche Verteuerung, weil viele Materialien außerhalb der Vereinigten Staaten zu bedeutend billigeren Preisen beschafft werden könnten. Mit den Verhältnissen vertraute Fachleute sind der Ansicht, daß die bitteren Überraschungen, die den Amerikanern in finanzieller Beziehung beim Kanalbau nicht erspart geblieben find, auch mit dieser neuen Ueberschreitung des Voranschlages nicht erschöpft sein werden. Als Lesseps vor Jahren in Paris die Absicht aussprach, daß der Panamakanal bis zur Vollendung 2 Milliarden verschlingen würde, begegnete man diesem pessimistischen Urteil mit überlegenem Lächeln. Heute ist man sich im Stillen darüber einig, daß Lesseps mit seiner Vorhersage nur allzu Recht behalten hat. Die Amerikaner wählten seinerzeit entgegen dem Urteil der angesehensten Ingenieure der Welt das Schleusensystem und lehnten einen Niveaukanal als zu teuer ab. Die Kosten eines Niveaukanals waren auf 1060 Millionen berechnet; der „billigere" Schleusenkanal hat heute bereits 1500 Millionen verschlungen. Es mehren sich die Stimmen, die die Ansicht vertreten, daß die Umwandlung des Schleusensystems in einen Niveaukanal noch heute möglich sei und auch heute noch eine erhebliche Verbilligung der so schlecht vorausberechneten Kosten bedeuten würde.
Eine kleine Abänderung. In Karlsruhe in Baden fragte anläßlich der letzten Feier des Geburtstages des Großherzogs eine Leserin die ihr
„Kommt denn heute kein Weihnachtsbaum?" fragte der Kleine besorgt.
Käthe strich ihm zärtlich durch sein Goldgelock. „Ja, mein Engel, der kommt noch!"
„Ich war doch immer artig, nicht wahr, Mama?"
„Ja, mein Liebling, immer!"
„Und — und — warum kommt denn Papa nicht wieder? Hat er uns denn gar nicht mehr lieb?"
Käthe konnte dem Kleinen nicht mehr antworten, denn plötzlich stand im Rahmen der Tür ganz mit Paketen beladen — Breitenfeld und neben ihm Schütte, in jeder Hand einige Pakete tragend.
„Jetzt kommt der Weihnachtsbaum," sagte Breitenfeld strahlend.
Er ging noch einmal auf den Flur und kam bald wieder mit einem Tannenbaum herein. Er stellte ihn mitten auf den Tisch und trat dann zu Käthe, sie legte zögernd ihre Hand in oie seine.
„Bringen Sie keine Nachrichten von —"
„Von — Ihrem Manne?"
»Ja," sagte sie leise.
Er antwortete nicht, sondern ging noch einmal hinaus auf den Flur.
Käthe hörte ihn draußen mit jemand flüstern, ein unnennbares Gefühl erfüllte plötzlich ihr Herz und ehe sie sich noch Rechenschaft von ihren Empfindungen geben konnte, stand derjenige vor ihr, an den sie unausgesetzt gedacht, nach dem sie sich wochenlang gesehnt, um den sie gebangt . . . Mit einem Freudenschrei hing sie am Halse des geliebten Mannes.
anvertraute 8 jährige Kinderschar, ob sie auch ein Lied auf den Großherzog wüßten und singen könnten. Gemeint war die vorher eingeübte Hymne, „Heil unserm Großherzog." Flugs stand ein Mädchen aus* und fing an zu singen: „Großherzog wir loben dich."
Nicht zu verblüffen. Aus Anlaß der gegenwärtigen Wahlkampagne in England bringen die Daily News eine nette Anekdote, die von der erheblichen Schlagfertigkeit eines Parlamentskandidaten rühmliches Zeugnis ablegt. Ein Politiker, der eine Versammlung abhielt, war eben mit seiner wohlüberlegten Wahlrede fast zu Ende, als ihm aus der Menge ein Kohlkopf zugeworfen wurde. Schnell gefaßt und bereit, diesen Streich nicht unerwidert zu lassen, hob der Bewerber das Kohlhaupt auf und, es in der Hand haltend, so daß die Versammelten es sehen konnten, sagte er ruhig: „Einer unserer politischen Gegner scheint seinen Kopf verloren zu haben."
Ein verhängnisvoller Irrtum. Aus New- Uork wird berichtet: Durch eine unglückliche Verwechslung hat einer der bekanntesten Newyorker, der Theaterdirektor Charles Guthringer sein Leben verloren. Er kehrte spät abends nach Hause zurück. Guthringer war ein sehr enthaltsamer Mensch und der Gedanke, daß er vielleicht an diesem Abend unter Einwirkung von Alkohol gestanden habe, kommt nicht in Betracht. Eine seltsame Verkettung unglücklicher Zufälle bestimmte sein Schicksal. Die Bewohner des Hauses waren alle erregt und nervös, weil in den letzten Tagen in der Nachbarschaft zahlreiche Einbrüche verübt worden waren; viele der Mieter schliefen nur noch mit dem Revolver unter dem Kopfkissen und waren jederzeit gewärtig, in mitternächtiger Stunde plötzlich in ihrer Wohnung einem fremden Eindringling gegenübertreten zu müssen. Guthringer wohnte in der 5. Etage. Er irrte sich in der Zahl der Treppen und blieb im 4. Stock stehen in der Meinung, seine Wohnungstür vor sich zu haben. Unglücklicherweise paßte sein Schlüssel zu dem Schlosse der fremden Wohnung und Guthringer betrat das Zimmer eines gewissen Allen. Ein neben dem Bett liegender Hund begann zu bellen. Allen erwachte und rief: „Wer da? Antwort, oder ich schieße!" Guthringer war sehr schwerhörig, fast taub; er hörte den Ruf nicht und begann in aller Gemütsruhe ein Streichholz zu entzünden. In diesem Augenblick krachte auch schon der Schuß und durch das Herz getroffen stürzte der Direktor zu Boden. Als wenige Minuten später seine Frau, die ein Stockwerk höher seine Rückkehr erwartet hatte, herbeigeeilt war, fand sie nur den bereits leblosen Körper ihres Gatten. Allen wurde sofort verhaftet, obgleich ihn offenbar ein Verschulden kaum trifft. Die Polizei hat im Hause Nachforschungen angestellt, die ergaben, daß alle Wohnungsschlösser des ganzen Hauses genau das gleiche Schloß haben, so daß man mit demselben Schlüssel sämtliche Wohnungen des Hauses öffnen konnte.
Auf dem Gebiet der Erpresserbriefe hat em Schulmädchen in Reichenbach in Sachsen einen „Rekord aufgestellt". Es schrieb — seinem
eigenen Vater einen derartigen Brief, in dem es ihm drohte, er möge sich auf das Schlimmste gefaßt machen, wenn er nicht 10000 Mk. in einem der elterlichen Wohnung nahegelegenen Restaurant niederlegte. Der Vater gab den Brief der Polizei, die dann die eigene schulpflichtige Tochter als Schreiberin ermittelte. Das Mädchen hat auch anderen Leuten Erpresserbriefe geschrieben.
Eine Hundertdreißigjährige? Der „Rena- cimiento" in Manilla enthält folgende Notiz: In Sexmoan, Provinz Pampanga (Insel Luzon) starb am 13. November eine Frau namens Estanislava Magat im Alter von 130 Jahren. In ihrer Ehe brachte sie 14 Kinder zur Welt, von denen 6 noch leben. Sie hatte 93 Enkel, von denen 53 bereits gestorben sind. 162 Urenkel (von diesen sind 77 am Leben) und endlich 4 Urenkel, von denen 2 nicht mehr unter den Lebenden weilen. Die gesamte Nachkommenschaft dieser Frau beträgt 273 Personen.
Aus der Schule. In einer Dorfschule befragt der Lehrer seine Schutzbefohlenen nach dem Namen einiger Heiligen. Der kleine Jockele ist sonst recht sparsam und zurückhaltend im Fingerstrecken und spielt am liebsten den „Schweiger"; jetzt aber fährt er in die Höhe wie ein geölter Blitz und verkündet sein Wissen „Der „hl. Alosius", „Der hl. Johannes" und (hier geht ein verlegenes Grinsen über Jockeles Diplomatenzüge) und . . . „Der heilige Zeppelin!" — „Warum denn Zeppelin?" frägt der Schulmonarch launig. „Ja, mein Vatter hat es gsagt", entgegnete das Büble. „Wie wir in Ulm sind gwest. hat man grad den Zeppelin erwartet, derweil ist's Nacht worden und gregnet hat's auch. Da hat der Vater brummt und gsagt: Jetzt ischt es neune vorbei, — der Zeppäin ist ein rechter Mann, aber doch ein sonderbarer Heiliger, daß er immer bei schlechtem Wetter herumfahrt. Der wird nochmal recht krank!"
Ein höflicher Mann. Im „Stauf. Wochenblatt" finden wir folgende, doch wirklich sehr höfliche „Mahnung" des Gemeinderechners des Dörfchens Schlatt im Anzeigenteil abgedruckt:
Wieder ist die Zeit gekommen
Dürfl's glauben mir. 's tut mer leid,
Wo ich mahnen muß, doch bald zu kommen
Und zu bringen mir die Schuldigkeit.
Umlag, Auflag, Holzgeld und was noch hänget drum
sund dran,
Das muß berappt jetzt werden, 's geht länger nicht
smehr an.
Und freuen wird sich, daß mer Sind dann wieder glatt,
Der Schuldner wie der Waßmer Gemeinderechner, Schlatt.
Scherzfragen.
Welches Horn geht nicht zu blasen? Welches sind die längsten Straßen?
Auflösung des RLtselfrage in Nr. 202 ds. Bl. Fröhliche Feiertage.
Richtig gelöst von Gertrud Dietrich in Neuenbürg- Otto Schweizer in Herrenalb und Gustav Bischofs in Rotenbach a./E.
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Paul!" Mehr vermochte sie nicht zu sagen. Sie streichelte sein Haar, liebkoste seine Hände und endlich sank sie an ihm nieder in die Knie.
Paul aber schloß sie in seine Arme und zog sie zu sich empor. Wortlos hielten sich die glücklichen Menschen umschlungen. Sie schauten sich beseligt in die Augen, als sehen sie sich zum erstenmal, als hätten sie heute erst einander gefunden.
Nach geraumer Zeit klopfte es. Die beiden fuhren auf. Auf dem Flur standen Mutter Lehfeld, Breitenfeld und Schütte.
Paul war höchlich erstaunt. Im Glücksgefühl des Wiedersehens, im seligen Bewußtsein der Freiheit hatte keins der beiden Gatten bemerkt, daß Breitenfeld mit den andern hinausgegangen war.
„Wir dürfen wohl nun den Weihnachtsbaum putzen?" sagte Breitenfeld lächelnd.
Der kleine Willy war in der Sofaecke eingeschlafen; als jetzt Berger zu ihm trat und ihm die Stirn küßte, wachte er auf.
„Papi! Einziger, goldiger Papi!" jubelte er. „Da bist du ja! Da bist du ja! Nun kommt auch der Weihnachtsmann." Sein Auge traf den Tannenbaum. „Da ist er," jauchzte er.
Bald strahlte das Bäumchen im Lichterglanz. —
Als sie alle traulich um den kleinen Tisch saßen, ging es an's Erzählen. Käthe erschrak heftig, als sie von der Entdeckung des Mörders und von seinem Selbstmord hörte, Frau Lehfeld aber rief:
„Was, Kerske ist tot? — Na, dann sind Sie ja sein einziger Erbe."
Paul unterbrach sie heftig.
„Nicht rühr' an! Keinen Pfennig will ich sehen von dem Blutgeld. Nein, mit Hilfe dieses edlen Mannes —" er deutete aus Breitenseld — „habe ich nun Arbeit und rastlos will ich tätig sein, um —"
Von der nahen Kirche klangen die Glocken ernst und feierlich herüber.
„Die Fenster auf!" rief Paul. „Laßt uns die frohe Botschaft hören!"
»Ja." sagte Breitenfeld, „es ist heute für Sie eine frohe Botschaft. Der Engel des Friedens hielt seinen Einzug, der Engel des Lichts kam in dies kleine Stübchen, um die Mächte der Finsternis zu vertreiben. Ja, meine Freunde, durch die Nebel der Finsternis müssen wir dringen, um das Licht zu schauen."
(Verbessert.) Kellnerin: «... Sie haben mich eine Ruine genannt, Herr Spund — das verbitt' ich mir!" — Na, Sie werden doch noch einen Spaß vertragen können — altes Haus!"
(Ueberflüsstg.) „Könnt' Ihr auch lesen Hofbauer, was Euer Sohn, der Student, schreibt?" — „Na! Wir schicken ihm halt a' Geld, wenn er schreibt."
(Kindermund.) Mama: „Karlchen. wenn du nicht artig ist. darfst du nicht mit spazieren fahren, sondern bleibst zuhause und wirst in den Hühnerstall gesperrt zur Strafe!" — Karlchen (weinerlich): „Aber das sage ich dir gleich, Mama, Eier lege ich nicht!"
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